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Sonderformen und Differenzialdiagnosen der Angina tonsillaris

Letzte Aktualisierung: 31.5.2023

Abstracttoggle arrow icon

Die akute Angina tonsillaris mit den Leitsymptomen Halsschmerzen und Schluckbeschwerden hat viele Differenzialdiagnosen und Sonderformen, die als Übersicht in der Sektion Differenzialdiagnosen der akuten Tonsillitis aufgelistet werden.

Im Folgenden werden einige dieser Krankheitsbilder ausführlicher abgehandelt und mit Diagnostik- und Therapieanweisungen versehen.

Angina agranulocytoticatoggle arrow icon

Ätiologie

Klinik

Diagnostik

Therapie: Antibiotikatherapie bei Angina agranulocytotica

Es sollten immer Breitbandantibiotika verwendet werden.

Eine Tonsillektomie ist bei der Angina agranulocytotica immer kontraindiziert!

Angina Plaut Vincentitoggle arrow icon

Ätiologie und Epidemiologie

Klinik

  • Ausgeprägter Lokalbefund
  • Meist einseitige ulzeröse Veränderung der Gaumenmandel mit Schluckbeschwerden
  • Starker Foetor ex ore
  • Geringe Allgemeinsymptomatik

Therapie

  • Penicillin V (z.B. Infectocillin®; 1. Wahl) [1][2]
    • Darreichungsformen
      • Saft
      • Trinktabletten
      • Tabletten
    • Dosierungsempfehlungen [3]
      • Zugelassen ab dem Geburtsalter (nicht zugelassen für Frühgeborene)
      • Kinder Geburt–11 Jahre
      • Kinder ≥12 Jahre und Erwachsene
    • Zu beachten
  • Amoxicillin/Clavulansäure (z.B. Amoxiclav®; alternativ) [2]
    • Darreichungsformen
      • Saft
      • Tabletten
      • Tropfen
      • Trockensubstanz zur Infusion
    • Dosierungsempfehlungen [3]
      • Zugelassen ab dem Geburtsalter (nicht zugelassen für Frühgeborene)
      • Kinder Geburt<3 Monate
      • Kinder ≥3–<12 Monate
      • Kinder ≥1–11 Jahre
      • Kinder ≥12 Jahre und Erwachsene
    • Zu beachten

Angina specificatoggle arrow icon

Ätiologie

Klinik

  • Stadium 1 = Primäre Syphilis
    • Durch direkten Erregerkontakt
    • Extragenitale Lokalisation: Lippe, Zunge, Wangenschleimhaut, Gaumen
    • Nach einer Inkubationszeit von 2–3 Wochen: schmerzloses Ulkus und regionale Lymphknotenschwellung
    • Nach weiteren 2–3 Wochen narbenlose Abheilung
  • Stadium 2 = Sekundärstadium
    • Nach einer Latenzzeit von 4–6 Monaten
      • Generalisierte Haut- und Schleimhautveränderungen
      • Im Bereich der Mundschleimhaut
    • Spontanheilung der infektiösen Schleimhautveränderungen über Monate bis Jahre
  • Stadium 3: Nach 3–10 Jahren: schmerzlose ausgestanzte Geschwüre, sog. Gummen

Während des Sekundärstadiums ist aufgrund der hochinfektiösen Mundschleimhautveränderungen eine Übertragung schon durch Speichel möglich!

Diagnostik

siehe: Diagnostik der Syphilis

Therapie

  • Penicillin V (z.B. Infectocillin®) (1. Wahl)
    • Darreichungsformen
      • Saft
      • Trinktabletten
      • Tabletten
    • Dosierungsempfehlungen [3]
      • Zugelassen ab dem Geburtsalter (nicht zugelassen für Frühgeborene)
      • Kinder Geburtsalter–<12 Jahre
      • Kinder ≥12 Jahre und Erwachsene
    • Zu beachten
  • Ciprofloxacin (z.B. Ciprobay®) (Alternativ)
    • Darreichungsformen
    • Dosierungsempfehlungen [3]
      • Eingeschränkt zugelassen ab dem Geburtsalter (nicht zugelassen für Frühgeborene)
        • Orale Applikation
          • Kinder Geburtsalter–<12 Jahre
          • Kinder ≥12 Jahre und Erwachsene
        • Intravenöse Applikation
          • Kinder Geburtsalter–<12 Jahre
          • Kinder ≥12 Jahre und Erwachsene
    • Zu beachten [3][4]

