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Nase und Nasennebenhöhlen

Letzte Aktualisierung: 30.3.2022

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Mit jedem Atemzug durchströmt Luft zuerst die Nase und passiert anschließend die Atemwege bis hin zu den Lungenbläschen (Alveolen), wo der Gasaustausch stattfindet. Die Nase besteht aus einem äußeren Anteil, der sich in der Mitte des Gesichts befindet, und einem Anteil im Schädelinnern. Während sich die äußere Nase aus einer mittig liegenden Nasenscheidewand (Septum) und zwei Nasenflügeln zusammensetzt, besteht der im Schädel befindliche Anteil aus der Fortsetzung des Septums, knöchernen Wänden nach rechts und links, oben und unten sowie den von diesen Strukturen begrenzten Hohlräumen (Nasenhöhle im engeren Sinne). Von den seitlichen Wänden aus wölben sich knöcherne Strukturen, die Nasenmuscheln, in die Nasenhöhle vor, von denen jede wiederum einen Nasengang begrenzt. Mit der hinteren Öffnung geht die Nasenhöhle in den oberen Teil des Rachens (Nasopharynx) über. An dieses System angeschlossen sind zudem die vier paarigen sog. Nasennebenhöhlen, welche als Resonanzräume dienen.

Als erste anatomische Region, an der die Einatemluft vorbeizieht, hat die Nase eine wichtige Rolle inne. Sie ist wie ein Wächter: Während der Einatmung kontrolliert der Geruchssinn die einströmende Luft auf ihre Qualität, während die Schleimhäute die Luft schon einmal "vorbereiten", indem sie sie erwärmen, anfeuchten und reinigen.

Makroskopische Anatomie

Steckbrief

Aufbau

Den Eingang in die paarigen Nasenhöhlen bildet die äußere Nase mit den Nasenlöchern. Vor der eigentlichen Nasenhöhle (= Cavitas nasi) liegt der Nasenvorhof (= Vestibulum nasi). Getrennt werden die Nasenhöhlen von der sog. Nasenscheidewand (= Septum nasi). An der lateralen Nasenwand befinden sich drei Nasenmuscheln (= Conchae nasales), unter denen jeweils ein Nasengang verläuft (= Meatus nasi). Die hinteren Öffnungen der Nasenhöhlen (= Choanae) führen zum Nasopharynx. Außerdem steht die Nasenhöhle in Verbindung mit den Nasennebenhöhlen (= Sinus paranasales). Das Nasenskelett setzt sich von kranial nach kaudal-distal aus drei verschiedenen Geweben zusammen: Knochen, Bindegewebe und Knorpel.

Knöcherne Strukturen

Bestandteil Beteiligte Strukturen
Laterale Nasenwand
Nasenseptum
Nasendach
Nasenboden

Knorpelstrukturen

Nasenmuscheln

Die Nasenmuscheln sind knöcherne, gewundene Ausziehungen der lateralen Nasenwand mit Schleimhaut-Überzug. Sie sind etwas gegeneinander versetzt.

Nasengänge

Die Nasengänge liegen jeweils unterhalb der zugehörigen Nasenmuschel.

Zugänge zur Nasenhöhle

Topografie

Ausbreitung von Infektionen
Durch die vielen physiologischen Verbindungen des Gesichtsbereichs zu anderen Strukturen des Schädels können von Infektionsherden im Gesichtsbereich Keime in präformierte Schädelhöhlen, Blutgefäße oder das ZNS verschleppt werden und bspw. Thrombosen oder Hirnabszesse auslösen. Eine solche Verbindung besteht u.a. zwischen dem Plexus pterygoideus und den Hirnhäuten (Meningen) über die Vv. meningeae mediae. Gerade im mittleren Gesichtsbereich befinden sich einige Anastomosen (Verbindungen) zwischen oberflächlichen Gesichtsvenen und dem venösen System des Schädelinnern, weswegen beim Vorliegen von Abszessen keine mechanische Manipulation vorgenommen werden sollte.

Gefäßversorgung und Innervation

Gefäßversorgung der Nase
Arteriell
Venös
Innervation der Nase
Sensibel
Sympathisch
Parasympathisch
Sensorisch
Lymphabfluss der Nase
Lymphstationen

Die Venen bilden im Bereich der Nasenscheidewand gemeinsam den Plexus cavernosus concharum!

Makroskopische Anatomie

Die vier paarigen Nasennebenhöhlen (= Sinus paranasales) liegen jeweils in verschiedenen Schädelknochen, sind jedoch alle direkt mit der Nasenhöhle verbunden. So können sich bspw. Infektionen recht schnell zwischen den einzelnen Räumen ausbreiten.

