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Lymphknotenschwellung

Letzte Aktualisierung: 29.1.2025

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Die Lymphknoten sind die „Filterstationen“ des Lymphsystems und an der Aktivierung des Immunsystems beteiligt. Eine Lymphknotenschwellung findet sich daher in erster Linie im Rahmen von Entzündungen sowie bei malignen Erkrankungen. Benigne Ursachen sind zwar wesentlich häufiger, maligne Ursachen müssen jedoch aufgrund ihrer schwerwiegenden Konsequenzen immer mitbedacht werden. Hierbei spielt die klinische Untersuchung die wichtigste Rolle. Ist ein Lymphknoten akut schmerzhaft vergrößert und liegen Zeichen für eine lokale oder systemische Infektion vor, spricht dies eher für eine infektiöse/benigne Lymphknotenschwellung. Bei einer schmerzlosen, progredienten Lymphknotenschwellung ist ein malignes Geschehen zu bedenken. Weiterführende Diagnostik (z.B. Serologien, Bildgebung) ist bei Unklarheiten bzgl. der Diagnose und der therapeutischen Konsequenz indiziert. Lässt sich eine Malignität nicht sicher ausschließen, muss die Exstirpation und histologische Untersuchung des bzw. eines der betroffenen Lymphknoten erfolgen.

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Pathophysiologietoggle arrow icon

  • Physiologische Funktionen von Lymphknoten
  • Aufbau physiologischer Lymphknoten
    • Form und Größe: Nierenförmig, wenige Millimeter
    • Zonen
  • Lymphknotenstationen
    • Regionäre Lymphknoten: Erhalten und filtern die Lymphe direkt aus einem umschriebenen Gebiet
    • Sammellymphknoten: Erhalten bereits „gefilterte“ Lymphe aus den vorgeschalteten regionären Lymphknoten
  • Lymphgefäß-Hauptstämme
  • Pathophysiologie einer Lymphknotenvergrößerung
    • Proliferation und Ansammlung von Zellen des Immunsystems im Rahmen einer lokalen/systemischen Entzündungsreaktion
    • Maligne Proliferation von Zellen, die sich im entsprechenden Lymphknoten abgesiedelt haben
    • Speicherkrankheiten: Ablagerung von Stoffwechselprodukten

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Diagnostiktoggle arrow icon

Der Vorstellungsgrund „tastbare Schwellung“ (wie ein vergrößerter Lymphknoten) ist eine häufige klinische Situation, die mit großen Ängsten verbunden sein kann. Die überwiegende Anzahl von Lymphknotenvergrößerungen ist zwar benigner Natur, die Herausforderung besteht allerdings darin, übertriebene Ängste zu reduzieren und gleichzeitig die seltenen malignen Fälle zu erkennen!

Anamnese bei Lymphknotenschwellung

  • Dauer der Lymphknotenveränderung
  • Schmerzhaftigkeit
  • Begleitsymptome
  • Grunderkrankungen
  • Medikamenteneinnahme
  • Reise- und Impfanamnese
  • Sexual- und Drogenanamnese
  • Kontakt mit Tieren

Körperliche Untersuchung bei Lymphknotenschwellung

  • Allgemeine körperliche Untersuchung
    • Dabei sollte insb. auf lokale Entzündungsgeschehen und Vergrößerungen von Leber und Milz geachtet werden
  • Untersuchung aller peripheren Lymphknotenstationen
    • Inspektion
      • Sichtbare Vergrößerung?
      • Lokale Rötung?
      • Zeichen einer Lokalinfektion/Verletzung im Abflussgebiet?
      • Zeichen einer Lymphangitis?
    • Palpation
      • Vorsichtig mit den Fingerspitzen
      • Zur Abgrenzung von umliegenden Strukturen (z.B. Muskeln und Sehnen) sollte die Untersuchungsregion entspannt sein
      • Einschätzung von Größe, Dolenz, Konsistenz, Verschieblichkeit und ggf. Progress im zeitlichen Verlauf
      • Unterscheidung zwischen lokalisierter und generalisierter Lymphknotenschwellung
  • Vollständige HNO-ärztliche Untersuchung bei zervikaler Lymphadenopathie
    • Inspektion der Mundschleimhaut sowie des Rachens
    • Lupenlaryngoskopie zur Beurteilung von Hypopharynx und Larynx
    • Nasen-/Nasenrachenendoskopie
    • Ohrmikroskopie
    • Palpation des äußeren Halses

Jeder tastbare Lymphknoten gilt als vergrößert!

