Abstract
Die rheumatoide Arthritis (RA) ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung unklarer Genese mit sehr variablem, meist in Schüben voranschreitendem Verlauf. Sie zerstört in erster Linie die Gelenke, kann aber auch die inneren Organe betreffen. Die Diagnose basiert neben typischen Blutveränderungen (Entzündungszeichen, Anti-CCP-Antikörper, Rheumafaktor) v.a. auf dem klinischen Erscheinungsbild mit symmetrischer Schwellung und Schmerzen der kleinen Gelenke von Händen und Füßen. Zudem zeigen sich im Krankheitsverlauf häufig radiologisch nachweisbare Veränderungen der betroffenen Gelenke. Eine frühzeitige medikamentöse Therapie mit einem Basistherapeutikum (z.B. MTX) ist entscheidend für einen günstigen Verlauf.
Du möchtest diesen Artikel lieber hören als lesen? Wir haben ihn für dich im Rahmen unserer AMBOSS Audio-Reihe vertont. Den Link findest du am Kapitelende in der Sektion “Tipps & Links".
Epidemiologie
Ätiologie
- Chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung unbekannter Genese: Vermutet wird eine Immunreaktion auf einen unbekannten Infekt bei genetischer Disposition
Klassifikation
ACR/EULAR-Klassifikationskriterien der rheumatoiden Arthritis von 2010
- Zielsetzung: Soll eine frühe Diagnosestellung und rechtzeitige Therapieeinleitung unterstützen
Klassifikation der rheumatoiden Arthritis (ACR/EULAR 2010) | |
---|---|
Kriterien | Punkte |
Geschwollene oder schmerzhafte Gelenke | |
≤1 (mittel)großes Gelenk | 0 |
2–10 (mittel)große Gelenke | 1 |
1–3 kleine Gelenke | 2 |
4–10 kleine Gelenke | 3 |
>10 Gelenke, davon ≥1 kleines Gelenk | 5 |
Serologie | |
RF + Anti-CCP-AK negativ | 0 |
RF oder Anti-CCP-AK↑ | 2 |
RF oder Anti-CCP-AK↑↑ (>3-fach über Norm) | 3 |
Entzündungsparameter im Blut | |
CRP + BSG normal | 0 |
CRP oder BSG↑ | 1 |
Symptomdauer | |
<6 Wochen | 0 |
≥6 Wochen | 1 |
Bewertung: |
Symptome/Klinik
Verlaufsformen [2]
- Schleichender Beginn (ca. 55—65%) mit Gelenkschmerzen, -schwellung und -steifigkeit; zunehmende Zahl betroffener Gelenke über Wochen und Monate
- Subakuter Beginn (ca. 15–20%) mit Gelenkschmerzen, -schwellung und -steifigkeit; zunehmende Zahl betroffener Gelenke über Wochen und Monate sowie systemische Symptome
- Akuter Beginn (ca. 10%) mit ausgeprägten Gelenk- und systemischen Symptomen, z.T. von Fieber begleitet
- Seltene Formen (ca. 10%)
- Episodischer Beginn: Wenige geschwollene und schmerzhafte Gelenke, Besserung innerhalb weniger Tage und erneute Symptome nach einer asymptomatischen Phase