Topografie

Lage Nachbarstrukturen Mündung Besonderheiten
Sinus frontalis (= Stirnhöhle)
  • Vom Sinus frontalis der Gegenseite getrennt durch das Septum interfrontale
Sinus maxillaris (= Kieferhöhle)
Sinus sphenoidalis (= Keilbeinhöhle)
  • Vom Sinus sphenoidalis der Gegenseite häufig nur unvollständig getrennt durch ein Septum

Sinus ethmoidalis
(= Cellulae ethmoidales)
(= Siebbeinzellen)

  • Viele kleine dünnwandige Höhlen
  • Unvollständig voneinander getrennt
  • Angeordnet in einer ventralen, einer medialen und einer dorsalen Gruppe
  • Größte Siebbeinzelle: Bulla ethmoidalis

Schädelfraktur
Im Rahmen von Schädelfrakturen gehen insb. dünne Knochenwände leicht kaputt. Die Nasennebenhöhlen sind häufig bei Schädeltraumata betroffen, da viele ihrer knöchernen Begrenzungen recht dünn sind. Je nach Art der Krafteinwirkung kann dabei z.B. das Septum zwischen linkem und rechtem Sinus frontalis brechen, oder auch der Orbitaboden, welcher sich zwischen Orbita und Sinus maxillaris befindet. In letzterem Fall spricht man von einer „Blow-out-Fraktur“.

Gefäßversorgung und Innervation

Gefäßversorgung
Arteriell
Venös
Innervation
Sensibel
Lymphabfluss
Lymphstationen

Sinusitis
Als Sinusitis bezeichnet man eine Entzündung der Nasennebenhöhlen. Ursprung der Erkrankung ist meist eine Entzündung der Siebbeinzellen (Cellulae ethmoidales), die dann anschwellen und so den Sekretfluss aus Stirn- und Kieferhöhle in den ostiomeatalen Komplex blockieren. Der Sekretstau hat zur Folge, dass auch in den anderen Nasennebenhöhlen Keime verbleiben und dort zu einer Entzündung führen. Bei chronisch betroffenen Patienten versucht man, diese anatomische Enge auszuräumen, um so den ungestörten Abfluss von Sekret zu ermöglichen.

Gemäß ihrer Epithelausstattung und Funktionalität wird die Nasenhöhle eingeteilt in eine Regio respiratoria (= respiratorische Nasenschleimhaut), die hauptsächlich in der unteren und mittleren Nasenmuschel lokalisiert ist, und eine Regio olfactoria (= Riechschleimhaut), an der v.a. die obere Nasenmuschel, das Nasendach und das obere Nasenseptum beteiligt sind. Zudem lässt sich eine kleinere Regio cutanea abgrenzen, die sich im Bereich des Nasenvorhofs befindet und in die äußere Haut übergeht.

Regio cutanea

Der Nasenvorhof ist von einer Epidermis ausgekleidet und histologisch somit ähnlich aufgebaut wie der äußere Nasenflügel. Aus diesem Grund wird diese Region auch als Regio cutanea (= Hautregion) bezeichnet.

Epistaxis
Epistaxis (von griech. epistaxo = "tropfen") ist der Fachausdruck für Nasenbluten. Ein häufiger Ausgangspunkt sind die in der Nasenscheidewand verlaufenden Gefäße des Venengeflechtes "Locus Kiesselbachi". Während bei vorderen Blutungen das Blut aus der Nase kommt, kann es bei hinteren Blutungen auch in den Rachen laufen. Meist sistiert die Blutung spontan; dabei sind Oberkörperhochlagerung, ein kalter Umschlag im Nacken und das Zusammendrücken der Nasenflügel hilfreiche Erstmaßnahmen.

Der Locus Kiesselbachi wird aus den Stromgebieten von A. carotis interna UND A. carotis externa gespeist! Nasenbluten kann daher potenziell an unterschiedlichen Stellen des arteriellen Systems unterbunden werden!

Regio respiratoria

Die Regio respiratoria umfasst den größten Teil der Nasenhöhle: Sie hat Anteile an Septum, Seitenwänden und Nasenmuscheln.

Rhinitis
Bei einem Schnupfen (medizinischer Fachbegriff: Rhinitis, also Nasenentzündung) wird vermehrt Schleim vom Schleimhautepithel der Nase abgegeben. Da außerdem die aufgrund der Entzündung weitgestellten Blutgefäße eine erhebliche Schleimhautschwellung verursachen können, ist die Nasenatmung behindert und die Nase fühlt sich "verstopft" an. Die häufig bei Rhinitis verschriebenen Nasentropfen wirken durch ihre Eigenschaft als Agonisten an α1-Rezeptoren des Sympathikus vasokonstriktorisch (= gefäßzusammenziehend) und führen so zu einem Abschwellen der Schleimhaut und erleichterter Nasenatmung. Diese Präparate werden aufgrund ihres als angenehm befreiend empfundenen Effektes von vielen Patienten auch weit über die Zeit der Rhinitis hinaus verwendet. Davon ist jedoch dringend abzuraten, da zum einen die Schleimhaut geschädigt werden kann und zum anderen leicht ein Gewöhnungseffekt eintritt. In der Folge kann dies bei späterem Absetzen des Medikamentes zu einer reaktiv verstärkten Anschwellung der Schleimhaut führen.

