ambossIconambossIcon

Tubenfunktionsstörungen

Letzte Aktualisierung: 17.7.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Als Tubenfunktionsstörung oder Tubenkatarrh bezeichnet man eine akute oder chronische Belüftungsstörung des Mittelohres, die durch eine Störung der Öffnung der Tuba eustachii bedingt ist. Ursache hierfür ist meist eine Verlegung des Tubenostiums im Nasenrachen, bspw. durch vergrößerte Adenoide. Hierdurch kann es zur Flüssigkeitsansammlung im Mittelohr kommen. Es bildet sich ein Erguss unterschiedlicher Viskosität hinter dem Trommelfell (Seromukotympanon oder Mukotympanon). Während der akute Paukenerguss i.d.R. durch einen Infekt des Nasenrachenraumes entsteht und konservativ meist gut zu behandeln ist, sollte bei einem persistierenden Paukenerguss beim Erwachsenen (insb. bei einseitigem Befund) immer eine Nasenracheninspektion zum Ausschluss eines Tumors erfolgen. Therapeutisch können nach erfolgloser konservativer Therapie eine Parazentese und ggf. die Einlage eines Paukenröhrchens erfolgen. Gleichzeitig sollte die Tubenbelüftung verbessert werden. Eine Sonderform ist das Syndrom der offenen Tube.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Definitiontoggle arrow icon

  • Tubenfunktionsstörungen: Belüftungsstörungen des Mittelohres, die durch einen behinderten Öffnungsmechanismus der Tuba eustachii bzw. deren Verlegung im Nasenrachen bedingt sind
  • Paukenerguss: Flüssigkeitsansammlung hinter dem Trommelfell, Folge sowohl der akuten als auch der chronischen Form der Tubenbelüftungsstörung
    • Differenzierung anhand der Viskosität
      • Serotympanon: Seröser Erguss
      • Mukotympanon: Muköser Erguss
      • Häufig finden sich Mischformen, die als mukoserös oder seromukös bezeichnet werden, bspw. Seromukotympanon
  • Sonderform: Klaffende Tuba auditiva (offene Ohrtrompete)
Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Akute Tubenfunktionsstörungtoggle arrow icon

Eine akute Tubenfunktionsstörung tritt meist im Rahmen einer Erkältung oder einer Allergie auf. Als Folge kann es zu einer Sekretansammlung in der Paukenhöhle kommen (Paukenerguss). Die akute Tubenfunktionsstörung bildet sich meist innerhalb einiger Wochen zurück.

Ätiologie

  • Als Folge entzündlicher Erkrankungen (infektiös oder allergisch bedingt) des Nasenrachenraumes und/oder der Nasennebenhöhlen
  • Unzureichender Druckausgleich, bspw. bei Flugzeuglandung
  • Bei Kindern
    • Physiologische Tubeninsuffizienz meist bis zum 7. Lebensjahr, bedingt durch
      • Geringe Achsknickung der Schädelbasis
      • Weichen Tubenknorpel
      • Kurze Tube
    • Temporäre Hyperplasie der Rachenmandel im Rahmen eines Infektes

Pathophysiologie

Klinik

  • Druckgefühl, zu Beginn oft stechende Ohrenschmerzen
  • Rauschen oder gluckerndes Ohrgeräusch, gelegentlich auch knackendes Ohrgeräusch beim Schlucken
  • Schwerhörigkeit

Diagnostik

Therapie

  • Konservativ: Kurzzeitig abschwellende Nasentropfen (bspw. Xylometazolin) und passives Valsalva-Manöver
    • Bei akuter Schleimhautschwellung, z.B. infektbedingt: Kurzzeitige Anwendung abschwellender Nasentropfen, z.B. Xylometazolinhydrochlorid (Kinder >6 J., Jugendliche und Erwachsene , Kinder 2–6 J. , Kinder <2 J. )
    • Bei V.a. allergische Genese: Mometason-17-(2-furoat) (z.B. Nasonex®) (Kinder 3–12 J. , Kinder >12 J. und Erwachsene )
    • Zusätzlich fördert Kaugummikauen die Durchgängigkeit der Tuben
  • Operativ: Nur bei starker Beeinträchtigung des Hörvermögens auf Wunsch des Patienten oder bei V.a. Labyrinthitis

Eine Überdosierung von Xylometazolin kann bei Neugeborenen und Säuglingen schwere Nebenwirkungen (insb. Atemstillstand) verursachen!

