Eine ärztliche Bewerbung schreiben

Deine (erste) Bewerbung als Arzt/Ärztin steht an, und du fragst dich, worauf es ankommt? Wie formulierst du ein Anschreiben, und was gehört in den Lebenslauf? Hier findest du Anleitungen und Musterbeispiele zur Veranschaulichung.

Was gehört überhaupt in die Bewerbung?

Grundsätzlich:

Wichtige Anlagen

Sortiert nach Relevanz und absteigender Aktualität:

Bei mehr als 5 Anlagen ist es sinnvoll, ein einfaches Anlagenverzeichnis voranzustellen.

  • Approbationsurkunde (einfache Kopie – wenn die Kopie beglaubigt sein soll, wird es meist explizit verlangt)
  • Zeugnis der ärztlichen Prüfungen (einfache Kopie)
  • Abiturzeugnis (einfache Kopie – nicht immer notwendig, evtl. bei der Bewerbung um die erste Arbeitsstelle)
  • Falls vorhanden:
    • Promotionsurkunde
    • Fachkundenachweise (Fortbildungszertifikate, Qualifikationen)
    • Empfehlungsschreiben
    • PJ & Famulaturzeugnisse
    • Sonstige Arbeitszeugnisse

Layout

Generell solltest du folgendes beachten:

  • Einheitliches Design bei Anschreiben und Lebenslauf:
    • Eine freundliche und gängige Schrift: Arial, Times New Roman, Book, Lato, Garamond, Helvetica sind ein paar gängige Beispiele
    • Schriftgröße 10 bis max. 14
    • 1,5-facher Zeilenabstand
    • Leerzeilen (z.B. zwischen Betreff und Anrede, Textabschnitten) bilden sinnvolle Absätze
  • Keine Rechtschreibfehler
  • Bewerbungsfoto: in den Lebenslauf (und, wenn vorhanden, auf das Deckblatt)
  • Platz für deine Unterschrift (auch bei digitalen Bewerbungen)

Papier oder Online?

Mach dich schlau, welchen Weg das Krankenhaus bevorzugt, bei dem du dich bewerben möchtest. Größere Häuser und Klinikverbände steigen nach und nach auf Online-Bewerbungsportale um, in denen du deine Unterlagen komfortabel hochladen kannst. Andere Häuser bestehen nach wie vor darauf, eine Bewerbungsmappe in Papierform zu erhalten. Im Zweifel lässt sich dies durch einen Anruf im Sekretariat oder der Personalabteilung deiner Wunschklinik klären.

Für Papierbewerbungen gilt:

  • Nimm dickes Papier, das wirkt edel und kann nicht zerknittern (Gewicht min. 80 g/m², besser 100 g/m²)
  • Bewerbungsmappe: lieber Pappe als Plastik
  • Beim Versenden mit der Post: Briefumschlagsgröße DIN B4

Für Onlinebewerbungen gilt:

  • Online-Bewerbungsportal: In der Regel wird dir hier vorgegeben, welche Informationen erforderlich sind und in welcher Form du deine Dateien hochladen solltest
  • Bewerbung per Mail:
    • Sinnvoll, das Anschreiben in das Mail-Textfeld einzugeben und als Datei an die E-Mail anzuhängen (mit verständlichen Dateinamen, die einfach und dir persönlich zugeordnet werden können). Zu vermeiden sind Dateianhänge, die größer sind als 2 MB.
    • Kontaktdaten in der E-Mail, am besten in Form einer Signatur

Kosten für Bewerbungen sind übrigens von der Steuer absetzbar, bewahre also die Belege auf.

Inhaltliches

Ideen für das Anschreiben

Der wichtigste Teil deiner Bewerbung ist das Anschreiben: Es sollte nicht länger als eine Seite sein – knapp, aber gut formuliert. Wo möglich, vermeide Standardfloskeln und formuliere eigene Ideen. Ziel ist, die Aufmerksamkeit der lesenden Person zu erlangen und soviel Interesse an deiner Person zu wecken, dass man dich kennenlernen will!

Wichtig ist, dass aus deinem Anschreiben klar hervorgeht, warum es genau dieses Fachgebiet sein soll. Ein Klassiker, der im Bewerbungsgespräch außerdem gerne aufgegriffen wird, ist die Frage, warum du dich für dieses Haus entschieden hast.

