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Operative Verfahren der Unfallchirurgie/Orthopädie

Letzte Aktualisierung: 10.10.2023

Abstracttoggle arrow icon

Die Frakturbehandlung hat die möglichst vollständige Wiederherstellung von Funktionalität und anatomischen Achsen- und Gelenkverhältnissen zum Ziel. Vorteile der operativen gegenüber der konservativen Therapie sind dabei die bessere Repositionsmöglichkeit, die postoperativ häufig stabilere Situation (Retention) sowie die schnellere Mobilisierung. Dagegen müssen mögliche Komplikationen eines Eingriffes bedacht werden, wobei insbesondere Wundinfekte, Blutgerinnselbildung und Blutungen zu nennen sind. Die Wahl der Osteosynthese richtet sich nach verschiedenen Faktoren, zum Beispiel nach Art und Lokalisation der Fraktur, Gesamtzustand des Patienten und auch nach der Erfahrung des Operateurs.

Operative Frakturversorgung - Osteosynthetische Verfahrentoggle arrow icon

  • Osteosynthese: Die Osteosynthese beschreibt die operative Versorgung von Knochenfrakturen und -verletzungen mittels Einbringung von Fremdmaterial (z.B. Schrauben, Metallplatten)
  • Plattenosteosynthese
    • Indikation
    • Prinzip: Extramedulläre Schienung
      • Kompression durch Kombination mit Zugschraube oder durch exzentrisches Besetzen ovaler Schraubenlöcher
      • Verwendung winkelstabiler Platten möglich
  • Schraubenosteosynthese
  • Marknagelung
    • Indikation: Vor allem diaphysäre Frakturen der langen Röhrenknochen (Tibia, Femur, Humerus)
    • Prinzip: Intramedulläre Schienung
      • Verriegelungsnagel zur Verhinderung von Rotation und Längenänderung
  • Dynamische Hüftschraube (DHS)
  • Zuggurtungsosteosynthese
  • Kirschner-Drahtspickung
    • Fixierung von Knochenfragmenten, auch intramedulläre Schienung kleinerer Röhrenknochen (z.B. Mittelhandknochen)
  • Fixateur externe
    • Außerhalb des Körpers befestigte, starre und damit winkelstabile Halterung, die durch bikortikal gebohrte Pins proximal und distal der Fraktur im Knochen verankert wird
    • Indikation: Unter anderem offene Frakturen und Trümmerfrakturen, auch zweizeitiges Vorgehen mit späterer definitiver Osteosynthese möglich
  • Fixateur interne
    • Stabilisierung der Wirbelsäule durch dorsale osteosynthetische Versorgung

Stabilität und Mobilisierung nach Osteosynthese

Endoprothesetoggle arrow icon

  • Definition: Ersatz des betroffenen Körperteils/Gelenks durch körperfremdes Material
  • Indikation: Massive Schädigung des betroffenen Gelenks (z.B. traumatisch, degenerativ, entzündlich)
  • Varianten
    • Total-Endoprothese (TEP): Kompletter Gelenkersatz
      • Knie-TEP: Ersatz beider Femurkondylen (bikondylär) und der korrespondierenden Tibiagelenkflächen mit Einlage einer Kunststoff-Gleitfläche zwischen den einzelnen Komponenten
      • Hüft-TEP: Prothetischer Ersatz von Femurkopf und Hüftpfanne
    • Hemiprothesen: Teilweiser Gelenkersatz
      • Knie, bspw. unikondyläre Schlittenprothese: Ersatz einer Femurkondyle (unikondylär) und der korrespondierenden Tibiagelenkfläche mit Einlage einer Kunststoff-Gleitfläche zwischen den einzelnen Komponenten
      • Hüfte, bspw. Duokopfprothese: Prothetischer Ersatz des Femurkopfes durch eine bipolare Schaftprothese mit kleinem Gelenkkopf, auf die ein größerer beweglicher Prothesenkopf aufgesetzt wird
    • Zementierte und unzementierte Implantation möglich
  • Postoperative medikamentöse Thromboseprophylaxe nach aktueller S3-Leitlinie (gültig bis 10/2020) [1]
    • Hüftgelenkendoprothetik und hüftgelenknahe Operationen nach Frakturen
      • Perioperativer Beginn
      • Für 28–35 Tage postoperativ
    • Kniegelenkendoprothetik und kniegelenknahe Operationen nach Frakturen
      • Perioperativer Beginn
      • Für 11–14 Tage postoperativ
  • Perioperative Antibiotikaprophylaxe [2] zur Vermeidung perioperativer Wundinfektionen

