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Magenkarzinom

Letzte Aktualisierung: 11.2.2025

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Das Magenkarzinom wird mit verschiedenen Risikofaktoren (z.B. nitratreiche Nahrung, Alkohol-/Nikotinabusus, HP-Besiedelung) in Zusammenhang gebracht und ist in Europa epidemiologisch rückläufig. Klinisch verhält sich die Erkrankung in frühen Stadien meist stumm und kann sich durch unspezifische abdominelle Beschwerden (Druck-/Völlegefühl, Abneigung gegen Fleisch) manifestieren. Histopathologisch werden verschiedene Typen nach Laurén unterschieden (häufigste Form: intestinaler Typ).

Die Diagnosesicherung erfolgt über direkte Biopsieentnahme im Rahmen der Gastroskopie, Tumormarker hingegen sind vor allem zur Verlaufskontrolle geeignet. Therapeutisch ist die operative Resektion (partielle oder totale Gastrektomie) das einzige kurative Verfahren. Eine neoadjuvante Therapie kann im fortgeschrittenen Stadium – solange keine Fernmetastasen bestehen – helfen, den Tumor auf eine resezierbare Größe zu verkleinern, und damit einen kurativen Ansatz verfolgen. Auch adjuvante Chemotherapien erhöhen die Überlebenswahrscheinlichkeit bei Patienten im fortgeschrittenen Tumorstadium. Palliativ kommen Chemotherapien und die medikamentöse Behandlung mit Trastuzumab infrage, während zur Erhaltung der Passage chirurgische (Gastroenterostomie) sowie endoskopische (Stenteinlagen) Verfahren möglich sind.

Du möchtest diesen Artikel lieber hören als lesen? Wir haben ihn für dich im Rahmen unserer studentischen AMBOSS-Audio-Reihe vertont. Den Link findest du am Kapitelende in der Sektion „Tipps & Links“.

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Geschlecht: =
  • Alter: Häufigkeitsgipfel jenseits des 50. Lebensjahres, mittleres Erkrankungsalter bei 70–75 Jahren
  • Verbreitung: Erhebliche regionale Unterschiede
    • Gehäuftes Vorkommen in Teilen Südamerikas sowie Asiens (China, Japan, Südkorea)
    • Inzidenz nimmt in den USA und Westeuropa ab

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

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Klassifikationtoggle arrow icon

TNM-Klassifikation des Magenkarzinoms

TNM-Klassifikation des Magenkarzinoms
TNM Ausdehnung
Tis Carcinoma in situ: Basalmembran wird nicht überschritten. Keine Metastasierung!
T1 Auf Mukosa (T1a) und Submukosa (T1b) begrenzt (nicht in Muscularis propria infiltrierend): T1 = Magenfrühkarzinom (Metastasierung möglich!)
T2 Infiltration der Muscularis propria
T3 Infiltration der Subserosa
T4 Durchbruch Serosa (T4a) mit Infiltration benachbarter Strukturen (T4b)
N1 1–2 regionäre Lymphknoten
N2 3–6 regionäre Lymphknoten
N3 ≥ 7 regionäre Lymphknoten (N3a: 7–15 Lymphknoten, N3b: >15 Lymphknoten)
M1 Fernmetastasen, Peritonealkarzinose

Japanische Klassifikation der Magenfrühkarzinome

Japanische Gastroenterologen sind in der endoskopischen Therapie der Magenfrühkarzinome führend und haben zur Etablierung des Therapiekonzepts entscheidend beigetragen

Japanische Klassifikation der Magenfrühkarzinome
Klasse Beschreibung des endoskopischen Befundes
I Vorgewölbt
IIa

Oberflächlich-erhaben

IIb Oberflächlich-flach
IIc Oberflächlich-vertieft
III

Exkaviert

IIc + III Mischtyp 1: Oberflächlich-vertieft und exkaviert
III + IIc Mischtyp 2: Exkaviert und Oberflächlich-vertieft

