Abstract
Die Acne vulgaris gehört zu den häufigsten Hauterkrankungen und betrifft in ihrer milden Verlaufsform zumindest kurzzeitig einen Großteil der Bevölkerung. Es existieren verschiedene, in ihrer Aggressivität unterschiedliche Verlaufsformen, die vom typischen Befallsmuster – mit dem Gesicht als charakteristische Lokalisation – abweichen können. Als primäre Effloreszenz treten sogenannte Komedonen (Mitesser) auf, die halbkugelförmig imponieren, auf Druck weißliches Sekret sezernieren und sich im Verlauf zu entzündlichen Papeln, Pusteln oder gar Abszessen und Knoten entwickeln können.
Die Symptomatik beginnt typischerweise in der frühen Pubertät und sistiert i.d.R. spontan spätestens im Verlauf des dritten Lebensjahrzehnts. Ätiologisch kommen neben einer genetischen Prädisposition weitere Faktoren wie bspw. eine Seborrhö, eine Hyperkeratose sowie das männliche Geschlecht in Betracht. Die Therapie setzt sich meist aus verschiedenen lokalen Wirkstoffen zusammen, die der Hyperkeratose entgegenwirken und eine Hautreinigung bewirken. Bei schwerem Verlauf können auch systemische, z.B. antibiotische oder der Verhornung entgegenwirkende Maßnahmen, notwendig werden.
Epidemiologie
Ätiologie
- Genaue Pathogenese unklar, multifaktorielle Genese
- Genetische Prädisposition [1]
-
Hormonelle Faktoren
- Androgenanstieg (insb. in der Pubertät): Seborrhoe [2]
- Bei Frauen: Östrogenabfall in der Lutealphase des Menstruationszyklus
- Follikuläre Hyperkeratose
- Bakterielle Besiedelung mit Propionibakterien
- Medikamente [3]
Symptome/Klinik
- Lokalisation: Insb. seborrhoische Zonen von
- Effloreszenzen
Verlaufs- und Sonderformen
Stadieneinteilung [4]
- Acne comedonica
- Offene und geschlossene Komedonen
- Meistens auf das Gesicht beschränkt
- Leichte bis schwere Verlaufsformen möglich
- Acne papulopustulosa
- Entzündliche, erythematöse Papeln und Pusteln
- Befall von Gesicht, Rücken und/oder Brust
- Leichte bis schwere Verlaufsformen möglich
- Acne conglobata
Häufig liegen typische Effloreszenzen der verschiedenen Stadien parallel vor!
Sonderformen
Acne inversa
- Ätiologie bzw. Risikofaktoren: Adipositas, Nikotinabusus, genetische Disposition
- Auftreten: ♂ < ♀ zwischen Pubertät und Menopause
- Klinik: Entzündliche Knoten, Abszesse, Fistel- und Narbenbildung inguinal und axillär
- Therapie
- Konservative Therapie: Bei leichten Verlaufsformen bzw. unterstützend zur chirurgischen Therapie
- Antibiotika topisch oder systemisch
- Bei Frauen ggf. antiandrogene Hormontherapie
- Chirurgische Therapie: Exzision der Entzündungsherde ist 1. Wahl bei schwerer Verlaufsform
- Konservative Therapie: Bei leichten Verlaufsformen bzw. unterstützend zur chirurgischen Therapie
- Für weitere Informationen siehe auch: Acne inversa - Klinische Anwendung
Acne neonatorum („Neugeborenenakne“) [5][6][7]
- Ätiologie
- Erhöhtes Ansprechen der Talgdrüsen auf Androgene in der Neonatalperiode
- Plus passagere Erhöhung des Androgenspiegels durch mütterliche Androgene, Aktivierung der Nebennierenrinde und erhöhte testikuläre Androgenproduktion
- In einzelnen Quellen: Infektion mit Malassezia furfur [5][8]
- Auftreten: Erste Lebenswochen
- Klinik: Viele kleine erythematöse Papeln und Pusteln, ggf. einzelne geschlossene Komedonen an Kopf, Nacken und Gesicht
- Diagnostik: Nur bei protrahiertem/schwerem Verlauf (zum Ausschluss androgenbildender Tumoren)
- Endokrinologische Abklärung, inkl. Labor: Freies und Gesamt-Testosteron, DHEA, DHEA-S, LH, FSH, 17-OH-Progesteron, Prolaktin
- Therapie: I.d.R. keine Therapie notwendig (selbstlimitierender Verlauf)
- Ggf. milde Antiseptika, bspw. Azelainsäure (Off-Label Use, da zugelassen ab 12 Jahren)
- Bei Superinfektion: Topische Antibiotika
- Fusidinsäure (ohne Altersangabe)
- Erythromycin (ohne Altersangabe)
- Differenzialdiagnosen
- Seborrhoisches Säuglingsekzem
- Talgdrüsenhyperplasie (sog. Milien)
Acne infantum [6][7]