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Ätiologie

Klinik

Diagnostik

  • Erregerabstrich vor Antibiotikatherapie
  • Sonografie
  • Ggf. CT

Therapie

Initial sollte eine hochdosierte i.v. Antibiotikatherapie erfolgen. Im Verlauf kann die antibiotische Therapie je nach Klinik oralisiert werden.

Lokale antiseptische Therapie

  • Chlorhexidin
    • Darreichungsformen
      • Lösung
      • Spray
      • Direkt-Gel
      • Gel
    • Dosierungsempfehlungen
      • Zugelassen ab 12 Jahre
      • Kinder ≥12 Jahre und Erwachsene
        • Lösung
        • Spray
        • Direkt-Gel
        • Gel

Weitere Maßnahmen

Komplikationen

Meldepflichttoggle arrow icon

Gemäß dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) besteht keine bundesweite Meldepflicht für die Sonderformen der Tonsillitis. Es gibt jedoch eine amtliche Meldepflicht für einige Situationen und Erreger.

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

Tonsillitis-Sonderformen

Mundbodenphlegmone

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Zepp et al.: PädiatrieUpdate: Handbuch Pädiatrie 2016. Med Publico 2016, ISBN: 978-3-863-02300-3.
  2. Strutz et al.: Praxis der HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie. 2. Auflage Thieme 2009, ISBN: 978-3-131-16972-3.
  3. Wigger, Stange: Medikamente in der Pädiatrie: Inklusive Neonatologie/ Intensivmedizin. 4. Auflage Urban & Fischer 2013, ISBN: 3-437-21454-3.
  4. Berner et al.: DGPI-Handbuch: Infektionen bei Kindern und Jugendlichen. 6 . Auflage Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) 2013, ISBN: 978-3-131-44716-6.
  5. Mayatepek: Pädiatrie. 1. Auflage Urban & Fischer 2007, ISBN: 3-437-43560-4.
  6. Hoppe, Knuf:Tonsillektomie und Tonsillotomie. HNO-ärztliche und pädiatrische SichtIn: Monatsschrift Kinderheilkunde. Band: 160, 2012, doi: 10.1007/s00112-012-2806-2 . | Open in Read by QxMD p. 1251-1264.
  7. Leitlinie Halsschmerzen.Stand: 1. Oktober 2009. Abgerufen am: 15. August 2016.
  8. Wolf et al.:Lymphocyte–White Blood Cell Count Ratio A Quickly Available Screening Tool to Differentiate Acute Purulent Tonsillitis From Glandular FeverIn: Archives of Otolaryngology Head and Neck Surgery. Band: 133, Nummer: 1 , 2006, doi: 10.1001/archotol.133.1.61 . | Open in Read by QxMD p. 61-64.
  9. Zenner: Praktische Therapie von HNO-Krankheiten . Schattauer 2008, ISBN: 3-794-52264-8.
  10. Hahn: Checkliste Innere Medizin. 7. Auflage Thieme 2013, ISBN: 978-3-131-07247-4.
  11. Reineke et al.: Facharztprüfung Hals-Nasen-Ohrenheilkunde: 1000 kommentierte Prüfungsfragen. 1 . Auflage Thieme 2007, ISBN: 3-131-43821-5.
  12. Stuck et al.:Die Tonsillektomie im KindesalterIn: Deutsches Ärzteblatt. Band: 105, Nummer: 49, 2008, doi: 10.3238/arztebl.2008.0852 . | Open in Read by QxMD p. 852-860.

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