Einteilung nach Borrmann (fortgeschrittenes Karzinom )

Einteilung nach Borrmann
Typ Beschreibung
I Polypöses Karzinom
II Exulzerierendes Karzinom
III Exulzerierendes Karzinom, infiltrierendes Wachstum
IV Diffus infiltrierendes Karzinom

Adenokarzinome des gastroösophagealen Übergangs (AEG)

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Symptomatiktoggle arrow icon

Das Magenkarzinom ist meist ein „stummer“ Tumor. Die Beschwerden sind oft diskret und unspezifisch. In späteren Stadien sind folgende Symptome am ehesten hinweisend:

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Verlaufs- und Sonderformentoggle arrow icon

Metastasierung

Ca. 70% der Patienten mit Magenkarzinom haben zum Zeitpunkt der Diagnose bereits Lymphknotenmetastasen!

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Stadientoggle arrow icon

Stadieneinteilung der UICC (Union for International Cancer Control)

Stadieneinteilung der UICC
UICC-Stadium TNM-Klassifikation des Magenkarzinoms
0 Tis (Carcinoma in situ)
IA T1 N0 M0
IB T1 N1 M0
T2 N0 M0
II T1 N2 M0
T2 N1 M0
T3 N0 M0
IIIA T2 N2 M0
T3 N1 M0
T4 N0 M0
IIIB T3 N2 M0
IV T1–T3 N3 M0
T4 N1–3 M0
Tx Nx M1 (jede Fernmetastasierung)

In der Literatur werden Therapieempfehlungen uneinheitlich mal nach UICC-Stadium, mal nach TNM-Klassifikation formuliert. Dies kann verwirrend sein. In diesem Kapitel finden sich Therapieempfehlungen hauptsächlich nach T-Stadien der TNM-Klassifikation, da dies der Art der klinischen Annäherung im Staging am ehesten entspricht. Die UICC-Stadien haben hingegen bei der prognostischen Einschätzung Vorteile.

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Diagnostiktoggle arrow icon

Klinische Chemie

Apparative Diagnostik

  • Gastroskopie (Mittel der Wahl)
    • Makroskopische Beurteilung der Tumorausdehnung
    • Mehrfachbiopsien tumorverdächtiger Areale
      • Bei ulzerierter Läsion: 2 Biopsien aus dem Ulkusgrund und 8 Biopsien aus dem Randbereich
      • Bei exophytischer Läsion: Zahlreiche Biopsien (8–10) aus verschiedenen Arealen der Raumforderung
    • Bei unauffälligem histologischen Befund, aber fortbestehendem Karzinomverdacht: Kurzfristige erneute Endoskopie mit zahlreichen Biopsien
  • Röntgenkontrastuntersuchung (Magen-Darm-Passage) → Schleimhautfaltenabbruch und Stenose

Zum Vergleich Normalbefund:

Staging des Magenkarzinoms

Ein akkurates Staging ist insb. beim Magenkarzinom essenziell, da sich hierdurch entscheidende therapeutische Weichenstellungen ergeben!

  • Zum Standard beim Staging gehört NICHT
    • MRT: Kann bei unklaren Befunden aus der Staging-Diagnostik (z.B. unklaren Leberrundherden) ergänzend zur kontrastmittelverstärkten Sonografie zur Klärung beitragen.
    • PET-CT: Eingeschränkte Sensitivität beim Magenkarzinom. Bei AEG kann die PET-CT jedoch zur Verbesserung des Lymphknotenstagings und der Fernmetastasendiagnostik erwogen werden.
    • Knochenszintigrafie: Nur bei klinischem Verdacht oder bei Auffälligkeiten der im übrigen Staging erfassten Knochenstrukturen.