- Arthritis robustus: Proliferative Synovialitis mit Gelenkzerstörung jedoch wenig schmerzhaft (Auftreten häufiger bei Männern)
- Rheumatoide Nodulosis : Gelenkschmerz, subkutane Knoten (Rheumaknoten) und subchondrale Zysten im Röntgen
- Schleichender Beginn: Schmerzen und Steifheit im Bereich des Beckengürtels und diffuser Schwellung der Hände/Unterarme; Alter >65 Jahre
Unspezifische Symptome
- Nächtliches Schwitzen
- Subfebrile Temperaturen
- Myalgien
- Abgeschlagenheit
Spezifische Symptome
- Gelenke und Sehnen
- Polyarthritis: Symmetrische Schwellung und Schmerzen mehrerer (>5), insb. kleiner Gelenke
- Am häufigsten betroffene Gelenke in abnehmender Reihenfolge: Fingergrundgelenk (MCP), Handgelenk, Fingermittelgelenk (PIP), Knie, Metatarsophalangealgelenk (MTP), Schultergelenk, Sprunggelenk, Gelenke der Halswirbelsäule, Hüftgelenk, Ellenbogengelenk, Kiefergelenk
- Schubförmiger Verlauf
- Schmerzhaftigkeit auch in Ruhe
- Tendovaginitis und Bursitis
- Karpaltunnelsyndrom
- Sulcus-ulnaris-Syndrom
- Baker-Zyste im Kniegelenk
- Siehe auch Komplikationen: Rheumahand
- Polyarthritis: Symmetrische Schwellung und Schmerzen mehrerer (>5), insb. kleiner Gelenke
- Morgensteifigkeit (>60 Minuten)
- Rheumaknoten (ca. 20% der Fälle): Indolenter, derber, subkutaner Knoten bestehend aus Makrophagen und Immunzellen
- Vorkommen
- Bereiche, die erhöhtem Druck ausgesetzt sind, bspw. Unterarmstreckseiten Nähe Ellenbogen, Fingergelenkstreckseiten
- Selten: Lunge , Skleren
- Vorkommen
Die Fingerendgelenke (DIPs) II-V und die BWS/LWS sind i.d.R. nicht betroffen!
- Organmanifestationen [3]
- Haut und Nägel: rötliche Halbmonde im Nagelbett, subunguale Blutungen, Palmarerythem
-
Lunge (ca. 50% der Patient:innen)
- Pleuritis als häufigste intrathorakale Manifestation: Oft asymptomatisch, symptomatisch bei hoher Krankheitsaktivität
- Interstitielle Lungenkrankheit (ILD; ca. 20% der Patient:innen)
- Lungenfibrose (ca. 5%)
- Selten: Pulmonale Hypertonie, Lungenknötchen, Bronchiolitis
- Herz (ca. 30% der Patient:innen): Peri- und Myokarditis, granulomatöse Myokarditis
- Augen: Keratoconjunctivitis sicca (sekundäres Sjögren-Syndrom bei ca. 30% der Patient:innen), Skleritis und Episkleritis, Hornhautulkus
- Gefäße (häufig Ausdruck einer Vaskulitis): Artherosklerose, Livedo racemosa, Raynaud-Syndrom, Purpura, Fingerkuppennekrosen, rheumatische Neuropathie u.a.
Patient:innen mit rheumatoider Arthritis haben ein signifikant erhöhtes Risiko an einem Schlaganfall oder Herzinfarkt zu versterben!
