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Primärer Hyperaldosteronismus

Letzte Aktualisierung: 27.9.2023

Abstracttoggle arrow icon

Der primäre Hyperaldosteronismus (Conn-Syndrom) wird meist durch eine idiopathische Hyperplasie oder ein Aldosteron-produzierendes Adenom der Nebennierenrinde verursacht. Durch die Aldosteron-bedingte gesteigerte Natrium- und Wasserretention kommt es bei betroffenen Patienten zu einer schwer medikamentös einstellbaren arteriellen Hypertonie; der primäre Hyperaldosteronismus ist die häufigste Ursache für eine therapierefraktäre sekundäre Hypertonie. Hypokaliämien treten bei einem Teil der Fälle auf. Die Therapie bei idiopathischer Nebennierenrindenhyperplasie erfolgt medikamentös mit Aldosteronantagonisten; Aldosteron-bildende Adenome werden operativ entfernt.

Epidemiologietoggle arrow icon

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

Ätiologietoggle arrow icon

  • Idiopathische, meist bilaterale Hyperplasie der Nebennierenrinde (⅔ der Fälle, sog. idiopathischer Hyperaldosteronismus) [4][5] [6]
  • Aldosteronproduzierendes Nebennierenrindenadenom (⅓ der Fälle) [4][5] [6]
  • Selten familiärer Hyperaldosteronismus
  • Nebennierenrindenkarzinome mit Aldosteronproduktion sind äußerst selten

Klassifikationtoggle arrow icon

Pathophysiologietoggle arrow icon

Physiologie

Pathomechanismus

  • Exzessive Aldosteronausschüttung → Natrium- und Wasserretention → arterielle Hypertonie mit erhöhtem kardiovaskulären Risiko(!) [5][7]
  • Kennzeichen der Aldosteronausschüttung beim primären Hyperaldosteronismus [7]
    • Inadäquate Höhe im Bezug zum Natriumspiegel
    • Autonomie von den üblichen Regulatoren
    • Nicht-Supprimierbarkeit durch Volumen- und Natriumbelastung

Symptome/Kliniktoggle arrow icon

Die vollständige Manifestation der klassischen Trias aus Hypertonie, Hypokaliämie und Alkalose ist nur selten anzutreffen!

Diagnostiktoggle arrow icon

Indikationen zum Screening auf einen primären Hyperaldosteronismus [5][7]

Screening auf einen primären Hyperaldosteronismus

  • Bestimmung des Aldosteron-Renin-Quotienten [5]
  • Unterstützende Laborbefunde

Vor der Diagnostik müssen rechtzeitig alle Medikamente abgesetzt werden, die das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (Diuretika, Betablocker, ACE-Hemmer, AT1-Rezeptor-Blocker und Aliskiren) beeinflussen, da diese das Ergebnis stark verfälschen könnten!

Bestätigungstests für einen primären Hyperaldosteronismus

  • Funktion: Messung der Supprimierbarkeit von Aldosteron
    • Kochsalzbelastungstest
    • Fludrocortisonhemmtest
      • Durchführung
        • Exogene Gabe von Mineralocorticoiden (0,1 mg Fludrocortison alle 6 h über 4 Tage) im Rahmen eines stationären Aufenthalts
        • Gleichzeitige Substitution von NaCl und Kalium
        • Messung der Konzentrationen von Renin und Aldosteron am Vormittag des 4. Tages in sitzender Position
      • Interpretation
        • Durch die negative Rückkopplung kommt es physiologischerweise bei exogener Mineralocorticoidgabe zu einem signifikanten Aldosteronabfall
          • Aldosteronkonzentrationen <50 ng/L: Ausschluss eines primären Hyperaldosteronismus
        • Eine mangelnde Aldosteronsuppression (Aldosteronkonzentrationen >60 ng/L) bestätigt den V.a. das Vorliegen eines primären Hyperaldosteronismus
      • Diagnostische Bedeutung: Der Fludrocortisonhemmtest gilt zwar aufgrund seiner Spezifität als diagnostischer Goldstandard, wird aufgrund seines (Zeit)aufwands allerdings seltener als der Kochsalzbelastungstest durchgeführt

Verfahren zur Bestimmung der Ursache des primären Hyperaldosteronismus


Bildgebende Verfahren sollen erst nach Sicherung einer hormonellen Erkrankung eingesetzt werden (DGIM - Klug entscheiden in der Endokrinologie)

Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Jede zufällig entdeckte Raumforderung der Nebenniere (Inzidentalom) soll endokrinologisch abgeklärt werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Inneren Medizin)

Wurde im CT eine Raumforderung als gutartiges Inzidentalom der Nebenniere eingestuft (< 4 cm, < 10 Hounsfield-Einheiten), ist eine weitere Bildgebung nicht gerechtfertigt. (DGIM - Klug entscheiden in der Inneren Medizin)

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Therapietoggle arrow icon

Idiopathischer Hyperaldosteronismus [7]

Aldosteronproduzierendes Nebennierenrindenadenom (bzw. unilaterale Nebennierenrindenhyperplasie) [7]

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Primärer Hyperaldosteronismus (Conn-Syndrom)

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

  • E26.-: Hyperaldosteronismus

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Funder et al.:The Management of Primary Aldosteronism: Case Detection, Diagnosis, and Treatment: An Endocrine Society Clinical Practice GuidelineIn: The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism. Band: 101, Nummer: 5, 2016, doi: 10.1210/jc.2015-4061 . | Open in Read by QxMD p. 1889-1916.
  2. Schirpenbach et al.:Diagnostik und Therapie des primären HyperaldosteronismusIn: Deutsches Ärzteblatt. Band: 106, Nummer: 18, 2009, .
  3. Herold: Innere Medizin 2017. Herold 2016, ISBN: 3-981-46606-3.
  4. Whelton et al.:2017 ACC/AHA/AAPA/ABC/ACPM/AGS/APhA/ASH/ASPC/NMA/PCNA Guideline for the Prevention, Detection, Evaluation, and Management of High Blood Pressure in Adults: Executive SummaryIn: Journal of the American College of Cardiology. 2017, doi: 10.1016/j.jacc.2017.11.005 . | Open in Read by QxMD.
  5. Gernot Marx, Kai Zacharowski, Stefan Kluge: 89 Primärer Aldosteronismus (Morbus Conn). Georg Thieme Verlag 2020, ISBN: 978-3-132-41498-3.
  6. Herold et al.: Innere Medizin. Eigenverlag 2012, ISBN: 978-3-981-46602-7.
  7. Böcker et al.: Pathologie. 4. Auflage Urban & Fischer 2008, ISBN: 978-3-437-42382-6.
  8. Fassnacht et al.:Management of adrenal incidentalomas: European Society of Endocrinology Clinical Practice Guideline in collaboration with the European Network for the Study of Adrenal TumorsIn: European Journal of Endocrinology. Band: 175, Nummer: 2, 2016, doi: 10.1530/eje-16-0467 . | Open in Read by QxMD p. G1-G34.
  9. Speer, Gahr: Pädiatrie. 3. Auflage Springer 2009, ISBN: 978-3-540-69479-3.
  10. Dr. Timo Deutschbein;Professor Dr. Martin Fassnacht:Erste Europäische Leitlinie zum Nebennieren-InzidentalomIn: Bayerisches Ärzteblatt. 2017, .

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