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Giardiasis

Letzte Aktualisierung: 1.3.2023

Abstracttoggle arrow icon

Die Giardiasis (früher: Lambliasis) ist eine häufige Infektionskrankheit, die durch den weltweit verbreiteten Parasiten Giardia lamblia aus der Gruppe der Protozoen hervorgerufen wird. Besonders verbreitet ist der Erreger in Endemiegebieten der Tropen und Subtropen, weshalb Erkrankungsfälle in Europa häufig nach Auslandsaufenthalten (Reiseerkrankung) auftreten.

Lamblien werden fäkal-oral, z.B. über kontaminiertes Trinkwasser, übertragen und vermehren sich im Magen-Darm-Trakt des Wirts. Dort stören sie die Funktion der Enterozyten und können zu akuten abdominellen Schmerzen, Diarrhöen, grippeähnlichen Symptomen mit Abgeschlagenheit sowie selten Fieber führen. Auch der Übergang in ein chronisches Stadium mit einem Malabsorptionssyndrom ist möglich. Häufig verläuft die Infektion jedoch asymptomatisch.

Eine Erregerdiagnostik erfolgt bei ambulant erworbener Gastroenteritis nicht routinemäßig. Bei Verdacht auf eine Giardiasis ist insbesondere der mikroskopische Nachweis von Zysten oder Trophozoiten im Stuhl von Bedeutung; ergänzend oder in unklaren Fällen können weitere diagnostische Verfahren (z.B. Antigennachweis durch ELISA) erfolgen. Therapie der 1. Wahl ist die antibiotische Behandlung mit Metronidazol, unter der die Infektion i.d.R. folgenlos ausheilt.

Epidemiologietoggle arrow icon

  • Verbreitung
    • Vor allem in den Tropen und Subtropen
    • Auftreten in Deutschland meist nach Aufenthalt in diesen Endemiegebieten (Reiseerkrankung)
  • Inzidenz
    • Weltweit: Jährlich bis zu 200 Millionen Menschen
    • Deutschland: 4,5 Fälle/100.000 Einwohner pro Jahr
    • Besonders häufig
      • Kinder <5 Jahre
      • Erwachsene zwischen 20 und 29 Jahren

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

Ätiologietoggle arrow icon

  • Erreger: Giardia lamblia
  • Formen
    • Trophozoit
      • Aktive, fortpflanzungsfähige Form des Erregers
      • Oval, zwei Zellkerne und vier Geißelpaare
    • Zyste (infektiöse Form)
      • Resistente Dauerform des Erregers, die z.T. über Monate überlebensfähig bleibt
      • Oval, vier Zellkerne
  • Infektionsweg und Lebenszyklus: Orale Aufnahme der Zysten über kontaminiertes Trinkwasser oder kontaminierte Nahrungsmittel
    1. Umwandlung von Zysten zu Trophozoiten
    2. Vermehrung und Anhaftung am Epithel des oberen Dünndarms
    3. Umwandlung von Trophozoiten zu Zysten
    4. Ausscheidung von Zysten im Stuhl
  • Inkubationszeit: 3–25 Tage, im Mittel 7–10 Tage [1]

Pathophysiologietoggle arrow icon

  • Pathogenese: Genauer Ablauf unklar

Symptome/Kliniktoggle arrow icon

Diagnostiktoggle arrow icon

Generell erfolgt bei ambulant erworbenen Gastroenteritiden keine routinemäßige Erregerdiagnostik, da sie in den meisten Fällen selbstlimitierend sind und der Erregernachweis somit häufig konsequenzlos ist [2]. Gibt es jedoch anamnestische Hinweise (Reiseanamnese!) auf eine Giardiasis, ist eine Erregerdiagnostik sinnvoll.

  • Goldstandard: Stuhluntersuchung mit mikroskopischem Nachweis der Zysten und Trophozoiten im Stuhl
  • Ergänzende Verfahren
    • Antigennachweis im Stuhl mittels ELISA
    • Direkte Immunfluoreszenzverfahren mit monoklonalen Antikörpern
    • Bei immundefizienten Patienten mit fehlendem Erregernachweis bzw. Nichtansprechen auf eine Therapie: Endoskopie mit Biopsie
  • Bei schwerem Verlauf

Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Therapietoggle arrow icon

Meldepflichttoggle arrow icon

Präventiontoggle arrow icon

  • Hygienemaßnahmen
    • Regelmäßiges Händewaschen, insb. nach Toilettengang oder Wickeln, idealerweise auch Händedesinfektion
    • Desinfektion der Klobrille
    • Sofern möglich: Nutzung einer separaten Toilette durch erkrankte Person
    • Handtücher nicht teilen
    • Regelmäßiges Waschen von Handtüchern und Bettwäsche bei 60°C
  • Kein Besuch von Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder <6 Jahren
  • Beschäftigungsverbot für Patienten, die in der Lebensmittelindustrie tätig sind

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Giardiasis

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Patienteninformationentoggle arrow icon

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Steckbriefe seltener und importierter Infektionskrankheiten.Stand: 15. September 2011. Abgerufen am: 24. August 2016.
  2. S2k-Leitlinie Gastrointestinale Infektionen und Morbus Whipple.Stand: 31. Januar 2015. Abgerufen am: 16. Februar 2017.
  3. Löscher, Burchard: Tropenmedizin in Klinik und Praxis: mit Reise- und Migrationsmedizin. Thieme 2010, ISBN: 978-3-137-85804-1.

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