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Parasympatholytika

Letzte Aktualisierung: 25.9.2023

Abstracttoggle arrow icon

Parasympatholytika (Anticholinergika) heben über eine kompetitive Hemmung die Effekte von Acetylcholin an muskarinergen Cholinozeptoren auf. Acetylcholin wird postganglionär verdrängt, wobei alle Parasympatholytika ähnliche Eigenschaften wie Atropin, dem Leitpharmakon der Medikamentengruppe, aufweisen. Unterschieden wird in lipophile (tertiäre, z.B. Atropin) und weniger lipophile Substanzen (quartäre, z.B. Butylscopolamin), die schwerer resorbierbar und nicht ZNS-gängig sind. Die störendste Nebenwirkung der Parasympatholytika ist die Mundtrockenheit, während andere Nebenwirkungen wie Erhöhung der Herzfrequenz oder eine periphere Vasokonstriktion, außer im Falle einer Intoxikation, häufig nicht bemerkt werden.

Wirkstoffe und Dosierungshinweisetoggle arrow icon

Butylscopolamin

Wirkstoff Butylscopolamin (z.B. Buscopan®)
Applikation
Standarddosierung
Indikationen
Zu beachten

Kontraindikationen

DANI
DALI
Gravidität/Stillzeit
  • Gravidität
    • Fachinformation: Nicht empfohlene Substanz während der Schwangerschaft aufgrund mangelnder Studien
    • Embryotox: Spasmolytikum der Wahl unter strenger Indikationsstellung [1]
    • Als Off-Label Use zur Analgesie in der Geburtshilfe eingesetzt
    • Systemische Effekte auf fetale Herzfrequenz möglich
  • Stillzeit: Einsatz nach Nutzen-Risiko-Abwägung (Fachinformation), Einsatz in Stillzeit möglich (Embryotox)

Keine Gewähr für Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität der bereitgestellten Inhalte. Die Angaben erfolgen nach sorgfältigster redaktioneller Recherche. Insbesondere aktuelle Warnhinweise und veränderte Empfehlungen müssen beachtet werden. Soweit nicht anders genannt, beziehen sich die genannten Empfehlungen auf Erwachsene.

Übersichttoggle arrow icon

Parasympatholytika können anhand ihrer chemischen Eigenschaften oder ihrer Rezeptoraffinität eingeteilt werden.

Einteilung anhand chemischer Eigenschaften

Einteilung der Parasympatholytika nach chemischen Eigenschaften
Substanz Chemische Eigenschaften
Atropin
Scopolamin
Tropicamid
Biperiden

Oxybutynin, Darifenacin, Tolterodin

Butylscopolamin

Ipratropiumbromid
Tiotropiumbromid

Einteilung anhand Rezeptoraffinität

Einteilung der Parasympatholytika nach Rezeptoraffinität
Wirkweise Substanzen
MXR-Antagonisten
M3R-Antagonisten

Wirkungtoggle arrow icon

Wirkung von Parasympatholytika

Auge
  • Mydriasis
  • Akkommodationslähmung
  • Verengung des Kammerwinkels → Kammerwasserabfluss↓ → Augeninnendruck↑
Bronchialsystem
Herz
  • Zunahme der Herzfrequenz
  • Verkürzung der AV-Überleitung
  • Der Blutdruck wird nur in höheren Dosierungen beeinflusst
Gefäße
  • Steigerung des Blutdrucks
Magen-Darm-Trakt
  • Abnahme der Peristaltik
  • Speichel- und Magensaftsekretion↓
Schweißdrüsen
  • Verminderte Sekretion
Harnblase
  • Tonusabnahme

Parasympatholytika (Anticholinergika) heben über eine kompetitive Hemmung die Wirkung von Parasympathomimetika an m-Cholinozeptoren (Acetylcholinrezeptoren) auf!

Indikation, Nebenwirkung und Kontraindikationtoggle arrow icon

Parasympatholytika
ZNS-Gängigkeit Wirkstoffe Indikation Spezielle Wirkung und Nebenwirkung Allgemeine anticholinerge Nebenwirkungen Allgemeine Kontraindikationen und Interaktionen
ZNS-gängig Atropin
Scopolamin
  • Ausgeprägt antiemetisch
  • Sekretionshemmung
  • Zentrale Dämpfung
  • Kontraindikation: Zentrale Durchblutungsstörungen/Zerebralsklerose
Homatropin, Tropicamid
  • Weitstellung der Pupille (lokale Applikation)
  • Kurze Wirkdauer, insb. Tropicamid
Biperiden
  • Wirkung insb. an zentralen M1-Cholinozeptoren
    • Ausgleich des relativen cholinergen Überschusses
  • Zerebrale Anfallsbereitschaft↑ [3]
Oxybutynin, Darifenacin, Tolterodin
Nicht ZNS-gängig Butylscopolamin
Ipratropiumbromid
  • Kurze Wirkdauer (SAMA)
Tiotropiumbromid
  • Lange Wirkdauer (LAMA)

Es werden die wichtigsten Nebenwirkungen, Kontraindikationen und Interaktionen genannt. Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit.


Im Extremfall kann bei einer Überdosierung ein anticholinerges Syndrom ausgelöst werden („feuerrot, glühend heiß, strohtrocken, total verrückt“)!

Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Atropin

Anticholinerges Syndrom

Ipra- und Tiotropiumbromid

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

Quellentoggle arrow icon

  1. Karow: Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie 2021. 29. Auflage Thomas Karow (Verlag) 2020, ISBN: 978-3-982-12231-1.
  2. Fachinformation Biperiden.Stand: 1. September 2015. Abgerufen am: 17. März 2022.
  3. Butylscopolamin.. Abgerufen am: 2. Dezember 2019.
  4. Grehn: Augenheilkunde. 29. Auflage Springer 2005, ISBN: 3-540-25699-7.
  5. Freissmuth et al.: Pharmakologie und Toxikologie. Springer 2012, ISBN: 978-3-642-12353-5.

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