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Verdammt, ich atme nicht: Frau Lungo mit Atemnot in der Praxis

Letzte Aktualisierung: 4.7.2023

Patientenvorstellungtoggle arrow icon

Dieser klinische Fall ist der erste einer Fallserie aus drei Fällen. Die Fälle können hintereinander oder unabhängig voneinander bearbeitet werden:

  1. Verdammt, ich atme nicht: Frau Lungo mit Atemnot in der Praxis
  2. Mit Blaulicht: Frau Lungo ruft wegen Luftnot die 112
  3. Frau Lungo ante portas: Mit Bluthusten in der Notaufnahme

Die 55-jährige Frau Lungo stellt sich in deiner Allgemeinmedizinpraxis als neue Patientin vor. Ihr Hausarzt sei schon länger in Rente, sie habe sich seitdem nicht hausärztlich vorgestellt. Ihre Kardiologin habe ihr wegen Luftnot geraten, eventuell noch eine Herzkatheteruntersuchung machen zu lassen. Sie glaube aber eher, die Symptomatik komme von der Lunge. Die Patientin habe schon vor mehreren Monaten gemerkt, dass sie schlechter Luft bekomme, nun werde es aber immer schlimmer.

Du schaust dir die mitgebrachte Medikamentenliste und die Vitalparameter an, welche die medizinische Fachangestellte gemessen hat:

Im Modus „Klinische Praxis“ erscheinen vertiefende Fragen und Informationen!

Anamnesetoggle arrow icon

Frage 1a: Welche Fragen stellst du in der Anamnese?

Frage 1b: An welche Vorerkrankung denkst du aufgrund der Patientenvorstellung und Medikationsliste?

Nutze gerne unsere Notizen-Funktion, um die Frage zunächst selbst zu beantworten und anschließend mit der untenstehenden Lösung abzugleichen!

Antwort 1atoggle arrow icon

  • Symptomatik
    • Seit wann besteht die Atemnot?
      • Ist sie plötzlich oder langsam/rasch progredient aufgetreten?
      • Besteht sie bei Belastung/in Ruhe?
      • Wie viel Gehstrecke/Stockwerke können Sie ohne Pause bewältigen?
      • Haben Sie Thoraxschmerzen? Besteht ein Engegefühl (in Ruhe/bei Belastung)?
      • Seit wann haben Sie den Husten? Wann husten Sie?
      • Ist der Husten trocken/feucht?
      • Haben Sie Auswurf (Farbe, Menge, Tageszeit)?
    • Bestehen andere Beschwerden?
  • Vorgeschichte
    • Gibt es Vorerkrankungen?
    • Wann war der letzte Krankenhausaufenthalt und weswegen?
    • Ist die Medikamentenliste aktuell und vollständig?
    • Haben Sie Allergien?
    • Haben Sie einen Impfpass dabei?
  • Vegetative Anamnese
    • Hat sich der Appetit bzw. Durst verändert?
    • Wie ist die Miktion bzw. der Stuhlgang?
    • Haben Sie Schlafstörungen (Einschlaf- oder Durchschlafstörungen)?
    • Fühlen Sie sich in Ihrer körperlichen Aktivität eingeschränkt?
    • Besteht eine B-Symptomatik?
  • Genussmittel- und Suchtanamnese
    • Rauchen Sie oder haben geraucht (Zigaretten, Pfeifen, Zigarren etc.)? Wenn ja, seit wann und wie viel am Tag?
    • Trinken Sie Alkohol?
    • Nehmen Sie andere Drogen?
  • Familien- und Sozialanamnese
    • Was mach(t)en Sie beruflich? Waren Sie schädigenden Arbeitsstoffen ausgesetzt?
    • Leben Sie allein? Haben Sie Kinder?
    • Waren Sie in den letzten 10 Jahren im Ausland?
    • Leben Sie in der Stadt oder auf dem Land?
    • Gibt es Lungenerkrankungen in der Familie?

