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Intoxikation mit Kohlenstoffmonoxid oder -dioxid

Letzte Aktualisierung: 21.11.2023

Abstracttoggle arrow icon

Kohlenstoffmonoxid (CO) und Kohlenstoffdioxid (CO2) sind aufgrund ihrer Eigenschaften als farb-, geruch- und geschmacklose Gase schwer zu detektieren. CO führt schon in geringer Konzentration bei Inhalation zur Bildung von Carboxyhämoglobin, das dadurch nicht mehr zum Sauerstofftransport bereitsteht. Klinisch führt dies zu den klassischen Folgen einer Hypoxie mit kardialen Beschwerden, ZNS-Störungen und schließlich zu Bewusstlosigkeit und Tod. Typischerweise fällt bei der körperlichen Untersuchung eine kirschrote Hautfarbe auf - diagnostisch sollte die CO-Hb-Konzentration bestimmt werden.

Die Therapie besteht in einer Gabe von 100%igem Sauerstoff, idealerweise unter hyperbaren Bedingungen. Bei der Notfall-Rettung von Patienten, bei denen eine CO-Vergiftung zu vermuten ist, sollte immer zuerst auf Eigenschutz geachtet werden (Fenster öffnen!).

Kohlenstoffmonoxid (CO)toggle arrow icon

Eigenschaften von Kohlenstoffmonoxid

  • Farb-, geruch- und geschmackloses, giftiges Gas
  • Vorkommen: Entstehung bei unvollständiger Verbrennung von kohlenstoffhaltigen Stoffen (z.B. Kohle, Methangas)
    • Intoxikationen, v.a. in unzureichend belüfteten Räumen
      • Holzkohlegrill im Innenraum!
      • (Wohnungs‑)Brände
      • Autoabgase
      • Defekte Heizanlagen
      • Wasserpfeifen („Shishabar“)
      • Hochöfen
      • Ausgasung von Kohlenstoffmonoxid aus Lagerräumen mit Holzpellets
      • Als Suizidmethode
  • Pathophysiologie

Kohlenstoffmonoxid-Intoxikation - Notfallmanagement[1]

  • Symptome: Allgemeine Symptome der verminderten Sauerstoffversorgung bzw. der blockierten Sauerstoffutilisation
  • Diagnostik
    • Notärztlich: Bei jeder Bewusstlosigkeit ohne erkennbare Ursache bedenken!
      • Bei tot aufgefundenen Personen: Hellrote Leichenflecken (siehe unten)
    • Bestimmung von CO-Hb und O2-Partialdruck in der BGA
      • Physiologische Werte für CO-Hb
        • Nichtraucher: ≤1,2%
        • Raucher: ≤8,2%
      • Pathologische Werte für CO-Hb: ≥5% bei Nichtrauchern bzw. ≥10% bei Rauchern
    • Anzeichen der Hypoxie und ggf. Organschädigung
  • Differenzialdiagnose bei erhöhten CO-Hb-Werten: Inhalatives Rauchen (z.B. Tabak)
  • Eigenschutz: Unentbehrlich! Gaswarngeräte und Beachtung von Kohlenstoffmonoxid-Grenzwerten im Rettungsdienst zu empfehlen
    • CO bis 30 ppm: Arbeitsplatzgrenzwert, Weiterarbeit unter erhöhter Vorsicht bezüglich CO-Quellen möglich
    • CO bis 200 ppm: Gefährdung akut!
      • Spätestens jetzt ist die Feuerwehr zu holen
      • Erkundung des Ortes und Sicherung der Lüftung erforderlich
      • Weiterarbeit mit außenluftunabhängigem Atemschutz ggf. möglich
    • CO ≥500 ppm: Sofortige Räumung, Sicherung durch Feuerwehr

Bei Kohlenstoffmonoxidvergiftung zeigen viele im Einsatz befindliche Pulsoxymeter falsch-hohe Werte an, da sie das CO-Hämoglobin nicht vom oxygenierten Hämoglobin unterscheiden können!

Bei Verdacht auf eine CO-Intoxikation ist der Eigenschutz der Retter bzw. Auffindenden sehr streng zu beachten – tote Retter sind nutzlos!

Kohlenstoffdioxid (CO2)toggle arrow icon

  • Eigenschaften: Farb-, geruch und geschmackloses Gas
  • Ätiologie: Erhöhtes Vorkommen durch Gärungsprozesse z.B. in Getreidesilos, Brunnen, Jauchegruben
  • Wirkung
    • Unterhalb von 0,3% in der Atemluft keine Gesundheitsgefährdung
    • Ab ca 5%: Kopfschmerzen, Schwindel, Tachykardie, Luftnot, Schläfrigkeit, Verwirrung
    • Ab ca 8%
      • Zittern, Schwitzen, Hörverminderung, Ohnmacht, Atemdepression, Atemstillstand
      • Nach 30–60 min tödlich

Bei Rettungsversuchen verunglückter Personen auf jeden Fall den Eigenschutz beachten → Belüftung, ggf. umluftunabhängiger Atemschutz!

Patienteninformationentoggle arrow icon

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

  • T58: Toxische Wirkung von Kohlenmonoxid
    • Inklusive: Jede Herkunft
  • T59.-: Toxische Wirkung sonstiger Gase, Dämpfe oder sonstigen Rauches

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Therapieempfehlungen für die Notfallmedizin 2017.Stand: 1. Februar 2017. Abgerufen am: 14. November 2017.
  2. G. Kaiser, A. Schaper:Akute KohlenmonoxidvergiftungIn: Notfall + Rettungsmedizin. Band: 15, Nummer: 5, 2012, doi: 10.1007/s10049-012-1586-5 . | Open in Read by QxMD p. 429-435.
  3. Nowak: Arbeitsmedizin und klinische Umweltmedizin. 2. Auflage Urban & Fischer 2010, ISBN: 3-437-41169-1.

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