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Hepatitis A

Letzte Aktualisierung: 3.5.2023

Abstracttoggle arrow icon

Eine Infektion mit Hepatitis A ist vor allem in subtropischen und tropischen Regionen wahrscheinlich, verursacht aber auch in westlichen Industrieländern etwa ein Viertel aller akuten Hepatitiden. Die fäkal-orale Ansteckung ist dabei während der 14-tägigen Inkubationszeit bis etwa 14 Tage nach Krankheitseintritt möglich. Während die Erkrankung bei Kindern meist asymptomatisch verläuft, führt sie mit steigendem Alter häufiger zu fulminanten und potenziell bedrohlichen Verläufen. Eine Chronifizierung ist bei Hepatitis A jedoch nicht zu erwarten. Diagnostisch erfolgt wie bei allen Virushepatitiden die Bestimmung der Serologie: Anti-HAV-IgM ist als akuter Marker während der aktuellen Infektion erhöht – Anti-HAV-IgG hingegen bleibt nach Infektion oder Impfung lebenslang erhöht und spricht für Immunität. Die prophylaktische Impfung wird nur für gefährdete Personen (z.B. im Gesundheitswesen) empfohlen. Bei zugrundeliegender, gefährdender Lebererkrankung ist auch eine Simultanimpfung (Totimpfstoff + Immunglobuline) möglich.

Differenzialdiagnostisch sollte auch an die seltenere, aber klinisch eng verwandte Hepatitis E gedacht werden. Für Schwangere ist diese besonders bedrohlich, da eine Infektion während der Schwangerschaft in bis zu 20% der Fälle einen fulminanten Verlauf zeigt.

Epidemiologietoggle arrow icon

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

Ätiologietoggle arrow icon

Symptome/Kliniktoggle arrow icon

Inkubationszeit

  • 14–50 Tage

Symptome

Bei Kindern verläuft die Infektion zumeist asymptomatisch. Symptomatik und fulminante Verläufe nehmen mit dem Lebensalter und Co-Infektionen (Hepatitis B) zu.

Eine Hepatitis A chronifiziert nie!

Diagnostiktoggle arrow icon

Ein positiver IgG-Wert entspricht einer Immunität gegenüber HAV!

Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Hepatitis E

Bei Schwangeren sind fulminante Verläufe deutlich häufiger (bis ca. 20%) und können lebensbedrohlich für Mutter und Kind sein!

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Therapietoggle arrow icon

  • Symptomatisch
  • Erkrankung verläuft in den meisten Fällen selbstlimitierend, Normalisierung der Leberfunktion in den meisten Fällen innerhalb von mehreren Wochen bis 6 Monaten
  • Selten auch fulminanter Verlauf mit akutem Leberversagen möglich

Präventiontoggle arrow icon

Hepatitis-A-Impfung [1]

  • Indikation: Keine generelle Impfempfehlung
  • Serologische Vortestung auf Anti-HAV-Antikörper: Nicht routinemäßig empfohlen
    • Nur sinnvoll bei Personen nach längerem Aufenthalt in Endemiegebieten oder Aufwachsen in Familien aus Endemiegebieten oder Geburt vor 1950
  • Impfstoff: Totimpfstoff (Ganzpartikelimpfstoff)
  • Impfschema (Grundimmunisierung)
    • Kombinationsimpfstoff mit Hepatitis B: 3 Impfdosen
    • Monovalenter Impfstoff: 2 Impfdosen im Abstand von 6–18 Monaten
    • Kombinationsimpfstoff mit Typhus: 1 Impfdosis
    • I.d.R. keine Auffrischungsimpfung notwendig (Impfschutz über 25–30 Jahre)
  • Indikationsimpfung
    • Sexualverhalten mit erhöhtem Expositionsrisiko
    • Erkrankungen mit häufiger Übertragung von Blutbestandteilen
    • Risikopersonen für unbeabsichtigte Übertragung von Blutbestandteilen
    • In psychiatrischen Betreuungseinrichtungen lebende Personen
  • Berufsbedingte Impfung
    • Personal im Gesundheitsdienst
    • Berufe mit Abwasserkontakt
    • Personal in Gemeinschaftseinrichtungen
  • Reiseimpfung
    • Aufenthalt in Endemieregionen (Osteuropa, Asien, Australien, Mittel- und Südamerika, Afrika) [2]
    • Weitere reisemedizinische Empfehlungen siehe DTG-Reiseimpfungen-Hepatitis A

