- Klinik
Sammelsurium der HNO
Obstruktion bei Nasenseptumdeviation/Nasenmuschelhypertrophie
- Definition: Meist erworbene Behinderung der Nasenatmung durch Deviation des Septums und/oder Hypertrophie der Nasenmuscheln
- Ätiologie
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Nasenseptumdeviation
- Pränatal durch Wachstumsstörungen oder intrauterine Lage, die zu einem unphysiologischen Druck auf den Gesichtsschädel führt
- Geburtstraumatisch (bspw. verursacht durch Geburtszange)
- Trauma (bspw. Sturz auf den Gesichtsschädel)
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Nasenmuschelhypertrophie
- Als Reaktion auf eine Nasenseptumdeviation
- Infektion (Rhinitis acuta)
- Übermäßiger Gebrauch von abschwellenden Nasensprays (Rhinitis medicamentosa)
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Nasenseptumdeviation
- Klinik
- Behinderte Nasenatmung
- Verminderte Ventilation
- Riechstörung
- Rezidivierende Nasennebenhöhlenentzündungen
- Schnarchen
- Kopfschmerzen
- Epistaxis
- Diagnostik
- Rhinoskopie
- Rhinomanometrie: Diagnostisches Mittel zur Messung des Luftstroms der Nase bzw. der objektiven nasalen Durchgängigkeit
- Durchführung der aktiven anterioren Rhinomanometrie
- Anbringen einer luftdichten Drucksonde am Naseneingang der nicht zu messenden Seite
- Anlegen einer luftdichten Gesichtsmaske, deren Luftzufuhr mit einer Sonde zur Messung des Atemstroms ausgestattet ist
- Patient atmet ruhig
- Je nach Fragestellung kann nun ein Allergen oder ein abschwellendes Medikament verabreicht und die Messung nach 15-20 Minuten wiederholt werden
- Beurteilung: Der Computer berechnet eine Druck-Volumenfluss-Kurve, die im Anschluss beurteilt werden kann
- Durchführung der aktiven anterioren Rhinomanometrie
- Akustische Rhinometrie: Diagnostisches Mittel zur Berechnung des Querschnitts des Naseninnenraumes in Abhängigkeit von der Nasentiefe. Dies ermöglicht Rückschlüsse auf die Lokalisation einer Strömungsbehinderung.
- Durchführung
- Eine Messsonde wird luftdicht in eine Nasenöffnung eingeführt
- Über die Messsonde kann ein akustisches Signal ausgesendet und mittels Mikrofon wieder empfangen werden
- Beurteilung: Mittels Computeralgorithmen wird der Nasenquerschnitt (in cm2) in Relation zur Entfernung vom Naseneingang (in cm) angegeben
- Durchführung
- Therapie: Indiziert bei ausgeprägter Klinik (bzw. Leidensdruck des Patienten)
- Septumdeviation: Chirurgische Korrektur
- Nasenmuschelhypertrophie: Chirurgische Korrektur (anteriore Turbinoplastik), Lasertherapie, Hochfrequenzdiathermie
Cerumen obturans
- Definition: Cerumen ist das Sekret der apokrinen Drüsen des äußeren Gehörgangs
- Pathophysiologie
- Mangelnde oder unsachgemäße Ohrpflege (Wattestäbchen!) führt zur Pfropfbildung mit Gehörgangsverschluss (= Cerumen obturans)
- Tritt häufig nach dem Duschen oder Baden auf
- Klinik: Plötzliche Hörminderung → Schallleitungsschwerhörigkeit
- Therapie: Entfernung des Pfropfs (durch Warmwasser-Spülung oder instrumentell durch Kürette oder Häkchen)
Hörgerätversorgung und Cochlea-Implantat
- Hörgerätversorgung
- HNO-Arzt stellt die Indikation
- Voraussetzung: Eine operative Hörverbesserung ist nicht möglich
- Indikation
- Ab einer Hörminderung auf dem besser hörenden Ohr von ≥30 dB in dem Frequenzbereich von 500–3.000 Hertz
- Diskriminationsverlust für Einsilber von ≥20% bei einer Sprachlautstärke von 65 dB
- Sind die Voraussetzungen gegeben und die Indikation gestellt, sollte bei einem Kind so schnell wie möglich die Versorgung mit einem Hörgerät erfolgen, um eine sprachliche Entwicklungsverzögerung zu verhindern
- Cochlea-Implantat
- Definition: Elektrische Hörprothese bei Ausfall des Innenohrs bei noch intaktem Hörnerv
- Voraussetzung: Hörnerv und Hörbahn intakt
- Indikation
- Beidseitige kochleäre Taubheit
- Hörreste, die trotz Hörgerät für ein Sprachverständnis und einen Spracherwerb nicht ausreichen würden
- Es sollte (wenn möglich) eine beidseitige Cochlea-Implantat-Versorgung erfolgen
- Komplikationen: Z.B. Läsion des N. facialis (sehr selten)
Dekompressionskrankheit - Caisson-Krankheit
- Definition
- Zu schnelles Auftauchen aus zu großer Tiefe bzw. bei zu kurzen Sicherheitsstopps (Aufstiegspausen) → Risikofaktor: Übergewicht
- Ausperlen gelöster Gase (Stickstoff) im Gewebe und in Gefäßen (Gasembolie)
- Einteilung
- Dekompressionskrankheit Typ I
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Dekompressionskrankheit Typ II
- Gasblasen im Bereich des Gehirns, des Rückenmarks, dem Innenohr
- Mögliche Symptome: Paralysen, Sprachstörungen, Hörminderung, Schwindel
- Therapie: Rekompression in einer Druckkammer
Barotrauma des Mittelohres (Barootitis media, Aerootitis media)
- Definition: Akute Mangelbelüftung (Unterdruck) des Mittelohrs bei schneller Erhöhung des Umgebungsdrucks
- Epidemiologie
- In jedem Alter
- Ca. 10% aller Taucher geben ein Barotrauma in der Vorgeschichte an!
