Indikation
- Akute Blutung
- Thrombozytär bedingte bedrohliche oder transfusionsbedürftige Blutung
- Massiver Blutverlust, Massivtransfusion - AMBOSS-SOP
- Zielwert: >100/nL (bzw. >100.000/μL)
- Effekt: Ein TK hebt die Thrombozytenzahl um ca. 20–40/nL (bzw. 20.000–40.000/μL)
- Für weitere Indikationen siehe: Indikationsstellung zur Transfusion von Thrombozytenkonzentraten
Vorbereitung
Aufklärung und Einwilligung [1][2]
- Gemäß den allgemeinen Grundsätzen, siehe: Aufklärungspflicht
- Im lebensbedrohlichen Notfall: Ggf. Verzicht auf Aufklärung unter Beachtung des mutmaßlichen Patientenwillens
Not kennt kein Gebot! Ist eine Transfusion lebensrettend erforderlich, tritt die Aufklärungspflicht in den Hintergrund!
Anforderung [1][2][3][4]
- Verschreibung und Anforderung: Per Anforderungsschein (mit Patientenetikett) oder über digitales Anforderungssystem
- Bei Risiko für transfusionsassoziierte Graft-versus-Host-Disease : Anforderung von bestrahlten TK (30 Gy) [5]
- Für Details siehe: Anforderung von Transfusionspräparaten
- Identitätssicherung und Blutentnahme: Alle Blutröhrchen vor Abnahme mit Patientenetikett versehen und Identität des Patienten feststellen
- Abnahme von insg. 3 Monovetten und Einsendung in das Labor
- Untersuchungsumfang: Bestimmung der Blutgruppen im AB0-System, des Rhesus-Systems sowie bei komplizierter Transfusionsanamnese ggf. weiterer Blutgruppenmerkmale oder immunhämatologische Diagnostik
- Abholung: Mit einer Kopie des Anforderungsscheins, Arzt erhält bei Abholung Begleitschein
Prüfung des Thrombozytenkonzentrats vor Transfusion [1][2][3][4]
- Datenabgleich
- Chargennummer des TK mit der dokumentierten Chargennummer auf dem Begleitschein
- Patientenangaben (Name, Vorname, Geburtsdatum) auf dem TK mit den Daten auf dem Begleitschein
- Kompatibilitätsprüfung: Übereinstimmung prüfen von AB0-Blutgruppe auf dem Etikett des TK mit der Blutgruppe des Patienten nach aktueller Bestimmung
- TK sollten möglichst AB0-gleich transfundiert werden, alternativ ist die AB0-ungleiche, aber kompatible Transfusion möglich
- Insb. bei Kindern <25 kgKG AB0-gleich transfundieren!
- Rhesusfaktor sollte berücksichtigt werden (Ausnahme: Nicht-Verfügbarkeit Rh-kompatibler Konzentrate)
- Rh-negative Mädchen und Frauen im gebärfähigen Alter: Bei unvermeidlicher Gabe von Rh-positiven TK → Rhesusprophylaxe mit Anti-D-Immunglobulin
- TK sollten möglichst AB0-gleich transfundiert werden, alternativ ist die AB0-ungleiche, aber kompatible Transfusion möglich
AB0-Kompatibilität bei TK-Transfusion | |
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Blutgruppe Patient | Kompatible TK |
A |
|
B |
|
AB |
|
0 |
|
- Verfallsdatum und Gültigkeit: Verfallsdatum des Thrombozytenkonzentrats auf dem Etikett prüfen
- Visuelle Prüfung
- Nicht intaktes TK: Äußere Beschädigung, Gerinnselbildungen, Verfärbungen und sonstige Auffälligkeiten
- Intaktes TK: Swirling (Wolkenbildung)
Genau wie Erythrozytenkonzentrate werden auch Thrombozytenkonzentrate möglichst AB0-gleich transfundiert. Vor Transfusionsbeginn muss daher die AB0-Kompatibilität von Patient und Blutkonserve kontrolliert werden!
Vorbereitung des Thrombozytenkonzentrats für die Transfusion [1][2][3][4]
- Zwischenlagerung: Möglichst kurz halten! TK sollten unverzüglich transfundiert werden!
- Bei Raumtemperatur, ca. 20–24 °C (vor Hitze und Kälte schützen!)
- Ständiges Schwenken und Drehen des TK-Präparates oder Verwendung eines Spezialgerätes zur kontinuierlichen Durchmischung (Agitation)
- Sauberes Arbeiten: Händedesinfektion und Anziehen von Handschuhen
- Spezielle Materialien: Normiertes Transfusionsbesteck mit Standardfilter mit einer Porengröße von 170–230 μm
- Blutkonserve anstechen: Vollständiges Einführen des Dorns des Transfusionsbestecks in den Transfusionsstutzen der Blutkonserve unter Vermeidung einer Kontamination
- Keine Kraftspiele: Geduldige, leicht drehende Bewegungen beim Einführen des Dorns helfen; eine grobe Kraftanwendung ist i.d.R. zwecklos und frustrierend!
