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Sexualität und Sexualmedizin

Letzte Aktualisierung: 11.9.2023

Abstracttoggle arrow icon

Die Sexualmedizin beschäftigt sich mit sexuellen Funktionsstörungen, Störungen der Sexualpräferenz sowie mit Geschlechtsinkongruenzen. Sexuelle Funktionsstörungen können sowohl im Rahmen von körperlichen oder seelischen Erkrankungen, aber auch durch Probleme z.B. in Partnerschaft oder Beruf entstehen.

Für das Verständnis der Sexualmedizin ist es wichtig, sich mit dem physiologischen Ablauf der sexuellen Erregung zu beschäftigen. Im Verlauf der sexuellen Erregung werden verschiedene Phasen von der ersten Erregung über die Orgasmusphase bis zur Rückbildungs- und Refraktärphase hin durchlaufen. In jeder dieser Phasen kann es zu Störungen kommen.

Im Alter verändert sich die Sexualität bei Mann und Frau: Frauen verlieren u.a. durch hormonelle Umstellungen die Fähigkeit zur Reproduktion und es kommt zu einer Reihe körperlicher und psychischer Veränderungen. Beim Mann hingegen ist die Reproduktionsfähigkeit mit steigendem Alter zwar beeinträchtigt, bleibt jedoch weitestgehend erhalten, sodass funktionelle Veränderungen im Vordergrund stehen.

Ablauf der sexuellen Erregungtoggle arrow icon

Unterschiede im Erregungsablauf zwischen Mann und Frau

  • Der Erregungsablauf ist bei der Frau variabler
  • Die einzelnen Phasen dauern bei der Frau i.d.R. länger an (Ausnahme: Refraktärphase)
  • Der Mann befindet sich nach der Ejakulation für eine gewisse Zeit in der Refraktärphase
  • Bei der Frau sind die einzelnen Phasen störanfälliger

Sexualmedizintoggle arrow icon

Die Sexualmedizin beschäftigt sich mit sexuellen Funktionsstörungen, Störungen der Sexualpräferenz sowie mit Geschlechtsinkongruenzen. Sexuelle Funktionsstörungen können sowohl im Rahmen von körperlichen oder seelischen Erkrankungen, aber auch durch Probleme zum Beispiel in Partnerschaft oder Beruf entstehen.

Sexuelle Funktionsstörungen

Es folgt eine Auflistung der möglichen sexuellen Funktionsstörungen. Sie können jeweils einer Phase des sexuellen Reaktionszyklus zugeordnet werden.

  • Störungen der sexuellen Appetenz
    • Vermindertes oder fehlendes Lustempfinden
    • Abneigung gegenüber Sexualität
  • Störungen der Erregungsphase
    • : Erektionsstörungen
    • : Störung der Lubrikation
  • Störungen der Plateauphase
    • : Erektionsstörungen
      • Psychogene Erektionsstörung: Keine somatische Ursache, Auslösung z.B. durch Stressfaktoren wie Erwartungsdruck
    • : Vaginismus: Krampf der Vaginal- und Beckenmuskulatur beim Koitusversuch
    • Dyspareunie: Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • Störungen der Orgasmusphase

Eine psychische Ursache der sexuellen Funktionsstörung sollte z.B. dann in Betracht gezogen werden, wenn die Funktionsstörung je nach sexueller Praxis unterschiedlich stark ausgeprägt ist oder sogar ausbleibt!

Störungen der Sexualpräferenz

Störungen der Sexualpräferenz kennzeichnen sich dadurch, dass Erregung durch ungewöhnliche Objekte und Situationen ausgelöst wird. Im Folgenden werden einige beispielhaft erläutert.

Genderinkongruenz

Können sich Menschen nicht oder nur teilweise mit ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren, wird dies nach der (noch) eingesetzten Einteilung der ICD-10 als „Störung der Geschlechtsidentität“ bezeichnet und zu den „psychischen und Verhaltensstörungen“ gezählt. In der überarbeiteten ICD-11-Version, die Januar 2022 in Kraft getreten ist, jedoch für den Gebrauch in Deutschland noch vollständig übersetzt werden muss, werden Diagnosen der Genderinkongruenz allerdings nicht mehr dieser Kategorie zugeordnet, sondern dem Kapitel „Zustände mit Bezug zur sexuellen Gesundheit“ .

