Zusammenfassung
Das schriftliche Physikum ist nur eine Hürde auf dem Weg in die Klinik. Die größere Sorge bereitet vielen Studenten das mündliche Physikum. Es ist eine völlig andere Prüfungssituation als das schriftliche Examen. Du sitzt nicht anonym in einem großen Raum mit vielen anderen Studenten über einen Haufen Fragen gebeugt und verteilst deine Kreuze (mit dem Wissen, dass du in den letzten Wochen schon eine Vielzahl der Altfragen gekreuzt hast). Du kannst keine Frage auf später verschieben, wenn du sie zunächst nicht beantworten kannst. Auch mit dem Raten oder dem guten alten Bauchgefühl ist man in der mündlichen Prüfung nicht unbedingt gut beraten.
Und trotzdem: Wir haben es alle geschafft! Und du kannst das auch! Anders als in der schriftlichen Prüfung kannst du Einfluss nehmen auf den Verlauf des Prüfungsgesprächs. Wenn du dich gut vorbereitest und deine Aufregung im Verlauf der Prüfung einigermaßen in den Griff bekommst, kann das mündliche Physikum ein interessantes Fachgespräch auf Augenhöhe werden. Denk daran, dass kein Prüfer prinzipiell daran interessiert ist, einen Studenten durchfallen zu lassen. Wir wollen dir hier noch ein paar nützliche Tipps zur Vorbereitung und zum Ablauf des mündlichen Physikums geben. Mögliche Prüfungsfragen haben wir für dich in dem Kapitel „Beispielfragen aus dem mündlichen Physikum“ zusammengestellt.
Wir drücken dir fest die Daumen!
Was erwartet mich?
Wirst du bei der schriftlichen Prüfung nach Detailwissen im Multiple-Choice-Format gefragt, so geht es bei der mündlichen Prüfung vor allem um die Präsentation dieses erworbenen Wissens, allerdings auf einer allgemeineren Ebene. Die Prüfer wollen sehen, dass du dir ein Grundverständnis in den zu prüfenden Fächern angeeignet hast und komplexe Abläufe und Zusammenhänge erklären kannst.
Ablauf
Der Ablauf der Prüfung unterscheidet sich je nach Universität bzw. Lehrkrankenhaus und hängt natürlich auch von den jeweiligen Prüfern ab.
- Du wirst in den drei Fächern Anatomie, Physiologie und Biochemie geprüft.
- Die Prüfung findet an einem Tag statt und dauert in etwa eine Stunde pro Prüfling, also je nach Anzahl der Prüflinge 1 bis 4 Stunden.
- Mindestens ein histologisches Präparat muss am Mikroskop erkannt werden.
- Häufig wird erwartet, dass du bestimmte Strukturen an makroskopischen Präparaten (meist einzelne Organe) erkennen bzw. zeigen kannst.
- Je nach Prüfer müssen einfache chemische Strukturformeln (z.B. Glucose oder Aminosäuren) aufgezeichnet werden.
Wie bereite ich mich am besten vor?
Zwischen der schriftlichen und der mündlichen Prüfung liegen eine bis mehrere Wochen. Ob deine mündliche Prüfung vor oder nach der schriftlichen Prüfung stattfindet, hängt von deiner Uni und dem Landesprüfungsamt ab. Es kann also auch passieren, dass du dich auf beide Prüfungen parallel vorbereiten musst. Im Idealfall liegt zwischen beiden Prüfungen genügend Abstand. Aber auch, wenn das nicht so ist: Keine Panik!
Du kannst den AMBOSS-Lernplan fürs schriftliche Physikum ganz bequem individuell strecken (also früher beginnen), abkürzen oder unterbrechen, wenn er mit deiner Vorbereitungszeit für die mündliche Prüfung kollidiert. Und bedenke dabei, dass der Stoff, den du für eine der beiden Prüfungen lernst, dir auch bei der jeweils anderen Prüfung helfen wird. Du lernst also nichts umsonst.
Wie gehst du nun am besten vor, nachdem du die Einladung zum mündlichen Physikum (mit der Bekanntgabe des Termins, des Prüfungsorts und der Prüfer) erhalten hast?
