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Schenkelhernie

Letzte Aktualisierung: 24.11.2022

Abstracttoggle arrow icon

Schenkelhernien sind erworbene Hernien, die eher selten und dann meist bei älteren Frauen auftreten. Sie können sich durch Schmerzen und/oder Schwellungen in der Leiste mit Ausstrahlung in den Oberschenkel äußern, manifestieren sich aufgrund ihres hohen Einklemmungsrisikos jedoch häufig erst durch einen mechanischen Ileus. Die Einklemmung ist eine Indikation für eine Notfalloperation; bei nicht-inkarzerierten Schenkelhernien sollte eine zeitnahe, elektive Operation erfolgen.

Allgemeine Informationen zu Ätiologie, Terminologie und Grundprinzipien der Therapie finden sich im Grundlagenkapitel Hernien.

Allgemeinestoggle arrow icon

  • Innere Bruchpforte: Lacuna vasorum , meist medial der V. femoralis
  • Verlauf: Entlang des Schenkelkanals (Canalis femoralis)
  • Äußere Bruchpforte: Hiatus saphenus
  • Besonderheiten
    • Schenkelhernien sind immer erworben
    • Häufig übersehene Hernie (insb. bei adipösen Patienten)
    • Nicht selten gleichzeitiges Vorliegen einer Leistenhernie (insb. bei Männern in >50% der Fälle)
    • 30–40% bei Diagnosestellung bereits inkarzeriert

Epidemiologietoggle arrow icon

  • Häufigkeit: Seltene Hernienform (etwa 5–7% aller Hernien)
  • Geschlecht: Überwiegend Frauen
  • Alter: Typischerweise Frauen im fortgeschrittenen Lebensalter

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

Symptome/Kliniktoggle arrow icon

Die Schenkelhernie ist häufig asymptomatisch, bis es zu einer Inkarzeration mit Ileussymptomatik kommt!

Diagnostiktoggle arrow icon

  • Anamnese
    • Schmerzanamnese
    • Voroperationen, insb. eine Inguinalherniotomie
  • Körperliche Untersuchung
    • Schwellung und Druckschmerz
    • Lokalisation: Unterhalb des Lig. inguinale
  • Sonografie: Zur Diagnosesicherung, insb. bei adipösen Patienten
  • CT: Nur in Ausnahmefällen zur Diagnosesicherung, weitestgehend klinische Diagnosestellung

Bei adipösen Patienten ist eine Schenkelhernie häufig schwierig zu tasten, weshalb die Sonografie hier einen wichtigen diagnostischen Stellenwert hat!

Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Therapietoggle arrow icon

Schenkelhernie - Operationsverfahren [1]

Anders als bei der Leistenhernie ist bei der Schenkelhernie immer eine Operation indiziert. Hierbei werden minimalinvasive und offene Operationsmethoden unterschieden. Der Verschluss der Bruchpforte kann mithilfe einer Direktnaht oder eines Kunststoffnetzes erfolgen. Außer bei Notfall-Operationen werden in den letzten Jahren zunehmend netzbasierte minimalinvasive Verfahren verwendet. Nachfolgend ist nur ein Auszug der derzeit gängigsten Operationsverfahren dargestellt.

Wegen der Gefahr einer Inkarzeration besteht bei der Schenkelhernie immer(!) eine OP-Indikation!

Komplikationentoggle arrow icon

Inkarzeration

  • Häufigkeit: Etwa 30–40% der Schenkelhernien sind bei Diagnosestellung schon inkarzeriert [1]
  • Daraus folgende Komplikationen
  • Therapie
    • Ggf. Repositionsversuch, außer bei Ileus, Peritonitis oder wenn die Inkarzeration schon seit >6 Stunden besteht
    • Meist notfallmäßige Operation notwendig
      • Immer sicherstes und einfachstes Verfahren (i.d.R. über inguinalen Zugang)
      • Bei fortgeschrittener Inkarzeration mit Peritonitis: Mediane Unterbauchlaparotomie

Insbesondere bei älteren Frauen mit Ileussymptomatik muss immer an eine Schenkelhernie gedacht werden!

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

  • K41.-: Hernia femoralis
    • K41.0: Doppelseitige Hernia femoralis mit Einklemmung, ohne Gangrän
    • K41.1: Doppelseitige Hernia femoralis mit Gangrän
    • K41.2: Doppelseitige Hernia femoralis ohne Einklemmung und ohne Gangrän
      • Doppelseitige Hernia femoralis o.n.A.
    • K41.3: Hernia femoralis, einseitig oder ohne Seitenangabe, mit Einklemmung, ohne Gangrän
      • Hernia femoralis (einseitig): inkarzeriert, irreponibel, stranguliert, Verschluss verursachend (jeweils ohne Gangrän)
    • K41.4: Hernia femoralis, einseitig oder ohne Seitenangabe, mit Gangrän
    • K41.9: Hernia femoralis, einseitig oder ohne Seitenangabe, ohne Einklemmung und ohne Gangrän
      • Hernia femoralis (einseitig) o.n.A.

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Schumpelick: Hernien. 5. Auflage Thieme 2015, ISBN: 978-3-131-17365-2.
  2. Hirner, Weise (Hrsg.): Chirurgie. 2. Auflage Thieme 2008, ISBN: 978-3-131-30842-9.
  3. Siewert: Chirurgie. 8. Auflage Springer 2006, ISBN: 978-3-540-30450-0.
  4. Liehn et al.: OP-Handbuch: Grundlagen, Instrumentarium, OP-Ablauf. Springer 2011, ISBN: 978-3-642-16845-1.
  5. Schwarz et al.: Allgemein- und Viszeralchirurgie essentials. Georg Thieme Verlag 2009, ISBN: 978-3-131-26346-9.

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