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Pathologietoggle arrow icon

Grading nach Laurén

  • Intestinaler Typ (ca. 50%): Polypöses, drüsig differenziertes Wachstum, klar begrenzt
  • Diffuser Typ (ca. 40%): Infiltratives Wachstum mit diffuser Ausbreitung in der Magenwand, schlecht begrenzt
  • Mischtyp (ca. 10%)

Histologisch (WHO)

Zum Vergleich: Normalbefunde

Mindeststandards der pathologischen Befundung

  • Immunhistochemische Diagnostik: Bei undifferenzierten Tumoren durchzuführen.
  • Markierung der Resektionsränder: Die Resektionslinien müssen untersucht werden, um den R-Status bzgl. der Vollständigkeit der Resektion zu ermitteln.
  • Lymphknotenbefall: Die Anzahl untersuchter im Verhältnis zur Anzahl befallener Lymphknoten im Resektat ist anzugeben.
  • Erfahrener Pathologe: Die Auswahl der zu untersuchenden Areale sollte durch einen Pathologen geleitet werden, der in der Befundung gastrointestinaler Tumoren erfahren ist.
  • Vorgaben pathologischer Fachgesellschaften: Detaillierte Qualitätskriterien für den Pathologen werden regelmäßig aktualisiert von der Deutschen Gesellschaft für Pathologie herausgegeben (Link siehe Tipps & Links)
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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

  • Magenulkus
  • Refluxösophagitis
  • Riesenfaltengastritis
  • Reizmagen
  • Andere Magentumoren (MALT- Lymphome, Sarkome)
  • Gastrointestinaler Stromatumor (GIST)
    • Definition: Semimaligner Tumor des Gastrointestinaltrakts (insb. Magen und Dünndarm) mesenchymaler Herkunft (Entstehung aus sog. „Cajal-Zellen“ der Magen- oder Darmwand)
    • Ätiologie und Epidemiologie
    • Lokalisation
    • Klinik
      • Häufig klein (<2 cm) und asymptomatisch → Meist benigne
      • Große Tumoren können durch eine Ulzeration zu einer Blutung oder durch eine Obstruktion zum mechanischen Ileus führen → Meist maligne
      • Klinische Zeichen für eine Progression bzw. Malignität sind: Größe des Tumors >2 cm und Lokalisation außerhalb des Magens
    • Diagnostik
      • Endoskopie (häufig Zufallsbefund)
      • CT-Abdomen zum Staging auf Metastasen (auch zur Therapiekontrolle geeignet)
      • Viele GIST werden erst im Rahmen einer Notfalloperation bei Ileus oder Notfallendoskopie bei Blutung diagnostiziert
    • Pathologie
      • Morphologische Unterscheidung zwischen spindelzellig (70%) und epitheloid (30%), Mischformen möglich
      • Ausgeprägte Vaskularisation
      • Immunhistochemisch Nachweis von c-KIT (CD117) in 95%, zusätzlich Nachweis von DOG-1 (auch bei >⅓ der c-KIT-negativen Befunde)
      • Mutationen in Exon 9 und 11 des c-KIT-Gens (80–90%), seltener auch Mutation im PDGF-Rezeptor → Mutationsstatus relevant für die Therapie
      • Risikostratifizierung: Je höher die Mitosezahl und je größer die Läsion, desto eher liegt ein maligner Tumor vor
        • Tumorgröße (Einteilung in <2 cm oder >2 cm)
        • Mitoserate (<5 oder >5 Mitosen pro 50HPF )
        • Lokalisation (Rektum mit höchstem Malignitätsrisiko!)
    • Therapie
      • Kleine GIST (<2 cm)
        • Magen: Beobachten, evtl. endoskopische Entfernung
        • Andere Lokalisationen: Resektion
      • Große GIST (>2 cm): Chirurgische Exzision ± neoadjuvante und/oder adjuvante medikamentöse Therapie mit Imatinib
        • Segmentresektion oder En-bloc-Resektion mit tumortragendem Omentum, Sicherheitsabstand 1–2cm
        • Lymphadenektomie nicht erforderlich, da keine relevante Lymphknotenmetastasierung
        • Neoadjuvante Therapie bei primär nicht gegebener Resektabilität und/oder im metastasierten Stadium (nach Ausschluss einer Resistenz mittels Mutationsanalyse)
          • Chirurgische Resektion (auch von singulären Metastasen) nach Therapieansprechen (Nachweis in CT oder PET-CT), Reevaluation unter Therapie alle drei Monate
          • Abhängig von Mutationsstatus der Imatinib-Resistenz ggf. Dosiserhöhung oder alternative Therapie mit Sunitinib möglich (weitere Tyrosinkinaseinhibitoren in Erprobung)
        • Adjuvante Therapie bei hohem Rezidivrisiko nach Risikostratifizierung empfohlen (Durchführung so lange wie möglich, da bei Absetzen ein sehr hohes Rezidivrisiko besteht)
      • Ggf. palliative Behandlung bei fehlender Resektabilität, Operabilität und ausgedehnter Metastasierung mit Imatinib