Die Verantwortlichen der Klinik bzw. Personalabteilung möchten schnell und übersichtlich sehen:

  • An welchem Punkt deiner Ausbildung stehst du?
  • Hast du bestimmte Vorkenntnisse, Spezialisierungen oder ein interessantes Profil, das besonders gut in die Anforderungen der Stelle passt?
  • Ab wann bist du zeitlich verfügbar?

Sprich die richtige Person an! ”Sehr geehrte Damen und Herren” ist in der Regel zu allgemein, recherchiere lieber eine Kontaktperson – im Zweifelsfall nenne die Chefärztin oder den zuständigen Oberarzt. Ein Anruf im Sekretariat bringt häufig Klärung.

Der erste Satz des Anschreibens

Hiermit bewerbe ich mich um die Stelle als Assistenzarzt.” ist kein Satz, der besonders heraussticht. Es lohnt sich, besonders bei Initiativbewerbungen, einen prägnanteren Einstieg zu finden!

  • Hattest du schon Kontakt mit der Abteilung, z.B. telefonisch, bei einem Praktikum, auf einem Informationsnachmittag oder einem Kongress? Dann kannst du z.B. schreiben: “Ich nehme Bezug auf unser freundliches Gespräch vom 03.04.2017, welches mich in meinem Wunsch, bei Ihnen zu arbeiten, bestärkt hat.”
  • Bewirbst du dich auf Empfehlung oder kennst jemanden, der in der Abteilung bereits arbeitet? Greife diese Verbindung (nach Rücksprache) auf: “Durch ein Gespräch mit Ihrer Mitarbeiterin Dr. Gretchen Phase bin ich auf Ihre Abteilung aufmerksam geworden.”
  • Bei Initiativbewerbungen kannst du spezielle Merkmale der Klinik aufgreifen oder deine besondere Fähigkeit oder Talent für ein Fachgebiet hervorheben, um einen Einstieg zu finden: “Durch Berichte und Publikationen bin ich auf Ihre Arbeit aufmerksam geworden, und da mein Wunsch die Weiterbildung zum Facharzt der Augenheilkunde in einer vielseitigen und renommierten Abteilung ist, bewerbe ich mich hiermit initiativ um eine Stelle als Assistenzarzt bei Ihnen.”
  • Bei ausgeschriebenen Stellen machst du tatsächlich nicht viel falsch, die Ausschreibung im ersten Satz aufzugreifen – häufig wird dies sogar ausdrücklich gewünscht, um die Bewerbung besser zuordnen zu können!

Egal ob auf eine ausgeschriebene Stelle oder für eine Initiativbewerbung als Arzt oder Ärztin: Informiere dich über die Stelle und deinen potentiellen neuen Arbeitgeber! Das ist wirklich wichtig, um sich im Anschreiben ganz konkret auf die Klinik beziehen zu können. Informiere dich zum Beispiel auf den Internetseiten der Klinik. Auch hier gilt: Kennst du Leute, die dort arbeiten, dort PJ gemacht haben, oder warst du sogar selber da? Wenn es Anknüpfungspunkte gibt, bringe diese ein.

Auch, wenn du dich gleichzeitig an mehreren Kliniken bewirbst, sollte das Anschreiben immer individuell zugeschnitten sein. Gehe konkret auf dortige medizinische Schwerpunkte und Besonderheiten ein: “Besonders interessiert mich die in Ihrem Hause hochspezialisierte Funktionseinheit für Blasenkatheter/die PTBS-Sprechstunde/die Musikerambulanz.”

Was kannst du mitteilen, wenn es darum geht dich zu beschreiben?

Wichtig ist, zu vermitteln, wo du gerade stehst. Außerdem solltest du ehrlich beschreiben, was du kannst und was dich auszeichnet.

  • Wann wurde die Approbation erlangt? Woran arbeitest du gerade (z.B. erster Beruf, Doktorarbeit, ein spannendes Projekt im medizinischen Bereich)?
  • Teamfähigkeit? Eine hohe Motivation? Ein gutes Verhältnis zu Patienten? Erfahrungen in einem Bereich?
  • Was hat dir in deinem PJ besondere Freude bereitet?

