Abstract
Die Nebennieren sind paarig angelegte endokrine Drüsen, die den Nieren aufliegen und an der Bildung lebenswichtiger Hormone beteiligt sind. In der Rinde entstehen Cortisol, das z.B. den Blutzuckerspiegel erhöhen kann, Aldosteron, das den Salz- und Flüssigkeitshaushalt des Körpers über die Nieren reguliert, und in geringem Maße Androgene. Im Nebennierenmark wird wiederum insb. das Stresshormon Adrenalin gebildet, das der Aufrechterhaltung des Kreislaufs in Stresssituationen dient. Übrigens findest du auch eine Histo-Trainer-Folge zur Nebenniere als Teil der Episode zu den endokrinen Organen im Abschnitt mikroskopische Anatomie der Nebenniere.
Du möchtest diesen Artikel lieber hören als lesen? Wir haben ihn für dich im Rahmen unserer studentischen AMBOSS Audio-Reihe vertont. Den Link findest du am Kapitelende in der Sektion „Tipps & Links“.
Makroskopische Anatomie
Steckbrief
- Funktion: Biosynthese und Sekretion von Steroidhormonen (Rinde) und Katecholaminen (Mark)
- Lage
- Auf dem oberen Nierenpol beider Nieren
- Primär retroperitoneal
- Innerhalb der Nierenfettkapsel
- Aufbau
- Von zarter Bindegewebskapsel umgeben
- Äußere, größere Rindenzone
- Innere, kleinere Markzone
- Form: Rechts dreieckig, links halbmondförmig
- Größe: Ca. 5 cm lang und dick, ca. 1–2 cm breit
Topografie
Die beiden Nebennieren liegen in Höhe des 11. und 12. Brustwirbelkörpers, wobei die rechte Nebenniere etwas weiter kaudal liegt. Die Lagebeziehungen zu den Nachbarorganen unterscheiden sich je nach Seite:
- Beide Nebennieren
- Kaudal: Oberer Nierenpol
- Dorsal: Zwerchfell
- Linke Nebenniere
- Ventral: Durch die Bursa omentalis von der Magenhinterwand getrennt
- Rechte Nebenniere
- Ventrokranial: Leber
- Ventromedial: V. cava inferior
Gefäßversorgung und Innervation
Die Nebennieren werden stark durchblutet, um einen schnellen Übertritt der Hormone ins Blut zu gewährleisten. Das Blut fließt dabei aus der Rinde ins Mark, sodass das Mark hohen Konzentrationen von Nebennierenrindenhormonen ausgesetzt ist.
Leitungsbahnen der Nebennieren | |
---|---|
Gefäßversorgung der Nebennieren | |
Arteriell | |
Venös |
|
Innervation der Nebennieren | |
Sympathisch |
|
Parasympathisch |
|
Lymphabfluss der Nebennieren | |
Regionäre Lymphstationen |
|
Die linke Nebennierenvene mündet in die linke Nierenvene, die rechte Nebennierenvene mündet hingegen direkt in die V. cava inferior!
Mikroskopische Anatomie
Nebennierenrinde
Die Nebennierenrinde setzt sich aus drei Zonen zusammen, die sich in der Anordnung ihrer Zellen und den produzierten Hormonen unterscheiden. Histologisch weisen die Epithelzellen der Nebennierenrinde typische Merkmale steroidhormonproduzierender Zellen auf (bspw. Cholesterinspeicher und ausgeprägtes glattes ER).
Schichten der Nebennierenrinde (von außen nach innen) | |||
---|---|---|---|
Schicht | Hormonbildung | Histologische Merkmale | Gemeinsame histologische Merkmale steroidhormonproduzierender Zellen |
Zona glomerulosa |
|
| |
Zona fasciculata |
| ||
Zona reticularis |
|
Der lateinische Begriff für die Anordnung der Zellen verleiht den Zonen der Nebennierenrinde ihre Namen: glomerulosa (knäuelartig), fasciculata (strangartig) und reticularis (netzartig)!
„Salt, sugar, sex, the deeper you go, the better it gets!“ → „Salzig“ außen (Mineralocorticoide in der Zona glomerulosa), „Zucker“ in der Mitte (Glucocorticoide in der Zona fasciculata), „Sex“ innen (Androgene in der Zona reticularis)
„GFR, von außen nach innen“ (G = Zona glomerulosa, F = Zona fasciculata, R = Zona reticularis).
Nebennierenmark
Das Nebennierenmark besteht aus modifizierten zweiten Sympathikusneuronen, die von ersten Sympathikusneuronen des Rückenmarks über cholinerge Synapsen innerviert werden. Die Aufgabe der Nebennierenmarkzellen besteht wie bei postganglionären sympathischen Neuronen in der Katecholaminproduktion.
- Histologische Bestandteile
- Modifizierte Sympathikusneurone
- Nervenfasern (lichtmikroskopisch sichtbar)
- Gliazellen
- Histologische Zellmerkmale
- Große, chromaffine Zellen mit vielen Sekretgranula (zur Katecholaminspeicherung)
- Drosselvenen
Bei den Zellen des Nebennierenmarks handelt es sich um modifizierte zweite Sympathikusneurone, die durch cholinerge Synapsen innerviert werden!
Histo-Trainer zur Nebenniere
Hormone der Nebennierenrinde
Cholesterin ist die Ausgangssubstanz aller in der Nebennierenrinde produzierten Hormone und besitzt ein Sterangerüst. Dieses verleiht den Rindenhormonen ihren Namen: Steroidhormone. Aufgrund ihres lipophilen Charakters sind sie membrangängig und entfalten ihre Wirkung intrazellulär durch die Beeinflussung der Transkription. Das Sterangerüst (C17H28) besteht aus drei sechsgliedrigen und einem fünfgliedrigen Ring.
- Beispiele für wichtige medizinische Derivate des Sterans
- Cholesterol (Cholesterin)
- Östradiol
- Cholsäure (ein Hauptbestandteil der Gallensäure; die Ringe A und B sind cis-verknüpft)
Übersicht über die Steroidhormone der Nebennierenrinde | |||
---|---|---|---|
Nebennierenrindenhormone (= Corticosteroide) | Wichtigste Vertreter | Ort der Synthese | Wirkung |
Mineralocorticoide |
| ||
| |||
Androgene |
|
Grundlagen der Steroidhormonsynthese
Bei der Steroidhormonsynthese ist der gemeinsame Vorläufer aller Steroidhormone das Cholesterin. Es ist in Form von Lipidtröpfchen aus Cholesterinestern in den hormonproduzierenden Zellen der Nebennierenrinde gespeichert. Durch Hydrolyse kann das Cholesterin aus den Cholesterinestern rückgewonnen werden. Die Synthesewege der verschiedenen Steroidhormone (Mineralo- und Glucocorticoide sowie Androgene) trennen sich nach einigen gemeinsamen Grundreaktionen.
- Gemeinsame Grundreaktion der Steroidhormonsynthese: Umwandlung von Cholesterin zu Pregnenolon
- Schlüsselenzym: Cholesterindesmolase
- Prinzip: Entfernung der Seitenkette mit 6 C-Atomen durch Spaltung der Bindung zwischen den C-Atomen 20 und 22 des Cholesterins → Hierbei wird die Seitenkette C22 bis C27 oxidativ abgespalten