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Grundpfeiler der Therapie

  • Staging als Entscheidungsgrundlage: Ausgehend von den Staging-Befunden ist die Therapie des Magenkarzinoms zu planen → Die Qualität des Stagings entscheidet über die Qualität der Therapie!
  • Interdisziplinäre Tumorkonferenz: Grundsätzlich sollte eine interdisziplinäre Tumorkonferenz über jeden Fall beraten
  • Therapieoptionen: Kurativer, potenziell kurativer und palliativer Ansatz
    • Grundvoraussetzung für einen kurativen Ansatz ist die vollständige Entfernung des Tumors durch chirurgische oder endoskopische Resektion (→ R0-Resektion!)
    • Perioperative chemotherapeutische (+ ggf. strahlentherapeutische) Behandlungen bezwecken:
    • Palliative onkologische Behandlungen mit Chemotherapie, medikamentöser Tumortherapie und Strahlentherapie können das progressionsfreie Überleben verlängern und die Lebensqualität steigern

Endoskopische Resektion

  • Bis T1a (N0M0): Endoskopische Resektion in kurativer Intention, sofern zusätzliche Kriterien der endoskopischen Resektabilität vorliegen:
    • In Anlehnung an die japanische Klassifikation von Magenfrühkarzinomen
      • Läsion <2 cm in erhabenen Typen
      • <1 cm vom flachen bzw. oberflächlichen Typ
    • Histologisch G1 oder G2
    • Endoskopisch/makroskopisch keine Ulzeration
    • Invasion auf die Mukosa begrenzt
    • Möglichst En-bloc-Resektion mittels endoskopischer Mukosaresektion (EMR) oder endoskopischer Submukosadissektion (ESD)
      • Eine En-bloc-Resektion ist immer anzustreben, um eine Begrenzung der lateralen und basalen Resektionsränder durch den Pathologen zu ermöglichen
      • EMR
        • Vorteile
          • Technisch weniger aufwändig
          • Niedrige Komplikationsrate (bzgl. Blutungen und Perforationen)
        • Nachteile
          • Bei größeren Läsionen kann oft keine En-bloc-Resektion erfolgen
          • Lokalrezidive treten in etwa 10% der Fälle auf
      • ESD
        • Vorteile
          • En-bloc-Resektion möglich
          • Sehr selten Lokalrezidive (1%)
        • Nachteile
          • Erfordert mehr endoskopische Expertise
          • Dauert länger
          • Weist ein höheres Risiko für Blutungen und Perforationen auf
      • PPI-Gabe nach endoskopischer Resektion: Komplikationsrate wird durch die Gabe eines PPI in Standarddosierung reduziert
    • Therapieerweiterung: Chirurgische Resektion, wenn nach endoskopischer Resektion histologisch Nachweis einer Gefäßinvasion (L1,V1) oder Submukosa-Infiltration (T1b) erfolgt (ggf. zuvor inkomplettes Staging vorher komplettieren!)
    • Nachsorge nach endoskopischer Resektion: Endoskopische Kontrolle im ersten Jahr alle 3 Monate, im zweiten Jahr alle 6 Monate und danach jährlich
    • Lokalrezidive (bis T1a) können erneut endoskopisch reseziert werden