Charakteristika benigner und maligner Lymphknotenschwellungen
Charakteristika Aspekt bei wahrscheinlich benigner bzw. entzündlicher Ursache Aspekt bei wahrscheinlich maligner Ursache
Dolenz Dolent Häufig indolent
Konsistenz Weich Häufig derb
Verschieblichkeit Gut Häufig schlecht
Hinweise aufgrund der Lokalisation Zervikal , inguinal Zervikal , supraklavikulär, axillär
Auftreten und Progress Akutes Auftreten ohne langfristig progrediente Vergrößerung Langsame Entstehung mit progredienter Vergrößerung

Weiteres Vorgehen [1]

Nicht malignitätsverdächtige Lymphknotenschwellung

  • Akut aufgetretene, schmerzhafte (lokale oder systemische) Lymphknotenschwellung, die mit einer Verletzung/Infektion in Zusammenhang gebracht werden kann
  • Lokale Lymphknotenschwellung, die seit längerer Zeit besteht und nicht progredient ist
    • I.d.R. keine weitere Diagnostik erforderlich

Malignitätsverdächtige Lymphknotenschwellung

  • Indikation: Generalisierte oder lokale, schmerzlose Lymphknotenschwellung, die langsam progredient ist, oder bei jeglicher Form von unklarer Lymphknotenschwellung mit Malignitätsverdacht
  • Labordiagnostik: Blutbild mit Differenzialblutbild, Leber- und Nierenwerte, ggf. Tuberkulose-Abklärung, ggf. Blutausstrich, ggf. LDH und Harnsäure
  • Bildgebung
    • Sonografie
      • Abgrenzung von Lymphknotenschwellungen gegenüber anderen Pathologien wie Zysten o.ä.
      • Hinweise auf Genese der Lymphknotenschwellung
        • Entzündlich veränderter/physiologischer Lymphknoten: Meist homogen, glatt begrenzt, länglich , echoreiches Hiluszeichen vorhanden , radspeichenartiges Gefäßmuster , elastografisch weich
        • Maligne veränderter Lymphknoten: Oft inhomogen, kugelig , unscharf begrenzt, Hiluszeichen fehlend , echoarm, Kapselruptur mit Infiltration umliegender Strukturen , zentrale Nekrosen, heterogenes Vaskularisationsmuster, elastografisch hart
        • Maligne Lymphome: Kräftiger Hilus mit zahlreichen Gefäßen, intakte Kapsel, „perlschnurartige“ Ansammlung/Konglomerate vieler Lymphknoten nebeneinander
    • Röntgen-Thorax
      • Indikation: Bei unklarer, generalisierter Lymphknotenvergrößerung zur Beurteilung der mediastinalen Lymphknoten und bei V.a. eine Tuberkulose
      • Befund: Ein verbreitertes oberes Mediastinum, vergrößerte Hili, ein verbreiterter paratrachealer Streifen oder ein nach lateral konvexes aortopulmonales Fenster können auf eine Lymphknotenvergrößerung hinweisen
    • Ggf. CT/MRT mit Kontrastmittel zur weiteren Abklärung und ggf. Primariussuche
  • Primariussuche bei zervikaler Lymphadenopathie
  • Histopathologische bzw. zytologische Untersuchung [3]
    • Indikation: Malignität des Lymphknotens anhand der klinischen Untersuchung, Bildgebung und Labordiagnostik nicht sicher auszuschließen und kein Hinweis auf verdächtigen Primarius
    • Feinnadelaspiration: Zytologische Beurteilung zur Abschätzung, ob es sich eher um einen benignen oder malignen Prozess handelt
      • Ablauf
        • Ultraschallgesteuerte Punktion mit Nadel und 10-mL-Spritze
        • Mittels Punktionsnadel wird die Raumforderung angestochen und Zellen zur Untersuchung ruckartig aspiriert
        • Unter Aufrechterhaltung des Sogs fächerförmiges Vor- und Rückziehen der Nadel
        • Zurückgleiten des Spritzenkolbens und Herausziehen der Nadel
        • Lumen der Nadel enthält das verwertbare Zellmaterial
      • Nachteile
        • Häufig erschwerte Beurteilungsmöglichkeiten
        • Erfahrener Zytopathologe erforderlich
    • Grobnadel-Stanzbiopsie: Beurteilung von zusammenhängendem Gewebe
      • Ablauf
        • Kleine Hautinzision in örtlicher Betäubung
        • Ultraschallgesteuertes Einführen des Stanzbiopsiegeräts mit Stanznadel in die Raumforderung
        • Auslösen der Stanzbiopsie
        • Mehrere Stanzbiopsien empfohlen zur Verbesserung der Trefferwahrscheinlichkeit
      • Nachteile: Periprozedurale Verletzung umliegender Gefäße möglich
    • Exstirpation: Komplette Entnahme des Lymphknotens mitsamt der Kapsel
      • Indikation: Malignität des Lymphknoten anhand von klinischer Untersuchung, Bildgebung, Labordiagnostik sowie Feinnadelaspiration bzw. Stanzbiopsie nicht sicher auszuschließen
      • Vorteile
        • Beste Beurteilungsverhältnisse für den Pathologen
        • Ausreichend Material vorhanden zur kompletten immunhistochemischen Beurteilung
      • Nachteile
        • Operativer Eingriff, meist in Vollnarkose
        • Verletzung umliegender Strukturen
  • Ggf. weitere Untersuchungen: Bei unklarer Genese der Lymphknotenschwellung (z.B. bei uneindeutiger Histologie) oder V.a. Leukämie
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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Differenzialdiagnostische Grundüberlegungen

