Zusammenfassung
Der Penis des Mannes besteht aus der Harnröhre, die von drei Schwellkörpern umfasst wird, den paarig angelegten Corpora cavernosa und dem Corpus spongiosum. Die Harnröhre dient sowohl der Ableitung des Harns als auch der Emission von Spermien bei der Kopulation. Für die embryonale Entwicklung des Penis siehe „Spezielle Geschlechtsentwicklung beim Mann“.
Die sexuelle Erregung des Mannes beruht auf einem Zusammenspiel von nervalen und organischen Komponenten. Wichtig ist dabei, dass die Erektion parasympathisch und die Ejakulation sympathisch gesteuert werden. Vor der Ejakulation werden während der sogenannten Emission Drüsensekret und Samenzellen in die Harnröhre sezerniert. Die Emission spielt dabei auch eine wichtige Rolle für die Zusammensetzung des Ejakulats.
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Makroskopische Anatomie des Penis
Steckbrief
- Funktion: Harnableitung, Erektion, Spermientransport
- Lage: Extrakorporal
- Länge: Sehr variabel; unerigiert ca. 9 cm, erigiert ca. 14 cm
- Durchmesser: Erigiert ca. 3–4 cm
- Flächen
- Dorsum penis: Vorderseite des unerigierten Penis
- Facies urethralis: Hinterseite des unerigierten Penis
Dorsal benennt die von vorn sichtbare Fläche des unerigierten Penis. Ventral bezeichnet die Seite des Penis, die im unerigierten Zustand dem Skrotum anliegt!
Aufbau
Der Penis gliedert sich in Peniswurzel, Penisschaft und Eichel. Drei Schwellkörper durchziehen den Penis: Die paarigen Penisschwellkörper sind für die Erektion verantwortlich, während der Harnröhrenschwellkörper die Harnröhre des Mannes schützt. Die Funktionalität des Penis wird auch von Muskeln und Bändern unterstützt.
Unterteilung
- Radix penis (Peniswurzel): Anteil des Penis im Spatium perinei superficiale
- Verankert am knöchernen Becken und Membrana perinei
- Corpus penis (Penisschaft): Beweglicher Hauptteil
- Glans penis (Eichel): Verdickung am distalen Ende des Penis, die vom Corpus spongiosum gebildet wird.
- Corona glandis (Eichelkranz): Breiter, proximaler Rand der Glans penis
- Collum glandis (Eichelkranzfurche): Einschnürung proximal der Erweiterung zur Corona glandis
- Ostium urethrae externum: Schlitzförmige äußere Mündung der Harnröhre
- Praeputium (Vorhaut): Umschlagfalte der Haut, die die Glans penis umgibt
- Talgdrüsen der Vorhaut: Der abgesonderte Talg schützt die empfindliche Haut der Glans vor Austrocknung
- Frenulum praeputii: Fixiert die Vorhaut ventral am Penisschaft
Schwellkörper
Schwellkörper | Beschreibung | Verlauf | Funktion |
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Corpora cavernosa penis | Paarige Penisschwellkörper, die sich im Penisschaft vereinigen und dem erigierten Penis Stabilität verleihen |
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Corpus spongiosum penis | Harnröhrenschwellkörper |
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Muskeln
Die Muskeln des Penis gehören zur Beckenbodenmuskulatur.
- M. ischiocavernosus
- Ursprung: Ramus ossis ischii
- Ansatz: Tunica albuginea der Crura penis der Corpora cavernosa
- Funktion: Verstärkung der Erektion durch Kompression des Schwellkörpers
- M. bulbospongiosus: Umhüllt den Bulbus penis des Corpus spongiosum
- Ursprung: Corpus perineale + Raphe penis
- Ansatz: Fascia penis
- Funktion: Rhythmische Kontraktionen beim Orgasmus führen zu einer Druckwelle im Harnröhrenschwellkörper → Unterstützen die Ejakulation
Bänder
- Lig. fundiforme penis: Entspringt der Bauchwandfaszie im Bereich der Linea alba und umfasst die Peniswurzel
- Lig. suspensorium penis: Tiefliegendes Halteband; fixiert die Penisfaszie an der Symphyse
Gefäßversorgung und Innervation
Gefäßversorgung | Besonderheiten | |
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Arteriell |
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Venös |
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Innervation | ||
Sensibel |
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Sympathisch | ||
Parasympathisch | ||
Lymphabfluss | ||
Lymphstationen |
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Mikroskopische Anatomie des Penis
Der Penis ist von drei Penishüllen umgeben. Der histologische Aufbau der Schwellkörper des Penis ermöglicht die Erektion, die entweder spontan oder infolge mechanischer und/oder psychischer Reize (wie etwa bei sexueller Erregung) entstehen kann.