Diagnostik
ACR/EULAR-Klassifikationskriterien 2010
- Die Diagnose sollte klinisch gestellt werden. Die Klassifiaktionskriterien können unterstützend hinzugezogen werden, müssen aber für die Diagnose nicht erfüllt sein. Siehe: EULAR-Klassifikationskriterien der rheumatoiden Arthritis
Anamnese
- Morgensteifigkeit ≥60 min
- Schmerzhafte oder geschwollene Gelenke
- Positive Familienanamnese bei Verwandten 1. Grades
- Extraartikuläre Manifestationen : u.a. Luftnot (bei Lungenbeteiligung), Hautveränderungen (Rheumaknoten, vaskulitische Veränderungen), Mundtrockenheit/Trockene Augen (Sek. Sjögren Syndrom)
Risikoabschätzung
- Clinically suspect Arthralgia: Patientenkollektiv mit Arthralgien ohne Arthritiszeichen, aber erhöhtem Risiko, eine RA zu entwickeln. Ab drei positiven Antworten besteht der hohe Verdacht für die Entwicklung einer RA, ab vier positiven Antworten beträgt die Spezifität 90%. [4]
- Symptomdauer <1 Jahr
- MCP betroffen
- Morgensteifigkeit ≥60 min
- Beschwerdemaximum in den frühen Morgenstunden
- Positive Familienanamnese bei Verwandten 1. Grades
- Schwierigkeiten beim Faustschluss
- positiver Querdruckschmerz der Hände
Körperliche Untersuchung
- Systematische Beurteilung der Gelenke, insb. der MCP-, PIP-, MTP- und Handgelenke
- Tastbare, teigige Schwellung über dem Gelenkspalt
- Druckschmerz
- Ggf. Überwärmung
- Fehlstellungen oder Funktionsverlust der Gelenke
- Gaenslen-Zeichen
- Kompressionsschmerz der Hand (oder des Fußes) auf Höhe der Fingergrundgelenke (bzw. der Zehengrundgelenke) bei Querdruck
- Einsinken der Interossealräume am Handrücken durch Inaktivitätsatrophie der Musculi interossei
- Weiterführende körperliche Untersuchung je nach Organsystem bei V.a. extraartikuläre Manifestation
Schmerzhafter Händedruck = frühes Arthritiszeichen
Labordiagnostik [3][4]
- Unspezifische Laborwerte
-
Entzündungsparameter: CRP, BSG korrelieren mit der Entzündungsaktivität
- Ferritin (Akut-Phase-Protein) erhöht
- Evtl. Leukozytose, Thrombozytose
- Normo- oder mikrozytäre Entzündungsanämie, v.a. bei längerem Krankheitsverlauf
-
Entzündungsparameter: CRP, BSG korrelieren mit der Entzündungsaktivität
- Spezifische Laborwerte
- Rheumafaktoren (RF): Autoantikörper gegen das Fc-Fragment des IgG , in ca. 40% der Fälle zu Beginn, aber bei bis zu 80% im Verlauf nachweisbar
- Niedrige Spezifität: Bei ca. 5% der Gesunden nachweisbar; mit zunehmendem Alter gehäuftes Auftreten ; kann auch bei Kollagenosen, Lebererkrankungen, Infekten und Parasitosen vorliegen
- Anti-CCP-Antikörper (ACPA): IgG-AK gegen zyklisches citrulliniertes Peptid, in ca. 60% der Fälle nachweisbar
- Sehr hohe Spezifität (>90%)
- Häufig bereits im frühen Stadium erhöht
- Können auch schon Jahre vor klinischer Manifestation nachweisbar sein
- Antinukleäre Antikörper (ANA) in ca. 30% der Fälle unspezifisch erhöht
- Rheumafaktoren (RF): Autoantikörper gegen das Fc-Fragment des IgG , in ca. 40% der Fälle zu Beginn, aber bei bis zu 80% im Verlauf nachweisbar
Etwa 30% der RA-Patient:innen haben eine seronegative rheumatoide Arthritis (d.h. es sind keine RF oder ACPA nachweisbar).
Apparative Diagnostik
Arthrosonografie
- Erste Wahl bei Früharthritis oder zum Nachweis von Ergüssen
- Indikation: V.a. Gelenk- oder Bursaerguss; V.a. Synovialitis
- Typische Befunde
- Gelenke: Erguss, Exsudate, synoviale Proliferation, Hyperperfusion der Synovialis (im Power-Doppler), Usuren, Bursitis
- Sehnen und Sehnenansätze: Tendosynovitis, Tendovaginitis
- Knochen: Erosionen, Usuren
- Siehe auch Sonografie der Stütz- und Bewegungsorgane
Konventionelles Röntgen
-
Dorsopalmare Aufnahme beider Hände inkl. Handgelenke und beider Füße in 2 Ebenen
- Indikation: Standardverfahren zur Erstbeurteilung bei V.a. RA
- Typische Befunde
- Periartikuläre Weichteilschwellung
- Periartikuläre Osteoporose
- Gelenkspaltverschmälerung
- Marginale Erosionen
- Im Verlauf: Subchondrale Zysten, Gelenkdestruktionen mit Subluxationen und Ankylosen
- HWS in 2 Ebenen, inkl. Reklination/Inklination
- Indikation: V.a. HWS-Beteiligung
- Typische Befunde: Atlanto-axiale Beteiligung
Das Fehlen röntgenologischer Veränderungen schließt eine rheumatoide Arthritis nicht aus!