Lerne deine Prüfer kennen
- Besorg dir die Prüfungsprotokolle deiner Prüfer
- Geh zum Vorgespräch deiner Prüfer
- Durchforste das Internet und die Bibliotheken
- Falls es sich in der kurzen Zeit noch einrichten lässt (oder nicht vielleicht schon geschehen ist): Versuche deine Prüfer in einer Vorlesung live zu sehen
Such dir eine Lerngruppe
- Am besten dafür geeignet: Deine Mitprüflinge
- Du findest deine Mitprüflinge häufig über das Stille-Post-Prinzip
- Solltest du über diesen Weg keinen Erfolg haben, bietet die Fachschaft häufig Hilfe bei der Suche an, meistens über Foren, manchmal aber auch für ein geringes Entgelt
- Lernt gezielt den Stoff aus den Altprotokollen und die Forschungsschwerpunkte der Prüfer
- Für die mündliche Prüfung solltest du keine IMPP-Details lernen, sondern ein grundlegendes Verständnis für eine Thematik entwickeln
- Sprecht so viel wie möglich miteinander und fragt euch gegenseitig ab
- Fasst alles Gelernte laut und frei sprechend zusammen
- Stellt euch gegenseitig Fragen, helft und korrigiert euch bei den Antworten
- Mögliche Prüfungsfragen haben wir in diesem Kapitel für euch zusammengestellt: Beispielfragen aus dem mündlichen Physikum
- Übt euch darin, eure Argumente sicher vorzubringen und in Stresssituationen einen kühlen Kopf zu bewahren
- Malt euch komplexere Abläufe auf
- Es kann auch passieren, dass du in der Prüfung um das Anfertigen einer solchen Skizze gebeten wirst
- Übt euch im Erkennen der mikroskopischen Präparate und der elektronenmikroskopischen Bilder
- Beschreibt euch gegenseitig, was ihr seht
- Zählt die wichtigsten Charakteristika zum Erkennen des Präparats bzw. des elektronenmikroskopischen Bildes auf
- Fertigt auch hier Skizzen an
- Geht in den Präpariersaal und schaut euch dort nochmal gezielt die „Lieblingsorgane“ eures Anatomieprüfers an
- Beschreibt euch gegenseitig, was ihr seht
- Überprüft euch gegenseitig
- Wiederholt hier auch nochmal die Funktionen der jeweiligen Strukturen
Tipps für das Prüfungsgespräch
Mündliche Prüfungen sind i.d.R. kein reines Frage-Antwort-Spiel, sondern ein Prüfungsgespräch, d.h. dass du zum Teil selbst beeinflussen kannst, in welche Richtung sich das Gespräch entwickelt. Mach dir im Vorfeld klar: Jeder Prüfer weiß so viel, dass er dich rausprüfen kann, wenn er möchte. Egal, wie viel du lernst, du wirst nicht jedes Detail abdecken können. Es ist daher wichtiger, ein souveränes Fachgespräch führen zu können, als 100 einzelne Details auswendig aufzusagen.
Die meisten Prüfer möchten ihre Studenten gut prüfen, weil deren Abschneiden letztlich auf sie und die Lehre an der Universität zurückfällt. Sie sind daher bereit, den Prüflingen in ihrer Argumentation zu folgen oder ihnen auf die Sprünge zu helfen.
Hier nun ein paar Tipps, wie du das Prüfungsgespräch zu deinen Gunsten beeinflussen kannst:
- Sei nicht überrascht, wenn sehr offene Einstiegsfragen gestellt werden: Solche Fragen geben dir die Möglichkeit, frei zu erzählen, was du gelernt hast
- Versuche deine Antworten mit Souveränität, aber ohne großes Gehabe zu präsentieren
- Beobachte die Prüfer während deiner Antwort
- Wenn es Themen gibt, die du sehr gut beherrschst und die dich interessieren, dann zeige das ruhig
- Wenn du eine Frage nicht verstanden hast, frage nach und versuche nicht durch Raten auf das zu kommen, was der Prüfer evtl. hören will
- Wenn du während deiner Antwort irgendwo eine Lern- bzw. Wissenslücke bemerkst, versuche das Thema allgemeiner zu halten oder vorsichtig in eine andere Richtung zu lenken
- Unterbrich und verbesser dich ruhig selbst, wenn dir ein Fehler in deiner Antwort auffällt
- Wenn du über eine Frage nachdenken musst, dann sag das ruhig und nimm dir die paar Sekunden, um deine Gedanken zu sortieren
- Wenn du die Antwort auf eine Frage auch nach einer Bedenkzeit nicht weißt, kannst du Pluspunkte sammeln, wenn du laut darüber nachdenkst und versuchst, dir die Antwort aus den dir bekannten Grundlagen herzuleiten