- Ätiologie
- Tauchen (90% beim Abstieg, 10% beim Aufstieg)
- Flugzeuglandung
- Druckkammer
- Klinik
- Akutes Auftreten (z.B. beim Abtauchen)
- Druckgefühl, stechender Ohrenschmerz
- Hörminderung bis hin zur Taubheit
- Blutung aus dem Gehörgang
- Tinnitus, Schwindel
- Diagnostik
- Ohrmikroskopie: Hämatotympanon , selten Trommelfellruptur
- Tubenfunktionsprüfung: Luftdurchgängigkeit↓
- Hörprüfung (Stimmgabel, Audiogramm)
- Nachweis einer Schallleitungsstörung
- Ausschluss einer Schallempfindungsstörung aufgrund kochleärer Beteiligung
- Frenzelbrille: Oft Reiznystagmus zum betroffenen Ohr
- Therapie
- Konservativ
- Abschwellende Nasentropfen , Valsalva-Manöver
- Bei rhinogenem Infekt: Antibiotische Therapie (z.B. Amoxicillin)
- Bei Innenohrbeteiligung: Evtl. rheologische Therapie mit HES und Glucocorticoiden
- Operativ
- Indikation: Persistierender Unterdruck, Erguss, starker Schmerz
- Vorgehen: Parazentese & Einlage eines Paukenröhrchens
- Konservativ
- Differentialdiagnosen
- Hämatotympanon nach Schädeltrauma oder Nasenbluten mit Nasentamponade
- Serotympanon
- Prognose
- Ohne Innenohrbeteiligung: Gut → Restitutio ad integrum
- Bei Innenohrbeteiligung: Persistierende Hörminderung, Schwindel, Tinnitus möglich
Gehörgangsatresie
- Definition: Angeborene oder erworbene (Entzündung, Trauma) Fehlbildung des äußeren Gehörgangs
- Klinik: Schallleitungsschwerhörigkeit (ein- oder beidseitig)
- Therapie
- Initial: Versorgung mit einem Knochenleitungshörgerät
- Im Verlauf: Knochenverankertes Hörgerät, später operative Gehörgangsrekonstruktion (ab dem 5. Lebensjahr)
Klaffende Tuba auditiva
- Definition: Offene Ohrtrompete
- Ätiologie: Vorausgegangene starke Gewichtsabnahme → Abnahme des die Tube umgebenden Fettgewebes
- Klinik
- Oft symptomlos
- Autophonie: Ungewöhnlich lautes Hören und Dröhnen der eigenen Stimme
- Hören des eigenen Atemgeräusches
- Verschwinden der Symptome im Liegen oder bei Bauchpresse
- Otoskopie: Atemsynchrone Bewegung des Trommelfells
- Therapie
- Aufklärung über die Harmlosigkeit der Erkrankung
- Keine Therapie
Osteoarthropathie des Kiefergelenks (Kraniomandibuläre Dysfunktion)
- Ätiologie: Strukturelle, funktionelle und psychische Fehl- oder Überbelastung der Kiefergelenke
- Epidemiologie: Insbesondere Frauen zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr
- Klinik
- Knacken oder Reiben der Kiefergelenke
- Eingeschränkte Kieferöffnung (gelegentlich schmerzhaft)
- Schmerzhaftigkeit der Kiefergelenke mit Ausstrahlung ins Ohr , den Kopf, den Nacken etc. → Fehldiagnosen sind häufig, da die ausstrahlenden Schmerzen das einzige Symptom sein können
Presbyakusis
- Definition: Altersbedingte Schwerhörigkeit durch Degenerationen des Corti-Organs
- Klinik
- Progrediente beidseitige Schwerhörigkeit insbesondere der hohen Töne → Mit betagten Personen kann ein geduldiges Sprechen mit tiefer Stimme hilfreich sein
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2019
- H61.-: Sonstige Krankheiten des äußeren Ohres
- H69.-: Sonstige Krankheiten der Tuba auditiva
- H69.0: Erweiterte Tuba auditiva
- Klaffende Tube
- H69.8: Sonstige näher bezeichnete Krankheiten der Tuba auditiva
- H69.9: Krankheit der Tuba auditiva, nicht näher bezeichnet
- H69.0: Erweiterte Tuba auditiva
- H91.-: Sonstiger Hörverlust
- J34.-: Sonstige Krankheiten der Nase und der Nasennebenhöhlen
- J34.2: Nasenseptumdeviation
- Verbiegung oder Subluxation des Nasenseptums (erworben)
- J34.3: Hypertrophie der Nasenmuscheln
- J34.2: Nasenseptumdeviation
- T70.-: Schäden durch Luft- und Wasserdruck
- T70.3: Caissonkrankheit [Dekompressionskrankheit]
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2019, DIMDI.