- Penishüllen (von außen nach innen)
- Penishaut: Fettfrei, leicht verschieblich
- Tela subcutanea penis (Colles-Faszie): Subkutane Faszie mit eingelagerten glatten Muskelzellen, verschieblich
- Fascia penis (Buck-Faszie): Straffes Bindegewebe, umgibt alle 3 Schwellkörper und dorsale Leitungsbahnen
- Feinbau der Schwellkörper
- Corpora cavernosa
- Besteht aus anastomosierenden, endothelausgekleideten Hohlräumen (Cavernae corporum cavernosorum), die von der A. profunda penis gespeist werden.
- Wird von einem Bälkchengerüst aus zugfestem, elastischen Bindegewebe und glatten Muskelzellen (Trabeculae corporum cavernosorum) gestützt
- Septum penis: Trennt die beiden Corpora cavernosa voneinander
- Tunica albuginea corporum cavernosorum: Den Schwellkörper umgebende, derbe, bindegewebige Hülle
- Corpus spongiosum
- Besteht aus anastomosierenden endothelausgekleideten Hohlräumen (Cavernae corporum spongiosum), die einem Venengeflecht ähneln
- Wird von einem Bälkchengerüst gestützt (Trabeculae corporis spongiosi)
- Tunica albuginea corporis spongiosi: Derbe, bindegewebige Hülle
- Corpora cavernosa
Funktion des Penis
- Kopulations- und Fortpflanzungsorgan
- Sexuelle Erregung und Erektion
- Kopulation
- Ejakulation: Transport von Spermien
- Ableitendes Harnorgan → siehe „Harnröhre“
Sexuelle Erregung und Erektion
Phasen der sexuellen Erregung
Die sexuelle Erregung umfasst fünf Phasen und wird unter „Sexualität und Sexualmedizin“ näher behandelt.
Erektion
Die Aufrichtung und Versteifung des Penis wird vom Parasympathikus über das sakrale Erektionszentrum gesteuert und erfolgt in erster Linie durch die arterielle Stauung der Corpora cavernosa.
- Stimulation: Die Erregung des sakralen Erektionszentrums kann reflexogen oder psychogen erfolgen
- Reflexogen: Sensible Stimulation des Genitals, Reizweiterleitung über N. pudendus
- Psychogen: Kortikale Stimulation über visuelle, akustische und sensible Reize oder Phantasie, Reizweiterleitung über das Rückenmark
- Ablauf
- Arterielle Vasodilatation
- Fasern aus dem autonomen Zentrum im sakralen Rückenmark (S2–S4 bzw. S5: parasympathisches Erektionszentrum) verlaufen über den Plexus hypogastricus inferior und bewirken eine arterielle Vasodilatation
- Öffnung der Intimapolster der Aa. helicinae innerhalb der Corpora cavernosa
- Öffnung der Hohlräume der Trabeculae corporum cavernosorum für den Bluteinstrom
- Fasern aus dem autonomen Zentrum im sakralen Rückenmark (S2–S4 bzw. S5: parasympathisches Erektionszentrum) verlaufen über den Plexus hypogastricus inferior und bewirken eine arterielle Vasodilatation
- Verhinderung des venösen Abflusses
- Die Tunica albuginea spannt sich und komprimiert so die Äste der V. dorsalis profunda penis, wodurch sich der Strömungswiderstand stark erhöht
- Die kontrahierten Mm. ischiocavernosi komprimieren die Basis (= Crura penis) der Corpora cavernosa und verzögern so den venösen Rückstrom aus dem Schwellkörper
- Arterielle Vasodilatation
- Besonderheiten
- Corpus spongiosum wird nur venös gestaut (weiche Erektion), damit das Lumen der Harnröhre geöffnet bleibt
- Die Erektion ist ein autonomer Vorgang, eine willkürliche Verstärkung ist jedoch (nur) durch Anspannung der Mm. ischiocavernosi möglich
- Aufrechterhaltung der Erektion: Über Reflexbogen (Nervenendigungen der Corpora cavernosa → N. pudendus → Erektionszentrum → Nn. splanchnici pelvici → Corpora cavernosa)
- Nächtliche Erektionen: Eine Erektion wird meist durch sexuelle Erregung ausgelöst, tritt aber auch unabhängig davon während der nächtlichen REM-Schlafphasen auf. Die Ursache hierfür ist noch nicht abschließend geklärt, erfolgt aber in jedem Falle Androgen-abhängig.
Die parasympathischen Fasern aus dem Plexus hypogastricus bewirken eine NO-vermittelte Vasodilatation der A. profunda und ihrer Äste. Dadurch füllen sich die Corpora cavernosa mit Blut und es entsteht eine Erektion!