Stadiengerechte operative Verfahren

Perioperative Therapie [1]

  • Kurzbeschreibung: Kombination aus neoadjuvanter und adjuvanter (Radio‑)Chemotherapie in kurativer Intention
    • Maßgeblich ist vor allem die präoperative Chemotherapie – bei gutem Ansprechen kann häufig ein Down-Sizing erzielt und eine Resektabilität überhaupt erst erzielt werden.
    • Der Stellenwert der postoperativen Therapie ist nicht ganz geklärt. Es stehen noch Studien aus, in denen ein rein präoperatives versus ein perioperatives Regime geprüft wird.
    • Standard ist eine perioperative Chemotherapie mit 4 Zyklen vor und 4 Zyklen nach der Operation
  • Indikation
    • Ab T3 besteht eine klare Empfehlung zur perioperativen Chemotherapie [2]
    • Bei T2 sollte der Nutzen der primären Operation und ein möglicher Nutzen einer perioperativen Therapie interdisziplinär geprüft werden [2]
  • Durchführung: Standard ist eine Therapie nach FLOT-Schema: Kombination aus 5-FU + Folinsäure (Leucovorin), Oxaliplatin und dem Taxan Docetaxel, weitere mögliche Therapieregime sind unten tabellarisch zusammengefasst [2]
    • Bei Nachweis einer HER-2-neu-Überexpression: Ggf. zusätzlich Trastuzumab
    • Prüfung des Therapieansprechens: Nach Applikation präoperativer Chemotherapie-Zyklen kann die Tumorgröße endoskopisch und das histologische Ansprechen durch Untersuchung von Tumorbiopsien geprüft werden.
      • Bei Patienten, die ein hohes Nebenwirkungspotenzial unter Chemotherapie aufweisen, kann hierdurch nach dem 1. oder 2. Zyklus bei fehlender Tumorregression der Verzicht auf bedrohliche weitere Chemotherapie-Zyklen erwogen werden.
      • Tritt unter neoadjuvanter Therapie ein Progress auf (z.B. eine tumorassoziierte Lokalsymptomatik oder Hinweis auf eine Fernmetastasierung), sollte eine erneute endoskopische und/oder bildgebende Diagnostik erfolgen. Bei eindeutigem Progress unter der Therapie ist das Konzept der perioperativen Therapie zu hinterfragen.
Perioperative Chemotherapie des Magenkarzinoms
Protokoll Medikament Verabreichung Hinweise
FLOT Docetaxel i.v.

Standard für die perioperative Therapie bei allen AEG und Adenokarzinomen des Magens ≥T2, N+ und M0 [2]

Oxaliplatin
5-Fluoruracil + Folinsäure
ECF Epirubicin i.v. Alternative zum Standard
Cisplatin
5-FU + Folinsäure
PLF Cisplatin i.v. Anthrazyklinfreie Alternative, z.B. bei vorbestehender Herzinsuffizienz
5-FU + Folinsäure
EOX Epirubicin i.v. Alternative zu ECF, weniger toxisch, in der Durchführung einfacher
Oxaliplatin
Capecitabine p.o.
FLO Oxaliplatin i.v. Taxanfreie Alternative (FLOT) bzw. Anthrazyklinfreie Alternative (ECF)
5-FU + Folinsäure

Adjuvante Therapiekonzepte

  • Immer perioperative Chemotherapie, wenn möglich
  • Option bei Patienten mit Lymphknotenmetastasen, die keine perioperative Therapie erhalten haben
    • Eine adjuvante Radiochemotherapie geht häufig mit einer hohen gastrointestinalen und hämatologischen Toxizität einher. Zudem limitieren postoperative Komplikationen die Praktikabilität
  • Adjuvante Therapiestrategien sollten im Einzelfall interdisziplinär in einer Tumorkonferenz diskutiert werden. Die beste Therapie richtet sich auch nicht zuletzt nach dem Behandlungswunsch des Patienten.

