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Medikamentöse Kreislaufunterstützung - AMBOSS-SOP

Letzte Aktualisierung: 21.11.2023

Abstracttoggle arrow icon

Diese SOP behandelt primär die medikamentöse Kreislaufunterstützung beim erwachsenen Patienten unter Verwendung der gebräuchlichsten Substanzen. Der inhaltliche Fokus liegt auf der Erläuterung allgemeiner Therapieprinzipien, für das Vorgehen bei spezifischen klinischen Situationen wird auf das entsprechende AMBOSS-Kapitel verwiesen.

Bei hämodynamischer Instabilität sollten stets Identifikation und Behandlung der auslösenden Ursache im Zentrum der Behandlung stehen. Zudem sollte die medikamentöse Kreislaufunterstützung als rein symptomatische Therapie immer in ein Gesamtbehandlungskonzept eingebunden sein.

Weitere sinnvolle Optionen zur Kreislaufunterstützung sind in Abhängigkeit von der klinischen Situation bspw.

Material und Medikamentetoggle arrow icon

Basismaterial

Material für die erweiterte Diagnostik und Therapiesteuerung

Basismedikamente (Auswahl nach klinischer Situation)

Medikamente für die erweiterte Therapie

Vorbereitungtoggle arrow icon

Basismaßnahmen

Die Auswahl des geeigneten Infusionszugangs muss individuell anhand der klinischen Situation (bspw. Dringlichkeit der Therapie, Art und Dosierung des verwendeten Medikaments, peripherer Venenstatus) getroffen werden!

Mögliche Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit bei periphervenöser Gabe vasoaktiver Substanzen [1]

Invasive Blutdruckmessung (arterieller Katheter)

  • Indikationsstellung: Individuelle Entscheidung nach
  • Mögliche Vorteile
  • Mögliche Nachteile
    • Potenzielle Verzögerung der Therapie
    • Bisweilen erschwerte Punktionsbedingungen im manifesten Schock

Bei ausgeprägter hämodynamischer Instabilität sollte im Zweifel eine initial stabilisierende Therapie vorrangig gegenüber der Anlage weiterer Infusions- bzw. Druckmesskatheter sein!

Die Indikation für die Erweiterung des Monitorings und der Infusionszugänge sollte im Verlauf regelmäßig überprüft und der klinischen Situation angepasst werden!

Basisdiagnostik

Grundlegende Ursachen einer hämodynamischen Instabilität und primäre Therapieansätze zur medikamentösen Kreislaufunterstützung
Klinisches Korrelat Primärer Therapieansatz zur medikamentösen Kreislaufunterstützung
„Kardiale Pathologie“
„Vaskuläre Pathologie“

In der Primärversorgung sind häufig klinischer Eindruck und nicht-invasive Diagnostik zur groben Eingrenzung des zugrunde liegenden Pathomechanismus der hämodynamischen Instabilität ausreichend!

Die medikamentöse Kreislaufunterstützung ist immer nur eine symptomatische Therapie! Identifikation und Behandlung der Ursache einer hämodynamischen Instabilität sind daher von höchster Wichtigkeit!

Erweiterte Diagnostik

Zielparameter und Zielwerte festlegen [2][3][4]

Zusätzliche Maßnahmen zur Kreislaufstabilisierung

  • Medikamentöse Kreislaufunterstützung als alleiniger Therapieansatz selten sinnvoll
  • Relevante Aspekte bei der Erstellung eines Gesamtbehandlungskonzepts

Die medikamentöse Kreislaufunterstützung ist als alleiniger Therapieansatz selten sinnvoll und sollte daher stets in ein Gesamtbehandlungskonzept eingebunden sein!

