Zusammenfassung
Eine flächendeckende Wasserhygiene ist eine wichtige präventive Schutzmaßnahme für die Bevölkerung eines Landes. In Deutschland werden die Vorgaben für die Trinkwasserqualität in der Trinkwasserverordnung (TrinkwV 2001), die Qualität von Badegewässern in den EU-Badegewässerrichtlinien festgelegt. Neben Fäkalkeimen können Legionellen, Pseudomonas aeruginosa, HPV und zahlreiche weitere Erreger über kontaminiertes Badewasser übertragen werden.
Trinkwasser
- Trinkwasserqualität
- Trinkwasser muss folgende Qualitäten aufweisen: klar, farblos, geruchlos, geschmacklich einwandfrei
- Das Trinkwasser in Deutschland besteht zu 75% aus Grund-/Quellwasser und zu 25% aus Oberflächenwasser mit geringerer Qualität
- Eine Untersuchung auf Pseudomonas-aeruginosa-Kontamination ist nur bei begründetem Verdacht indiziert
- Stillgelegte Leitungen: In stillgelegten Anschlussleitungen können sich im stehenden Wasser Feuchtkeime (z.B. Legionellen) vermehren. Solche Leitungen sind daher zeitnah zu verschließen und von der Versorgungsleitung spätestens nach einem Jahr völlig abzutrennen. Vor Wiederinbetriebnahme sind sie gründlich durchzuspülen.
- Grenzwerte: Coliforme Bakterien gelten als Indikatorkeime für Verunreinigungen
- Allgemeine Anforderungen an Trinkwasser
- Escherichia coli, Enterokokken: 0/100 mL
- Anforderungen an Trinkwasser, das zur Abgabe in verschlossenen Behältnissen bestimmt ist
- Escherichia coli, Enterokokken, Pseudomonas aeruginosa: 0/250 mL
- Koloniezahl bei 22° C: 100/mL
- Koloniezahl bei 36° C: 250/mL
- Allgemeine Anforderungen an Trinkwasser
- Trinkwasseraufbereitung: Die Trinkwasseraufbereitung ist insbesondere für Oberflächenwasser indiziert
- Fällung/Flockung: Entfernung von Trübstoffen mit Eisensalzen (z.B. Aluminium)
- Filtration mit Aktivkohle: Entfernung von Geschmacks-, Geruchs-, und weiteren Schadstoffen
- Ionenaustauschverfahren: Entkalkung
- Bei der Trinkwasseraufbereitung findet keine Entkeimung statt
- Trinkwasserdesinfektion
- Thermische Desinfektion: Zapfstellen werden 3 min mit 70° C heißem Wasser betrieben
- Chemische Desinfektion
- Chlorgas, Chlordioxid: Depotwirkung, gut gegen Legionellen
- Ozon: Starkes Desinfektionsmittel, Zerfall zu Sauerstoff, kurze HWZ, kostenintensiv
- UV-Bestrahlung
- Nahezu sichere Keimabtötung (Ausnahme: Legionellen können in Amöben überleben)
-
Infektionen über kontaminiertes Trinkwasser: Shigellose, Cholera, Salmonellose, Pseudomonas aeruginosa (Ionenaustauscheranlagen), Legionellose (Warmwasseranlagen), Hepatitis A/E, Polio, Giardiasis, Amöbenruhr
- Durch das Kochen von Wasser können die meisten Erreger abgetötet werden
- Wirkbereich A: Bakterielle Keime einschließlich Mykobakterien, Pilze → Bei 100°C für 3 min
- Wirkbereich B: Viren → Bei 100°C für 3 min
- Wirkbereich C: Sporen von Bacillus anthracis → Bei 100°C für 15 min
- Wirkbereich D: Sporen von Clostridien (Cl. botulinum, Cl. perfringens, Cl. tetani) → Bei 121°C für 15 min oder bei 134°C für 3 min
- Durch das Kochen von Wasser können die meisten Erreger abgetötet werden
Badewasser
Grenzwerte
- Kontamination: Identische Grenzwerte wie für Trinkwasser
- Freies Chlor: Zielbereich ist 0,3 und 0,6 mg/L
- E. coli und Pseudomonas aeruginosa werden als Indikatoren zur Bestimmung der Wasserqualität benutzt.
Bei Nachweis von E. coli oder Pseudomonas aeruginosa (Grenzwert 0 KBE/100 ml-Stand der Verordnung 2006) muss eine sofortige Schließung der kontaminierten Badewassereinrichtung erfolgen!
Schwimmbadinfektionen
Die Untersuchung des Badewassers auf Pseudomonas und Legionellen ist obligat. Typische mit Badewasser assoziierte Erkrankungen
- Öffentliche Schwimmbäder
- Schwimmbadkonjunktivitis: viral (Myxoviren) o. Chlamydia trachomatis
- Warzen (Verrucae vulgares): Infektionen durch Papillomaviren (HPV 1,2,4,7)
- Fuß- und Nagelpilz: Dermatophyten-Infektionen (Trichophyton, Epidermophyton)
- Warme Becken, z.B. Whirlpools
- Whirlpool-Dermatitis: Pseudomonas aeruginosa
- Legionellose: Warmwasserduschen, Whirlpool