Bei Dyspnoe ist die Frage nach dem Verlauf entscheidend. Eine akut aufgetretene Dyspnoe ist immer als Notfall zu werten!

Zusatzfrage

Tabakkonsum wird üblicherweise in Pack Years (py) angegeben. Wie berechnet man diese?

Antwort 1btoggle arrow icon

  • Kardiovaskuläre Erkrankung

Medikationsangaben sollten sowohl anamnestisch als auch durch ärztliche Vorbefunde genau geprüft werden!

Zusatzfragen

Wie können Betablocker eingeteilt werden? Bei welchen Erkrankungen sind diese indiziert?

Warum werden Betablocker beim chronischen Koronarsyndrom eingesetzt? [1]

Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Fortsetzung Fallbericht

Aktuell arbeitet eine PJlerin in der Praxis, die bereits die Anamnese und Untersuchung durchführt und dokumentiert. Anschließend kommt sie zu dir und berichtet: „Die Untersuchung war unauffällig, aber ich habe irgendetwas über der Lunge gehört. Vielleicht könnten Sie noch mal darauf hören.“

Zunächst liest du dir die bisherige Dokumentation durch:

Anamnese

Frau Lungo stellt sich fußläufig in der Praxis vor und gibt an, sie habe seit mehreren Monaten eine langsam progrediente Dyspnoe bei Belastung, zunächst nur beim Treppensteigen, mittlerweile auch bei Spaziergängen. Morgendliche Dyspnoeattacken mit weißlichem Auswurf, zudem seit mehreren Jahren schon trockener Husten. Kein Fieber, Nachtschweiß oder Gewichtsverlust.

Lungenauskultation

Frage 2a: An welche Differenzialdiagnosen denkst du bei einer chronischen Dyspnoe?

Frage 2b: Wie beschreibst du den Auskultationsbefund?

Frage 2c: Was ist deine Verdachtsdiagnose und welche assoziierten Risikofaktoren kennst du?

Antwort 2btoggle arrow icon

Auskultationsquiz

Beschreibe die Auskultationsbefunde und nenne Beispiele, wann diese typischerweise vorliegen.

  • Auskultation 1
    • Befund
  • Auskultation 2
    • Befund
  • Auskultation 3
    • Befund
  • Auskultation 4
    • Befund
  • Auskultation 5
    • Befund
  • Auskultation 6
    • Befund
  • Auskultation 7
    • Befund

Zusatzfragen

Bei COPD und Asthma bronchiale liegt eine bronchiale Obstruktion vor. Was sind weitere typische Auskultationsbefunde?

Wie wird dieser klinische Befund genannt und unterteilt?

Welche weiteren für die COPD typischen Befunde können bei einer Inspektion noch vorkommen?

Welche Befunde können bei Personen mit COPD bei einer Lungenperkussion auffallen?

Antwort 2ctoggle arrow icon

Risikofaktoren

COPD ist eine häufige Erkrankung – die Prävalenz in Deutschland liegt bei ca. 6%! [3]

Auch Personen mit COPD und langjährigem Tabakkonsum können zusätzlich eine Berufskrankheit haben – die Expositionsanamnese sollte daher immer erfolgen!

Zusatzfragen

Wie kommt es pathophysiologisch zu einer COPD?

Wie ist die chronische Bronchitis definiert? [4]

Was ist ein Lungenemphysem und wodurch entsteht es?

Was sind typische Berufe mit einer Exposition gegenüber anorganischen/organischen Stäuben? [5]

Anordnung der Diagnostiktoggle arrow icon

Fortsetzung Fallbericht

Du hast die Arbeitsdiagnose „COPD“ gestellt und möchtest nun weitere Diagnostik in deiner Praxis durchführen.

Frage 3a: Welche Basisdiagnostik ordnest du an?

Frage 3b: Welche weitere apparative Diagnostik für die COPD kennst du? Wann ist diese indiziert?

Frage 3c: Was ist die wichtigste Differenzialdiagnose zu deiner Arbeitsdiagnose und wie kannst du sie abgrenzen?