Um eine Überdosierung zu vermeiden, sollten xylometazolinhaltige Nasentropfen bei Kindern <2 Jahren mithilfe eines Dosiertropfers verabreicht werden!

Sonderformen

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Chronische Tubenfunktionsstörungtoggle arrow icon

Bestehen die Beschwerden bei einer Belüftungsstörung des Mittelohres länger als 3 Monate, spricht man von einer chronischen Tubenfunktionsstörung. Diese geht meist mit einem Paukenerguss einher.

Epidemiologie

  • Insb. Kleinkinder
  • Gehäuft bei Kindern mit Gaumenspalte

Ätiologie

  • Bei Kindern
    • Meist bedingt durch adenoide Vegetationen
    • Physiologische Tubeninsuffizienz meist bis zum 7. Lebensjahr bedingt durch
      • Geringe Achsknickung der Schädelbasis
      • Weichen Tubenknorpel
      • Kurze Tube
    • Risikofaktor: Passivrauchen durch Zigarettenkonsum in der Familie
  • Bei Erwachsenen

Klinik

  • Keine Schmerzen, gelegentlich leichtes Druckgefühl im Ohr
  • Schwerhörigkeit
  • Evtl. tieffrequenter Tinnitus
  • Gelegentlich Sprachentwicklungsverzögerung bei Kindern

Diagnostik

Zum Vergeich: Normalbefund

Therapie

  • Konservativ: Kurzzeitig abschwellende Nasentropfen (bspw. Xylometazolin) und passives Valsalva-Manöver
    • Bei akuter Schleimhautschwellung, z.B. infektbedingt: Kurzzeitige Anwendung abschwellender Nasentropfen, z.B. Xylometazolinhydrochlorid (Kinder >6 J., Jugendliche und Erwachsene , Kinder 2–6 J. , Kinder <2 J.
    • Bei V.a. allergische Genese: Mometason-17-(2-furoat) (z.B. Nasonex®) , Kinder 3–12 J. , Kinder >12 J. und Erwachsene
    • Zusätzlich fördert Kaugummikauen die Durchgängigkeit der Tuben
  • Operativ

Eine Überdosierung von Xylometazolin kann bei Neugeborenen und Säuglingen schwere Nebenwirkungen (insb. Atemstillstand) verursachen!

Um eine Überdosierung zu vermeiden, sollten xylometazolinhaltige Nasentropfen bei Kindern <2 Jahren mithilfe eines Dosiertropfers verabreicht werden!

Komplikationen

Bei Kindern kann durch das Seromukotympanon die Sprachentwicklung gestört sein, daher ist eine frühe Therapie wichtig!

Bei Erwachsenen mit Seromukotympanon muss ein Malignom als Ursache ausgeschlossen werden!

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Parazentese und Paukendrainagetoggle arrow icon

Allgemeines [1][2][3]

Verfahren

  • Parazentese (HNO): Inzision des Trommelfells
  • Paukendrainage: Einlage eines Drainage-Röhrchens in das Trommelfell nach Parazentese zur Gewährleistung einer längerfristigen Mittelohrbelüftung
    • Gold- oder Titanröhrchen: Hantel- bzw. Kragenknopf-artiges Röhrchen mit einem Durchmesser von 1–1,5 mm
      • Durchschnittliche Extrusionszeit : <12 Monate
    • T-Tube („Dauerröhrchen“): T-förmiges Röhrchen mit seitlichen Haltelaschen, meist aus Kunststoff (Silikon)
      • Durchschnittliche Verweilzeit in situ: 24–36 Monate

