Madelung-Deformität
- Definition: Autosomal-dominant vererbte Störung des Knorpel-Knochen-Wachstums der distalen Radiusepiphyse
- Epidemiologie
- Diagnose meist zwischen 8. und 12. Lebensjahr
- Geschlecht: ♀ > ♂ (4:1), gehäuft bei Ullrich-Turner-Syndrom
- Klinik
- Schmerzen
- Hervorstehende distale Ulna
- Bewegungseinschränkung im Handgelenk (u.a. Dorsalextension, Supination und Ulnar- und Radialabduktion)
- Röntgen
- Bajonett-Fehlstellung
- Verkürzung des Radius
- Dorsale Subluxation der Ulna
- Therapie
Baker-Zyste
- Definition: Dorsale Aussackung der Kniegelenkskapsel durch erhöhten intraartikulären Flüssigkeitsdruck in der Kniekehle
- Ätiologie: Folge von entzündlichen, degenerativen oder traumatischen Veränderungen im Kniegelenk (u.a. rheumatoide Arthritis, Arthrose, Meniskusläsion)
- Anatomische Grundlagen: Begrenzung der Kniekehle (Fossa poplitea)
- Medial: M. semitendinosus und M. semimembranosus
- Lateral: M. biceps femoris
- Distal: Die beiden Köpfe des M. gastrocnemius
- Klinik
- Schwellung und mitunter Schmerzen in der Kniekehle
- Lokalisation: Meist zwischen dem medialen Kopf des M. gastrocnemius und dem M. semimembranosus
- Diagnostik: Sonografie → Echofreie Raumforderung mit dorsaler Schallverstärkung
- Komplikation: Ruptur mit Austritt der Synovia in die kaudale Unterschenkelmuskulatur
- Therapie
- Asymptomatische Zyste → Keine Therapie
- Symptomatische Zyste
- Behandlung einer etwaigen Kniegelenkspathologie
- Chirurgische Resektion nur in Einzelfällen und bei Nicht-Ansprechen bisheriger Therapien sinnvoll
Klinisch kann es zu einer Verwechslung mit einer Phlebothrombose kommen!
Talusfraktur
- Ätiologie: Seltene Verletzung meist bei Sturz aus großer Höhe oder Verkehrsunfällen
- Besonderheiten
- Zu 75% zentrale Frakturen, davon jede zweite den Talushals betreffend
- Evtl. Luxation im oberen oder unteren Sprunggelenk
- Hohes Risiko für Knochennekrose aufgrund schlechter Gefäßversorgung
- Therapie: Vereinfacht gilt:
- Keine Dislokation → Konservativ mittels Unterschenkelgips für 6–12 Wochen (abhängig von genauer Frakturlokalisation und Ausmaß)
- Dislokation → Chirurgisch mittels Osteosynthese
Hoffa-Kastert-Syndrom
- Pathophysiologie
- Hoffa-Fettkörper: Fettgewebe zwischen unterem Patellarand, dem Ligamentum patellae und dem Tibiakopf
- Entzündliche oder traumatische Veränderungen → Hypertrophie
- Klinik: Schmerzhafte, wulstige Vorwölbung beidseits des Patellabandes
- Therapie: Behandlung des zugrunde liegenden Kniebinnenschadens
Chopart- und Lisfranc-Gelenk
Beide Gelenklinien können bei Vorfußamputationen als Amputationsgrenzen genommen werden.
- Chopart-Gelenk: Besteht aus Kalkaneokuboidgelenk und Talonavikulargelenk
- Lisfranc-Gelenk: Entspricht den Tarsometatarsalgelenken
- Siehe auch: Lisfranc-Verletzungen
Osteopoikilose
- Definition: Sehr seltene, benigne Veränderung der Knochenstruktur, die sich radiologisch durch unregelmäßige, rundliche Verdichtungen manifestiert
- Klinik
- Besitzt keinen Krankheitswert und wird nur extrem selten als Zufallsbefund festgestellt
- Meist symmetrischer Befall von Becken, Röhrenknochen sowie Hand- und Fußwurzelknochen
Radiale Klumphand
- Definition: Meist angeborene, radiale Abwinklung der Hand bedingt durch Hypoplasie oder Aplasie des Radius
- Ätiologie
- Meist unklar: Gehäuftes Auftreten mit anderen Fehlbildungssyndromen (Dysmelie-Syndrom, Daumenhypoplasie, Fanconi-Anämie)
- Madelung-Deformität
- Thalidomid-Embryopathie
- Trauma im Bereich der Wachstumsfuge des Radius
- Klinik
- 50% beidseits
- Verkürzter Unterarm (gekrümmte und verkürzte Ulna) mit Radialabweichung der Hand
- Radiushypoplasie, partielle oder komplette Aplasie
- Es können zusätzlich radiale Handwurzelknochen und Daumen nicht angelegt sein
- Zusätzlich Fehlbildung von Weichteilstrukturen (Nerven, Muskeln und Gefäße) am Unterarm
- Therapie
- Abhängig vom Ausmaß der Fehlbildung
- Analog zum Klumpfuß: Beginn der Behandlung möglichst unmittelbar nach Geburt
- Zunächst Redressionsbehandlung und anschließende Fixierung mittels Gips/Schiene
- Physiotherapie
- Oft operative Korrektur vorzugsweise vor Abschluss des ersten Lebensjahres notwendig
Nagelverletzungen
Eine sofortige primäre Therapie ist bei Verletzung des Nagelbettes oder einer Fraktur des Nagelkranzes vor allem aus ästhetischen Gesichtspunkten entscheidend, da eine sekundäre Heilung i.d.R. mit ausgeprägten Verformungen einhergeht!