Antwort 3atoggle arrow icon

Ein Röntgen-Thorax sollte im Rahmen der Erstdiagnose einer COPD immer durchgeführt werden!

Zusatzfragen

Was ist eine Spirometrie und wie wird sie durchgeführt?

Welche diagnostisch relevanten Werte kannst du mit einer Spirometrie bestimmen?

Welcher Wert der Spirometrie zeigt dir, ob eine Obstruktion besteht? Wann tritt sie auf?

Was sind mögliche Fehlerquellen bei einer Spirometrieuntersuchung? [6]

Antwort 3btoggle arrow icon

Eine Bodyplethysmografie kann unabhängig von der Patientenkooperation durchgeführt werden und der Objektivierbarkeit der Befunde dienen!

Zusatzfragen

Was ist eine Bodyplethysmografie und wie wird sie durchgeführt?

Welche Werte können anders als bei einer einfachen Spirometrie bei einer Bodyplethysmografie zusätzlich bestimmt werden?

Welcher Wert der Bodyplethysmografie zeigt dir, ob eine Restriktion besteht? Wann tritt sie auf?

Was ist die Resistance? Wozu dient sie?

Was ist die Compliance der Lunge? Wozu dient sie?

Antwort 3ctoggle arrow icon

Unterscheidung zwischen Asthma bronchiale und COPD
Asthma bronchiale COPD

Erstdiagnose

  • Häufig im Kindes- und Jugendalter
  • Meist in der 2. Lebenshälfte (>50 Jahren)

Ätiologie

  • Häufig allergische Genese
  • Fast ausschließlich Raucher:innen

Klinik

  • Häufig episodisch mit symptomfreien Phasen
  • Anfallsartige Dyspnoe
  • Schleichender Beginn und chronische Progredienz über Jahre
  • Dyspnoe bei Belastung

Lungenfunktion

  • (Teil‑)Reversible Obstruktion
  • Obstruktion nicht zu jeder Zeit nachweisbar
  • Persistierende Obstruktion ohne Reversibilität

Bronchiale Hyperreagibilität

  • (Fast) Immer vorhanden
  • Häufig vorhanden

Diffusionskapazität für Kohlenmonoxid (DLCO)

  • Nicht pathologisch verändert
  • Häufig vermindert, insb. bei Emphysem

Fraktion des exhalierten Stickstoffmonoxids (FeNO)

  • Häufig erhöht
  • Normal bis erniedrigt

Eosinophilie

  • Häufig erhöht
  • Normal

Ansprechen auf systemische Glucocorticoide

  • Regelhaft vorhanden
  • Nur bei Exazerbation

Zusatzfrage

Was ist ein Asthma-COPD-Overlap (ACO)? [4][7]

Ergebnisse der Diagnostiktoggle arrow icon

Fortsetzung Fallbericht

Die Pulsoxymetrie zeigt eine Sauerstoffsättigung (spO2) von 97%. Anschließend führt deine Arzthelferin eine Spirometrie durch, nimmt Blut ab und du schreibst einen Überweisungsschein in die Radiologie für einen Röntgen-Thorax. Du schaust dir einige Tage später die Ergebnisse an:

Labordiagnostik

Venöse Blutentnahme
Parameter Befund Referenzbereich
Blutbild Erythrozyten 4,78 × 106/μL 3,5–5 × 106/μL
Hb 14,2 g/dL 12–15 g/dL
Hk 41,8% 33–43%
Leukozyten 11.200/μL 4.000–10.000/μL
Thrombozyten 356.000/μL 150.000–400.000/μL
Klinische Chemie Natrium 142 mmol/L 135–145 mmol/L
Kalium 4,7 mmol/L 3,6–5,2 mmol/L
Kreatinin 0,7 mg/dL <0,9 mg/dL
CRP 6 mg/L <5 mg/L
Gerinnung aPTT 31 s 26–36 s
Quick (INR) 100% (1,0) 70–130%

Spirometrieergebnis