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Status epilepticus

Letzte Aktualisierung: 30.10.2023

Abstracttoggle arrow icon

Beim Status epilepticus handelt es sich um einen nicht selbstlimitierend verlaufenden epileptischen Anfall bzw. mehrere in kurzem Zeitraum auftretende, nicht komplett reversible epileptische Anfälle. Prinzipiell können alle Anfallsformen in einen Status epilepticus übergehen. Wegen der drohenden Schädigung von Neuronen handelt es sich um einen neurologischen Notfall, der einer umgehenden Therapie bedarf.

Zum Notfallmanagement des Status epilepticus: Status epilepticus - AMBOSS-SOP

Definitiontoggle arrow icon

Drei klinische Situationen können einen Status epilepticus definieren: [1][2]

  1. ≥5 Minuten anhaltender bilateral-tonisch-klonischer Anfall
  2. ≥10 Minuten anhaltender fokal beginnender Anfall (mit oder ohne Bewusstseinsstörung) bzw. Absence
  3. Rezidivierende epileptische Anfälle in kurzer Abfolge, ohne eine vollständige Remission zwischen den Anfällen

Epidemiologietoggle arrow icon

  • Inzidenz: 10–20 Fälle/100.000 Einwohner pro Jahr [3]
  • Alter: Insb. höheres Lebensalter

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

Ätiologietoggle arrow icon

Ein Status epilepticus kann bei einem bekannten Epilepsiesyndrom, als Erstmanifestation einer Epilepsie oder als Ausdruck einer zerebralen oder systemischen Erkrankung auftreten.

Klassifikationtoggle arrow icon

Die Klassifikation dient vor allem der Kommunikation und der Einschätzung, ob ein erneuter Anfall auf dem gleichen Fokus beruht.

Allgemein [1][2]

  • Einteilung entlang vierer Achsen
    1. Semiologie
    2. Ätiologie
    3. EEG-Korrelate
    4. Alter
  • Möglichst Einordnung in alle Achsen

1. Achse: Semiologie

Einordnung anhand der Kriterien „Motorik“ und „Bewusstseinsstatus“ :

2. Achse: Ätiologie

  • Bekannt
    • Akut
    • Im Verlauf nach Akutereignis
    • Progressiv
    • Im Rahmen eines Epilepsiesyndroms
  • Unbekannt

3. Achse: EEG-Korrelate

  • Fokus-Lokalisation
  • Bezeichnung des Musters
  • Morphologie
  • Zeitabhängige Eigenschaften
  • Modulation
  • Einfluss einer Medikation auf die EEG-Korrelate

4. Achse: Alter

  • Neugeborene (≤30 Tage)
  • Kleinkinder (30 Tage bis 2 Jahre alt)
  • Kinder (>2 Jahre bis 12 Jahre alt)
  • Jugendliche und Erwachsene (>12 Jahre bis 59 Jahre alt)
  • Senioren (≥60 Jahre)

Stadien des Status epilepticus [4]

  • Initialer Status epilepticus: Erste 10 Minuten, spontanes Sistieren noch möglich
  • Etablierter Status epilepticus: Dauer >10 Minuten (meist bis 30, max. bis 60 Minuten), kein Ansprechen auf Initialtherapie
  • Refraktärer Status epilepticus: Dauer >30–60 Minuten, kein Ansprechen auf Initial- und Sekundärtherapie
  • Suprarefraktärer Status epilepticus: Trotz kontinuierlicher Narkosetherapie klinisch oder elektroenzephalografisch persistierender Status epilepticus

Pathophysiologietoggle arrow icon

  • Ungleichgewicht zwischen inhibitorischen(↓) und exzitatorischen(↑) Faktoren → Neuronale Hyperexzitabilität → Calciumeinstrom in Neurone → Zellschädigung
  • Zerebraler Hypermetabolismus → Blutfluss↑ → Vasogenes Hirnödem

Diagnostiktoggle arrow icon

Diagnosestellung

Weitere Diagnostik

Therapietoggle arrow icon

Zum Notfallmanagement bei Status epilepticus siehe: Status epilepticus - AMBOSS-SOP

Allgemein

  • Ziele
    • Unterbrechung des Status epilepticus
    • Therapie kausaler Ursachen (wenn möglich)
  • Sofortmaßnahmen
    • Schutz des Patienten vor Verletzungen (ggf. umlagern, polstern, Gefahrenquellen entfernen)
    • Freihalten der Atemwege
    • Monitoring der Vitalparameter (Pulsoxymetrie, Blutdruck, EKG)
    • Legen mind. eines i.v. Zugangs in anfallssicherer Lage (bspw. in der Mitte des Unterarms, aber nicht in der Ellenbeuge!)
    • Ggf. O2-Gabe, Atemwegssicherung und kontrollierte Beatmung

Anfallssuppressive Therapie

Der Status bilateral-tonisch-klonischer Anfälle ist ein lebensbedrohlicher Notfall! Zur Durchbrechung muss das o.g. Stufenschema schnell und in ausreichender Dosierung angewendet werden!

Komplikationentoggle arrow icon

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Prognosetoggle arrow icon

Die Letalität beträgt etwa 10% [3][5] .

Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Epilepsie

Epilepsie – Teil 1: Ätiologie, Pathophysiologie, Klinik, Diagnostik

Epilepsie – Teil 2: Therapie

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

  • G41.-: Status epilepticus

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Trinka, Leitinger:Neue Definition und Klassifikation des Status epilepticus – Was ändert sich für die Praxis?In: Zeitschrift für Epileptologie. Band: 31, Nummer: 4, 2018, doi: 10.1007/s10309-018-0214-x . | Open in Read by QxMD p. 233-236.
  2. Trinka et al.:A definition and classification of status epilepticus - Report of the ILAE Task Force on Classification of Status EpilepticusIn: Epilepsia. Band: 56, Nummer: 10, 2015, doi: 10.1111/epi.13121 . | Open in Read by QxMD p. 1515-1523.
  3. S2k-Leitlinie Status epilepticus im Erwachsenenalter.Stand: 13. Oktober 2020. Abgerufen am: 9. November 2020.
  4. Neligan:The Mortality of Status EpilepticusIn: Epileptologie. Band: 34, Nummer: 3, 2017, .
  5. Knake et al.:Incidence of Status Epilepticus in Adults in Germany: A Prospective, Population-Based StudyIn: Epilepsia. Band: 42, Nummer: 6, 2001, doi: 10.1046/j.1528-1157.2001.01101.x . | Open in Read by QxMD p. 714-718.

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