Ablauf/Durchführungtoggle arrow icon

Allgemeine Grundsätze

  • Pharmakologischer Hintergrund kreislaufunterstützender Medikamente
    • Wirkeintritt bei verlängerter Kreislaufzeit ggf. verzögert
    • Teilweise Wirkungseinschränkung bei Azidose [6] und Hypoxie [7]
    • Wirkweise teilweise abhängig von der Dosierung [3][8]
  • Vor Beginn der medikamentösen Kreislaufunterstützung stets
    • Funktionsprüfung des Infusionszugangs
    • Eindeutige Kennzeichnung der Spritzen (Wirkstoff und Konzentration) [9]
  • Bei Verwendung von Spritzenpumpen zur kontinuierlichen Gabe
    • Auf patientennahen Anschluss der zuführenden Leitung achten
    • Vertikale Niveauänderung der Spritzenpumpe vermeiden [10]
  • Nutzung eines separaten Infusionszugangs bzw. Infusionsschenkels für kreislaufunterstützende Medikamente, wann immer möglich (insb. bei kontinuierlicher Gabe)
    • Bessere Steuerbarkeit
    • Vermeidung akzidenteller Bolusgaben
  • Verwendung einer Begleitinfusion bei kontinuierlicher Gabe kreislaufunterstützender Medikamente über einen peripheren Venenkatheter

Bei vermuteter kombinierter Ursache („kardiale“ und „vaskuläre“ Pathologie) der hämodynamischen Instabilität kann es sinnvoll sein, primär mehrere Medikamente mit unterschiedlichem Wirkmechanismus zur Kreislaufunterstützung einzusetzen!

Die spezifischen Kontraindikationen und Wechselwirkungen der im Folgenden genannten Medikamente werden aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht im Detail erwähnt und sind daher den entsprechenden Fachinformationen zu entnehmen!

Therapieansatz: Unspezifische Kreislaufunterstützungtoggle arrow icon

Theodrenalin/Cafedrin - Klinische Anwendung [8][11][12][13]

Therapieansatz: Steigerung des Gefäßtonustoggle arrow icon

Noradrenalin - Klinische Anwendung [8][12][15][16][17]

  • Handelsname: Arterenol®
  • Darreichungsformen (Konzentration jeweils 1 mg/mL )
    • Ampulle (1 mL)
    • Durchstechflasche (25 mL)
  • Indikation
    • Typische Indikation: Vasopressor der 1. Wahl bei septischem Schock
    • Weitere Indikationen bspw.
      • Perioperatives Blutdruckmanagement
      • Begleitende Therapie bei anderen Schockformen
  • Wirkung: Stimulation von α-Adrenorezeptoren in der glatten Gefäßmuskulatur → Systemischer vaskulärer Widerstandsindex
  • Besonderheiten
    • Häufig begleitende barorezeptorvermittelte Reflexbradykardie
    • Myokardialer Sauerstoffbedarf↑ durch Nachlast
    • Mit steigender Dosierung zunehmende Beeinträchtigung der Mikrozirkulation
    • Meist kontinuierliche Gabe einer auf 50 mL verdünnten Lösung (Klinikstandard beachten)
    • Bolusgabe prinzipiell möglich
  • Dosierung
  • Hinweise und Beispielrechnungen
    • Berechnung der Spritzenpumpen-Laufrate (mL/h)
      • Formel: kgKG × körpergewichtsbezogene Dosis × erforderliche Laufrate für 1 μg/min
      • Beispielrechnung für einen Patienten mit 70 kgKG, einer gewünschten Dosierung von 0,05 μg/kgKG/min und einer Wirkstoffkonzentration von 20 μg/mL
        • Erforderliche Laufrate für 1 μg/min: 60 μg/h ÷ 20 μg/mL = 3 mL/h
        • Spritzenpumpen-Laufrate für gewünschte Dosierung: 70 kgKG × 0,05 μg/kgKG/min × 3 mL/h = 10,5 mL/h
    • Berechnung der körpergewichtsbezogenen Dosis (μg/kgKG/min)
      • Formel: Spritzenpumpen-Laufrate ÷ erforderliche Laufrate für 1 μg/min ÷ kgKG
      • Beispielrechnung für einen Patienten mit 70 kgKG, einer Laufrate von 21 mL/h und einer Wirkstoffkonzentration von 100 μg/mL
        • Erforderliche Laufrate für 1 μg/min: 60 μg/h ÷ 100 μg/mL = 0,6 mL/h
        • Körpergewichtsbezogene Dosis: 21 mL/h ÷ 0,6 mL/h ÷ 70 kgKG = 0,5 μg/kgKG/min
  • Zur Dosierung von Noradrenalin bei anaphylaktischem Schock siehe: Therapie eines anaphylaktischen Schocks
  • Zur Dosierung von Noradrenalin bei Sepsis siehe: Therapie mit kreislaufwirksamen Substanzen bei Sepsis
Typische Infusionslösungen für die kontinuierliche Gabe von Noradrenalin
Infusionslösung Wirkstoffkonzentration Erforderliche Laufrate für 1 μg/min Anwendungshinweise
  • 20 μg/mL
  • 3 mL/h
  • Einsatz bei leichter bis moderater hämodynamischer Instabilität
  • Vorteil: Gute Steuerbarkeit
  • Wechsel auf höhere Konzentration bspw. ab einer Laufrate von 20 mL/h
  • 100 μg/mL
  • 0,6 mL/h

