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Proteinurie

Letzte Aktualisierung: 7.2.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Als Proteinurie wird ein übermäßiges Auftreten von Proteinen im Urin bezeichnet. Oftmals ist sie asymptomatisch, gelegentlich kommt es zu schäumendem Urin oder zu Eiweißmangelödemen. Die Diagnose wird meist mittels Urinteststreifen gestellt, welcher jedoch lediglich größere Mengen an höhermolekularem Protein (Albumin) nachweist. Tritt eine Proteinurie konsistent in mehreren Proben auf, ist sie immer als ernst zu nehmendes Symptom zu betrachten und sollte weitere Diagnostik nach sich ziehen. Ursächlich kommt eine Vielzahl renaler und nicht-renaler Erkrankungen in Betracht. Am häufigsten sind dabei glomeruläre Proteinurien als Hinweis auf eine Schädigung des glomerulären Filters. Tritt die Proteinurie gleichzeitig mit einer Hämaturie auf, spricht man von einem „nephrologischen Notfall“ und es sollte dringend eine weitere Abklärung erfolgen.

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Definitiontoggle arrow icon

  • Proteinurie: Übermäßiges Auftreten von Protein im Urin
    • >150 mg Protein/24 h gelten als pathologisch
  • Albuminurie: Übermäßiges Auftreten von Albumin im Urin
    • >30 mg Albumin/24 h gelten als pathologisch
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Klassifikationtoggle arrow icon

Die Klassifikation erfolgt anhand der Albuminausscheidung, da diese i.d.R. stellvertretend für die Gesamtproteinurie erfasst wird . [1][2]

Einteilung der Albuminurie nach KDIGO

Grad [3]

Albuminurie in mg/d

(oder Albumin-Kreatinin-Quotient in mg/g)

Bedeutung

Albuminurie Grad A1

<30 Normale bis leicht erhöhte Albuminurie

Albuminurie Grad A2

(früher: Mikroalbuminurie)

30–300 Moderat erhöhte Albuminurie

Albuminurie Grad A3

(früher: Makroalbuminurie)

>300 Stark erhöhte Albuminurie
>2.200 Nephrotischer Bereich
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Pathophysiologietoggle arrow icon

Physiologische Proteinausscheidung

Physiologischerweise werden täglich bis zu 80 mg Protein über den Urin ausgeschieden!

Mechanismen, die zu einer Proteinurie führen können

Pathophysiologisch kann eine Proteinurie prärenalen, glomerulären, tubulären oder postrenalen Ursprungs sein. In der klinischen Praxis wird die glomeruläre Proteinurie jedoch i.d.R. als erstes detektiert, da nur diese im Urinteststreifen nachweisbar ist (Albuminurie)!

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Ätiologietoggle arrow icon

Bei Patient:innen mit Diabetes mellitus und/oder arterieller Hypertonie in der Vorgeschichte ist eine Proteinurie am ehesten auf eine dadurch bedingte Nierenschädigung zurückzuführen!

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Übersicht Proteinurie-Formentoggle arrow icon

Übersicht Proteinurie-Formen

Form der Proteinurie Pathophysiologie Urinbefund (Proteine) Ätiologie

Prärenale Proteinurie

(„Überlaufproteinurie“)

Glomeruläre Proteinurie
  • Albuminurie, Nachweis mittels Urinteststreifen möglich!
  • Je nach Art und Ausmaß der Schädigung zusätzlich Nachweis von IgG
Tubuläre Proteinurie
  • Beeinträchtigung der tubulären Rückresorption kleiner, physiologischerweise im Ultrafiltrat vorkommender Proteine
Postrenale Proteinurie
  • Verletzung, Neoplasien oder Entzündung der ableitenden Harnwege
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Symptomatiktoggle arrow icon

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Diagnostiktoggle arrow icon

Urinteststreifen

Indikationen [2]

Durchführung und Interpretation

  • Material: Idealerweise morgendlicher Spontanurin
  • Eigenschaften
  • Interpretation und Vorgehen
    • Persistierende Proteinurie immer als Hinweis auf eine glomeruläre Erkrankung zu werten
    • Isolierte, gering- bis mittelgradige Proteinurie bei Patient:innen ohne relevante Vorerkrankung: Gilt erst dann als bewiesen, wenn in Proben an 3 verschiedenen Tagen nachweisbar [2]
    • Bei Patient:innen mit Hypertonie und/oder Diabetes mellitus: Immer ernstzunehmen, weitere Diagnostik empfohlen
    • Proteinurie in Kombination mit Hämaturie: Immer sofort abklärungsbedürftig!
  • Für Details siehe auch: Urinteststreifen

Ein Standard-Urinteststreifen weist erst größere Mengen Albumin nach. Daher ist er zur Früherkennung einer Proteinurie bspw. bei Diabetes mellitus nicht geeignet – hierfür sollte ein Micral-Test® zum Einsatz kommen! [2]

Sind im Urinteststreifen Protein und Hämoglobin deutlich positiv, ist unabhängig von der Nierenfunktion von einer ernst zu nehmenden Nierenerkrankung auszugehen und es sollte eine zügige Abklärung erfolgen („nephrologischer Notfall“)!

Vorgehen bei positivem Proteinnachweis im Urinteststreifen

Fokussierte Anamnese

Eine Proteinurie ist sowohl mit einem erhöhten Risiko für eine akute und chronische Nierenschädigung als auch mit einem erhöhten allgemeinen kardiovaskulären Risiko verbunden und sollte daher stets abgeklärt werden! [2][7]

Körperliche Untersuchung

Quantifizierung der Proteinausscheidung

Neben der glomerulären Schädigung haben auch das Serumalbumin, die GFR und das Ausmaß der tubulären Rückresorption Einfluss auf das Ausmaß der Proteinurie. Diese Faktoren sollten immer mitberücksichtigt werden, insb. um eine scheinbar sinkende Proteinurie durch eine sinkende GFR nicht fehlzuinterpretieren!

Weitere Diagnostik

Bei auch laborchemisch nachgewiesener Albuminurie sollten zur weiteren Abklärung erfolgen:

Eine neu aufgetretene Proteinurie bei Patient:innen mit Diabetes mellitus und/oder Hypertonie sollte immer eine Vorstellung in der Nephrologie nach sich ziehen. Bei höhergradiger Proteinurie insb. mit zusätzlicher Hämaturie und/oder Nierenfunktionsverschlechterung sollte immer eine umgehende Abklärung (im Zweifel stationäre Einweisung) erfolgen!

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

  • R80: Isolierte Proteinurie
    • Inklusive: Albuminurie o.n.A., Bence-Jones-Proteinurie, Proteinurie o.n.A.
    • Exklusive: Proteinurie: isoliert, mit Angabe morphologischer Veränderungen (N06.‑); orthostatisch (N39.2); persistierend (N39.1); Schwangerschafts- (O12.1)
  • N06.-: Isolierte Proteinurie mit Angabe morphologischer Veränderungen
    • Inklusive: Proteinurie (isoliert) (orthostatisch) (persistierend) mit morphologischen Veränderungen, wie unter .0–.8
    • Exklusive: Proteinurie: Bence-Jones- (R80); isoliert o.n.A. (R80); orthostatisch o.n.A. (N39.2); persistierend o.n.A. (N39.1); Schwangerschafts- (O12.1); o.n.A. (R80)
  • N39.-: Sonstige Krankheiten des Harnsystems
  • O12.-: Gestationsödeme und Gestationsproteinurie [schwangerschaftsinduziert] ohne Hypertonie

Morphologische Veränderungen bei glomerulären Krankheiten

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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