- Ätiologie: Passagere Erhöhung des Androgenspiegels, insb. durch Reifungsverzögerung des Hypothalamus oder androgenbildende Tumoren
- Auftreten: 3.–6. Lebensmonat
- Klinik: Offene und geschlossene Komedonen, Papulopusteln und evtl. Knotenbildung, insb. im Wangenbereich
- Diagnostik: Immer (zum Ausschluss androgenbildender Tumoren)
- Endokrinologische Abklärung, inkl. Labor: Freies und Gesamt-Testosteron, DHEA, DHEA-S, LH, FSH, 17-OH-Progesteron, Prolaktin
- Therapie
- Topische Antiseptika
- Benzoylperoxid (Off-Label Use, da zugelassen ab 12 Jahren)
- Azelainsäure (Off-Label Use, da zugelassen ab 12 Jahren)
- Topisches Adapalen (Off-Label Use, da zugelassen ab 12 Jahren)
- Topische Antibiotika, bspw. Erythromycin (ohne Altersangabe)
- Bei schweren Verlaufsformen: Systemische Antibiotika, bspw. Erythromycin (zugelassen ab Geburt)
- Bei Acne conglobata infantum: Im Einzelfall Therapie mit Isotretinoin erforderlich (Off-Label Use, da zugelassen ab 12 Jahren)
- Topische Antiseptika
- Differenzialdiagnose: Periorale Dermatitis
Acne fulminans [9]
- Ätiologie: Unklar, ggf. assoziiert mit immunologischen Störungen, bspw. chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
- Auftreten: Fast nur Männer
- Klinik
- Akutes Auftreten einer schweren Acne conglobata
- Hämorrhagische Ulzerationen, Fieber, AZ-Verschlechterung und Hepatosplenomegalie
- Im Einzelfall: Knochennekrosen
- Therapie
- Initial Glucocorticoide p.o. (jedes Alter)
- Nach einer Woche zusätzlich Isotretinoin p.o. (zugelassen ab 12 Jahren)
Acne excoriée des jeunes filles
- Ätiologie
- Eigentlich keine gesonderte Akne-Form
- Entsteht durch chronische Manipulationen der Papeln bzw. heftiges Ausdrücken von Pusteln
- Betroffene sind teilweise psychisch auffällig, selbstaggressiv
- Auftreten: Insb. junge Frauen
- Klinik: Erosionen, Krusten, Narben
- Therapie
- Aufklärung über die Pathogenese
- Ggf. Psychotherapie
Acne inversa (Hidradenitis suppurativa)
Definition [10][11]
Chronisch-entzündliche, schmerzhafte Hautläsionen, insb. axillär und inguinal
Epidemiologie [12][13]
Ätiologie [14]
- Pathophysiologie: Hyperkeratose des Haarfollikels; genaue Pathogenese unklar
- Risikofaktoren
- Nikotinabusus
- Adipositas
- Genetische Prädisposition
- Mechanische Reibung
- Bakterielle Besiedlung mit Staphylococcus aureus
- Haarfollikelentzündung
- Hyperhidrose der betroffenen Areale
Klinik [15][16][17]
- Effloreszenzen
- Schmerzhafte, (sub)kutane Knoten, Abszessbildung möglich
- Im Verlauf: Großflächiger Befall, Fistelgänge, hypertrophe Narben
- Lokalisation
- Primär: Axillär und anogenital
- Ggf. gluteal , submammär
- Seltener: Gesicht, Capillitium, retroaurikulär
Klassifikation der Acne inversa nach Hurley [18] | |
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Stadium | Befund |
I |
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II |
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III |
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Diagnostik
- Klinik: I.d.R. klinische Diagnose
- Anamnese: Familiäre Belastung, Nikotinabusus, BMI
- Bei schweren Verläufen
- Bildgebende Verfahren: Sonografie/MRT zur Ausdehnungsbestimmung, insb. zur OP-Planung
- Exzision
- Biopsie: Histologisch follikuläre Hyperkeratose
- Abstrich aus tieferen Gewebeschichten: Kultur inkl. Resistogramm
Differenzialdiagnosen
- Rezidivierende Follikulitiden
- Perianal: Pilonidalsinus
Therapie
Die Therapie der Acne inversa erfolgt abhängig vom Stadium der Erkrankung. Im Hurley-Stadium I kann eine topische und/oder systemische Therapie erwogen werden (wobei keine Medikamente für die Indikation Acne inversa zugelassen sind). Bei Nichtansprechen sollte immer eine chirurgische Exzision erfolgen. Im Hurley-Stadium II und III erfolgt immer eine Operation in Kombination mit der systemischen Antibiotikatherapie. Die Therapie ist aufgrund des Mangels an effektiven und kurativen Behandlungsmöglichkeiten oft langwierig und enttäuschend und geht daher häufig mit einer stark eingeschränkten Lebensqualität einher.
