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Sympathomimetika

Letzte Aktualisierung: 15.5.2023

Abstracttoggle arrow icon

Sympathomimetika sind Substanzen, die ähnlich wie Adrenalin oder Noradrenalin zu einer Aktivierung des sympathischen bzw. adrenergen Systems führen. Grundsätzlich vermitteln die Substanzen über α- und β-Rezeptoren eine Aktivierung des Körpers im Sinne einer "fight-or-flight"-Situation, wobei unter anderem Blutdruck, Herzfrequenz sowie die muskuläre Kontraktilität gesteigert und sowohl digestive als auch sekretorische Funktionen supprimiert werden. Dem Wirkmechanismus nach werden direkte von indirekten Sympathomimetika unterschieden, wobei die direkten unmittelbar die Adrenozeptoren stimulieren. Hingegen wirken die indirekten über eine Erhöhung des Noradrenalins im synaptischen Spalt. Bei Verabreichung von Sympathomimetika sind insb. hypertensive Krisen und tachykarde Herz-Rhythmus-Störungen zu berücksichtigen.

Übersichttoggle arrow icon

Agonisten an Adrenozeptoren mit sympathomimetischer Wirkung

Agonisten an Adrenozeptoren mit sympathomimetischer Wirkung
Arzneistoffgruppe Arzneistoff Rezeptorbindung und Hauptwirkung Wichtige Indikation

Direkte Sympathomimetika
α1AR-Agonisten (lokal wirkend)
  • Diagnostische Pupillenerweiterung
αXAR-/βXAR-Agonisten
  • Adrenalin
  • Dobutamin
  • Noradrenalin
DXR-Agonist
  • Dopamin
  • Seltene Verwendung bei ausgeprägter Hypotension und Schock
β2AR-Agonisten

Indirekte Sympathomimetika

  • Ephedrin
  • Pseudoephedrin
  • Zusatz in Erkältungssäften

Die Namensgebung der Arzneistoffgruppen besitzt eine gewisse Systematik:

1. Beteiligter Rezeptor

2. Spezifizierung des Rezeptors (tiefgestellte Zahl); wenn Spezifizierung nicht möglich, dann tiefgestelltes „X“

3. Abkürzung -AR oder -R für „Adrenorezeptor“ bzw. „Rezeptor“

Wirkungtoggle arrow icon

Einteilung nach Wirkmechanismus

Sympathomimetische Wirkung an Adrenozeptoren

Adrenozeptorvermittelte Wirkung
Organ Adrenozeptor Wirkung
Auge
  • α1
  • β2
Herz
  • β1
Blutgefäße
  • α1
  • β2
Glatte Bronchialmuskulatur
  • β2
Magen-Darm-Trakt
  • α1
  • Sphinkterkontraktion
  • α2
  • Sekretion↓
  • Peristaltik↓
  • β1
  • Peristaltik↓
Leber
  • β2
Niere
  • β1
  • Reninfreisetzung↑
Harnblase
  • α1
  • Sphinkterkontraktion
  • β2
  • Detrusorerschlaffung
Uterus
  • α1
  • Kontraktion
  • β2
Skelettmuskulatur
  • β2
Fettgewebe


Die resultierende Wirkung ist von der Rezeptorverteilung und der Rezeptoraffinität des Wirkstoffs abhängig!

Indikation, Wirkung, Nebenwirkung und Kontraindikationtoggle arrow icon

Direkte Sympathomimetika

Lokal wirkende Sympathomimetika

Übersicht über lokal wirkende Sympathomimetika
Wirkstoff Wichtige Indikation Wirkung Wichtige Nebenwirkung Wichtige Kontraindikation
Phenylephrin [1]
  • Bei längerfristiger Anwendung (>1–2 Wochen):
    • Stinknase“ durch Schleimhautschädigung aufgrund von Minderdurchblutung durch die Vasokonstriktion
    • Arzneimittel-Rhinitis aufgrund von reaktiver Hyperämie nach Absetzen
Xylometazolin [2]

Systemisch wirkende Sympathomimetika

Übersicht über systemisch wirkende Sympathomimetika
Wirkstoff Wichtige Indikation Wirkung Wichtige Nebenwirkung Wichtige Kontraindikationen

Adrenalin

Dobutamin

Noradrenalin

Dopamin
  • Seltene Anwendung bei ausgeprägter Hypotension und Schock

Aufgrund der potenziell lebensbedrohlichen Nebenwirkungen sollte eine i.v. Gabe von Katecholaminen nur bei entsprechender Expertise und unter Monitoring erfolgen!

Indirekte Sympathomimetika

Übersicht über indirekt wirkende Sympathomimetika
Wirkstoff Wichtige Indikation Wirkung Wichtige Nebenwirkung Wichtige Kontraindikation
Ephedrin/Pseudoephedrin [3]
  • Bestandteil in Hustensäften
  • Bronchodilatation
  • Schleimhautabschwellend
  • Zentrale Erregung
    • Kognitive Leistung↑
    • Gewichtsreduktion
  • Tachyphylaxie
  • Missbrauchspotenzial insb. durch die zentralen Wirkungen
Methylphenidat [4]
  • Amphetaminderivat: Hemmt zentral die Wiederaufnahme biogener Amine
    • Kognitive Leistung↑
    • Euphorie

Methylphenidat ist ein Amphetaminderivat und gehört aufgrund des Missbrauchspotenzials zu den Betäubungsmitteln (BtM)!

Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Sympathomimetika

Sympathomimetika – Teil 1: Dobutamin

Sympathomimetika – Teil 2: Adrenalin und Noradrenalin

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

Quellentoggle arrow icon

  1. Gelbe Liste Online - Fachinformation: Phenylephrin.Stand: 17. Juli 2017. Abgerufen am: 28. Juni 2022.
  2. Gelbe Liste - Fachinformation: Xylometazolin.Stand: 6. November 2020. Abgerufen am: 28. Juni 2022.
  3. Gelbe Liste Online - Fachinformation: Ephedrin.Stand: 21. Mai 2019. Abgerufen am: 28. Juni 2022.
  4. Gelbe Liste Online - Fachinformation: Methylphenidat.Stand: 24. Juni 2019. Abgerufen am: 28. Juni 2022.
  5. Lüllmann et al.: Pharmakologie und Toxikologie. 18. Auflage Thieme 2016, ISBN: 978-3-133-68518-4.
  6. Karow: Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie 2021. 29. Auflage Thomas Karow (Verlag) 2020, ISBN: 978-3-982-12231-1.