Auch ein ungewöhnliches Hobby oder Interesse kann erwähnt werden! Aber nur, wenn es von Mehrwert ist, oder Interesse weckt. Ein Satz wie “jeden Mittwoch gehe ich zum Yoga” ist eher irritierend. Ein Interesse, das pädagogische Fachkenntnisse, technisches Verständnis, soziale Kompetenz oder ähnliches verrät, kannst du gerne erwähnen!

Das Anschreiben abschließen

Vergiss nicht, zu erwähnen, ab wann du potentiell eingestellt werden könntest. Am Ende kommt dann die freundliche Aufforderung: “Ich freue mich auf ein persönliches Gespräch mit Ihnen.“ oder “Über die Möglichkeit, Sie von meinen Fähigkeiten in einem persönlichen Gespräch zu überzeugen, würde ich mich sehr freuen.” Eine geeignete Schlussformel ist z.B. “Mit freundlichen Grüßen”.

 

Hier findest du ein Muster-Anschreiben im PDF-Format.

Bewerbungsfoto

Ein Foto bei der Bewerbung ist mittlerweile keine Pflicht mehr. Sehr häufig wird allerdings noch darauf bestanden. Daher lohnt es sich, in dieses mitunter leidige Thema ein wenig Zeit und Muße zu investieren.

  • Automatenfotos sind nicht angebracht. Ein aktuelles, professionelles Foto von einem guten Fotografen lohnt sich! Wenn man als Chefärztin schon viele Bewerbungen gelesen hat, erkennt man sofort, wer sich auch beim Foto Mühe gibt, und wer doch nur die Handykamera des Mitbewohners bemüht hat.
  • Du kannst versuchen, einen Gesichtsausdruck hinzubekommen, der deine soft skills wie Offenheit und Freundlichkeit vermittelt. Bevor du aber um die Augenbrauen und Mundwinkel herum verkrampfst, guck einfach ganz entspannt. Gepflegt und gut gelaunt kommt immer gut.
  • Achte im Vorfeld darauf, ob der Fotograf sich Zeit nimmt; weiß, um welches Berufsfeld es geht und ob du vielleicht zwei verschiedene Outfits mitbringen sollst. Vor was für einem Hintergrund wirst du fotografiert (der sollte neutral sein, aber auch nicht erdrückend)?

Und das Outfit? Generell ist es ratsam, sich nicht im T-Shirt ablichten zu lassen. Aber ob jetzt langärmliges Shirt, Blazer, Hemd, oder gar Hemd mit Krawatte ist dir überlassen. Zu viel Schmuck lenkt ab, wenn Make-Up, dann dezent. Wenn du dich fragst, wie viel Ausschnitt angemessen ist: bis zur Axillarlinie, so heißt es.

Was Größe und Format angeht, da kommt es darauf an, wo du das Foto platzierst. Aufs Deckblatt passt zum Beispiel gut eine Breite von 7 cm und eine Höhe von 10 cm. Im Lebenslauf findet man eher 4,5 x 6 cm. Im besten Fall weiß dein Fotograf gut Bescheid und gibt dir die passenden Bildgrößen. Mittlerweile sind auch querformatige Fotos im Kommen.

Und wie klebst du es fest? Egal (Nur nicht mit Fotoecken!): Fotokleber, Prittstift, dünnes doppelseitiges Klebeband – hauptsache es hält.

Beispielfoto 1

Beispielfoto 2

Lebenslauf

Zuerst kommen die allgemeinen Daten:

  • Name
  • Geburtsdatum, Geburtsort
  • Anschrift
  • Telefonnummer
  • E-Mail

Den Familienstand musst du nicht mehr erwähnen. Auch der Beruf der Eltern hat in einer Bewerbung heutzutage eigentlich nichts mehr verloren. Etwas kniffliger ist es bei der Angabe der Religionszugehörigkeit: Während es bei privaten oder öffentlichen Krankenhausträgern in der Regel keine Rolle spielt, ob du einer Religionsgemeinschaft angehörst oder nicht, legen Häuser mit christlicher Trägerschaft mitunter viel Wert auf deine Konfession und die Identifizierung mit christlichen Werten. Kirchliche Träger haben potentiell das Recht, dich aufgrund einer Konfessionslosigkeit nicht einzustellen.

Deine Karriere- und Ausbildungsstationen folgen dann chronologisch geordnet, von “neu” nach “alt”. Zuerst kommt also, wenn du schon arbeitest, deine jetzige Anstellung. Wenn nicht, fange z.B. mit der Approbation an.

