Abstract
Bei der Urethritis handelt es sich um eine Infektion der Schleimhaut der Harnröhre (Urethra) mit unterschiedlichen Keimen (z.B. Chlamydia trachomatis, Mykoplasmen). Sie zählt zu den sexuell übertragbaren Erkrankungen (STD) und wird meist durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen. Die Symptome der Infektion sind sehr variabel und reichen von Brennen, vaginalem Ausfluss oder Bonjour-Tropfen bis zu Unterbauchschmerzen und Symptomen einer Adnexitis. Allerdings kann eine Urethritis auch vollkommen asymptomatisch verlaufen. Therapeutisch besteht die initial kalkulierte Antibiose in der Gabe von Doxycyclin; nach Keimidentifikation erfolgt die erregergerechte antibiotische Therapie.
Ätiologie
- Bakterielle Infektion
- Chlamydia trachomatis in ca. 25%
-
Mykoplasmen in ca. 20%
- Ureaplasma urealyticum
- Mycoplasma genitalium
- Mycoplasma hominis
- Gonorrhö (Neisseria gonorrhoeae) in ca. 20%
- Enterokokken in ca. 15%
- Streptokokken in ca. 10%
- Staphylococcus aureus in ca. 5%
- Infektion durch Protozoen
Symptome/Klinik
- Anamnestisch ungeschützter Geschlechtsverkehr möglich, jedoch nicht zwingend
Die Urethritis kann auch asymptomatisch verlaufen!
Diagnostik
- Urethralabstrich: Vor der Urinkultur durchzuführen!
- Abstrich auf Blutagar
- Spezialabstrich auf Chlamydien, Gonokokken und Mykoplasmen
- Nativabstrich
- Urinkultur
Therapie
- Initial kalkulierte Antibiose
- Erregergerechte Anpassung nach Keimidentifikation
- Chlamydien: Doxycyclin, siehe auch: Urogenitale Chlamydieninfektion - Differenzialtherapie nach Fokus
-
Mykoplasmen
- Ureaplasma urealyticum: Doxycyclin
- Mycoplasma genitalium: Makrolide, insb. Azithromycin
- Neisseria gonorrhoeae: Cephalosporine (Ceftriaxon) plus Azithromycin, siehe auch: Therapie der unkomplizierten Gonorrhö
- Trichomonaden: Nitroimidazole wie Metronidazol, siehe auch: Trichomonaden-Infektion
Zur Vermeidung einer „Ping-Pong“-Reinfektion sollte der Partner mitbehandelt werden!
Komplikationen
- Männer
- Zystitis
- Prostatitis
- Epididymitis
- Harnröhrenstrikturen
- Sterilität
- Abszessbildung
- Frauen
- Bartholinitis
- Endometritis cervicalis
- Adnexitis
- Infertilität
- Beide Geschlechter
Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Prävention
- Geschützter Geschlechtsverkehr („safer sex")
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2022
- N34.-: Urethritis und urethrales Syndrom
- Soll der Infektionserreger angegeben werden, ist eine zusätzliche Schlüsselnummer (B95–B98) zu benutzen.
- Exklusive: Reiter-Krankheit (M02.3‑), Urethritis bei Krankheiten, die vorwiegend durch Geschlechtsverkehr übertragen werden, (A50–A64) Urethrotrigonumzystitis (N30.3)
- N34.0: Harnröhrenabszess
-
Abszess:
- Cowper-Drüse
- Littré-Drüsen
- periurethral
- urethral (Drüse)
- Exklusive: Harnröhrenkarunkel (N36.2)
-
Abszess:
- N34.1: Unspezifische Urethritis
- Urethritis:
- nicht durch Gonokokken
- nicht venerisch
- Urethritis:
- N34.2: Sonstige Urethritis
- Meatitis, urethral
- Ulkus der Urethra (Meatus)
- Urethritis:
- postmenopausal
- o.n.A.
- N34.3: Urethrales Syndrom, nicht näher bezeichnet
- A54.-: Gonokokkeninfektion
- A54.0: Gonokokkeninfektion des unteren Urogenitaltraktes ohne periurethralen Abszess oder Abszess der Glandulae urethrales
- Urethritis
- Vulvovaginitis
- Zervizitis
- Zystitis
- Exklusive: Mit Abszess:
- Glandulae urethrales (A54.1)
- periurethral (A54.1)
- A54.0: Gonokokkeninfektion des unteren Urogenitaltraktes ohne periurethralen Abszess oder Abszess der Glandulae urethrales
- A56.-: Sonstige durch Geschlechtsverkehr übertragene Chlamydienkrankheiten
- A56.0: Chlamydieninfektion des unteren Urogenitaltraktes
- Urethritis
- Vulvovaginitis
- Zervizitis
- Zystitis
- A56.0: Chlamydieninfektion des unteren Urogenitaltraktes
- B37.-: Kandidose
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2022, DIMDI.