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Ablauf einer allgemeinen körperlichen Aufnahmeuntersuchung

Letzte Aktualisierung: 13.6.2023

Abstracttoggle arrow icon

Die körperliche Untersuchung stellt nach Erhebung der Anamnese i.d.R. die erste diagnostische Maßnahme dar und sollte wenn möglich immer vollständig durchgeführt werden. Sie ermöglicht oftmals bereits eine erste Zuordnung der Beschwerden und ist entscheidend für die Anordnung weiterer Untersuchungen. In manchen Fällen ist anhand der körperlichen Untersuchung bereits eine Diagnosestellung möglich, ohne dass invasive oder apparative Verfahren zum Einsatz kommen müssen.

Dieses Kapitel stellt einen möglichen Untersuchungsablauf dar, wie er beispielsweise im Rahmen einer Aufnahmeuntersuchung (oder auch in der mündlichen Prüfung des Staatsexamens!) durchgeführt wird. Genauere Erklärungen zu möglichen Untersuchungsbefunden sind in weiterführenden Kapiteln zu finden.

Vorbemerkungentoggle arrow icon

Untersuchungssituation

  • Bestmögliche Bedingungen für die Untersuchung schaffen: Einen möglichst ruhigen Ort für die Untersuchung wählen, auf die Wahrung der Privatsphäre achten, ggf. Angehörige oder andere Patienten aus dem Zimmer bitten.
  • Vor der Untersuchung sollte sich der Untersucher die Hände desinfizieren!
  • Sich selber mit Funktion vorstellen und dem Patienten den Ablauf erklären
  • Falls der Name des Patienten nicht bekannt sein sollte, diesen immer erfragen
  • Während der Untersuchung sollten dem Patienten jeweils die weiteren Schritte angekündigt werden
  • Material

Einen Bogen zur Dokumentation der Untersuchungsbefunde findest Du in dem Kapitel "Anamnese- und Untersuchungsbogen"!

Allgemeines Vorgehen in der körperlichen Untersuchung

Bei jeder Untersuchung ist es sinnvoll, folgende Untersuchungsmethoden bei allen Organen durchzuführen, um möglichst viele Informationen über den Zustand des Patienten zu sammeln.

  • Inspektion: Betrachten
  • Palpation: Abtasten
  • Perkussion: Abklopfen
  • Auskultation: Abhören (i.d.R. mit dem Stethoskop)
  • Ggf. Funktionsprüfung

Zu Beginn einer Untersuchung steht grundsätzlich die Inspektion; die Reihenfolge der anderen Methoden unterscheidet sich je nach untersuchter Körperregion. Während z.B. bei der Lungenuntersuchung Palpation, Perkussion und Auskultation aufeinander folgen, sollte bei der Abdomenuntersuchung die Auskultation zuerst erfolgen, um eine Verfälschung der Darmgeräusche durch eine vorherige palpatorische Anregung zu verhindern. Bei anderen Untersuchungen (wie z.B. bei der Beurteilung des Herzens) haben Palpation und Perkussion nur einen geringen Stellenwert.

Allgemeiner Eindruck und Vitalparametertoggle arrow icon

Händetoggle arrow icon

Kopf/Halstoggle arrow icon

Schädel

Augen

  • Inspektion der Skleren
  • Inspektion der Konjunktiven
  • Indirekte und direkte Lichtreaktion der Pupillen
  • Untersuchung der Augenmotilität
  • Orientierende fingerperimetrische Überprüfung des Gesichtsfeldes

Mund und Rachen

  • Beurteilung der Mundschleimhaut
  • Beurteilung der Tonsillen
  • Beurteilung der Gaumensegel
  • Den Patienten bitten, die Zunge herauszustrecken

Gesicht

Für einen flüssigen Untersuchungsablauf bietet es sich an, hier bereits einige Schritte der neurologischen Untersuchung durchzuführen.

  • Prüfung der Sensibilität
  • Prüfung der Motorik
  • Ggf. Otoskopie

Hals

Typische Befunde: Siehe Redflag-Befunde an Kopf und Hals

Thoraxtoggle arrow icon

Herz
AMBOSS-Video-Tutorial zur klinischen Untersuchung des Herzens:

Inspektion

  • Zunächst sollte der Patient gebeten werden, den Oberkörper frei zu machen.
  • Bei der Inspektion sollte auf mögliche Narben einer Herzoperation (Thorakotomienarbe), Herzschrittmacher etc. geachtet werden.

Palpation

  • Durchführung
    • Die Palpation des Herzens sollte am besten in Linksseitenlage erfolgen.
    • Der Untersucher legt die flache Hand auf die Herzspitze.
  • Beurteilung: Bei schlanken Menschen ist der Herzspitzenstoß im 5. ICR leicht medial der Medioklavikularlinie palpabel; eine Verbreiterung findet sich bspw. im Rahmen einer Linksherzhypertrophie.

