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Gesichts- und Felsenbeinfrakturen

Letzte Aktualisierung: 7.12.2022

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Mittelgesichtsfrakturen werden nach Le Fort eingeteilt, frontobasale Gesichtsfrakturen nach Escher. Die häufigsten Gesichtsfrakturen sind jedoch Nasenbeinfrakturen sowie die einfache Fraktur von Jochbein (Os zygomaticum) und/oder Jochbogen (Arcus zygomaticus). Letztere können durch Kieferklemme und Monokelhämatom symptomatisch werden. Bei frontobasalen Frakturen und Felsenbeinquerfrakturen ist ein Liquorfluss aus der Nase möglich (Rhinoliquorrhö). Der Austritt von Liquorflüssigkeit lässt sich über das Vorhandensein von β2-Transferrin und/oder β-trace-Protein testen (wird auf einem Schwämmchen gesammelt), da diese Proteine weitestgehend spezifisch für den Liquor cerebrospinalis sind.

Mittelgesichtsfrakturentoggle arrow icon

Mittelgesichtsfrakturen
Frakturtyp Bezeichnung Beteiligte Strukturen
Le Fort I Horizontaler Oberkieferbruch Basale Absprengung der Maxilla
Le Fort II

Pyramidenförmiger Oberkieferbruch

Absprengung der Maxilla inkl. knöcherner Nase
Le Fort III Transversaler Oberkieferbruch Hohe Absprengung des gesamten Mittelgesichts inkl. knöcherner Nase; die Fraktur führt durch das Os ethmoidale
  • Therapie: Operative Versorgung
    • Fixation mittels Platten- bzw. Miniplattenosteosynthese
    • Reposition der Frakturfragmente unter Einstellung der Okklusion

Frontobasale Frakturen (Rhinobasisfrakturen)toggle arrow icon

  • Definition: Frakturen der vorderen Schädelbasis durch Gewalteinwirkungen von vorne werden nach Escher eingeteilt
  • Klinik
    • Leitsymptom: Monokel- oder Brillenhämatom mit subkonjunktivaler Einblutung (Hyposphagma)
    • Bei zusätzlicher Durazerreißung: Rhinoliquorrhö mit Gefahr einer aufsteigenden Entzündung im Sinne einer Meningitis
  • Diagnostik
Frontobasale Frakturen (Rhinobasisfrakturen)
Frakturtyp nach Escher Bezeichnung Gewalteinwirkung Beteiligte Strukturen
Escher Typ I Hohe frontobasale Fraktur (ca. 65%) Auf das Os frontale Trümmerfraktur mit Beteiligung des Os frontale und Sinus frontalis
Escher Typ II Mittlere frontobasale Fraktur (ca. 15%) Auf die Stirnnasenwurzel Lamina cribrosa, Os ethmoidale und Os sphenoidale
Escher Typ III Tiefe frontobasale Fraktur (ca. 10%) Auf das Mittelgesicht mit Impression von Nasenwurzel und Os ethmoidale Abriss des Mittelgesichts von der Schädelbasis häufig mit Oberkieferfrakturmuster von Le Fort III
Escher Typ IV Laterale frontobasale Fraktur (ca. 10%) Von seitlich vorne Fraktur von Orbitadach und Hinterwand des Sinus frontalis

Häufigste Ursache für eine Rhinoliquorrhö ist eine Fraktur der äußerst dünnen Lamina cribrosa (Teil des Os ethmoidale) oberhalb der Nasenhöhle!

Laterale Mittelgesichtsfrakturen (Jochbein- und Jochbogen-Fraktur)toggle arrow icon

  • Definitionen[1]
  • Ätiologie: Trauma bei Sport oder Autounfällen
  • Symptome
  • Therapie
    • Konservativ
      • Indikation: Kann erwogen werden, wenn keine Dislokation sowie keine Funktionsbeeinträchtigung von Nachbarstrukturen besteht
      • Maßnahmen: Kontrollierte Verlaufsbeobachtung, physikalische Maßnahmen (Kühlung, abschwellende Nasentropfen) sowie funktionelle Entlastung (z.B. weiche Kost)
    • Operative Versorgung
      • Indikation: Bei dislozierten bzw. nicht-reponierbaren Frakturen, motorischen Funktionseinschränkungen der Augenmuskulatur und/oder Sensibilitätsstörungen des zweiten Trigeminusastes
      • Maßnahmen: Frakturreposition und osteosynthetische Fixation

Nasenbeinfrakturtoggle arrow icon

  • Ätiologie: Meist stumpfe Gewalteinwirkung
  • Klinik
  • Diagnostik
  • Therapie
    • Nicht-dislozierte, geschlossene Fraktur: Keine Reposition notwendig, symptomatische Behandlung
    • Dislozierte Fraktur: Reposition innerhalb der ersten Tage
    • Offene Fraktur: Sofortige Reposition und operative Versorgung[1]
  • Komplikation: Septumhämatom
    • Ätiologie: Ohne Zerreißung der Nasenschleimhaut bildet sich ein Hämatom zwischen Knorpel und Knorpelhaut (Perichondrium) bzw. zwischen Knochen und Knochenhaut
    • Klinik: Völlige Verlegung des Nasenlumens mit (doppelseitiger) Behinderung der Nasenatmung kurz nach dem Trauma
    • Rhinoskopie: Prallelastische, ballonartige Vorwölbung der Schleimhaut
    • Therapie: Immer umgehende chirurgische Inzision, anschließende Kompression durch eine Nasentamponade
    • Komplikationen: Bei zu später Therapie Nasenseptumabszess → Nasenseptumnekrose → Sattelnase

Felsenbeinfrakturtoggle arrow icon

Normalbefund

  • Dreieckiges, glatt begrenztes Felsenbein – seitensymmetrisch
  • Gut pneumatisiertes Mastoid
  • Freie Sinus

Felsenbeinfraktur

Felsenbeinfrakturen
Aspekt Längsfraktur (ca. 90%) Querfraktur (ca. 10%)
Gewalteinwirkung
  • Seitlich
  • Frontal oder okzipital
Lokalisation
  • Mittelohrschaden
  • Innenohrschaden
Schwerhörigkeit
Klinik
Otoskopie Trommelfellriss

Der Austritt von Liquorflüssigkeit lässt sich über das Vorhandensein von β2-Transferrin testen!

Orbitafrakturtoggle arrow icon

Unterkieferfrakturtoggle arrow icon

3D-Anatomietoggle arrow icon

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3D-Modell

Exkurse

Modellansicht

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Reiß: Facharztwissen HNO-Heilkunde: Differenzierte Diagnostik und Therapie. 1. Auflage Springer 2009, ISBN: 978-3-540-89440-7.
  2. Strutz et al.: Praxis der HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie. 2. Auflage Thieme 2009, ISBN: 978-3-131-16972-3.
  3. S2k-Leitlinie Laterale Mittelgesichtsfrakturen.Stand: 28. Februar 2014. Abgerufen am: 6. November 2017.

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