Isotretinoin ist bei Acne inversa im Gegensatz zu anderen Akneformen unwirksam!
Allgemeine Maßnahmen
- Nikotinkarenz
- Gewichtsreduktion
- Bei Bedarf psychologische Begleittherapie
Topische Therapie [19][20][21]
- Indikation
- Hurley-Stadium I (ggf. zusätzlich zur systemischen Antibiotikatherapie; nur bei leichten Verläufen als Monotherapie)
- Hurley-Stadium II–III (ggf. zusätzlich zur systemischen und operativen Therapie)
- Dosierung: Clindamycin 1%-Lösung (zugelassen ab 12 Jahren)
Systemische Therapie
Antibiotikatherapie [22][23][24]
- Indikation: Immer bei Acne inversa
- Hurley-Stadium I (ggf. als Monotherapie)
- Hurley-Stadium II–III (zusätzlich zur operativen Therapie)
- Kombinationstherapie (Dosierung ab 12 Jahren)
- Clindamycin plus Rifampicin
- Bei Clindamycin-Unverträglichkeit: Minocyclin plus Rifampicin
- Für Dosierungsangaben bei Kindern siehe: Pädiatrie - Antibiotika
Antiandrogene Hormontherapie
- Indikation: Nur bei Frauen ab Hurley-Stadium II–III (zusätzlich)
- Kombinationspräparat aus Gestagenen und Estrogenen, z.B. Valette®, Yasmin®, Belara®
- Zur Dosierung siehe: Systemische antiandrogene Medikamente bei Akne
Therapie mit Biologicals
- Indikation
- Mittelschwere bis schwere Acne inversa und unzureichendes Ansprechen auf die konventionelle systemische Therapie
- Ggf. in Kombination mit Antibiotikatherapie
- Dosierung: Adalimumab (zugelassen ab 12 Jahren) [25][26]
Chirurgische Therapie [27][28][29][30][31]
- Indikation
- Hurley-Stadium I: Nur bei Nichtansprechen der konservativen Therapie
- Hurley-Stadium II–III: Immer
- Methode der Wahl: Radikale Exzision im Gesunden, ggf. bis zur Faszie
- Hurley-Stadium I: Primärer Wundverschluss, z.B. mittels Dehnungsplastik
- Hurley-Stadium II–III: Sekundäre Wundheilung zur Senkung der Rezidivrate, ggf. im Verlauf Spalthaut-Deckung
Die Exzision der Entzündungsherde sollte immer vollständig erfolgen, da die Rezidivrate bei einfacher Inzision 100% beträgt!