Postexpositionsprophylaxe bei Hepatitis A [1]

Bei einer postexpositionellen Impfung muss immer ein monovalenter Impfstoff verwendet werden, weil der Kombinationsimpfstoff 50% weniger Hepatitis-A-Antigen enthält!

Maßnahmen bei Hepatitis-A-Epidemien [3]

Allgemeine Maßnahmen

Maßnahmen für Patienten und Kontaktpersonen

  • Postexpositionelle Impfung innerhalb von 14 Tagen nach Exposition (s.o.), ggf. Simultanimpfung
  • Einhalten von Hygieneregeln: Höhepunkt der Infektiosität in der späten Inkubationsphase (1–2 Wochen vor Auftreten des Ikterus)
    • Händedesinfektionsmittel mit viruzider Wirksamkeit (z.B. Desderman® pure, Sterillium® Virugard, Skinman® complete pure) und Tragen von Handschuhen
    • Sanitär- und Flächen-Desinfektion
  • Isolation von
    • Personen mit Hepatitis-A-Erkrankung oder -Verdacht für bis zu 2 Wochen nach Auftreten der ersten Symptome bzw. 1 Woche nach Auftreten des Ikterus
      • Im stationären Bereich: Eigene Toilette und konsequente Händehygiene
    • Kontaktpersonen ohne Impfschutz oder früher durchgemachte Erkrankung
      • Nicht erforderlich ist die Isolation von Kontaktpersonen mit bestehendem Impfschutz oder früher durchgemachter Erkrankung
  • Nach § 34 Abs. 1 IfSG Ausschluss von Schulen und anderen Gemeinschaftseinrichtungen
    • Für Kontaktpersonen
      • Nach Postexpositionsimpfung über min. 2 Wochen
      • Ohne Postexpositionsimpfung über min. 4 Wochen
    • Für Personen mit Hepatitis-A-Erkrankung oder -Verdacht
      • Bis keine Infektionsgefahr mehr besteht
  • Personen mit Hepatitis-A-Erkrankung oder -Verdacht dürfen nicht in Lebensmittelberufen (definiert in § 42 IfSG) tätig sein

Meldepflichttoggle arrow icon

Hepatitis-A-Virus

Hepatitis-E-Virus

Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Hepatitis A

Hepatitiden: Histopathologie

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

  • B17.-: Sonstige akute Virushepatitis
    • B17.2: Akute Virushepatitis E
    • B17.8: Sonstige näher bezeichnete akute Virushepatitis
      • Hepatitis Non-A, Non-B (akut) (durch Viren), anderenorts nicht klassifiziert
    • B17.9: Akute Virushepatitis, nicht näher bezeichnet

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut 2021.
  2. Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) zu Reiseimpfungen.
  3. Hepatitis A, RKI-Ratgeber für Ärzte.Stand: 4. April 2017. Abgerufen am: 5. Oktober 2017.
  4. Herold et al.: Innere Medizin. Eigenverlag 2012, ISBN: 978-3-981-46602-7.
  5. Kamar et al.:Hepatitis E Virus and Chronic Hepatitis in Organ-Transplant RecipientsIn: New England Journal of Medicine. Band: 358, Nummer: 8, 2008, doi: 10.1056/nejmoa0706992 . | Open in Read by QxMD p. 811-817.
  6. Hepatitis E, RKI-Ratgeber für Ärzte.Stand: 17. August 2015. Abgerufen am: 9. Oktober 2017.
  7. Herold et al.: Innere Medizin 2020. Herold 2020, ISBN: 978-3-981-46609-6.

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