Die genaue Kenntnis der verwendeten Wirkstoffkonzentration ist zur Vermeidung von Über- bzw. Unterdosierungen von höchster Wichtigkeit!

Vasopressin - Klinische Anwendung [8][12][18][19][20]

Standardlaufraten bei kontinuierlicher Gabe von Vasopressin
Infusionslösung Wirkstoffkonzentration Dosierung Laufrate
  • 0,8 IE/mL
  • 0,01 IE/min
  • 0,75 mL/h
  • 0,02 IE/min
  • 1,5 mL/h
  • 0,03 IE/min
  • 2,25 mL/h

Therapieansatz: Steigerung der Herzkrafttoggle arrow icon

Adrenalin - Klinische Anwendung [8][12][15][16][22]

Typische Infusionslösungen für die kontinuierliche Gabe von Adrenalin
Infusionslösung Wirkstoffkonzentration Erforderliche Laufrate für 1 μg/min Anwendungshinweise
  • 20 μg/mL
  • 3 mL/h
  • Einsatz bei leichter bis moderater hämodynamischer Instabilität
  • Vorteil: Gute Steuerbarkeit
  • Wechsel auf höhere Konzentration bspw. ab einer Laufrate von 20 mL/h
  • 100 μg/mL
  • 0,6 mL/h

Die hier genannten Therapieempfehlungen betreffen explizit nicht die Bereiche Reanimation, Anaphylaxie und lokale Blutstillung (gesonderte Betrachtung an anderer Stelle)!

Die genaue Kenntnis der verwendeten Wirkstoffkonzentration ist zur Vermeidung von Über- bzw. Unterdosierungen von höchster Wichtigkeit!

Dobutamin - Klinische Anwendung [8][12][15][16][23]

  • Handelsname: Dobutrex®
  • Darreichungsform
    • Ampulle (50 mL) mit 250 bzw. 500 mg als fertige Infusionslösung
    • Durchstechflasche mit 250 mg als Trockensubstanz (Pulver) zum Herstellen einer Infusionslösung
  • Indikation
  • Wirkung
  • Besonderheiten
    • Variable Beeinflussung der Herzfrequenz
      • Anstieg typischerweise erst bei höherer Dosierung
      • Individuell teils deutliche Tachykardie bereits bei niedriger Dosierung
    • Nur zur kontinuierlichen Applikation (keine Bolusgabe)
    • Potenzielle Toleranzentwicklung bei Therapiedauer >72 h
  • Dosierung
  • Hinweise und Beispielrechnungen
    • Berechnung der Spritzenpumpen-Laufrate (mL/h)
      • Formel: kgKG × körpergewichtsbezogene Dosis × erforderliche Laufrate für 1 μg/min
      • Beispielrechnung für einen Patienten mit 70 kgKG, einer gewünschten Dosierung von 2,5 μg/kgKG/min und einer Wirkstoffkonzentration von 5 mg/mL
        • Erforderliche Laufrate für 1 μg/min: 60 μg/h ÷ 5 mg/mL = 60 μg/h ÷ 5000 μg/mL = 0,012 mL/h
        • Spritzenpumpen-Laufrate für gewünschte Dosierung: 70 kgKG × 2,5 μg/kgKG/min × 0,012 mL/h = 2,1 mL/h
    • Berechnung der körpergewichtsbezogenen Dosis (μg/kgKG/min)
      • Formel: Spritzenpumpen-Laufrate ÷ erforderliche Laufrate für 1 μg/min ÷ kgKG
      • Beispielrechnung für einen Patienten mit 70 kgKG, einer Laufrate von 4,2 mL/h und einer Wirkstoffkonzentration von 10 mg/mL
        • Erforderliche Laufrate für 1 μg/min: 60 μg/h ÷ 10 mg/mL = 60 μg/h ÷ 10.000 μg/mL = 0,006 mL/h
        • Körpergewichtsbezogene Dosis: 4,2 mL/h ÷ 0,006 mL/h ÷ 70 kgKG = 10 μg/kgKG/min
Typische Infusionslösungen für die kontinuierliche Gabe von Dobutamin
Infusionslösung Wirkstoffkonzentration Erforderliche Laufrate für 1 μg/min Anwendungshinweise
  • 5 mg/mL
  • 0,012 mL/h
  • Klinikstandard beachten
  • Tendenziell vorteilhaft bei niedrigen Dosierungen (bessere Steuerbarkeit)
  • 10 mg/mL
  • 0,006 mL/h
  • Klinikstandard beachten
  • Tendenziell vorteilhaft bei hohen Dosierungen (geringere Volumenbelastung)

