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Ringelröteln

Letzte Aktualisierung: 17.5.2023

Abstracttoggle arrow icon

Ringelröteln (Erythema infectiosum) sind eine durch Parvovirus B19 ausgelöste Tröpfcheninfektion, die insb. Kinder zwischen dem 5.–15. Lebensjahr betrifft. Die meisten Infektionen verlaufen klinisch inapparent oder mit nur leicht beeinträchtigtem Allgemeinbefinden und subfebrilen Temperaturen. Typische Effloreszenzen sind Wangenerytheme mit perioraler Aussparung sowie ein teils juckendes, girlanden- oder netzartiges Exanthem an Rumpf und Extremitäten. Da sich das Parvovirus B19 in den Erythroblasten ansiedelt, kommt es passager zu einer gestörten Erythropoese. Das Exanthem blasst nach wenigen Tagen wieder ab, kann aber über Monate rekurrieren. Nach der Infektion besteht lebenslange Immunität. Eine Therapie ist i.d.R. nicht erforderlich. Eine Impfung existiert nicht.

Eine insb. bei Erwachsenen häufige Komplikation ist die Parvovirus-B19-Arthritis. Bei Patienten mit Immunsuppression oder chronisch hämolytischen Anämien (z.B. Sichelzellanämie) kann es durch die gestörte Erythropoese zur aplastischen Krise kommen.

Bei einer Primärinfektion während der Schwangerschaft kommt es durch vertikale Transmission des Erregers in ca. 30% der Fälle zu einer intrauterinen Infektion des Fötus (konnatale Parvovirus-B19-Infektion) mit der Gefahr eines Hydrops fetalis und einer Fehl- oder Totgeburt.

Epidemiologietoggle arrow icon

  • Altersgipfel: 5.–15. Lebensjahr
  • Durchseuchungsrate
    • Im Vorschulalter 10%
    • Im Erwachsenenalter 70%

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

Ätiologietoggle arrow icon

  • Erreger: Parvovirus B19
  • Reservoir: Mensch (einzig bekanntes Reservoir)
  • Übertragung
  • Infektiosität: Besteht vor Ausbruch des Exanthems → Im Exanthemstadium nahezu keine Ansteckungsgefahr

Symptome/Kliniktoggle arrow icon

  • Inkubationszeit: 4–14 Tage
  • Verlauf: Im Kindesalter häufig asymptomatisch, bei Erwachsenen häufig schwerer Verlauf
  • Fakultative Symptome
    • Wenig eingeschränktes Allgemeinbefinden
    • Ggf. grippeartige Beschwerden
    • Leichtes Fieber
    • Exanthem (nur 15–20%)
      • Zunächst diffuse Rötung des Gesichts (Wangenerythem) unter Aussparung von Mund und Nase
      • Exanthem auf Extremitäten und Rumpf, initial makulopapulös, konfluierend im Verlauf durch zentrale Abblassung girlanden- oder netzartig
      • Milder Juckreiz in 50% der Fälle
      • Abblassen nach ca. 5–8 Tagen, Rekurrieren über Monate möglich

Diagnostiktoggle arrow icon

Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Therapietoggle arrow icon

Komplikationentoggle arrow icon

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Besondere Patientengruppentoggle arrow icon

Parvovirus-B19-Infektion in der Schwangerschaft

Die Parvovirus-B19-Infektion bei Schwangeren gleicht im Wesentlichen der Erkrankung bei nicht-schwangeren Frauen, geht aber mit der Gefahr einer vertikalen Transmission auf das Kind einher (konnatale Parvovirus-B19-Infektion). Im Folgenden wird lediglich auf besondere Aspekte während der Schwangerschaft eingegangen.

Eine Primärinfektion mit Parvovirus B19 während der Schwangerschaft kann zu einer fetalen Anämie und einem Hydrops fetalis führen!

Meldepflichttoggle arrow icon

Gemäß dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) besteht keine bundesweite Meldepflicht für Parvovirus B19. Es gibt jedoch eine amtliche Meldepflicht in Sachsen.

  • Arztmeldepflicht nach § 6 IfSG
    • Nach IfSGMeldeVO (nur in Sachsen) ): Namentliche Arztmeldepflicht bei Verdachts-, Krankheits- oder Todesfällen

Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Ringelröteln

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

  • B08.-: Sonstige Virusinfektionen, die durch Haut- und Schleimhautläsionen gekennzeichnet sind, anderenorts nicht klassifiziert
    • Exklusive: Stomatitis-vesicularis-Viruskrankheit (A93.8)
    • B08.3: Erythema infectiosum [Fünfte Krankheit]
      • Ringelröteln

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen.Stand: 1. Oktober 2021. Abgerufen am: 21. Juli 2022.
  2. Berner et al.: DGPI-Handbuch: Infektionen bei Kindern und Jugendlichen. 7. Auflage Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) 2018, ISBN: 978-3-132-40790-9.
  3. Moll, Jung: Duale Reihe Dermatologie. 6. Auflage Thieme 2005, ISBN: 978-3-131-26686-6.
  4. Koletzko: Pädiatrie. 13. Auflage Springer 2007, ISBN: 978-3-540-48632-9.
  5. Schmidt: Checkliste Rheumatologie. 2. Auflage Thieme 2000, ISBN: 3-137-63002-9.
  6. Höger: Kinderdermatologie. 1. Auflage Schattauer 2005, ISBN: 3-794-52221-4.
  7. Lentze et al.: Pädiatrie Grundlagen und Praxis. 2. Auflage Springer 2003, ISBN: 3-540-43628-6.
  8. Scholz et al.: DGPI Handbuch: Infektionen bei Kindern und Jugendlichen. 4. Auflage futuramed 2003, ISBN: 3-923-59990-0.

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