Zusammenfassung
Die Japanische Enzephalitis (JE) ist eine durch infizierte Stechmücken übertragene Viruserkrankung, die in Asien und im westlichen Pazifik endemisch ist. Das klinische Bild einer Infektion mit dem Japanische-Enzephalitis-Virus (JEV) reicht von einer asymptomatischen Infektion bis hin zu einer akuten Enzephalitis, die bei <1% der Infizierten auftritt. Sie entwickelt sich typischerweise nach einer kurzen Phase unspezifischer fieberhafter Allgemeinbeschwerden mit quantitativen Bewusstseinsstörungen. Zudem lassen sich fokal-neurologische Defizite, Bewegungsstörungen, Psychosen und epileptische Anfälle (insb. bei Kindern) beobachten. Eine Leukozytose und Liquorpleozytose sind häufig, ebenso wie charakteristische Veränderungen des Thalamus im cMRT. Die endgültige Diagnose wird serologisch gestellt, da die PCR wegen einer nur kurzen virämischen Phase häufig negativ ausfällt. Impfungen sind sowohl für Reisende in Endemiegebiete und für Kinder in einigen endemischen Gebieten verfügbar.
Epidemiologie
- Verbreitung: Endemisch in weiten Teilen Asiens und in einigen Teilen des westlichen Pazifiks
- Alter: Betrifft i.d.R. Kinder ≤15 Jahren
- Häufigkeit: Wichtige Ursache für virale Enzephalitiden in Asien
- Jedes Jahr ca. 68.000 Fälle [1]
- Bei Reisenden aus nicht-endemischen Regionen: Inzidenz <1:1.000.000 [2]
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Ätiologie
- Erreger: Japanische-Enzephalitis-Virus (JEV)
- Vektor: Stechmücke Culex tritaeniorhynchus
- Übertragung: Insb. im ländlichen Raum mit Reisfeldern sowie in wasser- und sumpfreichen Gebieten [3]
- In den gemäßigten Breiten Asiens (z.B. China, Japan, Südkorea): Während der wärmeren Monate
- In tropischen Gebieten (z.B. Kambodscha, Thailand): Ganzjährige Übertragung, insb. während der Regenzeit
- Zyklus
Symptomatik
- Inkubationszeit: 5–15 Tage
- Verlauf: I.d.R. asymptomatisch bis subklinisch
- Häufigstes klinisches Bild bei Erkrankung: Akute Meningoenzephalitis [4]
- Unspezifische Prodromalsymptome, z.B. Fieber, Erbrechen, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit
- Beginnende quantitative und qualitative Bewusstseinsveränderungen
- Innerhalb weniger Tage zusätzlich fokal-neurologische Defizite, Bewegungsstörungen, Psychosen, epileptische Anfälle
- In schweren Fällen: Koma, spastische oder schlaffe Lähmung, Tod
Diagnostik
- Labordiagnostik
- Blut: Leukozytose, Hyponatriämie bei sekundärem SIADH
- Liquor
- Liquordruck↑, siehe Durchführung einer Liquorpunktion
- Leichte bis mäßige Pleozytose mit einer führenden Lymphozytose
- Proteine↑
- Glucose↔︎
- MRT des Gehirns: Hyperintense Läsionen in Thalamus, Basalganglien, Mittelhirn, Pons und Medulla
- Serologische Diagnostik: IgM-Antikörper im Serum oder Liquor sind wegweisend
- Ggf. direkter Virusnachweis: PCR aus Blut oder Liquor [3]
Differenzialdiagnosen
- Virale Enzephalitiden (z.B. HSV-Enzephalitis)
- Bakterielle Meningitis
- Andere Arbovirosen
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Therapie
- Keine spezifische Behandlung verfügbar
- Kein Nutzen von Glucocorticoiden oder Ribavirin
- Supportive Behandlung, insb.
- Kontrolle des intrakraniellen Drucks
- Aufrechterhaltung einer zerebralen Durchblutung
- Behandlung von epileptischen Anfällen
Prognose
- Letalität bei Personen mit akuter Enzephalitis: Ca. 30%
- Bei ca. 30–50% der Erkrankten neurologische, kognitive und psychiatrische Residuen [1]
Prävention
- Mückenschutz: Helle Kleidung, Mückenspray, Mückennetze, Vermeidung von Aktivitäten zwischen Abend- und Morgendämmerung (wenn Culex tritaeniorhynchus am aktivsten ist), Entfernung von Wasserbehältern
- Impfung: Siehe Impfstoff gegen Japanische Enzephalitis [1]
Meldepflicht
- Keine krankheits- oder erregerspezifische Meldepflicht nach dem IfSG [3]
- Ggf. Meldung gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 5a (bedrohliche Krankheit) [3]