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Urtikaria

Letzte Aktualisierung: 3.11.2023

Abstracttoggle arrow icon

Die Urtikaria ist durch das rasche Auftreten stark juckender Quaddeln gekennzeichnet, die meist innerhalb von Minuten bis Stunden abklingen. Begleitend kann ein Angioödem auftreten. Ungefähr jeder fünfte Mensch entwickelt im Laufe des Lebens eine Urtikaria, wobei es sich zum größten Teil um eine kurzfristige, einmalige Episode handelt. Es sind aber auch langjährige, rezidivierende Verläufe möglich, die mit einem großen Leidensdruck einhergehen. In diesen Fällen müssen mögliche Ursachen und Auslöser sorgfältig evaluiert und Differenzialdiagnosen ausgeschlossen werden. Je nach Urtikariaform beeinflussen v.a. Infekte, Autoantikörper und Unverträglichkeiten den Symptomverlauf. Allergien lösen eine Urtikaria entgegen der häufigen Annahme Betroffener eher seltener aus. Zudem gibt es Urtikariaformen, die durch physikalische Reize (z.B. Kälte, Licht) hervorgerufen werden. Die Therapie der chronischen Form umfasst idealerweise die Beseitigung der ursächlichen Faktoren, meist ist allerdings nur eine symptomatische medikamentöse Therapie mittels Antihistaminika oder Immunsuppressiva möglich. Bei guter Einstellung kann dadurch die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessert werden.

Epidemiologietoggle arrow icon

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

Klassifikationtoggle arrow icon

Die Urtikaria wird zunächst anhand des zeitlichen Verlaufs in akute und chronische Formen eingeteilt. Des Weiteren können unter den chronischen Verläufen Formen abgegrenzt werden, die ausschließlich durch definierte Trigger ausgelöst werden . Es können mehrere Unterformen gleichzeitig vorliegen.

Klassifikation der Urtikaria [1]
Urtikariatypen Merkmale Unterformen
Akute Urtikaria
  • Symptomdauer ≤6 Wochen
Chronische spontane Urtikaria
  • Symptomdauer >6 Wochen
  • Kein definierter Trigger vorhanden
Chronische induzierbare Urtikaria
  • Symptomdauer >6 Wochen
  • Definierter Trigger vorhanden

Ätiologietoggle arrow icon

Ursachen der akuten Urtikaria [1][2]

Betroffene führen die Symptome häufig auf kurz zuvor aufgetretene Ereignisse zurück (z.B. Verzehr außergewöhnlicher Nahrungsmittel), die meist nicht Auslöser der Urtikaria sind!

Ursachen der chronischen spontanen Urtikaria [1][2]

Unspezifische modifizierende Faktoren der Urtikaria [1][2]

Pathophysiologietoggle arrow icon

Symptome/Kliniktoggle arrow icon

Allgemeine Symptome [1]

Die Symptome der Urtikaria sind flüchtig! Bei ärztlicher Vorstellung sind meist keine Hauterscheinungen sichtbar.

Spezifische Symptome und Verlauf [1][4]

Diagnostiktoggle arrow icon

Allgemeines [1]

  • Anamnese: Grundlegend für Diagnose und Abgrenzung von Unterformen
    • Zeitlicher Verlauf der Beschwerden
    • Symptome
    • Vermutete Auslöser
    • Weitere Erkrankungen
    • Medikation
    • Beeinträchtigung der Lebensqualität
  • Körperliche Untersuchung
    • Meist keine Hauterscheinungen bei ärztlicher Vorstellung
    • Ggf. Bilddokumentation überprüfen

Diagnostik der akuten Urtikaria [1]

Grundsätzlich sollten keine diagnostischen Routinemaßnahmen bei einer akuten Urtikaria durchgeführt werden!

Diagnostik der chronischen spontanen Urtikaria [1][4]

