Zusammenfassung
Die Inhalation anorganischer Stäube, meistens durch eine beruflich bedingte Exposition, kann zu Beschwerden wie Husten und Luftnot führen. Bei langanhaltender Belastung ist die Ausbildung einer Lungenfibrose möglich, sodass eine Berufsanamnese bei entsprechenden Hinweisen bedacht werden muss. Eine Anerkennung als Berufskrankheit bietet dem Betroffenen dann zumindest eine Entschädigung, wenn nicht durch eine frühe Erkennung des Sachverhaltes rechtzeitig Gegenmaßnahmen getroffen wurden.
Allgemein
- Lungenerkrankungen durch Inhalation anorganischer Stäube werden als Pneumokoniosen (konios, griechisch = Staub) bezeichnet
- Meist Berufskrankheit
- Radiologische Einteilung: Staublungenklassifikation nach ILO 2000 (International Labour Organization)
- Pathophysiologie
- Inhalation der Staubpartikel in die Lunge → Phagozytose durch Alveolarmakrophagen → Untergang der Koniophagen, Entzündungsreaktion → Vernarbung, Granulome → Lungenfibrose als mögliche Komplikation aller Pneumokoniosen
Seltene Pneumokoniosen
Aluminose
- Ätiologie
- Inhalation von Aluminium
- Typisch: Exposition durch Schweißarbeiten (z.B. Automobilindustrie)
- Klinik
- Husten, Belastungsdyspnoe
- Besondere Komplikation: Bullöses Emphysem → Spontan-Pneumothorax
Anthrakose
- Ätiologie: Inhalation von Kohlenstaub, Rußpartikel (z.B. Kohlebergbau)
- Röntgen-Thorax: Feinnoduläre Verschattung
- Klinik: I.d.R. keine akuten Symptome
- Prognose: Die Anthrakose verläuft i.d.R. milder als andere Pneumokoniosen, es kommt deutlich seltener zur Lungenfibrose
Berylliose
- Ätiologie: Inhalation von Beryllium (Erdalkalimetall), Verwendung bei Legierungen
- Pathologie: Nicht-verkäsende Granulom-Erkrankung; Befall insbesondere von Lunge und Haut
- Klinik
- Quälender Husten, Dyspnoe bei hoher Exposition nach wenigen Tagen möglich
- Bei chronischem Verlauf sowohl Klinik als auch Röntgenbefund ähnlich der Sarkoidose
- Röntgen-Thorax: Bild einer Sarkoidose
Hartmetalllunge (-fibrose)
- Ätiologie: Inhalation von Aerosolen hochschmelzender Metalle
- Klinik
- Zunächst unspezifisch
- Im Verlauf schwere Lungenfibrose
Siderose der Lunge
- Ätiologie: Inhalation von Eisenstaub
- Diagnostik: Rundliche, kleine Fleckschatten
- Klinik: Selten Lungenfibrose, insgesamt gute Prognose (reversibel bei Beendigung der Exposition)
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
- J60: Kohlenbergarbeiter-Pneumokoniose
- Inklusive: Anthrakose, Anthrakosilikose, Kohlenstaub-Lunge
- Exklusive: Mit Tuberkulose der Atmungsorgane (J65)
- J61: Pneumokoniose durch Asbest und sonstige anorganische Fasern
- Inklusive: Asbestose
- Exklusive: Mit Tuberkulose der Atmungsorgane (J65), Pleuraplaques mit Asbestose (J92.0)
- J62.-: Pneumokoniose durch Quarzstaub
- Inklusive: Silikotische Lungenfibrose (massiv)
- Exklusive: Mit Tuberkulose der Atmungsorgane (J65)
- J62.0: Pneumokoniose durch Talkum-Staub
- J62.8: Pneumokoniose durch sonstigen Quarzstaub
- Silikose o.n.A.
- J63.-: Pneumokoniose durch sonstige anorganische Stäube
- Exklusive: Mit Tuberkulose der Atmungsorgane (J65)
- J63.0: Aluminose (Lunge)
- J63.1: Bauxitfibrose (Lunge)
- J63.2: Berylliose
- J63.3: Graphitfibrose (Lunge)
- J63.4: Siderose
- J63.5: Stannose
- J63.8: Pneumokoniose durch sonstige näher bezeichnete anorganische Stäube
- J64: Nicht näher bezeichnete Pneumokoniose
- Exklusive: Mit Tuberkulose der Atmungsorgane (J65)
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.