MRT mit Kontrastmittel
- Sensitiver als Röntgen für die Detektion inflammatorischer Veränderungen
- Indikationen
- Detektion von Frühveränderungen der RA
- Bei V.a. Veränderungen der Halswirbelsäule, Myelonkompression
- Typische Befunde
- Synoviale Hyperämie und Hyperplasie
- Subchondrale Zysten
- Gelenkergüsse
- Juxtaartikuläre Knochenmarksödeme
- Indikationen
Szintigrafie (99mTc-Phosphonat)
- Indikation: Nachweis von Gelenkentzündungen bei unklarer Diagnostik
- Typische Befunde
- Frühe Aufnahme (Weichteilszintigrafie): Arthritis
- Späte Aufnahme (Skelettszintigrafie): Beurteilung von Knochenprozessen, Arthrose
HR-CT Thorax
- Indikation: Verdacht auf interstitielle Lungenerkrankung als pulmonale Manifestation
Gelenkpunktion mit anschließender Synovialanalyse
- Indikation: V.a. septische Arthritis ; Ausschluss von Differentialdiagnosen wie Kristallarthropathien
- Pathologie
- Gelblich-trübes, steriles Punktat durch Leukozytose (5.000–50.000/μL) mit hohem Anteil von Granulozyten und Rhagozyten [5]
- Proteine ↑
- Viskosität ↓
- Evtl. Rheumafaktoren
Pathologie
- Ausgangspunkt sind zunächst unspezifische entzündliche Infiltrate der Synovialis, die im Verlauf autoimmunen Charakter annehmen mit Hinweisen auf T-Zell-Aktivierung
- Im weiteren Verlauf kommt es dann zu entzündlichem Gelenkerguss sowie zu Knorpel- und Knochendestruktion
- Typischer histologischer Befund von Rheumaknoten: Zentrale fibrinoide Nekrosen mit Histiozyten und Epitheloidzellen als Randsaum
Differenzialdiagnosen
- Psoriasis-Arthritis
- (Post‑)Infektiöse Arthritis: Eitrige Arthritis (vor allem durch Staphylococcus aureus), Parvovirus-B19-Arthritis, Borreliose, reaktive Arthritis, rheumatisches Fieber
- Kollagenosen, Vaskulitiden
- Arthrose
- Stoffwechselerkrankungen: Hämochromatose, Gicht
- Jaccoud-Arthropathie [6][7]
- Nicht-erosive Arthritis mit Gelenkfehlstellungen, die der rheumatoiden Arthritis stark ähneln : Bspw. Ulnardeviation, Knopfloch- und Schwanenhals-Deformationen und 90-90-Deformität des Daumens
- Epidemiologie: Sehr selten, Assoziation mit systemischen Erkrankungen (v.a. SLE und rheumatisches Fieber)
- Klinik: Schwellung und Schmerzen in betroffenen Gelenken (v.a. MCP- und Interphalangealgelenke), initial reversible Fehlstellung
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Therapie
Allgemeines
- Physikalische Therapie
- Im akuten Schub: Kälteanwendungen, bspw. Kryotherapie
- Bewegungstherapie, Lagerung von Extremitäten in Funktionsstellung
- Patientenschulung
- Informationen zu Krankheitsbild, Behandlung oder Krankheitsmanagement
- Ergonomische Schulung für den Alltag
Medikamentös [8][9]
- Therapieziel (Treat-to-Target-Konzept): Remission = Entzündungs- und Symptomfreiheit
- Kann eine Besserung nach 3 Monaten und eine Remission nach 6 Monaten mit der aktuellen Therapie nicht erreicht werden, sollte die Therapie eskaliert werden
- DAS28-Score (Rechner): Zur Bewertung der Krankheitsaktivität
Akut
- Glucocorticoide
- Systemisch
- Ggf. intraartikuläre Injektion
-
Symptomatisch ohne Prognoseverbesserung: NSAR und Coxibe
- CAVE: Die Kombination von Glucocorticoiden und NSAR geht mit einem hohen Ulkusrisiko einher! Daher wird eine zusätzliche Verordnung eines PPI empfohlen.