- Nagelkranzfraktur
- Ursache: Traumatisch, meist Quetschung (z.B. durch Hammerschlag)
- Therapie: Ruhigstellung mittels vorgefertigter Fingerschienen (z.B. Stack-Schienen)
- Subunguales Hämatom
- Ursache: Meist traumatisch durch Quetschung oder Einklemmung unter schweren Gegenständen
- Therapie
- Kleinere Hämatome (<50% der Nagelfläche): Trepanation mittels Spritzenkanüle
- Größere Hämatome: Nagelbettrevision
- Lösung des Nagels
- Bei intakten Strukturen: Versuch, den abgelösten Nagel wieder anzunähen
- Bei vollständiger Destruktion: Säuberung und Deckung mittels Platzhalter (z.B. aus Silikon), um ein gleichmäßiges Nachwachsen zu ermöglichen
Bursitis
- Definition: Entzündung der Bursa synovialis
- Ätiologie
- Lokal-mechanisch
- Folge eines akuten Traumas (z.B. Sturz aufs Gelenk)
- Dauerreizungen des Gelenks (z.B. dauerhaftes Aufstellen der Ellbogen bei Schreibtischarbeit oder Coxa saltans)
- In Zusammenhang mit Systemerkrankungen (z.B. bei rheumatoider Arthritis, Gicht)
- Lokal-mechanisch
- Wichtige Lokalisationen / Häufige Formen
- Bursitis olecrani
- Bursitis praepatellaris
- Bursitis trochanterica
- Klinik
- Entzündungszeichen: Schwellung (aufgrund Ergussbildung), Überwärmung, Rötung, Schmerzen und Bewegungseinschränkung
- Diagnostik
- Klinische Diagnosestellung ist i.d.R. ausreichend
- Apparative Untersuchungen: Röntgenuntersuchungen zum Ausschluss einer knöchernen Beteiligung
- Komplikationen: Septische (eitrige) Bursitis (meist durch S. aureus ausgelöst)
- Therapie
- Kühlung, Schonung, NSAR
- Bei septischer Bursitis: Erregergerechte Antibiotikatherapie, ggf. operative Maßnahme (Eiterdrainage, Bursektomie)
Meniskusganglion
- Kurzbeschreibung: Meist degenerativ bedingtes Ganglion an der Meniskusbasis
- Klinik
- Meist prall-elastische Schwellung über dem Gelenkspalt
- Schmerzen (entsprechen der Symptomatik einer Meniskusläsion)
- Therapie: Bei ausgeprägten Beschwerden vollständige Entfernung des Ganglions
Protrusio acetabuli
- Kurzbeschreibung: Vorwölbung (Protrusion) des Acetabulums nach medial in Richtung des kleinen Beckens
- Ätiologie
- Primäre Form: Verknöcherungsstörung während der Pubertät
- Sekundäre Form: Ungleichgewicht zwischen knöcherner Belastbarkeit und realer Belastung, bspw. aufgrund von:
- Klinik: Bewegungseinschränkung und Schmerzen im Hüftgelenk (Beschwerden meist im Rahmen der Grunderkrankung oder einer Protrusionskoxarthrose)
- Therapie
- Konservativ: Regelmäßige Kontrollen, Schmerztherapie, physikalische Maßnahmen
- Operativ
- Primäre Form: Valgisierungsosteotomie während der Wachstumsphase
- Sekundäre Form: Therapie der Grunderkrankung und einer ggf. bestehenden Protrusionskoxarthrose
- Hauptkomplikation: Protrusionskoxarthrose
- Kurzbeschreibung: Arthrose im Rahmen einer Protrusio acetabuli
- Klinik: Beschwerden der Grunderkrankung sowie typische Symptome und Befunde einer Koxarthrose
- Therapie: Ggf. Hüftendoprothese mit Spongiosaplastik
Torticollis acutus (akuter Schiefhals)
- Epidemiologie
- Insb. Kinder und Jugendliche
- In jedem Alter möglich
- Ätiologie: Frühform einer diskogenen HWS-Erkrankung mit Fehlhaltung und Bewegungseinschränkung (Sonderform des Zervikalsyndroms) sowie sekundärer Verkürzung der Schulternackenmuskulatur, bspw. des M. sternocleidomastoideus
- Klinik: Plötzliche schmerzbedingte Zwangshaltung des Kopfes mit Neigung zur betroffenen und Rotation zur gesunden Seite
- Diagnostik: Klinik
- Therapie
- Wärmetherapie
- Schmerzmittel, z.B. Ibuprofen
- Prognose: I.d.R. folgenloses Abheilen der akuten Symptomatik innerhalb weniger Tage
[1]
- Für weitere Informationen siehe auch: Torticollis acutus im Kapitel Torticollis