  • Transsexualität (Transidentität bzw. Genderinkongruenz): Starke und lang anhaltende Abweichung zwischen dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht und dem erlebten Geschlecht, die zu dem Wunsch führen kann, den Körper an das erlebte Geschlecht anzupassen
  • Transvestitismus unter Beibehaltung beider Geschlechtsrollen: Verlangen, die Kleider des anderen Geschlechts zu tragen, ohne dabei eine sexuelle Erregung oder den Wunsch nach einem dauerhaften Wechsel des Geschlechts zu verspüren

Sexualität im Altertoggle arrow icon

Weibliche Sexualität im Alter

Mit zunehmendem Alter verändern sich die Sexualfunktionen des Menschen. Die weibliche Reproduktionsfähigkeit endet mit Eintritt in die "Wechseljahre". Die Umstellung des Hormonhaushaltes hat zudem Einflüsse auf weitere Stoffwechselprozesse.

Definitionen

  • Klimakterium: Übergang von der reproduktiven zyklusabhängigen Lebensphase in die ovarielle Ruhephase
  • Menopause: Zeitpunkt, an dem die letzte Regelblutung aufgetreten ist und mindestens 1 Jahr lang keine weitere folgte
    • Durchschnittsalter 52 Jahre

Hormonelle Veränderungen

Die abnehmende Funktion der Ovarien führt zu geringeren Östrogen- und Progesteronspiegeln. Dadurch fällt wiederum die Hemmung (negative Rückkopplung) der gonadotropen Hormone FSH und LH weg und ihre Blutspiegel steigen an. Im Verlauf treten vermehrt Zyklen ohne Eisprung (Ovulation) auf, bis die Ovarialfunktion schließlich vollständig erlischt.

Symptome der Postmenopause

  • Mögliche Begleiterscheinungen der hormonellen Umstellung
    • Hitzewallungen
    • Depressionen
    • Nervosität
    • Sexuelle Aktivität ↓
  • Folgeerkrankungen aufgrund von Östrogenmangel

Männliche Sexualität im Alter

Die männliche Reproduktionsfähigkeit ist mit steigendem Alter zwar beeinträchtigt, bleibt jedoch weitestgehend erhalten, sodass funktionelle Veränderungen im Vordergrund stehen.

  • Menge und Qualität der Samen ↓
  • Sexuelle Aktivität ↓
  • Sexuelle Reaktion ↓

Wiederholungsfragen zum Kapitel Sexualität und Sexualmedizintoggle arrow icon

Ablauf der sexuellen Erregung

Nenne die Phasen der sexuellen Erregung. Welche Unterschiede gibt es bei Mann und Frau?

Sexualmedizin

Wann spricht man von sexuellen Funktionsstörungen?

Wann spricht man von Störungen der Sexualpräferenz? Nenne typische Beispiele!

Wie kann eine psychogene von einer physiologischen Erektionsstörung unterschieden werden?

Was versteht man unter Dyspareunie?

Sexualität im Alter

Wie verändern sich die Hormonspiegel bei der Frau mit dem Alter?

Wie verändert sich die Sexualität des Mannes mit dem Alter?

Eine Sammlung von allgemeineren und offeneren Fragen zu den verschiedenen prüfungsrelevanten Themen findest du im Kapitel Beispielfragen aus dem mündlichen Physikum.

Quellentoggle arrow icon

  1. Schüler, Dietz: Medizinische Psychologie und Soziologie. 1. Auflage Thieme 2004, ISBN: 3-131-36421-1.
  2. Faller, Lang: Medizinische Psychologie und Soziologie. 2. Auflage Springer 2007, ISBN: 978-3-540-29995-0.

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