- Klinik
Lithium
Abstract
Lithium ist ein elementares Metall und wird als Lithiumsalz in der Therapie psychischer Störungen eingesetzt. Die Entdeckung der antimanischen Wirkung von Lithium wurde in den 1960er-Jahren eher zufällig im Tierversuch gemacht. Seitdem ist es Mittel der ersten Wahl in der Akuttherapie und Phasenprophylaxe von bipolaren affektiven Störungen. Die Wirkungsweise der Lithiumsalze ist dabei auch nach Jahrzehnten erfolgreicher Therapie nicht ausreichend geklärt. Neben der antimanischen Wirkung konnte in Studien eine Reduktion suizidaler Handlungen bei depressiven Patienten gezeigt werden, weswegen Lithium auch bei therapierefraktären schweren Depressionen indiziert sein kann.
Größtes Problem einer Lithiumtherapie sind die zahlreichen Nebenwirkungen (wie z.B. feinschlägiger Tremor, nephrogener Diabetes insipidus mit Polyurie und Polydipsie, Gewichtszunahme) und die geringe therapeutische Breite (Gefahr der Lithiumintoxikation). Alarmzeichen der lebensbedrohlichen Lithiumintoxikation sind Übelkeit, Erbrechen und zentralnervöse Symptome wie psychomotorische Unruhe, Schwindel und Dysarthrie. Aus diesen Gründen ist die regelmäßige Kontrolle der Lithiumkonzentrationen im Blut unabdingbar (langfristiger Zielbereich: 0,5–0,8 mmol/l).
Nebenwirkung
- ZNS und peripheres Nervensystem
- Häufig feinschlägiger Tremor → Gabe von Propranolol
- Hyperreflexie
- Epileptogenes Potential↑ (bei vorbestehender Schädigung)
- Gewichtszunahme
- Gastrointestinaltrakt
- Übelkeit/Erbrechen
- Diarrhö
- Abdominelle Schmerzen
- Schilddrüse
- Niere
- Lithium-Nephropathie: Nephrogener Diabetes insipidus (Lithium setzt die ADH-Sensitivität der Sammelrohre herab) → Polyurie und Polydipsie
- Chronisches Nierenversagen
- Herz: Veränderungen im EKG (Arrhythmien, Bradykardie )
- Haut
Lithium hat nur eine geringe therapeutische Breite!
Lithiumintoxikation
- Lithiumspiegel: Ab einem Lithiumspiegel von >1,5–2,0 mmol/L ist eine Intoxikation sehr wahrscheinlich
- Ursachen
- Überdosierung bei zu häufiger Einnahme
-
Natriummangel-Zustände, z.B. durch
- Natriumarme Diät oder vermehrtes Schwitzen (z.B. bei großer Hitze, Sonnenbaden, Sauna), Durchfall
- Diuretikatherapie (z.B. mit Schleifendiuretika oder Thiaziden)
- Nierenfunktionsstörungen
- Initialsymptome
- Faszikulationen sind als ernste Warnsignale zu betrachten
- Gastrointestinal/vegetativ: Nausea, Erbrechen, Durchfall, Inappetenz, Schwindel
- Neurologisch: Verwaschene Sprache, Ataxie, Nystagmus (insb. Downbeat-Nystagmus mit schneller Augenbewegung nach unten), Dysdiadochokinese, Tremor, Somnolenz
- Psychiatrisch: Apathie, psychomotorische Verlangsamung
- Schwerer Verlauf
- Zusätzliche neurologische Symptome: Rigor, Hyperreflexie, generalisierte Krampfanfälle, Herzrhythmusstörungen
- Oligurie mit Niereninsuffizienz
- Therapie [1] [2]
- Beschleunigung der Elimination
- Magenspülung
- Hämodialyse
- Ausgleich von Dehydratation und Hyponatriämie
- Keine Diuretikagabe!
- Supportive Maßnahmen
- Sicherung der Vitalfunktionen inkl. Atmung
- Therapie von Komplikationen wie bspw. Krampfanfälle und Herzrhythmusstörungen
- Beschleunigung der Elimination
Es werden die wichtigsten Nebenwirkungen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Indikation
- Mittel der ersten Wahl zur Phasenprophylaxe bei bipolaren affektiven Störungen
- Akute manische Episode
- Phasenprophylaxe schizoaffektiver Störungen
- Zusätzliche Gabe (Augmentation) bei therapieresistenten Depressionen sowie zur Rezidivprophylaxe zur Reduzierung suizidaler Handlungen (Suizidversuche und Suizide)
Kontraindikation
- Absolute Kontraindikationen
- Fortgeschrittene Niereninsuffizienz
- Schwere Herz- oder Kreislauferkrankung
- Relative Kontraindikationen
- Kochsalzarme Diät
- Diuretikatherapie
- Gastrointestinale Erkrankungen
- Hypothyreose
- Morbus Addison
Wenn bei einer bipolaren Störung eine Phasenprophylaxe notwendig ist, aber Kontraindikationen bzw. Unverträglichkeiten gegenüber Lithium vorliegen, ist eine Umstellung auf Antikonvulsiva (wie z.B. Lamotrigin) indiziert!
Es werden die wichtigsten Kontraindikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Interaktion
Lithium konkurriert mit Natrium um alle vorhandenen Proteinbindungsstellen und Ionenkanäle. Deshalb besteht eine verminderte Wirkung in Kombination mit natriumreicher Kost. Eine verstärkte Wirkung ist bei Natriumverlusten und einer Verringerung der Lithiumausscheidung zu erwarten.
- Beispiele für Natriumverluste
- Fieber und Dehydratation
- Erbrechen und Durchfall
- Diuretika
- Beispiele für eine Verringerung der Lithiumausscheidung
- NSAR-Therapie (außer ASS 100 mg!)
- ACE-Hemmer
- Niereninsuffizienz
Dosierungsempfehlungen
Spiegelbestimmung
Ein gleichmäßiger Spiegel ist in der Regel nach 5–7 Tagen erreicht. Mit einer Wirkung kann in der Regel nach frühestens 7–14 Tagen gerechnet werden.
- Zielbereich: Langzeitprophylaxe: 0,5–0,8 mmol/l, akute Behandlung 1,0–1,2 mmol/l
- Durchführung
- Spiegelbestimmung: Alle 6–8 Wochen (bei Therapiebeginn: wöchentlich)
- Halbwertszeit: 12–24 Stunden → Blutentnahme sollte zur besseren Vergleichbarkeit der Ergebnisse kurz vor der Tabletteneinnahme erfolgen bzw. 12 Stunden danach (bei 2× täglicher Gabe)
- Dosierungsempfehlung: Einnahme von Lithium 2–3× täglich
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