Palliative Therapie

  • Indikation: Bei Fernmetastasen, fortgeschrittenem Stadium mit nicht resektablem Tumor oder bei funktionell inoperablen Patienten
  • Mögliche Maßnahmen: Neben gängigen palliativmedizinischen Maßnahmen (z.B. analgetische Therapie) kann abhängig vom Allgemeinzustand des Patienten eine Chemotherapie, eine medikamentöse Tumortherapie und/oder eine Intervention durchgeführt werden
    • Chemotherapie und medikamentöse Tumortherapie
      • Sollte Patienten mit einem guten Performance-Index (ECOG 0–1) angeboten werden, da eine Lebensverlängerung und (bei allerdings geringer Evidenz) eine bessere Lebensqualität resultieren können
      • Das am häufigsten angewendete Chemotherapieprotokoll besteht aus einer Kombination von Epirubicin, Cisplatin und 5-FU (ECF), Modifikationen und Alternativen sind unten tabellarisch zusammengefasst.
      • Bei Nachweis einer HER-2-neu-Überexpression: Zusätzlicher Einsatz von Trastuzumab
        • Weitere Antikörpertherapien sind bezüglich ihrer Wirksamkeit und Effektivität noch nicht abschließend bewertbar: In klinischen Studien kommen unter anderem Cetuximab, Panitumumab, Bevacizumab und Ramucirumab zur Anwendung.
    • Intervention
      • Ggf. operative bzw. endoskopische Passagewiederherstellung
      • Da keine ausreichende Evidenz einer palliativen Magen(teil)resektion besteht, sollte diese nur in Ausnahmefällen durchgeführt werden
Palliative Therapie des Magenkarzinoms
Protokoll Medikament Verabreichung Hinweise
First-line-Therapie
ECF
  • Standardprotokoll (modifizierte Protokolle mit kürzeren Infusionsdauern für 5-FU verfügbar)
  • 5-FU + Folinsäure
EOX
  • Capecitabine
DCF
  • Vergleichsweise hohe Toxizität, prophylaktische Anwendung von G-CSF erforderlich
  • Insbesondere bei sehr gutem Allgemeinzustand des Patienten kann durch die aggressivere Therapie nach dem DCF-Schema die Prognose des Patienten gebessert werden
  • 5-FU + Folinsäure
FLOT
  • Oxaliplatin ist besser verträglich und dabei vergleichbar effektiv wie Cisplatin; daher insb. für ältere Patienten geeignet.
  • 5-FU + Folinsäure
Zweierkombination
  • Capecitabine
Zweierkombination
  • 5-FU + Folinsäure
Second-line-Therapie
Monotherapie
  • In der First-line-Therapie als Kombinationspartner angewendete Substanzgruppen möglichst in der Second-line-Monotherapie meiden
  • Ramucirumab als Antikörpertherapie für die Second-line-Therapie zugelassen
Antikörpertherapie
Additiv zu CTX
  • In der First line-Therapie bei Nachweis einer HER-2-neu-Überexpression zusätzlich zu einer Chemotherapie nach Protokoll
  • Einsatz in klinischen Studien

Palliativmedizinische Problemsituationen

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Komplikationentoggle arrow icon

Komplikationen nach Magen(teil‑)resektion

Allgemeine Komplikationen

Postgastrektomie-Syndrom

  • Kurzbeschreibung: Maldigestion nach Magenresektion mit funktionellem Ausfall des Duodenums (alle Verfahren außer Billroth I)
  • Pathophysiologie: Funktioneller Ausfall des Duodenums
    • Verminderte Stimulation und Freisetzung von Pankreasenzymen
    • Verminderte Durchmischung des Nahrungsbreis mit Pankreas- und Gallensekreten
    • Verkürzte Darmpassage bzw. verminderte digestive Kontaktzeit
  • Folgen und Therapie