Die hier genannten Therapieempfehlungen betreffen explizit nicht den Bereich der Stress-Echokardiografie!

Die genaue Kenntnis der verwendeten Wirkstoffkonzentration ist zur Vermeidung von Über- bzw. Unterdosierungen von höchster Wichtigkeit!

Milrinon - Klinische Anwendung [8][12][15][24]

  • Handelsname: Corotrop®
  • Darreichungsform: Ampulle mit 10 mg auf 10 mL (Konzentration 1 mg/mL)
  • Indikation
    • Typische Indikation: Kurzzeitbehandlung der schweren, auf andere Medikamente therapierefraktären Herzinsuffizienz
    • Weitere Indikationen bspw. perioperativ (insb. in der Kardiochirurgie)
  • Wirkung: Inodilatator (Phosphodiesterase-III-Hemmer)
  • Besonderheiten
  • Dosierung
  • Hinweise und Beispielrechnungen
    • Berechnung der Spritzenpumpen-Laufrate für die Initialdosis (mL/h für 10 min)
      • Formel: kgKG × gewünschte Initialdosis ÷ 10 min × erforderliche Laufrate für 1 μg/min
      • Beispielrechnung für einen Patienten mit 70 kgKG, einer gewünschten Initialdosis von 25 μg/kgKG und einer Wirkstoffkonzentration von 200 μg/mL
        • Erforderliche Laufrate für 1 μg/min: 60 μg/h ÷ 200 μg/mL = 0,3 mL/h
        • Spritzenpumpen-Laufrate für gewünschte Initialdosis: 70 kgKG × 25 μg/kgKG ÷ 10 min × 0,3 mL/h = 52,5 mL/h für 10 min
    • Berechnung der Spritzenpumpen-Laufrate (mL/h)
      • Formel: kgKG × körpergewichtsbezogene Dosis × erforderliche Laufrate für 1 μg/min
      • Beispielrechnung für einen Patienten mit 70 kgKG, einer gewünschten Dosierung von 0,5 μg/kgKG/min und einer Wirkstoffkonzentration von 200 μg/mL
        • Erforderliche Laufrate für 1 μg/min: 60 μg/h ÷ 200 μg/mL = 0,3 mL/h
        • Spritzenpumpen-Laufrate für gewünschte Dosierung: 70 kgKG × 0,5 μg/kgKG/min × 0,3 mL/h = 10,5 mL/h
    • Berechnung der körpergewichtsbezogenen Dosis (μg/kgKG/min)
      • Formel: Spritzenpumpen-Laufrate ÷ erforderliche Laufrate für 1 μg/min ÷ kgKG
      • Beispielrechnung für einen Patienten mit 70 kgKG, einer Laufrate von 15,75 mL/h und einer Wirkstoffkonzentration von 200 mg/mL
        • Erforderliche Laufrate für 1 μg/min = 60 μg/h ÷ 200 μg/mL = 0,3 mL/h
        • Körpergewichtsbezogene Dosis: 15,75 mL/h ÷ 0,3 mL/h ÷ 70 kgKG = 0,75 μg/kgKG/min
Typische Infusionslösung für die kontinuierliche Gabe von Milrinon
Infusionslösung Wirkstoffkonzentration Erforderliche Laufrate für 1 μg/min Anwendungshinweise
  • 200 μg/mL
  • 0,3 mL/h
  • Nur zur i.v. Anwendung zugelassen
  • Inhalative Anwendung (Vernebelung) als Off-Label Use möglich
  • Tagesmaximaldosis 1,13 mg/kgKG
  • Behandlungsdauer max. 48 h

Die hier genannten Therapieempfehlungen sind nur begrenzt auf den perioperativen Bereich (insb. Kardiochirurgie) anwendbar!