Komplikationen [23]
Diagnostik
- Klinische Diagnose [4]
- Bei schwerem/protrahiertem Verlauf: Hormonbestimmung
- Freies und Gesamt-Testosteron
- DHEA und DHEA-S
- LH und FSH
Differenzialdiagnosen
Akneassoziierte Syndrome
Folgende Krankheitsbilder können mit einer Akne einhergehen und sollten insb. bei persistierenden Verläufen als Differenzialdiagnose in Betracht gezogen werden:
- Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCO-Syndrom)
- Hyperandrogenismus-Insulinresistenz-Acanthosis-nigricans-Syndrom (HAIR-AN-Syndrom)
- Adrenogenitales Syndrom
- SAPHO-Syndrom
- Acne fulminans
- PAPA-Syndrom und PASH-Syndrom
- Apert-Syndrom
SAPHO-Syndrom [32]
- Definition: Rheumatologisches Krankheitsbild mit variablem Auftreten von:
- Synovitis
- Akne
- Pustulose (palmoplantar)
- Hyperostose
- Osteitis
- Epidemiologie: Selten, oftmals erstes Auftreten schon im Kindes- bzw. Jugendalter
- Ätiologie: Unbekannt , Aknesymptome werden ggf. durch eine mit TNF-α assoziierte Insulinresistenz ausgelöst
- Klinik: Eines der folgenden Kriterien muss für die Diagnosestellung erfüllt sein:
- Chronisch-rezidivierende multifokale Osteomyelitis mit/ohne Hautmanifestationen oder
- Akute oder chronisch sterile Arthritis mit/ohne Hautmanifestationen oder
- Sterile Osteitis mit Hautmanifestation
- Hautsymptome
- Acne vulgaris unterschiedlichen Schweregrades
- Acne inversa
- Folliculitis et perifolliculitis capitis abscedens et suffodiens
- Psoriasis bzw. Psoriasis pustulosa
- Pustulosis palmoplantaris
- Pyoderma gangraenosum
- Sweet-Syndrom
- Diagnostik
- Meist klinische Diagnose
- Bildgebung: Szintigrafie und MRT
- Therapie: Vorwiegend symptomatisch, sollte interdisziplinär erfolgen
- Bei Akne und Pustulose: Isotretinoin systemisch (siehe auch: Therapie der Acne vulgaris)
- Bei Arthritis: Im Off-Label Use Bisphosphonat (z.B. Pamidronsäure), TNFα-Blocker (z.B. Infliximab)
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Therapie
Basismaßnahmen
- Täglich
- Gründliche Reinigung mit pH-hautneutralen Tensiden: Entfernung von Schmutz und Zellrückständen
- Hautpflege mit nicht-komedogenen Produkten
- Wöchentlich: Peelings mit Glykolsäure (Fruchtsäure) oder Salicylsäure
- Monatlich: Manuelle Aknetherapie durch geschulte kosmetische Fachkräfte
Medikamentöse Therapie: Vereinfachtes Schema (in Anlehnung an die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Dermatologie von 2011)
A. comedonica (leicht) | A. papulopustulosa (leicht) | A. papulopustulosa (mittelgradig) | A. papulopustulosa nodosa (mittelgradig/schwer) | A. conglobata (schwer) | |
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1. Wahl |
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Alternativen |
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Aufgrund der starken Teratogenität sind orale und topische Retinoide bei Schwangeren und geplanter Schwangerschaft kontraindiziert!
Lokale Aknetherapeutika
- Topische Retinoide
- Wirkung
- Kontraindikationen: Insb. bei (geplanter) Schwangerschaft und Stillzeit, Kinder vor der Pubertät, Überempfindlichkeit gegen Inhaltsstoffe
- Siehe auch: Rote-Hand-Brief zu Retinoiden
- Nebenwirkungen: Insb. Hautirritation (deshalb einschleichen!), gesteigerte Lichtempfindlichkeit (insb. Tretinoin und Isotretinoin)
- Wirkstoffe und Dosierung
-
Adapalen topisch (zugelassen ab 12 Jahren)
- Adapalen plus Benzoylperoxid (zugelassen ab 12 Jahren)
-
Tretinoin topisch (zugelassen ab der Pubertät bzw. ab 12 Jahren)
- Tretinoin plus Clindamycin (zugelassen ab 12 Jahren)
-
Isotretinoin topisch(zugelassen ab der Pubertät bzw. ab 12 Jahren)
- Isotretinoin plus Erythromycin (zugelassen ab 12 Jahren)
-
Adapalen topisch (zugelassen ab 12 Jahren)
Auch topische Retinoide sollten möglichst mindestens einen Monat vor Schwangerschaftsbeginn abgesetzt werden.
- Topisches Benzoylperoxid bei Akne
- Wirkweise: Bedingt Oxidation und Entwicklung von freien Radikalen, vermindert Bakterienbesiedelung und Entzündungen
- Kontraindikationen: Überempfindlichkeit gegen Benzoylperoxid
- Nebenwirkungen: Insb. Hautirritationen, Entstehung einer Kontaktallergie, Bleichwirkung
- Dosierung (zugelassen ab 12 Jahren)
- Benzoylperoxid-Gel
- Benzoylperoxid-Waschgel
- Auch in fixer Kombination mit Adapalen oder Clindamycin erhältlich
- Topische Azelainsäure bei Akne
- Wirkweise: Anti-komedogen, hemmt Bakterienwachstum und Entzündungen
- Kontraindikationen: Überempfindlichkeit gegen Azelainsäure
- Nebenwirkungen: Hautirritationen
- Dosierung (zugelassen ab 12 Jahren)
- Topische Antibiotika bei Akne
- Wirkweise: Eliminiert Propionibakterien, hemmt entzündliche Prozesse
- Kontraindikationen: Überempfindlichkeit gegen Inhaltsstoffe, Schwangerschaft und Stillzeit (außer Erythromycin), Lebererkrankungen (Erythromycin)
- Nebenwirkungen: Insb. Hautirritationen, Lichtempfindlichkeit, Antibiotikaresistenzen
- Wirkstoffe und Dosierungen
- Erythromycin plus Tretinoin topisch (ohne Altersangabe)
- Clindamycin plus Benzoylperoxid topisch (zugelassen ab 12 Jahren)
- Nadifloxacin topisch (zugelassen ab 14 Jahren)
Topische Antibiotika sind in der Aknetherapie nur in Kombination mit topischen Retinoiden, Benzoylperoxid oder Azelainsäure empfohlen!