Allgemeine Komplikationen nach Osteosynthese/Endoprothesetoggle arrow icon

  • Verletzung von umliegenden/umgebenden Strukturen (Sehnen, Nerven, Gefäße)
  • Thrombose, Embolie
  • Blutung
  • Materialbruch, Knochenbruch
  • Posttraumatische Arthrose
  • Fehlstellung/Fehlfunktion
  • Luxationsrisiko
    • Hüftgelenksendoprothese: Risiko abhängig vom operativen Zugangsweg
      • Anterolateraler Zugang: Endgradige Adduktion und Außenrotation sollte vermieden werden
      • Dorsolateraler Zugang: Hüftbeugung und Innenrotation sollten vermieden werden
  • Kompartmentsyndrom
  • Pseudarthrose
    • Definition: Ausbleiben der Frakturausheilung [3]
      • Ohne weitere Intervention unabhängig von der vergangenen Behandlungsdauer (ESTROT )
      • Nach Ablauf von 9 Monaten, davon 3 Monate ohne weiteren Heilungsfortschritt (FDA )
    • Klinik: Schmerzen, Schwellung, eingeschränkte Funktion/Belastbarkeit, abnorme Beweglichkeit
    • Formen

Bei Fraktur der unteren Extremität mit Immobilisierung ist eine Thromboseprophylaxe mit NMH indiziert!

Spezielle Komplikationen nach Endoprothesetoggle arrow icon

Infizierte Osteosynthese

Prothesenlockerung

Amputationtoggle arrow icon

Allgemeines

Spezielle operative Verfahrentoggle arrow icon

  • Umstellungsosteotomie
    • Durchführung: Durchtrennung eines Knochens mit anschließender Osteosynthese, dabei Achskorrektur in drei Ebenen möglich
    • Ziel: Wiederherstellung der normalen Knochen- oder Gelenkanatomie
    • Indikation: Posttraumatische Fehlstellungen, Valgus- und Varusdeformierung mit drohender Arthrose durch Fehlbelastung, Hallux valgus
  • Resektionsarthroplastik
    • Hier wird das kranke Gelenk teilweise oder ganz entfernt. Es resultiert eine Schmerzreduktion, aber auch eine Funktionseinschränkung.
  • Salter-Osteotomie
    • Keilförmige Osteotomie des Os ilium
    • Ziel: Verbesserung der Hüftgelenküberdachung durch flacheres Pfannendach
    • Indikation: Hüftdysplasie, M. Perthes

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Quellentoggle arrow icon

  1. Kleber et al.:Komplikationsmanagement bei infizierter OsteosyntheseIn: Der Chirurg. Band: 86, Nummer: 10, 2015, doi: 10.1007/s00104-015-0073-1 . | Open in Read by QxMD p. 925-934.
  2. S2k-Leitlinie Kalkulierte parenterale Initialtherapie bakterieller Erkrankungen bei Erwachsenen – Update 2018.. Abgerufen am: 10. Januar 2018.
  3. Schlickewei et al.:Current and Future Concepts for the Treatment of Impaired Fracture HealingIn: International Journal of Molecular Sciences. Band: 20, Nummer: 22, 2019, doi: 10.3390/ijms20225805 . | Open in Read by QxMD p. 5805.
  4. S3-Leitlinie Prophylaxe der venösen Thromboembolie (VTE).Stand: 15. Oktober 2015. Abgerufen am: 6. November 2017.
  5. Reutter et al.:Perioperative AntibiotikaprophylaxeIn: Der Anaesthesist. Band: 63, Nummer: 1, 2014, doi: 10.1007/s00101-013-2282-7 . | Open in Read by QxMD p. 73-86.
  6. Siewert: Chirurgie. 8. Auflage Springer 2006, ISBN: 978-3-540-30450-0.
  7. Katzer, Löhr:Frühlockerung von HüftgelenkendoprothesenIn: Deutsches Ärzteblatt. Band: 100, Nummer: 12, 2003, .

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