Eine Therapieempfehlung zur inhalativen Anwendung von Milrinon wird aufgrund der fehlenden Standarddosierung und des Off-Label Use nicht gegeben!

Levosimendan - Klinische Anwendung [8][12][15][29][30]

  • Handelsname: Simdax®
  • Darreichungsform: Durchstechflasche mit 12,5 mg auf 5 mL (Konzentration 2,5 mg/mL )
  • Typische Indikation: Kurzzeitbehandlung der akut dekompensierten schweren chronischen Herzinsuffizienz
  • Wirkung: „Calcium-Sensitizer“, Inodilatator
  • Besonderheiten
    • Initial häufig Blutdruckabfall durch Überwiegen der peripheren Vasodilatation [31][32]
    • Verstoffwechslung zu biologisch aktiven Metaboliten mit langer Halbwertszeit (80–96 h)
  • Dosierung
  • Hinweise und Beispielrechnungen
    • Berechnung der Spritzenpumpen-Laufrate für die Initialdosis (mL/h für 10 min)
      • Formel: kgKG × gewünschte Initialdosis ÷ 10 min × erforderliche Laufrate für 1 μg/min
      • Beispielrechnung für einen Patienten mit 70 kgKG, einer gewünschten Initialdosis von 6 μg/kgKG und einer Wirkstoffkonzentration von 50 μg/mL
        • Erforderliche Laufrate für 1 μg/min: 60 μg/h ÷ 50 μg/mL = 1,2 mL/h
        • Spritzenpumpen-Laufrate für gewünschte Initialdosis: 70 kgKG × 6 μg/kgKG ÷ 10 min × 1,2 mL/h = 50,4 mL/h für 10 min
    • Berechnung der Spritzenpumpen-Laufrate für die kontinuierliche Gabe (mL/h)
      • Formel: kgKG × körpergewichtsbezogene Dosis × erforderliche Laufrate für 1 μg/min
      • Beispielrechnung für einen Patienten mit 70 kgKG, einer gewünschten Erhaltungsdosis von 0,05 μg/kgKG/min und einer Wirkstoffkonzentration von 25 μg/mL
        • Erforderliche Laufrate für 1 μg/min: 60 μg/h ÷ 25 μg/mL = 2,4 mL/h
        • Spritzenpumpen-Laufrate für gewünschte Erhaltungsdosis: 70 kgKG × 0,05 μg/kgKG/min × 2,4 mL/h = 8,4 mL/h
    • Berechnung der körpergewichtsbezogenen Dosis (μg/kgKG/min)
      • Formel: Spritzenpumpen-Laufrate ÷ erforderliche Laufrate für 1 μg/min ÷ kgKG
      • Beispielrechnung für einen Patienten mit 70 kgKG, einer Laufrate von 16,8 mL/h und einer Wirkstoffkonzentration von 50 μg/mL
        • Erforderliche Laufrate für 1 μg/min: 60 μg/h ÷ 50 μg/mL = 1,2 mL/h
        • Körpergewichtsbezogene Dosis: 16,8 mL/h ÷ 1,2 mL/h ÷ 70 kgKG = 0,2 μg/kgKG/min
Typische Infusionslösungen für die Initialdosis und die kontinuierliche Gabe von Levosimendan
Infusionslösung Wirkstoffkonzentration Erforderliche Laufrate für 1 μg/min Anwendungshinweise
  • 25 μg/mL
  • 2,4 mL/h
  • Zur einmaligen Anwendung über 24 h
  • Anwendungsbeschränkung bei Nieren- bzw. Leberinsuffizienz
  • Ausgleich einer Hypovolämie vor Beginn der Behandlung
  • Lange Wirkdauer nach Beendigung der Infusion (ca. 7–10 Tage)
  • Im Anschluss nicht-invasive Überwachung für mind. 4–5 Tage empfohlen
  • 50 μg/mL
  • 1,2 mL/h

Die Anwendung von Levosimendan bei Patienten mit ausgeprägter hämodynamischer Instabilität sollte aufgrund des potenziellen Blutdruckabfalls zu Beginn der Gabe nur unter gründlicher Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen!