Indikationen

Kontraindikationen

  • Hochstand des Bulbus venae jugularis
  • Anomalie der A. carotis
  • Glomustumor

Durchführung

Operatives Vorgehen

  • Lagerung
  • Parazentese
    • Transmeataler Zugang
    • Verwendung des größtmöglichen Ohrtrichters sowie eines Mikroskops
    • Inzision mit dem Sichelmesser
      • Von zentral nach peripher
      • Möglichst im vorderen, unteren Quadranten
    • Absaugung von Sekret
    • Alternative Inzision mittels Laser oder Kauterisation [4]
  • Paukendrainage
    • Ggf. Parazenteseöffnung etwas erweitern
    • Fassen des Paukenröhrchens mit dem Ohrzängelchen bei leichter Kippung nach vorne
    • Einsetzen des inneren Flanschs zur Hälfte unter den vorderen Schnittrand
    • Herausziehen des Ohrzängelchens
    • Eindrücken des restlichen inneren Flanschs mittels gebogener Nadel unter den hinteren Schnittrand
    • Beim T-Tube: Einbringung mittels Applikator oder durch Fassen der Laschen mit dem Ohrzängelchen
      • Durchstecken der geradegestellten Laschen durch die Parazentese
      • T-förmige Entfaltung der Laschen beim Ausstoßen aus dem Applikator bzw. Lösen des Ohrzängelchens
      • Ziel: Beide Laschen müssen unter das Trommelfell geschoben sein

Nachsorge

  • Kontrollen
    • Postoperative mikroskopische Kontrolle am Folgetag
    • HNO-ärztliche Kontrolle alle 6 Monate
  • Wasserschutz [5]
    • Dauer: Idealerweise bis zum vollständigen Verschluss des Trommelfells
    • Vorgehen bei einliegenden Paukenröhrchen
      • Tauchverbot (durch den erhöhten Druck kann leichter Wasser durch die Drainage eindringen)
      • Baden oder Duschen (mit Seife und Shampoo): Tragen von Ohrstöpseln bzw. individuell angepassten Otoplastiken insb. beim Haarewaschen
      • Beim Schwimmen: Wasserkarenz bzw. Tragen von Ohrstöpseln bei einliegendem Paukenröhrchen nicht zwingend erforderlich
  • Entfernung
    • Bei fehlender Extrusion der Paukendrainage: Entfernung im Behandlungsstuhl meist ohne Lokalanästhesie möglich
    • T-Tube/Dauerröhrchen müssen obligat HNO-ärztlich nach gewisser Zeit entfernt werden [6]

Wasser mit Detergenzien (v.a. Seife und Shampoo) kann aufgrund der reduzierten Oberflächenspannung des Wassers das Lumen der Drainage leichter passieren!

OP-Risiken und Komplikationen

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Klaffende Tuba auditiva (offene Ohrtrompete)toggle arrow icon

  • Definition: Offene Ohrtrompete
  • Ätiologie: Vorausgegangene starke Gewichtsabnahme → Abnahme des die Tube umgebenden Fettgewebes
  • Klinik
    • Oft symptomlos
    • Autophonie: Ungewöhnlich lautes Hören und Dröhnen der eigenen Stimme über die Eustachi-Röhre
    • Hören des eigenen Atemgeräusches
    • Verschwinden der Symptome im Liegen oder bei Bauchpresse
  • Diagnostik
  • Therapie
    • Aufklärung über die Harmlosigkeit der Erkrankung
    • Operativ: Augmentation mit Hyaluronsäure oder Fett oder Einlage eines Paukenröhrchens
Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Probiere die Testversion aus und erhalte 30 Tage lang unbegrenzten Zugang zu über 1.400 Kapiteln und +17.000 IMPP-Fragen.
disclaimer Evidenzbasierte Inhalte, von festem ärztlichem Redaktionsteam erstellt & geprüft. Disclaimer aufrufen.