Zur Einordnung der Lymphknotenvergrößerung können folgende Aspekte hilfreich sein:

Differenzialdiagnosen der Lymphknotenschwellung [4][5][6]
Infektiöse Ursachen
Bakteriell
Viral
Pilzinfektionen
Parasitär
Nicht-infektiöse Ursachen
Maligne
Lymphoproliferativ
Immunologisch
Stoffwechselerkrankungen
Medikamenteninduziert

Differenzialdiagnosen nach Ausbreitung und Dolenz des Lymphknotenbefundes

Von einer generalisierten Lymphadenopathie spricht man, wenn ≥2 nicht benachbarte Lymphknotenstationen betroffen sind!

Differenzialdiagnosen von Lymphknotenschwellungen nach Ausbreitung und Dolenz des Lymphknotenbefundes
Dolent Nicht-dolent

Generalisiert

Lokalisiert

Differenzialdiagnosen nach Lokalisation der vergrößerten Lymphknoten

Differenzialdiagnosen von Lymphknotenschwellungen der Zervikalregion
Lymphknotengruppe Palpationsort Drainagegebiet Mögliche Verdachts-/Differenzialdiagnosen bei lokalisierter Lymphadenopathie
Retroaurikuläre LK Im Bereich des Proc. mastoideus Hinterkopf, Scheitel, Ohrmuschel Röteln
Präaurikuläre LK Vor dem Tragus Parotis, Nase, Augenlider Herpes zoster, Konjunktivitis, sonstige Lokalinfektionen im Einzugsgebiet
Submandibuläre LK Im Bereich des Kieferwinkels und zwischen Kinn und Kieferwinkel Zunge, Zahnfleisch, Wange, Lippen Tumoren der Mundhöhle, Tonsillitis
Submentale LK Unterhalb des Kinns Mundboden, Zunge, Unterlippe Tumoren der Mundhöhle, Lokalinfektion im Einzugsgebiet
Nuchale/okzipitale LK Im Bereich des Nackens und Hinterkopfes Hinterkopf, Nacken Lokalinfektionen der Kopfhaut, Röteln, Masern
Tiefe Hals-LK Ventral und dorsal des M. sternocleidomastoideus Drainage der Lymphe aller oberflächlichen Gruppen Lokalinfektion im gesamten Einzugsgebiet, Tumorerkrankungen im Kopf-/Hals-Bereich
LK des lateralen Halsdreieckes Im Dreieck zwischen M. sternocleidomastoideus, M. trapezius und Clavicula Nacken und seitlicher Hals Lokalinfektion im gesamten Einzugsgebiet
Supraklavikuläre LK Oberhalb der Clavicula Arme, Kopf-/Hals-Bereich, Brust und Brustwand Häufig Malignom-assoziiert: Bronchien, Ösophagus, GI-Trakt
Differenzialdiagnosen von Lymphknotenschwellungen der Axillarregion
Lymphknotengruppe Palpationsort Drainagegebiet Mögliche Verdachts-/Differenzialdiagnosen bei lokalisierter Lymphadenopathie
LK der zentralen Gruppe Axillabasis Zusammenfluss der Lymphe der Axilla Lokalinfektion im gesamten Einzugsgebiet, Mammakarzinom
LK der anterioren (pektoralen) Gruppe Vordere Axillarfalte Brust und Brustwand
LK der posterioren (subskapulären) Gruppe Hintere Axillarfalte Arm und hintere Brustwand Lokalinfektionen der oberen Extremität/Brustwand
LK der lateralen (brachialen) Gruppe Medialer proximaler Oberarm Großteil des Armes Lokalinfektion der oberen Extremität
LK der apikalen (subklavikulären) Gruppe Infraklavikulär Drainage aller o.g. axillären Lymphknotengruppen vor Einmündung in den Venenwinkel Lokalinfektion im gesamten Einzugsgebiet, Mammakarzinom
Differenzialdiagnosen von Lymphknotenschwellungen der Inguinalregion