Langfristige Therapie mit Basistherapeutika: DMARD (Disease-modifying anti-rheumatic Drugs)
- Allgemein
- Konventionelle Therapeutika
- csDMARD (Conventional synthetic DMARD)
- Methotrexat (MTX)
- Mittel der Wahl bei mittelschwerer bis schwerer rheumatoider Arthritis
- Gut wirksam, relativ gut verträglich, günstiger Preis, Lebensverlängerung möglich
- Zeitversetzte Einnahme von Folsäure 24–48 h nach MTX-Applikation vermindert die Nebenwirkungsrate (Rescue-Therapie)
- Am Tag der MTX-Einnahme keine NSAR einnehmen, da diese die MTX-Ausscheidung hemmen und so die Nebenwirkungen von MTX verstärken
- Alternativ oder in Kombination zu MTX
- Leflunomid
- Sulfasalazin
- Hydroxychloroquin, Azathioprin, Cyclophosphamid, Ciclosporin A
- Kaum eingesetzt: D-Penicillamin, parenterales Gold (viele Nebenwirkungen)
- Methotrexat (MTX)
- csDMARD (Conventional synthetic DMARD)
- Weitere Therapeutika
- tsDMARD (Targeted synthetic DMARD)
- Biologicals/bDMARD (Biological DMARD) : Rekombinant hergestellte Arzneistoffe (z.B. monoklonale Antikörper)
- Hemmstoffe des Tumornekrosefaktors α (TNF-α-Inhibitoren): U.a. Adalimumab, Infliximab, Etanercept
- Nebenwirkungen: Schwere Infektionen inkl. einer Reaktivierung einer latenten Tuberkulose → Vor Beginn der Medikation latente Tuberkulose ausschließen
- Siehe: Kontraindikationen einer Anti-TNF-α-Therapie
- Weitere: CD20-Inhibitor Rituximab, IL-6-Inhibitor Tocilizumab, CD80/86-CD28-Interaktions-Inhibitor Abatacept sowie IL-1-Rezeptorantagonist Anakinra (v.a. bei Morbus Still)
- Hemmstoffe des Tumornekrosefaktors α (TNF-α-Inhibitoren): U.a. Adalimumab, Infliximab, Etanercept
Der frühe Behandlungsbeginn mit DMARD (Basistherapeutika) ist prognosebestimmend ("Hit hard and early")!
Interventionell
- Radiosynoviorthese
- Synovektomie
Komplikationen
- Unbehandelt und/oder bei schwerem Verlauf kommt es zur irreversiblen Destruktion der betroffenen Gelenke mit Versteifung und Fehlstellung
- Charakteristisch hierfür ist die "Rheumahand" mit
- Schwanenhalsdeformität: Überstreckung im Fingermittelgelenk und Beugestellung im Fingerendgelenk
- Knopflochdeformität: Beugestellung im Fingermittelgelenk und Überstreckung im Fingerendgelenk
- 90-90-Deformität des Daumens (Daumenbeugekontraktur): Streckdefizit im Daumengrundgelenk mit Überstreckung im Endgelenk
- Ulnarer Deviation der Finger
- Komplikationen der unteren Extremität
- Baker-Zyste durch Ergussbildung bei Entzündung des Gelenks
- Fußdeformitäten („Rheumafuß“): U.a. Pes planovalgus (Knickplattfuß), Hallux valgus, Hammerzehen oder Krallenzehen
- Weitere Komplikationen/besondere Verläufe
- Siehe auch unter „Klinik“ und „Verlaufsformen“
- Vaskulitis mit Nieren- und Hautbeteiligung
- Amyloidose vom Typ AA
- HWS: Atlantoaxiale Dislokation mit Gefahr des Querschnittsyndroms
"Die Hände sind die Visitenkarte des Rheumatikers!"
Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Sonderformen
Zervikalarthritis
Die rheumatoide Arthritis betrifft i.d.R. nicht die BWS oder LWS, kann in seltenen Fällen aber als Erstmanifestation die Halswirbelsäule befallen („Zervikalarthritis“). Leitsymptom ist dann ein frühmorgendlicher Nackenschmerz in Ruhe. Neben dem Befall der Intervertebral und Unkovertebralgelenke ist auch die Manifestation am atlantodentalen Gelenk mit atlanto-axialer Instabilität möglich. Dies kann zu einem Querschnittssyndrom führen.
Felty-Syndrom
- Definition: Das Felty-Syndrom ist eine schwere seropositive rheumatoide Arthritis, die mit Splenomegalie und Granulozytopenie einhergeht
- Zahlreiche weitere Symptome möglich
- Vaskulitis, die insb. durch Hautulzera der unteren Extremität symptomatisch wird
- Hepatomegalie
- Pleuritis, Perikarditis
- Infektionen aufgrund eines reduzierten Immunstatus
- Zahlreiche weitere Symptome möglich
- Diagnostik
- Labor
- Leukopenie mit selektiver Granulozytopenie
- Rheumafaktoren hoch-positiv
- Hohe Mengen zirkulierender Immunkomplexe
- Knochenmarkpunktion
- Indikation: Ausschluss systemischer hämatologischer Erkrankungen
- Befund: Oft hyperzelluläres Knochenmark mit unreifen Zellen
- Labor
- Therapie
- Basistherapeutika (DMARD): Methotrexat, Cyclophosphamid
- Aufgrund der Gefahr schwerwiegender Verläufe bei Infektionen muss ein großzügiger Einsatz von Antibiotika erfolgen
- Eine Splenektomie kann durch eine verringerte Leukozytenelimination den Verlauf günstig beeinflussen
- Ggf. Gabe von G-CSF (Granulocyte-Colony Stimulating Factor)
Adulter Morbus Still (adultes Still-Syndrom)
- Sehr selten und mit ähnlichen Symptomen wie der Morbus Still des Kindes
- Leitsymptome
- Intermittierende hohe Fieberschübe
-
Flüchtiges, kleinfleckiges, makulopapulöses Exanthem
- Befällt proximale Extremitäten und Rumpf
- Auftreten häufig nur während des abendlichen Fieberschubs
- Weitere Symptome: Symmetrische Polyarthritis, Splenomegalie, Polyserositis (Pleura und Perikard)
- Labor
- Rheumafaktoren, Antinukleäre Antikörper und Anti-CCP-Antikörper: alle negativ!
