ambossIconambossIcon

Darmpathogene E.-coli-Infektion

Letzte Aktualisierung: 20.9.2023

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Escherichia coli (E. coli) ist ein gramnegatives, stäbchenförmiges und begeißeltes Bakterium, das einen wichtigen Bestandteil der bakteriellen Darmflora darstellt. Die durch E. coli ausgelösten Krankheiten entstehen entweder durch Aufnahme eines für den menschlichen Darm pathogenen Subtyps (z.B. über kontaminierte Lebensmittel) oder durch Verschleppung der Darmkeime in ein anderes Milieu (z.B. Harnblase, Lunge), wo sie zu einer Infektion führen. Die klinische Symptomatik hängt vom vorliegenden Subtyp ab: Eine Infektion mit enterohämorrhagischem E. coli (EHEC) kann insb. bei Kleinkindern/Säuglingen zu einer schweren Kolitis führen und als Komplikation das gefürchtete hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) auslösen. Therapeutisch sind die Durchfälle nach Möglichkeit symptomatisch zu behandeln. Die Indikation für die Gabe von Antibiotika sollte vorsichtig gestellt werden, da sie oft zu einer vermehrten Toxinfreisetzung führen können.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Allgemeintoggle arrow icon

  • Erreger
  • Diagnostik darmpathogener E. coli: Erfolgt durch
    • Nachweis von für die Subtypen charakteristischen Virulenzgenen (PCR)
    • Nachweis von Toxinen nach Anreicherungskultur (EIA bzw. ELISA)
    • Ggf. durch Serotypbestimmungen (O- und H-Antigene mit Agglutinationsverfahren)
      • Anforderung: Darmpathogene E. coli; eine einfache Anforderung „Durchfallerreger im Stuhl“ ist nicht ausreichend!
      • Indikation
        • Blutige Diarrhö
        • Schwere Verläufe (insb. HUS und TTP, Sepsis), insb. vor antibiotischer Therapie
        • Hospitalisierung aufgrund der Diarrhö (insb. bei Kindern)
        • Relevante Komorbiditäten (insb. Immunsuppression)
        • Reiseanamnese
        • Auftreten in Gemeinschaftseinrichtungen
        • Auftreten bei Patienten, die beruflich in der Gastronomie und Lebensmittelverarbeitung tätig sind
  • Therapie der darmpathogenen E.-coli-Infektionen (erregerspezifische Besonderheiten sind in den jeweiligen Sektionen aufgeführt)
    • Symptomatische Therapie der Durchfälle
      • Substitution von Flüssigkeit und Elektrolyten
      • Motilitätshemmer (z.B. Loperamid): Wenn überhaupt, dann nur kurzzeitig indiziert, da durch die Gabe die Ausscheidung der Erreger verzögert wird
      • Spasmolytika (z.B. Buscopan®): Indiziert bei abdominellen Krämpfen
    • Antibiotika: Keine unkritischen bzw. unreflektierten antibiotischen Therapien – insb. bei EHEC kann bei Ciprofloxacin-Therapie durch Zerfall der Erreger eine vermehrte Toxinfreisetzung und ein erhöhtes Risiko für das Auftreten eines HUS resultieren [1]
      • Kalkulierte antibiotische Therapie nur bei schweren Verläufen mit länger anhaltenden Durchfällen bzw. besonderen Risikofaktoren
      • Wenn möglich Erregerdiagnostik vor der ersten Antibiotikagabe!
      • Für Therapievorschläge zur Antibiotikatherapie siehe folgende Sektionen
  • Differenzialdiagnosen

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC)toggle arrow icon

  • Erreger
    • Enterohämorrhagische Escherichia coli: Besitzen potenziell die Eigenschaft, Zytotoxine zu bilden (Shiga-Toxine, syn. Shiga-like-Toxine, Verotoxine)
    • Einteilung nach Oberflächen-O-Antigenen
      • Häufigste EHEC-Serogruppe: O157
      • Weitere häufige Serogruppen: O26, O91, O103, O104, O145
  • Verbreitung
    • Assoziiert mit industrieller Fertigung von Lebensmitteln in Industrienationen
  • Alter (zwei Häufigkeitsgipfel): Säuglinge/Kleinkinder und höheres Lebensalter
  • Infektionsweg
    • Fäkal-oral
      • Fäkal kontaminierte Lebensmittel, z.B.
        • Rohmilchprodukte
        • Rohes Fleisch
        • Gemüse
      • Direkter Kontakt zu Wiederkäuern (z.B. Rinder, Schafe)
      • Übertragung von Mensch zu Mensch
  • Infektionsdosis: Gering! (<100 für Serogruppe O157)
  • Infektiosität
    • Solange Bakterien im Stuhl nachweisbar sind
    • Meist zwischen einigen Tagen und mehreren Wochen
    • Nachweis von Bakterien im Stuhl bei Kindern in der Regel länger als bei Erwachsenen
  • Pathophysiologie
  • Inkubationszeit: 2–10 Tage
  • Symptomatik
  • Diagnostik: Gemäß Diagnostik darmpathogener E. coli
    • Spezielle Indikationen zur EHEC-Diagnostik im Stuhl
    • Nachweis des Toxins bzw. Toxingens
      • Toxingennachweis mittels PCR aus Kolonieabschwemmung oder Stuhlanreicherung
      • Direkter Toxinnachweis mittels ELISA aus der bakteriellen Kultur
  • Meldepflicht
    • Arztmeldepflicht
      • Nach IfSGMeldeVO (nur in Sachsen ): Namentliche Meldepflicht bei Erkrankung, Tod und Ausscheidern von EHEC ohne Auftreten eines HUS, bei durch EHEC ausgelöstem HUS namentliche Meldepflicht bei Krankheitsverdacht, Erkrankung, Tod und Ausscheidern
      • Nach § 6 IfSG: Namentliche Meldepflicht bei Krankheitsverdacht, Erkrankung und Tod durch von EHEC ausgelöstem HUS
    • Labormeldepflicht
  • Therapie [1]
    • Symptomatische und supportive Therapie
    • Keine routinemäßige antibiotische Therapie!
    • Aktuelle Leitlinien empfehlen bei begründeter Indikation (extraintestinale, bzw. generalisierte Infektion) Carbapeneme [2][3][4]
  • Komplikationen
  • EHEC-Epidemie 2011
    • 2011 kam es insb. in Norddeutschland zu einer epidemischen Infektionswelle mit EHEC des Serotyps O104
    • Infektionsvehikel waren mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit aus Ägypten importierte kontaminierte Sprossen
    • Erkrankungszahlen: 2987 an Gastroenteritis (davon 18 Todesfälle), 855 am HUS (davon 35 Todesfälle)

EHEC → „H“ wie „hämolytisch-urämisches Syndrom“ als wichtige Komplikation!

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Enterotoxinbildende Escherichia coli (ETEC)toggle arrow icon

ETEC → „T“ wie „travel“ → Reisediarrhö!

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Enteropathogene Escherichia coli (EPEC)toggle arrow icon

EPEC → „P“ wie „Pädiatrie“ → Säuglingsdiarrhö!

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Enteroinvasive Escherichia coli (EIEC)toggle arrow icon

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Enteroaggregative Escherichia coli (EAEC)toggle arrow icon

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

E. coli

E. coli – Teil 1

E. coli – Teil 2

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Probiere die Testversion aus und erhalte 30 Tage lang unbegrenzten Zugang zu über 1.400 Kapiteln und +17.000 IMPP-Fragen.
disclaimer Evidenzbasierte Inhalte, von festem ärztlichem Redaktionsteam erstellt & geprüft. Disclaimer aufrufen.