Systemische Aknetherapeutika
Systemische Antibiotikatherapie bei Akne
- Indikationen
- Mittelschwere bis schwere entzündliche Akne
- Unzureichendes Ansprechen auf topische Therapie
- Großflächiger Befall (insb. des Rückens)
- Wirkweise: Eliminiert Propionibakterien, wirkt anti-inflammatorisch
- Wirkstoffe
- Minocyclin (Dosierung ab 8 Jahren)
- Doxycyclin (Dosierung ab 8 Jahren)
- Tetracyclin (Dosierung ab 8 Jahren)
-
Erythromycin (Dosierung ab 12 Jahren)
- Erythromycin ist zugelassen ab Geburt, für pädiatrische Dosierung siehe: Erythromycin (pädiatrisch)
Systemische Therapie mit Isotretinoin bei Akne
- Wirkweise: Sebumproduktion ↓, Talgdrüsengröße ↓, Komedogenese ↓, Entzündungsreaktion ↓, Bakterienzahl ↓ (für weitere Informationen siehe auch: Wirkung der Retinoide)
- Indikation
- Schwere Akneformen mit unzureichendem Ansprechen auf systemische antibiotische und topische Therapie
- Psoriasis
- Kontraindikationen
- Schwangerschaft, Stillzeit, Frauen in gebärfähigem Alter ohne Kontrazeption: Starke teratogene Wirkung bereits nach kurzzeitiger Anwendung
- Schwere Lebererkrankungen oder Niereninsuffizienz
- Gleichzeitige Tetrazyklinbehandlung: Gefahr eines Pseudotumor cerebri
- Überempfindlichkeit gegen Inhaltsstoffe
- Nebenwirkungen
- Haut und Schleimhäute: Trockene Haut, Xerostomie, Cheilitis, Pruritus
- Blut
- Psychiatrische Erkrankungen: Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen, oder unter Depressionen verstärkte Angststörungen
- Siehe auch: Rote-Hand-Brief zu Retinoiden
- Zulassung: Ab 12 Jahren
- Dosierungen bei
- Zur topischen Anwendung siehe: Isotretinoin topisch
Keine Kombination von oralen Retinoiden und Tetracyclinen, da die Entstehung eines Pseudotumor cerebri droht!
Aufgrund der starken Teratogenität muss vor der Therapie mit oralen und topischen Retinoiden eine Schwangerschaft ausgeschlossen und eine sichere Kontrazeption gewährleistet werden.
Bei Frauen: Systemische antiandrogene Medikamente bei Akne
- Indikation: Bei Frauen ab mittelschweren Akneformen in Kombination mit o.g. Therapien
- Kontraindikationen: Insb. starke Einschränkungen der Leberfunktion, schwere Hypertonie, Thrombophilie, Z.n. tiefer Venenthrombose, Frauen vor der Menarche oder nach der Menopause, Überempfindlichkeit gegen Inhaltsstoffe
- Zulassung: Ab der Menarche
- Wirkstoffe
- Cyproteronacetat
- Chlormadinonacetat
- Dienogest
Bei Frauen mit Kinderwunsch sollten keine antiandrogenen Medikamente verwendet werden, da diese ovulationshemmend und kontrazeptiv wirken!
Prognose
- Teilweise narbige Abheilung, bei Männern häufig schwerere Verläufe
- Meist spontane Rückbildung nach der Pubertät
- In ca. 10% der Fälle: Persistenz, häufiger bei Frauen
Patienteninformationen
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023
- L70.-: Akne
- Exklusive: Aknekeloid (L73.0)
- L70.0: Acne vulgaris
- L70.1: Acne conglobata
- L70.2: Acne varioliformis
- Acne necroticans miliaris
- L70.3: Acne tropica
- L70.4: Acne infantum
- L70.5: Acné excoriée
- Acné excoriée des jeunes filles
- L70.8: Sonstige Akne
- L70.9: Akne, nicht näher bezeichnet
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.