- Befüllen von Tropfkammer und Schlauchsystem
- Filterniveau der Tropfkammer beachten: Die Tropfkammer sollte ein Stück weit über dem Niveau des Filters befüllt sein
- Schlauchsystem luftfrei befüllen: Luftfreies Befüllen des Schlauchsystems bis zum Auslaufen eines Tropfens aus dem Schlauchsystem auf einen zurechtgelegten Wattetupfer, auf Luftbläschenbildung achten
Thrombozytenkonzentrate vor Hitze und Kälte schützen und unverzüglich transfundieren!
Ablauf/Durchführung
Vorbereitung des Patienten [1][2][3][4]
- Venöser Zugang: Vorgehen der Wahl ist ein periphervenöser Zugang, es sollten außer kristalloider Infusionslösung zur Spülung keine weiteren Medikamente über den Zugang verabreicht werden
- Transfusion über ZVK: Nur als Notlösung, separaten ZVK-Schenkel verwenden, vor und nach der Transfusion großzügig mit isotonischer Kochsalzlösung spülen
- Patientenlagerung: Sitzend oder liegend mit möglichst horizontaler und bequemer Lagerung des für die Transfusion verwendeten Arms
Identitätsprüfung und ggf. Bedside-Test [1][2][3][4]
- Identitätsprüfung
- Beim ansprechbaren Patienten: Frage nach Stammdaten wie Vornamen, Geburtsdatum, Schreibweise des Familiennamens
- Beim nicht ansprechbaren Patienten: Identifizierung ggf. anhand eines Patientenarmbandes, Befragung der zuständigen Pflegekraft und Bitte um Bestätigung der Identität – jeglicher Zweifel ist zu beseitigen!
- Bedside-Test (fakultativ): Mit einigen mL Blut des Patienten, ggf. Abnahme auch aus bestehendem venösem Zugang
Transfusion des Thrombozytenkonzentrats [1][2][3][4]
- Zeitpunkt: Möglichst unverzüglich nach Erhalt des TK-Präparates
- Starten der Transfusion
- Anbringen der Blutkonserve am Infusionsständer
- Anschließen an den venösen Zugang
- Aufdrehen der Infusion
- Geschwindigkeit der Transfusion: Richtwert ca. 30 min pro TK-Präparat
- Gabe mehrerer TK über dasselbe Transfusionssystem möglich (max. Nutzungszeit: 6 h!)
- Bei hämorrhagischem Schock: So schnell wie möglich
- Zum Vorgehen bei Massentransfusion siehe: Massivtransfusion - AMBOSS-SOP
- Überwachung des Patienten: Im Transfusionszeitraum, insb. während der ersten 10 min der Transfusion bzgl. des Auftretens von Akutreaktionen
- Typische Transfusionszwischenfälle bei Thrombozytenkonzentraten (insb. im Rahmen einer Massentransfusion)
- Transfusionsassoziierte akute Lungeninsuffizienz (TRALI): Auf plötzlich beginnende Dyspnoe achten!
- Siehe auch: Akute Transfusionszwischenfälle
- Typische Transfusionszwischenfälle bei Thrombozytenkonzentraten (insb. im Rahmen einer Massentransfusion)
Nach Transfusionsende [1][2][3][4]
- Transfusionsbeutel bzw. -flasche steril verschließen und für 24 h bei 4 ± 2 °C aufbewahren
- Überwachung des Patienten für mind. 30 min nach erfolgter Transfusion
- Dokumentationspflicht nach § 14 des Transfusionsgesetzes
- Inkl. Angaben zur (Un‑)Verträglichkeit der abgeschlossenen Transfusion
- Therapiekontrolle
- Sistieren der Blutung
- Laborkontrolle veranlassen 1 h und 24 h nach Transfusionsende (Hb, Quick, aPTT, Thrombozyten, ggf. Fibrinogen oder spezielle Gerinnungsfaktoren)
- Bei ausbleibendem Therapieerfolg siehe: Management bei Refraktärität gegen TK-Transfusionen
Management bei Refraktärität gegen TK-Transfusionen [4][6]
- Definition: Fehlender Anstieg der Thrombozytenwerte 1 h nach Transfusion von mind. 2 frischen (<3 Tage alten), AB0-kompatiblen TK
- Häufigkeit: 10–20% der Patienten, die eine TK-Transfusion erhalten
- Ursachen
- Nicht-immunologisch: Erhöhter peripherer Verbrauch bei diffuser Blutung oder Sepsis, gesteigerter Umsatz bei Hypersplenismus
- Immunologisch: HLA- und HPA-Antikörper gegen Spender-Thrombozyten
- Maßnahmen
- Bei schwerwiegenden Blutungen : Massentransfusion von 5–10 AB0-kompatiblen TK
- Bei nicht-immunologischen Ursachen: Gabe mehrerer AB0-gleicher TK
- Bei immunologischen Ursachen
- Typisierung von HLA-A und -B, insb. Suche nach HLA-Klasse-I-spezifischen Antikörpern im Serum des Patienten
- Gabe HLA-kompatibler TK
- Ineffektive HLA-kompatible TK-Transfusion: Suche nach HPA-Antikörpern und entsprechende Auswahl eines HLA- und HPA-kompatiblen Spenders