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Harnabflussstörungen

Letzte Aktualisierung: 12.5.2023

Abstracttoggle arrow icon

Harnabflussstörungen werden nach ihren Lokalisationen in Bezug zur Harnblase in obere (=supravesikale) und untere (=subvesikale) Abflussstörungen unterteilt. Eine untere Harnabflussstörung kann zum klinischen Bild des Harnverhalts führen und wird in dem entsprechenden Kapitel dargestellt.

Obere Harnabflussstörungen können z.B. durch Harnleiterkonkremente, Tumoren, Ureterstenosen oder Nierenbeckenabgangsengen bedingt sein und führen zu einer Harnstauungsniere (Hydronephrose). Während sich eine akute Stauung durch Flankenschmerz oder bei Infektion mit Fieber und Entzündungssymptomatik manifestieren kann, bleibt eine chronische Harnabflussstörung häufig klinisch inapparent und wird meist zufällig diagnostiziert.

Ureterabgangsstenosen sind meist angeborene, anatomische Störungen im Bereich der ableitenden Harnwege, die i.d.R. unentdeckt bleiben. Im Rahmen eines Arztbesuchs fallen entweder zufällig erhöhte Retentionsparameter im Blut oder sonografisch eine Harnstauungsniere auf. Diagnostisch kommt es dann in mehreren Schritten zur Prüfung der Nierenfunktion und zum Ausschluss anderer Ursachen einer Harnstauungsniere. Die Therapie richtet sich nach den Beschwerden sowie dem Nierenfunktionsverlust – bei bereits funktionsloser Niere und rezidivierenden Infekten kommt häufig nur noch die Nephrektomie als Therapie in Betracht.

Definitiontoggle arrow icon

Ätiologietoggle arrow icon

Akut

Chronisch

Eine Verlegung der unteren Harnwege führt zunächst zum Harnverhalt, kann sich aber im Verlauf bzw. unbehandelt bis in die oberen Harnwege aufstauen!

Klassifikationtoggle arrow icon

Gradeinteilung der Hydronephrose

Die Hydronephrose kann mithilfe der Sonografie, der CT oder der MRT in Grade eingeteilt werden.

Grad Befund
I
  • Erweiterung des Nierenbeckens ohne Erweiterung der Nierenkelche
II
  • Leichte Erweiterung des Nierenbeckens, der Kelchhälse und der Nierenkelche
III
IV

Symptome/Kliniktoggle arrow icon

Akut

Symptome finden sich v.a. bei einer Verlegung des gesamten Lumens von innen, bspw. bei einem Ureterstein. Bei einer äußeren Kompression kann eine klinische Symptomatik oft fehlen.

  • Kolikartige Flankenschmerzen („So schlimm wie nie zuvor.“) ggf. mit Ausstrahlung in die Leiste oder das Genital
  • Erbrechen
  • Hämaturie
  • Ggf. Zeichen einer Entzündung
  • Selten Anurie

Chronisch

Jede Harnabflussstörung ist ein begünstigender Faktor für die Entwicklung von Harnsteinen und Harnwegsinfektionen mit der Gefahr einer Urosepsis!

Diagnostiktoggle arrow icon

Generell wird sowohl die obere als auch die untere Harnabflussstörung in erster Linie durch die Bildgebung diagnostiziert. Dennoch sollten bei allen Patienten auch die folgenden Untersuchungen durchgeführt werden, um die Dringlichkeit der Behandlung einschätzen zu können.

Bildgebung bei akuter Harnabflussstörung

Verfahren

Leitbefunde

Bildgebung bei chronischer Harnabflussstörung

Oft wird eine chronische Harnabflussstörung als Zufallsbefund diagnostiziert, z.B. bei der Ursachenklärung eines chronischen Nierenversagens. Die Bildgebung bei einer chronischen Harnabflussstörung hat demnach in erster Linie den Zweck, die Ursache für die Störung zu diagnostizieren.

Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Therapietoggle arrow icon

In der Akutsituation

Behandlung der Grunderkrankung

  • Allgemein
    • Operative Behandlung (CAVE: Rezidivgefahr durch das Auftreten von postoperativen Strikturen möglich!)
    • Bei Funktionslosigkeit der Niere und rezidivierenden Infekten oder anderweitiger Komplikationen: Nephrektomie erwägen
  • Ureterstenose: Exzision der Harnleiterstenose und Überbrückung des Defekts durch
  • Nierenbeckenabgangsstenose
    • Konservative Therapie: Aktive Überwachung und regelmäßige Verlaufskontrollen, bei Verschlechterung der Nierenfunktion → Operative Versorgung
    • Operative Therapie: Exzision des betroffenen Segments (z.B. Nierenbeckenplastik nach Anderson-Hynes)

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Michel et al.: Die Urologie. Springer 2016, ISBN: 978-3-642-39939-8.

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