- Ferritin↑↑, BSG↑, CRP↑, Leukozytose
Weitere
Prognose
- Allgemeine Parameter, die mit einer schlechten Prognose assoziiert sind
- Später Therapiebeginn
- Beginn der Erkrankung nach dem 60. Lebensjahr
- Geschlecht: ♀
- Rauchen
- Soziale Faktoren (z.B. schlechte ökonomische Bedingungen, niedriges Bildungsniveau und weitere)
- Frühzeitiger Übergang in eine erosive Verlaufsform mit entsprechenden Veränderungen der Gelenke
- Zahlreiche betroffene Gelenke
- Laborparameter, die bei Erhöhung mit einer schlechten Prognose assoziiert sind
- CRP
- BSG
- Anti-CCP-AK
- RF-Titer
Studientelegramme zum Thema
- HOMe Studientelegramme Innere Medizin
- Studientelegramm 248-2023-2/3: Rheumatoide Arthritis: Aktualisierte Behandlungsempfehlungen
Interesse an wöchentlichen Updates zur aktuellen Studienlage im Bereich der Inneren Medizin? Abonniere jetzt das Studientelegramm (Beiträge zur Inneren Medizin in Kooperation mit HOMe sowie zur Überversorgung in der Inneren Medizin mit der DGIM). Zusätzlich haben wir auch das englische One-Minute-Telegram und den AMBOSS-Podcast im Angebot. Alle Links zur Anmeldung findest du am Seitenende unter "Tipps & Links".
Meditricks
In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.
Rheumatoide Arthritis
Rheumatoide Arthritis – Teil 1
Rheumatoide Arthritis – Teil 2
Rheumatoide Arthritis – Teil 3
Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).
Patienteninformationen
- Rheumatoide Arthritis von gesundheitsinformation.de
- Rheumatoide Arthritis von patienten-information.de
AMBOSS-Podcast zum Thema
Autoimmunerkrankungen - Grundlagen, Diagnostik & neue Therapien (August 2022)
Interesse an noch mehr Medizinwissen zum Hören? Abonniere jetzt den AMBOSS-Podcast über deinen Podcast-Anbieter oder den Link am Seitenende unter "Tipps & Links."
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023
- M05.-: Seropositive chronische Polyarthritis
- Exklusive: Chronische Polyarthritis der Wirbelsäule (M45.0‑), Juvenile chronische Polyarthritis (M08.‑), Rheumatisches Fieber (I00)
- M05.0-: Felty-Syndrom [0-9]
- Chronische Polyarthritis mit Lymphosplenomegalie und Leukopenie
- M05.1-†: Lungenmanifestation der seropositiven chronischen Polyarthritis (J99.0*) [0-9]
- M05.2-: Vaskulitis bei seropositiver chronischer Polyarthritis [0-9]
- M05.3-†: Seropositive chronische Polyarthritis mit Beteiligung sonstiger Organe und Organsysteme [0-9]
- Endokarditis (I39.-*), Karditis (I52.8*), Myokarditis (I41.8*), Myopathie (G73.7*), Perikarditis (I32.8*), Polyneuropathie (G63.6*) jeweils bei seropositiver chronischer Polyarthritis
- M05.8-: Sonstige seropositive chronische Polyarthritis [0-9]
- M05.9-: Seropositive chronische Polyarthritis, nicht näher bezeichnet [0-9]
- M06.-: Sonstige chronische Polyarthritis
- M06.0-: Seronegative chronische Polyarthritis [0-9]
- M06.1-: Adulte Form der Still-Krankheit [0-9]
- Exklusive: Still-Krankheit o.n.A. (M08.2‑)
- M06.2-: Bursitis bei chronischer Polyarthritis [0-9]
- M06.3-: Rheumaknoten [0-9]
- M06.4-: Entzündliche Polyarthropathie [0-9]
- Exklusive: Polyarthritis o.n.A. (M13.0)
- M06.8-: Sonstige näher bezeichnete chronische Polyarthritis [0-9]
- M06.9-: Chronische Polyarthritis, nicht näher bezeichnet [0-9]
- M13.-: Sonstige Arthritis
Lokalisation der Muskel-Skelett-Beteiligung
- 0 Mehrere Lokalisationen
- 1 Schulterregion
- 2 Oberarm
- 3 Unterarm
- 4 Hand
- 5 Beckenregion und Oberschenkel
- 6 Unterschenkel
- 7 Knöchel und Fuß
- 8 Sonstige
- 9 Nicht näher bezeichnete Lokalisation
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.