Auskultation (siehe auch Auskultation des Herzens)

Lunge
AMBOSS-Video-Tutorial zur klinischen Untersuchung der Lunge:

Inspektion

Palpation

Perkussion

Auskultation

  • Ablauf: Zunächst sollte der Patient gebeten werden, durch den geöffneten Mund tief ein- und auszuatmen . Die Lungenabschnitte sollten immer im direkten Seitenvergleich auskultiert werden!
    • Von dorsal: Im oberen Thoraxbereich → Oberlappen; mittlere und untere Thoraxabschnitte → Unterlappen
    • Von lateral: Links → Ober- und Unterlappen; rechts → Mittellappen
    • Von ventral: Im oberen Thoraxbereich beidseits → Auskultation des Oberlappens; im unteren Thoraxbereich → rechts Auskultation des Mittellappens und Unterlappens, links des Unterlappens
  • Normalbefund: Vesikuläres Atemgeräusch über allen Lungenabschnitten
  • Pathologische Befunde: Siehe Differenzialdiagnostik auf der Basis der pulmonalen Untersuchungsbefunde
  • Weiterhin: Prüfung der Bronchophonie

Abdomentoggle arrow icon

AMBOSS-Video-Tutorial zur klinischen Untersuchung des Abdomens:

Vorbereitung

Zunächst sollte der Patient gebeten werden, sich hinzulegen und den Bauch frei zu machen. Um eine größtmögliche Entspannung der Bauchdecken des Patienten zu erreichen, kann dem Patienten ein Kissen unter den Kopf gelegt und er gebeten werden, die Arme locker neben dem Körper abzulegen und die Beine leicht anzuwinkeln. Falls der Untersucher kalte Hände hat, sollte er dies dem Patienten ankündigen, da Kälte im Bereich des Bauches meist als besonders unangenehm empfunden wird.

Inspektion

  • Haut: Insb. auf das Vorliegen von Narben, Striae und Gefäßveränderungen (z.B. Caput medusae) achten
  • Nabel: Insb. auf Vorwölbungen achten
  • Konturen/Form des Abdomens: Ist das Abdomen flach, ausladend, eingefallen? Sind Vorwölbungen/Asymmetrien erkennbar?

Auskultation

Die Auskultation des Abdomens sollte vor Perkussion und Palpation erfolgen, um eine Verfälschung der Darmgeräusche durch eine vorherige palpatorische Anregung zu verhindern!

  • Über allen 4 Quadranten mit leichtem Druck auskultieren
  • Normalbefund: Ca. alle 5-10 Sekunden glucksende/gurgelnde Darmgeräusche

Perkussion

Palpation

  • Allgemeine Hinweise
    • Der Patient sollte zunächst gefragt werden, ob Schmerzen im Bereich des Abdomens bestehen. Wird dies bejaht, sollte die Palpation in den nicht-schmerzhaften Bereichen begonnen werden.
    • Da die Palpation des Abdomens oftmals als sehr unangenehm empfunden wird, kann es hilfreich sein, den Patienten in ein Gespräch zu verwickeln und ihn aufzufordern, ruhig durchzuatmen.

Bei der Palpation sollte in das Gesicht des Patienten geschaut werden und nicht auf den Bauch! Die Mimik des Patienten während der Palpation kann gute Hinweise auf Intensität und Lokalisation von Schmerzen geben.

Bestimmung der Lebergröße

  • Kratzauskultation
  • Perkussion
  • Physiologischer Befund: Die normale kraniokaudale Lebergröße in der Medioklavikularlinie beträgt 7-11,5cm bei der Frau und 8-12,5cm beim Mann

Digital-rektale Untersuchung

  • Auch wenn diese Untersuchung für alle Beteiligten als sehr unangenehm empfunden wird, gehört sie zu einer vollständigen körperlichen Untersuchung dazu!
  • Es ist sinnvoll, den Patienten darüber aufzuklären, dass die Untersuchung unangenehm, aber unerlässlich ist und schnell vorbei sein wird.
  • Vorgehen
    • Patient befindet sich entweder in Rückenlage mit gering gespreizten und aufgestellten Beinen oder in Links-/Rechtsseitenlage
    • Der Untersucher bittet den Patienten zu pressen und führt dann den (mit einem Handschuh geschützten und mit Vaseline bestrichenen) Zeigefinger peranal ein
    • Betasten des Analkanals und des Rektums
  • Beurteilung: Einschätzung des Sphinktertonus , Vorliegen einer Druckschmerzhaftigkeit , Vorliegen von Resistenzen , Beurteilung möglicher Rückstände von Stuhl/Blut am Fingerling , Beurteilung der Prostata

Gefäßstatus/Flüssigkeitshaushalttoggle arrow icon

Bewegungsapparat und orientierende neurologische Untersuchungtoggle arrow icon

Zu einer vollständigen körperlichen Untersuchung gehört immer auch eine neurologische Untersuchung. Diese wird in der Regel in verkürzter Form an die internistische Untersuchung angeschlossen und dient einer groben Einschätzung des neurologischen Zustands des Patienten. Finden sich dabei Auffälligkeiten, sollte im Anschluss eine ausführlichere Untersuchung erfolgen.

AMBOSS-Video-Tutorial zur orientierenden neurologischen Untersuchung:

Für eine detailliertere neurologische Untersuchung: Siehe Neurologische Untersuchung

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