Während der Erektion steigt der Druck innerhalb der Corpora cavernosa bis auf das 10-fache des systolischen Blutdrucks an (ca. 1200 mmHg)!
Ejakulation
Die Ejakulation verläuft in drei Phasen. Zunächst erfolgt bei anhaltender sexueller Erregung die Stimulation des sympathischen, lumbalen Ejakulationszentrums. Daraufhin wird die Sekretion der akzessorischen Geschlechtsdrüsen in Gang gesetzt (= Emission). Die zeitliche Abfolge der Drüsensekretion während der Emission bedingt die Bildung der drei Fraktionen des Ejakulats (siehe → Ejakulat). Die eigentliche Ejakulation wird muskulär ausgelöst.
- Sympathisches Ejakulationszentrum : Stimulation des autonomen Zentrums im lumbalen Rückenmark (L2/L3) kurz vor der Orgasmusphase
- Emission: Beförderung von Samen und Sekret der Geschlechtsdrüsen in die Harnröhre
- Prostatasekretion↑
- Ductus deferens: Leitung der Samenflüssigkeit in die Harnröhre
- Bläschendrüsensekretion↑
- Ejakulation
- Harnblase: Verschluss des M. sphincter urethrae internus
- Rhythmische Kontraktionen des Beckenbodens (v.a. M. bulbospongiosus): Rasche Beförderung des Ejakulats durch die Harnröhre zum Ostium urethrae externum
Die Emission erfolgt sympathisch, die Ejakulation teils sympathisch (Ductus deferens), teils somatomotorisch über den N. pudendus (M. bulbospongiosus)!
Point and Shoot: Die Erektion (= Point) wird parasympathisch, die Emission (= Shoot) sympathisch reguliert!
Ejakulat (Sperma)
Das Ejakulat setzt sich aus drei Anteilen zusammen, die Fraktionen genannt werden. Zusammen ergeben sie ein durchschnittliches Ejakulationsvolumen von ca. 3 mL.
- Fraktionen des Ejakulats
- Vorfraktion: Prostatasekret (weißlich, flüssig, saurer pH)
- Hauptfraktion: Samenflüssigkeit mit Spermatozoen (milchig-weiß, gallertartig)
- Schlussfraktion: Bläschendrüsensekret (gelblich, alkalischer pH)
- Untersuchung des Ejakulats (= Spermiogramm)
- Normwerte:
- Gesamtspermienzahl: >39 Millionen
- Spermatozoenkonzentration: >15 Millionen/mL Ejakulat
- Motilität
- Vitalität: >58% lebende Spermien
- Morphologie: >4% mit regulärer Form
- Fructose: >13 μmol/L im Seminalplasma
- Bei Erniedrigung: Hinweis auf Verschluss der ableitenden Harnwege oder Fehlfunktion der Samenblasen
- pH-Wert: 7,2–8,0
- >8,0 bei Entzündungen der Prostata, Samenwege oder Geschlechtsdrüsen
- <7,2 bei Fehlfunktion der Bläschendrüse bzw. Verschluss der Ductus ejaculatorii
- Normwerte:
Erektile Dysfunktion (früher: Impotentia coeundi)
Ist eine Kohabitation über längere Zeit nicht möglich, weil keine (ausreichende) männliche Erektion eintritt, so spricht man von einer erektilen Dysfunktion. Sie kann psychische (z.B. Ängste, Unzufriedenheit mit der Partnerschaft) oder körperliche (z.B. Nervenverletzung bei Prostata-OP, Gefäßveränderungen) Ursachen haben. Zur Diagnostik kann eine nokturnale Tumeszenzmessung weiterhelfen. Sie erfasst nächtliche Erektionen und zeigt, ob der Penis noch erektionsfähig ist. Abhängig von der Ursache und nach genauer Indikationsprüfung können bspw. Phosphodiesterase-V-Hemmer (Viagra®) eingesetzt werden. Diese vermindern den Abbau von cGMP, wodurch über die Freisetzung von Stickstoffmonoxid (NO) eine Vasodilatation in den Schwellkörpern erreicht wird.
Wiederholungsfragen zum Kapitel Penis, Erektion und Ejakulation
Makroskopische Anatomie des Penis
Beschreibe die makroskopische Anatomie der Penisschwellkörper und gehe dabei auch auf deren arterielle Versorgung ein!
Sexuelle Erregung und Erektion
Beschreibe den Ablauf der männlichen Erektion!
Für welche Schlafphase sind nächtliche Erektionen typisch?
Ejakulation
Woraus besteht das Ejakulat und wie hoch ist in etwa das durchschnittliche Ejakulationsvolumen?
Eine Sammlung von allgemeineren und offeneren Fragen zu den verschiedenen prüfungsrelevanten Themen findest du im Kapitel Beispielfragen aus dem mündlichen Physikum.