Lymphknotengruppe

Palpationsort Drainagegebiet Mögliche Verdachts-/Differenzialdiagnosen bei lokalisierter Lymphadenopathie
LK der horizontalen Gruppe Unterhalb des Leistenbandes Bauchwand, Rücken, Teile des äußeren Genitale Lymphogranuloma venereum, Herpes genitalis, Ulcus molle, Syphilis
LK der vertikalen Gruppe Medialer Oberschenkel (Trigonum femorale), parallel zum Mündungsgebiet der V. saphena magna in die V. femoralis Untere Extremität Oberflächliche Lokalinfektionen der unteren Extremität

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Zervikale Lymphadenektomietoggle arrow icon

Allgemeines [7][8]

Operative Verfahren [7]

OP-Vorbereitung [9]

Singuläre Lymphknotenexstirpation [9]

Modifiziert radikale Neck Dissection [9][10][11]

  1. Hautinzision entlang des Vorderrandes des M. sternocleidomastoideus, bogenförmig auslaufend Richtung Jugulum
  2. Ggf. Entlastungsschnitt der Haut bogenförmig nach submandibulär auslaufend, insb. bei V.a. Lymphknotenmetastasen im Level I
  3. Durchtrennung des subkutanen Fettgewebes und Platysma zur Bildung eines Haut-Platysma-Lappens; dabei Schonung des N. auricularis magnus sowie der V. jugularis externa soweit möglich
  4. Inzision der oberflächlichen Halsfaszie am Vorderrand des M. sternocleidomastoideus und scharfe Präparation entlang der Muskelunterseite („unwrapping the fascia“)
  5. Level II–IV
  6. Level V
  7. Level I
  8. Subtile Blutstillung und Spülung der Wunde
  9. Einlage einer Redon-Saug-Drainage und Fixierung an der Haut
  10. Mehrschichtiger Wundverschluss mit Platysmanaht

Nachsorge [9]

Komplikationen und Risiken [8]

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

R59.-: Lymphknotenvergrößerung

  • Inklusive: Drüsenschwellung
  • Exklusive:
  • R59.0: Lymphknotenvergrößerung, umschrieben
  • R59.1: Lymphknotenvergrößerung, generalisiert
    • Lymphadenopathie o.n.A.
  • R59.9: Lymphknotenvergrößerung, nicht näher bezeichnet

L04.-: Akute Lymphadenitis

I88.-: Unspezifische Lymphadenitis

B23.-: Sonstige Krankheitszustände infolge HIV-Krankheit [Humane Immundefizienz-Viruskrankheit]

  • B23.8: Sonstige näher bezeichnete Krankheitszustände infolge HIV-Krankheit
    • (Persistierende) generalisierte Lymphadenopathie

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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