Urtikaria-Aktivitäts-Score
Score Quaddelbildung Juckreiz
0
  • Nicht vorhanden
  • Nicht vorhanden
1
  • Nicht störend
  • Keine Beeinträchtigung täglicher Aktivitäten oder des Schlafens
2
  • Störend
  • Keine Beeinträchtigung täglicher Aktivitäten oder des Schlafens
3
  • Sehr störend
  • Beeinträchtigung täglicher Aktivitäten oder des Schlafens
Auswertung: Score für Quaddelbildung und Juckreiz addieren (0–6 Punkte möglich), für UAS7 Score sieben aufeinanderfolgender Tage addieren (0–42 Punkte möglich).
Angioödem-Aktivitäts-Score
Score Anzahl der Zeiträume mit Angioödem Intensität der Beschwerden Einschränkungen täglicher Aktivitäten Kosmetische Beeinträchtigung Allgemeine Bewertung der aktuellen Schwellung
0
  • Keiner
  • Nicht vorhanden
  • Nicht vorhanden
  • Nicht vorhanden
  • Vernachlässigbar
1
  • 1
  • Leicht
  • Leicht
  • Leicht
  • Leicht
2
  • 2
  • Mittel
  • Mittel
  • Mittel
  • Mittel
3
  • 3
  • Stark
  • Stark
  • Stark
  • Stark
Auswertung: Score aller Spalten addieren (0–15 Punkte möglich), für AAS7 Score sieben aufeinanderfolgender Tage addieren (0–105 Punkte möglich).
Erweiterte Diagnostik der chronischen spontanen Urtikaria
Vermutete Ursachen bzw. Auslöser Diagnostik
Autoantikörper Autoantikörper gegen IgE
Autoantikörper gegen Mastzellen
Infekte H. pylori
Darmparasiten
Bakterielle Entzündungen des Nasopharynx oder der Zahnwurzel
Pseudoallergien Medikamente (insb. NSAR)
  • Bei anamnestischem Hinweis Einnahme meiden, regulär keine Provokationstests
Nahrungsmittel
Aktive Schilddrüsenerkrankungen
Allergien
Stress
  • Möglichst vermeiden

Diagnostik der chronischen induzierbaren Urtikaria [1]

  • Dermografismus testen
  • Provokationstest
  • Scoring-Systeme zum Therapieerfolg: Urtikaria-Kontroll-Test (UCT), Angioödem-Kontroll-Test (AECT) (für digitale Fragebögen und weitere Informationen zu den Scoring-Systemen siehe: Tipps & Links)

Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Differenzialdiagnosen bei chronischer spontaner Urtikaria [1][4]

Leitsymptom Quaddeln

Leitsymptom Angioödem

Diagnostik von Differenzialdiagnosen bei chronischer spontaner Urtikaria
Differenzialdiagnosen bei Quaddeln Differenzialdiagnosen bei Angioödemen
Befunde
Weiterführende Diagnostik
  • Hautbiopsie
  • Auslassversuch positiv
Diagnosen

Differenzialdiagnosen bei chronischer induzierbarer Urtikaria [4]

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Therapietoggle arrow icon

Ursachenbehebung und Meidung von Auslösern [1]

Symptomatische medikamentöse Therapie [1]

Bei Anwendung von Ciclosporin ist auf einen wirksamen Sonnenschutz zu achten! Eine gleichzeitige Phototherapie ist kontraindiziert!

Prognosetoggle arrow icon

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Deutsche S3-Leitlinie zur Klassifikation, Diagnostik und Therapie der Urtikaria, adaptiert von der internationalen S3-Leitlinie, 2022.Stand: 1. Februar 2022. Abgerufen am: 17. Februar 2023.
  2. Maurer, Grabbe:UrticariaIn: Deutsches Ärzteblatt international. 2008, doi: 10.3238/arztebl.2008.0458 . | Open in Read by QxMD.
  3. Kleine-Tebbe, Trautmann: Urtikaria und Angioödem. Georg Thieme Verlag 2013, ISBN: 978-3-131-92072-0.
  4. Plewig et al.: Braun-Falco's Dermatologie, Venerologie und Allergologie. 7. Auflage Springer-Verlag 2018, ISBN: 978-3-662-49544-5.
  5. Diagnostisches Vorgehen bei Verdacht auf eine pseudoallergische Reaktion durch Nahrungsmittelinhaltsstoffe.Stand: 15. April 2008. Abgerufen am: 5. Januar 2017.
  6. Ehrchen:Neutrophile urtikarielle Dermatose(n)In: Der Hautarzt. Band: 67, Nummer: 5, 2016, doi: 10.1007/s00105-016-3788-0 . | Open in Read by QxMD p. 403-413.
  7. Watanabe et al.:The Effects of Antibiotics for Helicobacter pylori Eradication or Dapsone on Chronic Spontaneous Urticaria: A Systematic Review and Meta-AnalysisIn: Antibiotics. Band: 10, Nummer: 2, 2021, doi: 10.3390/antibiotics10020156 . | Open in Read by QxMD p. 156.
  8. Zheleznov et al.:Gastritis Can Cause and Trigger Chronic Spontaneous Urticaria Independent of the Presence of <b><i>Helicobacter pylori</i></b>In: International Archives of Allergy and Immunology. Band: 175, Nummer: 4, 2018, doi: 10.1159/000487669 . | Open in Read by QxMD p. 246-251.
  9. AERIUS 5 mg Filmtabletten (Fachinformation).. Abgerufen am: 2. Mai 2023.

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