Zusammenfassung
Bei einem Hydrops fetalis handelt es sich um eine generalisierte, exzessive Flüssigkeitsansammlung beim Fötus mit Pleuraerguss, Perikarderguss, Aszites und/oder interstitiellen Ödemen. Nebenbefundlich können ein Ödem der Plazenta und ein Polyhydramnion auftreten. Die Ursachen eines Hydrops fetalis sind vielfältig. Neben einer Rhesus-Inkompatibilität (Morbus haemolyticus neonatorum) können u.a. kardiovaskuläre oder renale Erkrankungen sowie intrauterine Infektionen zu einer vermehrten Flüssigkeitsansammlung führen. Die Diagnose wird i.d.R. pränatal mittels Sonografie gesichert, sodass je nach Ursache therapeutische Maßnahmen wie Transfusionen bereits vor der Geburt durchgeführt werden können. Postnatal ist meist eine primäre Intubation erforderlich sowie ggf. Pleurapunktionen, Aszitespunktionen und Transfusionen bei Anämie. Die Prognose ist ungünstig.
Definition
- Generalisierte, exzessive Flüssigkeitsansammlung beim ungeborenen Kind, die die serösen Körperhöhlen (Pleura, Perikard, Peritoneum) und die Haut betreffen kann
Ätiologie
Ursachen eines Hydrops fetalis [1][2] | |
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Hämatologisch | |
Kardiovaskulär |
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Renal | |
Infektiös | |
Genetisch | |
Sonstige |
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Diagnostik
- Pränatale Sonografie: Im 2.–3. Trimenon [3]
- Ursachenabklärung: Siehe
- Ursachen des Hydrops fetalis
- Morbus haemolyticus neonatorum - Diagnostik
Therapie
- Pränatal
- Therapie je nach Ursache: Bspw. fetale Transfusion bei Anämie, mütterliche Digitalisgabe bei Arrhythmie
- Ggf. Lungenreifeinduktion: Bei drohender Frühgeburt <34 Schwangerschaftswochen
- Ggf. ultraschallgesteuerte Entlastungspunktion: Bei ausgeprägten Pleuraergüssen und/oder Aszites unmittelbar vor der Geburt
- Postnatal
- Sofortiges Abnabeln
- Primäre Intubation
-
Kontrollierte Beatmung mit hohem Pinsp und PEEP
- Ggf. kardiopulmonale Reanimation (siehe auch: Neugeborenenreanimation )
- Ggf. Pleurapunktion, Aszitespunktion und/oder Perikardpunktion
- Anlage eines Nabelvenenkatheters
- Blutentnahme: Blutgruppe, Neugeborenenscreening , Gesamteiweiß, Hämatokrit, Elektrolyte inkl. Calcium, Bilirubin, Blutgasanalyse, Gerinnungsparameter, Reserveröhrchen
- ZVD-Messung
- Bei Anämie: 5 mL/kgKG Erythrozytenkonzentrat der Blutgruppe 0 Rhesus negativ
- Anlage eines Nabelarterienkatheters
- Bei Morbus haemolyticus neonatorum: Blutaustauschtransfusion mit bestrahltem Erythrozytenkonzentrat der Blutgruppe 0 Rhesus negativ (2–3 mL/kgKG/Gabe bis Hämatokrit >35%)
- Infusionstherapie, ggf. Furosemid
- Nach Stabilisation: Transport auf die Intensivstation, weitere Therapie abhängig von der Ursache
Neugeborene mit Hydrops fetalis müssen umgehen intubiert werden!
Die Intubation kann aufgrund ausgeprägter Ödeme im Kopf-/Halsbereich und der Trachea erschwert sein!
Prognose
- Perinatale Mortalität: Je nach Ursache 55–98% [3][4]
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
- P56.-: Hydrops fetalis durch hämolytische Krankheit
- P83.-: Sonstige Krankheitszustände mit Beteiligung der Haut, die für den Fetus und das Neugeborene spezifisch sind
- Exklusive: Angeborene Fehlbildungen der Haut und des Integumentes (Q80-Q84), Hautinfektion beim Neugeborenen (P39.4), Hydrops fetalis durch hämolytische Krankheit (P56.‑), Milchschorf, seborrhoisch (L21.0), Staphylococcal scalded skin syndrome [SSS-Syndrom] (L00.‑), Windeldermatitis (L22)
- P83.2: Hydrops fetalis, nicht durch hämolytische Krankheit bedingt
- Inklusive: Hydrops fetalis o.n.A.
- P83.3: Sonstiges und nicht näher bezeichnetes Ödem, das für den Fetus und das Neugeborene spezifisch ist
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.