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Exogen-allergische Alveolitis

Letzte Aktualisierung: 27.9.2023

Abstracttoggle arrow icon

Wie der Name bereits verrät, handelt es sich bei der exogen-allergischen Alveolitis um eine von außen (durch organische Stäube) ausgelöste Lungenerkrankung auf dem Boden einer allergischen Reaktion. Häufig betroffen sind Berufsgruppen mit Kontakt zu Vögeln, Heu oder Wasser-Vernebelung (z.B. Belüftung). Anders als der Name der Erkrankung vermuten lässt, täuscht die akute Verlaufsform eher eine infektiöse Genese mit Fieber, grippalen Beschwerden und Leukozytose vor. Die Berufsanamnese und ein basales Knisterrasseln in der Auskultation können den Verdacht in die richtige Bahn lenken. Therapeutisch steht neben dem Einsatz von Glucocorticoiden die Vermeidung einer weiteren Exposition (ggf. Berufswechsel) im Vordergrund. Bei chronischem Verlauf kann es zur Lungenfibrose kommen.

Ätiologietoggle arrow icon

  • Kombinierte Typ-III- und -IV-Reaktion mit genetischer Disposition
  • Inhalation organischer Partikel (<5 μm) meist bei beruflicher Exposition (meldepflichtige Berufserkrankung)
Inhalation von Antigenen Krankheit
Tierproteine

Vogelproteine

Vogelhalterlunge (Brieftaubenzüchterlunge)
Tierepithelien Kürschnerlunge
Mikroorganismen Pilzsporen und/oder Bakterien aus Klimaanlagen, Luftbefeuchtern, Wasserreservoirs Befeuchterlunge
Aktinomyzeten (Stäbchenbakterien) aus feuchtem Heu Farmerlunge
Schimmelige Käserinde Käsewäscherlunge
Schimmelige Komposterde Pilzzüchterlunge
Verschiedene Keime im Sägemehl (Verarbeitung von Holzstämmen)
Chemische Stoffe Beispielsweise Isocyanate (Verwendung in der Kleb- und Schaumstoffindustrie) Chemiearbeiterlunge

Raucher weisen ein verringertes Risiko auf!

Symptome/Kliniktoggle arrow icon

Rezidivierende „grippale Infekte“ mit Reizhusten und Fieber können ein Hinweis auf eine exogen-allergische Alveolitis sein!

Diagnostiktoggle arrow icon

Körperliche Untersuchung und klinische Chemie

Die klassischen Entzündungswerte können zur Fehldiagnose einer bakteriellen Infektion der Atemwege verleiten!

  • Serologie: Präzipitierende IgG-Antikörper (= Präzipitine = Antigen-Antikörper-Komplexe) → Kombinierte Immunkomplex-(Typ-III)-Reaktion und zellgebundene (Typ-IV) Reaktion → Aktivierung der Komplementkaskade und Phagozytose von Immunkomplexen → Freisetzung von Entzündungsmediatoren → Interstitielle Entzündung
    • Antigen-spezifisches IgG i.d.R. deutlich höher bei Erkrankten vs. exponierten Patienten ohne Erkrankung
    • Gesamt-IgG häufig auch bei exponierten Personen ohne Erkrankung erhöht

Bei der exogen-allergischen Alveolitis finden sich Typ IgG-Antikörper trotz allergischen Geschehens!

Apparative Diagnostik

  • Röntgen-Thorax
    • Akutes Stadium: Meist unauffällig, eventuell fleckige Infiltrate in den basalen Lungenabschnitten
    • Chronisches Stadium: Retikulonoduläre (netz- und feintüpfelige) Zeichnungsvermehrung
  • CT-Thorax: Disseminierte, milchglasartige Eintrübungen in den basalen Lungenabschnitten

Pathologietoggle arrow icon

Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Therapietoggle arrow icon

Komplikationentoggle arrow icon

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Prognosetoggle arrow icon

  • Im akuten Stadium ist die Prognose günstig; ansonsten ist sie abhängig vom Stadium der Lungenfibrose

Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Exogen-allergische Alveolitis (EAA)

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

  • J67.-: Allergische Alveolitis durch organischen Staub
    • Inklusive: Allergische Alveolitis und hypersensitive Pneumonitis durch eingeatmeten organischen Staub, Partikel von Pilzen und Aktinomyzeten sowie sonstigen Ursprungs
    • Exklusive: Pneumonie durch Einatmen von chemischen Substanzen, Gasen, Rauch und Dämpfen (J68.0)
    • J67.0: Farmerlunge
      • Drescher-Lunge
      • Erntearbeiter-Lunge
      • Mouldy hay disease
    • J67.1: Bagassose
    • J67.2: Vogelzüchterlunge
      • Taubenzüchter-Krankheit oder -Lunge
      • Wellensittichzüchter-Krankheit oder -Lunge
    • J67.3: Suberose
      • Korkarbeiter-Krankheit oder -Lunge
      • Korkrindenschäler-Krankheit oder -Lunge
    • J67.4: Malzarbeiter-Lunge
    • J67.5: Pilzarbeiter-Lunge
    • J67.6: Ahornrindenschäler-Lunge
      • Alveolitis durch Cryptostroma corticale
    • J67.7: Befeuchter- und Klimaanlage-Lunge
      • Allergische Alveolitis durch Pilze, thermophile Aktinomyzeten und andere Organismen, die sich in Belüftungsanlagen [Klimaanlagen] entwickeln
    • J67.8: Allergische Alveolitis durch organische Stäube
    • J67.9: Allergische Alveolitis durch nicht näher bezeichneten organischen Staub

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Sennekamp et al.:Empfehlungen zur Diagnostik der exogen-allergischen AlveolitisIn: Pneumologie. Band: 61, Nummer: 1, 2007, doi: 10.1055/s-2006-944326 . | Open in Read by QxMD p. 52-56.
  2. Sennekamp et al.:Berufsbedingte exogen-allergische AlveolitisIn: ASU - Arbeitsmedizin, Sozialmedizin, Umweltmedizin. Band: 50, 2014, p. 38-52.
  3. Nowak: Arbeitsmedizin und klinische Umweltmedizin. 2. Auflage Urban & Fischer 2010, ISBN: 3-437-41169-1.

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