  • Aktuelle Tätigkeit
  • Berufsausbildung und Studium
  • Bildungsweg
  • Sonstige Fähigkeiten und Interessen

Was machst du bei “Lücken” im Lebenslauf?

Der gute alte Lernspruch “Mut zur Lücke” passt hier nicht recht. Sei lieber ehrlich, und sei selbstbewusst. Ab einer Zeitspanne von ca. 2 Monaten spricht man überhaupt erst von einer “Lücke” im Lebenslauf. Falls es länger war: Erziehungszeiten für Kinder können aufgeführt werden, ein Wechsel des Studiengangs auch, ebenso wie Wartesemester auf den Studienplatz. Schreibe, womit die Zeit gefüllt wurde, zum Beispiel Auslandsaufenthalt, Reise, Hospitation, Promotion, Nebenjob…

Hier findest du einen Muster-Lebenslauf im PDF-Format.

Arbeitszeugnis

Es lohnt sich, bei jeder PJ-Stelle (oder Famulatur) nach einem Arbeitszeugnis zu fragen. Solltest du nach einer ersten “richtigen” Stelle kein Arbeitszeugnis aufweisen, kann es im schlimmsten Fall den Eindruck erwecken, du hättest etwas zu verbergen. Aber oft wird auch gar nicht danach gefragt, nicht reingeschaut, oder du hast die Chance auf Anfrage eins nachzureichen. Schon während eines Praktikums daran zu denken und einfach zu fragen, ist auf jeden Fall ganz praktisch und erspart dir später Arbeit.

Wie beim Empfehlungsschreiben hast du manchmal das fragliche Glück, dein Arbeitszeugnis selber formulieren zu dürfen. Um Formulierungen und die berühmten „Codes“ kann man sich viele Gedanken machen. In der Medizinwelt sind Praktikumszeugnisse noch nicht so wichtig wie in anderen Branchen. Aber wenn du ein Gutes hast, leg es deiner Bewerbung bei!

Generell kannst du dich an folgender Gliederung orientieren:

  • Einleitung mit Name, Geburtsdatum, Beschäftigungszeitraum und Art der Beschäftigung
  • Kurzbeschreibung der Abteilung
  • Tätigkeitsbeschreibung
  • Leistungsbeurteilung, Sozialverhalten
  • Schlussformulierung

Hier findest du ein Muster-Arbeitszeugnis im PDF-Format.

Empfehlungsschreiben

Ein Empfehlungsschreiben ist sinnvoll – aber wer kann dir eines schreiben?

  • Am naheliegendsten ist vielleicht dein Doktorvater, deine Doktormutter. Promovierst du nicht, kommt vielleicht noch ein Dozent in Frage, mit dem du im besten Fall enger zusammengearbeitet hast. Oder du wendest dich an deinen jetzigen Arbeitgeber. Wichtig jedenfalls, dass plausibel erkennbar ist, warum die schreibende Person in der Lage ist, dich weiterempfehlen und in was für einer Beziehung ihr zueinander steht.

Es kann vorkommen, dass du selber (vor-)formulieren musst. Achte hierbei darauf, die Fremdperspektive einzunehmen: Was ist für einen Arbeitnehmer wichtig? Was beurteilt er? Zuviel Eigenperspektive und übertriebenes Selbstlob macht das “selberschreiben” für den geübten Leser erkennbar. Glaubwürdig ist das Empfehlungsschreiben, wenn es sich das Lob auf konkrete Arbeiten, Arbeitsabläufe oder Erfolge bezieht.

Hier findest du ein Muster-Empfehlungsschreiben im PDF-Format.

Bewerbung verschickt – und dann?

Hast du deine Bewerbung erfolgreich abgeschickt, heißt es erst einmal abwarten – mitunter kann es ein paar Wochen dauern, bis du Rückmeldung von einer Klinik erhältst. Hast du nach zwei Wochen noch gar nichts gehört, ist es in Ordnung, dich z.B. telefonisch nach dem Stand der Bewerbung zu erkundigen. Und lass’ dich nicht verunsichern – eine Absage hat in der Regel nichts mit dir persönlich zu tun.

Die STEIGBÜGEL-Redaktion wünscht dir viel Erfolg!