Dumping-Syndrome

  • Frühdumping
  • Spätdumping
    • Symptome
      • Auftreten ca. 1–3 h nach Nahrungsaufnahme
      • Kaltschweißigkeit, Übelkeit, Schock
    • Ursache: Fehlende Pylorusportionierung → Glucosehaltiger Nahrungsbrei gelangt sofort in den DünndarmGlucose wird schnell resorbiert → Hyperglykämie → überschießende InsulinfreisetzungHypoglykämie und Katecholaminfreisetzung
  • Therapie [3]
    • Modifikation der Essgewohnheiten
      • Kleine Mahlzeiten
      • Bevorzugung komplexer Kohlenhydrate
      • Ausreichend eiweiß- und fetthaltige Nahrungsmittel
      • Nach dem Essen ggf. eine halbe bis ganze Stunde hinlegen
      • Flüssigkeitsaufnahme während und bis 30 min nach den Mahlzeiten vermeiden
    • Medikamentös
  • Prognose: Meist nach einigen Monaten spontane Besserung

Schlingen-Syndrome (Loop-Syndrome)

Prävention

Die operative Konstruktion eines Pouches bei der Ösophagojejunostomie kann unter anderem zur Prävention von Dumping-Syndromen durch Schaffung einer Reservoir-Funktion nützlich sein und wird zunehmend praktiziert.

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Nachsorgetoggle arrow icon

  • In regelmäßigen Abständen nach der (kurativen) Therapie, bspw. alle 3–6 Monate im ersten Jahr, danach jährlich
  • Einheitliche Empfehlungen gibt es nicht, im Folgenden eine klinisch orientierte, pragmatische Zusammenstellung
    • Anamnese und klinische Untersuchung
      • Erfassung von Funktionsstörungen postoperativer Art oder Symptomen und Befunden, die auf ein Rezidiv hindeuten können
      • Beurteilung der Ernährungssituation, um ggf. einem Gewichtsverlust Einhalt zu gebieten und Malnutrition und Hypovitaminosen zu erfassen
      • Psychosoziale Belastungssituationen von Patient und Angehörigen können erkannt werden → Angebot von Hilfestellungen
    • Labor: Blutbild, Eisen, Transferrin, Transferrin-Sättigung, Vitamin B12, ggf. Bestimmung von Tumormarkern (wenn präoperativ erhöht bzw. Vergleichswert vorhanden)
    • Abdomensonografie: Hinweis auf Rezidiv oder Metastasen?
    • Bei Verdachtsmomenten in der Nachsorge: Symptomorientiertes Restaging

Rehabilitation

  • Allen Patienten mit Rehabilitationspotenzial sollte nach einer Gastrektomie die Rehabilitation (bevorzugt in gastroenterologischen Rehabilitationszentren) angeraten und angeboten werden
  • Gezielte Behandlung ansonsten häufig vernachlässigter Aspekte der Erkrankung:
    • Ernährungsberatung und Schulung im Umgang mit gastrointestinalen Störungen nach der (operativen) Therapie
    • Erfassung und Behandlung psychosozialer Aspekte, Prävention psychiatrischer Folgeerkrankungen
    • Bewegungstherapie und Sport (unter anderem auch zur Wiedererlangung einer Belastbarkeit für Alltagskompetenzen)
  • Bei geriatrischen Patienten sollte ggf. abweichend eine geriatrische Rehabilitation angeboten werden, um eine angemessene Betreuung zu gewährleisten
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Prognosetoggle arrow icon

  • Da das Magenkarzinom häufig keine Frühsymptome aufweist, erfolgt die Diagnosestellung in 60% der Fälle erst in einem fortgeschritteneren Stadium, in dem eine kurative Therapie nicht mehr möglich ist
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Patienteninformationentoggle arrow icon

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Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Magenkarzinom

Magenkarzinom – Teil 1: Ätiologie, Pathologie, Metastasierung

Magenkarzinom – Teil 2: Klinik, Diagnose, Therapie

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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