Regio olfactoria (= Riechschleimhaut)

Die Regio olfactoria ist für die Geruchswahrnehmung zuständig. Sie bedeckt die obere Nasenmuschel, die Nasenkuppel sowie den oberen Teil der Nasenscheidewand.

Schleimhaut der Nasennebenhöhlen

Die Nasennebenhöhlen sind Teil der Regio respiratoria und besitzen somit ebenfalls respiratorisches Flimmerepithel. Lediglich die Zellhöhe und die Dichte an Becherzellen ist in der Regio respiratoria der Nasennebenhöhlen geringer als in der Nasenhöhle.

Während ihrer Passage durch die Nasenhöhle wird die Einatemluft nicht nur erwärmt und angefeuchtet, sondern zudem vor ihrer Aufnahme in die Lunge von gröberen Partikeln, Schadstoffen sowie Bakterien befreit und über den Geruchssinn auf ihre Qualität hin kontrolliert, um den Organismus vor schädlichen Einflüssen zu schützen.

  • Funktion der Nasenhöhle: Zurückhalten gröberer Partikel durch Vibrissae (= borstenartige Haare)
  • Funktionen von Schleimhaut, Immunzellen und Gefäßplexus
    • Befeuchtung der Einatemluft
    • Erwärmung der Einatemluft
    • Bindung von Schadstoffen und Bakterien
  • Funktionen der Riechschleimhaut
    • Riechen
    • Chemische Kontrolle der Atemluft
    • Wahrnehmung von Duftstoffen
  • Funktionen der Nasenhöhlen und Nasennebenhöhlen
    • Sprachbildung
      • Bildung der Nasallaute (z.B. "m" und "n") beim Sprechen
      • Resonanzräume beim Sprechen und Singen
      • Verringerung des Schädel-Gesamtgewichts

Entwicklung der Nase

  • Zeitpunkt: Ab der 4. Entwicklungswoche
  • Ausgangspunkt
    • Gesichtswülste
    • Pro Gesichtshälfte eine Riechplakode
  • Entwicklung
    • Riechplakode senkt sich in der 5. Woche zur Riechgrube ein
    • Nach und nach Schließung der Wülste, wobei die Riechgrube miteingeschlossen wird

Entwicklung der Nasennebenhöhlen

Äußere Nase und Nasenhöhle (= Cavitas nasi)

Welche Strukturen sind am Aufbau der lateralen Nasenwand beteiligt?

Welche Strukturen münden jeweils in die drei Nasengänge?

Wie wird die Nasenhöhle arteriell versorgt?

Nasennebenhöhlen (= Sinus paranasales)

Welche Nasennebenhöhle befindet sich direkt unterhalb der Orbita?

Wie werden die Schleimhäute der Nasennebenhöhlen sensibel innerviert?

Mikroskopische Anatomie

Was gehört zur sog. Regio respiratoria und welcher Epitheltyp kommt hier vor?

Eine Sammlung von allgemeineren und offeneren Fragen zu den verschiedenen prüfungsrelevanten Themen findest du im Kapitel Beispielfragen aus dem mündlichen Physikum.

In Kooperation mit Effigos bieten wir dir die Möglichkeit, Anatomie auch in 3D zu erfahren. Die Inhalte sind vielfach auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend. Neben Komplettmodellen bieten wir dir auch sprach- oder textgeführte Exkurse zu einzelnen Themen. In allen Versionen hast du die Möglichkeit, mit den Modellen individuell zu interagieren, z.B. durch Schneiden, Zoomen oder Aus- bzw. Einblenden bestimmter Strukturen. Eine Übersicht über alle Inhalte findest du in dem Kapitel Anatomische 3D-Modelle. Die unterschiedlichen Pakete zu den 3D-Modellen findest du im Shop.

3D-Modell

Exkurs

  1. Welsch: Lehrbuch Histologie. 2. Auflage Urban & Fischer 2005, ISBN: 978-3-437-44430-2 .
  2. Lüllmann-Rauch: Histologie. 2. Auflage Thieme 2006, ISBN: 3-131-29242-3 .
  3. Benninghoff, Drenckhahn: Taschenbuch Anatomie. 1. Auflage Urban & Fischer 2007, ISBN: 978-3-437-41194-6 .
  4. Aumüller et al.: Duale Reihe Anatomie. 1. Auflage Thieme 2006, ISBN: 978-3-131-36041-0 .