Komplikationentoggle arrow icon

Extravasation bzw. Paravasation [1][33][34]

  • Begünstigende Faktoren
    • Nutzung eines peripheren Infusionszugangs
    • Hohe Laufraten der applizierten Medikamente
    • Lange Liegedauer des Katheters
  • Mögliche Folgen
    • Blutdruckabfall durch Unterdosierung
    • Lokale Gewebeschädigung
  • Maßnahmen: Umgehende Behandlung erforderlich zur Vermeidung von Folgeschäden

Überdosierung

  • Typische Ursachen bspw.
    • Bolusgaben (beabsichtigt oder unbeabsichtigt)
    • Verwechslung der Wirkstoffkonzentration
    • Überlappende Infusion bei Wechsel der Wirkstoffkonzentration
  • Prävention entsprechend durch
    • Sorgfältige Indikationsstellung für Bolusgaben
    • Vertikale Niveauänderung der Spritzenpumpe vermeiden [10]
    • Abknicken von Infusionsleitungen vermeiden
    • Eindeutige Kennzeichnung der Spritzen (Wirkstoff und Konzentration) [9]
    • Engmaschige Überwachung der Vitalparameter
    • Infusionsleitungen nach der Therapie aspirieren und durchspülen
  • Zum therapeutischen Vorgehen siehe: Hypertensive Krise

Technische Probleme [35]

  • Invasive Blutdruckmessung
    • Auf korrekte Höhe des Druckwandlers achten (Vorhofniveau)
    • Abgleich des Druckwandlers mit dem Atmosphärendruck durchführen (sog. Nullabgleich)
  • Infusionsleitungen
    • Abknicken vermeiden
    • Auf korrekte Position der Dreiwegehähne achten
    • Mögliche Diskonnektion bedenken
  • Spritzenpumpen
    • Anschluss an das Stromnetz bzw. überprüfen des Akkuladezustands
    • Ersatzgeräte bei Defekt während der Anwendung vorhalten

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Quellentoggle arrow icon

  1. Wilhelm: Praxis der Anästhesiologie. Springer-Verlag GmbH Deutschland 2018, ISBN: 978-3-662-54567-6.
  2. Weitzel et al.:Hämodynamisches Wirkungsspektrum von Cafedrin/Theodrenalin bei Anästhesie-assoziierter HypotensionIn: Der Anaesthesist. Band: 67, Nummer: 10, 2018, doi: 10.1007/s00101-018-0472-z . | Open in Read by QxMD p. 766-772.
  3. Karow, Lang-Roth: Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie 2020. 28. Auflage Eigenverlag 2019, ISBN: 978-3-982-12230-4.
  4. Fachinformation - Akrinor.. Abgerufen am: 22. Oktober 2021.
  5. Werzer et al.:Medikamenteninteraktion zwischen Ceftriaxon und Theodrenalin/CafedrinIn: Die Anaesthesiologie. 2022, doi: 10.1007/s00101-022-01217-5 . | Open in Read by QxMD.
  6. Marx et al.: Die Intensivmedizin. 12. Auflage Springer-Verlag 2015, ISBN: 978-3-642-54952-6.
  7. Rex, Marx:Therapie der akuten HerzinsuffizienzIn: Anästhesiologie & Intensivmedizin. Band: 53, Nummer: 11, 2012, p. 610-631.
  8. Fachinformation - Arterenol.Stand: 15. April 2020. Abgerufen am: 22. Oktober 2021.
  9. Bayerl et al.:Vasopressin im distributiven Schock - Kurzzusammenfassung der im Dezember 2019 veröffentlichten Guideline der Canadian Critical Care SocietyIn: Der Anaesthesist. Band: 69, Nummer: 3, 2020, doi: 10.1007/s00101-020-00742-5 . | Open in Read by QxMD p. 159-161.
  10. Maybauer et al.:Physiology of the vasopressin receptorsIn: Best Practice & Research Clinical Anaesthesiology. Band: 22, Nummer: 2, 2008, doi: 10.1016/j.bpa.2008.03.003 . | Open in Read by QxMD p. 253-263.
  11. Fachinformation - Empressin.. Abgerufen am: 22. Oktober 2021.
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  13. Fachinformation - Suprarenin.. Abgerufen am: 22. Oktober 2021.
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