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Röteln

Letzte Aktualisierung: 9.8.2023

Abstracttoggle arrow icon

Bei Röteln handelt es sich um eine durch das Rötelnvirus hervorgerufene virale Infektionskrankheit, die typischerweise Kinder im Alter von 5–9 Jahren betrifft und mit einem hinter den Ohren beginnenden und im Verlauf generalisierten, fein- bis mittelfleckigen Exanthem sowie mit einer Schwellung der nuchalen Lymphknoten einhergeht. Oft folgt das Exanthem einem Prodromalstadium mit Zeichen eines leichten grippalen Infekts. Die Übertragung erfolgt über Tröpfcheninfektion, der Krankheitsverlauf ist meist milde. Dennoch wird eindringlich zur Impfung geraten, da eine Rötelninfektion in der Schwangerschaft zur Rötelnembryofetopathie mit schweren Fehlbildungen (Taubheit, Katarakt, Herzfehler und Intelligenzminderung) führen kann. Eine spezielle Therapie besteht nicht. Der beste Schutz ist die Impfung mit einem Kombinationsimpfstoff gegen Röteln, Masern und Mumps (sowie ggf. Varizellen).

Epidemiologietoggle arrow icon

  • Altersgipfel: 5–9 Jahre, zunehmend Adoleszente und junge Erwachsene

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

Ätiologietoggle arrow icon

Symptome/Kliniktoggle arrow icon

Klinisches Bild bei Manifestation

  • Geringe Beeinträchtigung des Allgemeinzustandes
  • Milde Prodromalsymptome: Temperaturerhöhung bis 38 °C, Rhinokonjunktivitis, Kopf- und Gliederschmerzen
  • Nuchale und retroaurikuläre Lymphadenopathie sind typisch, teilweise auch Splenomegalie
  • Effloreszenzen (wenige Tage nach Beginn der Prodromalzeichen)
    • Makulopapulöses hellrotes Exanthem, eher nicht konfluierend, fein- bis mittelfleckig
    • Beginn am Kopf, oft hinter den Ohren → Übergang auf Rumpf und Extremitäten
    • Flüchtiges Auftreten, Rückbildung meist innerhalb von 3 Tagen!

Diagnostiktoggle arrow icon

  • Immer Labordiagnostik!
  • Nachweismethoden
    • RT-PCR aus Rachenabstrich und Urin (bis 5 Tage nach Exanthembeginn)
    • Serologie
      • IgG-Serokonversion
      • IgM-Nachweis (ab 5 Tage nach Exanthembeginn in 90% der Fälle positiv)
        • Beurteilung: Häufig falsch-positive Befunde

Bei jedem Verdacht auf Röteln-Infektion sollte eine Labordiagnostik zum sicheren Nachweis bzw. Ausschluss erfolgen!

Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Therapietoggle arrow icon

  • Symptomatisch

Komplikationentoggle arrow icon

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Prognosetoggle arrow icon

In der Regel blander Verlauf, das Exanthem bildet sich meist rasch zurück. Gelenkschmerzen können einige Wochen anhalten.

Präventiontoggle arrow icon

Röteln-Impfung [2][3]

Die STIKO empfiehlt allen Kindern (im Alter von 11 Monaten bis 17 Jahren) und allen Frauen im gebärfähigen Alter eine Grundimmunisierung gegen Röteln als Standardimpfung (siehe auch: STIKO-Impfkalender ). Da die Röteln-Impfung nur in Kombination mit einer Masern- und Mumps-Impfung (als MMR-/MMRV-Impfung) möglich ist, wird sie von der seit 2020 geltenden Masern-Impfpflicht eingeschlossen (siehe: Masernschutzgesetz).

  • Ziel: Verhinderung von Röteln-Embryopathien sowie Elimination der Röteln in Deutschland
  • Impfstoff
  • Grundimmunisierung: 2 Impfdosen im Alter von 11 und 15 Monaten
    • Bei der 1. Impfung wird die Gabe des MMR-Impfstoffs mit gleichzeitiger Varizellen-Impfung (an verschiedenen Körperstellen) empfohlen
    • Bei der 2. Impfung kann der MMRV-Impfstoff verabreicht werden
    • Bei angestrebter schneller Immunisierung: Zweitimpfung nach 4 Wochen möglich (zeitlicher Mindestabstand)
    • Erfolgt die 1. Impfung (insb. zum Schutz vor Masern) vor dem Besuch einer Gemeinschaftseinrichtung schon ab einem Alter von 9 Monaten, sollte die 2. Impfung im Alter von 12–14 Monaten durchgeführt werden (Mindestabstand zur Erstimpfung: 4 Wochen)
  • Nachholimpfung
    • Personen <18 Jahre: 2 Impfdosen mit MMR(V)-Impfstoff im Abstand von 4–6 Wochen
    • Personen ≥18 Jahre
  • Berufsbedingte Impfung
    • Nach 1970 geborenes Personal mit unklarem, fehlendem oder unvollständigem Impfschutz: Insgesamt zweimalige MMR(V)-Impfung
      • Gesundheitsdienst
      • Gemeinschaftseinrichtungen und Ausbildungsstellen für junge Erwachsene
      • Gemeinschaftsunterkünfte
  • Bestimmung des Immunstatus

Vor einer geplanten Schwangerschaft sollte bei Frauen mit unbekanntem oder fehlendem Impfschutz rechtzeitig eine Nachholimpfung erfolgen!

Besondere Patientengruppentoggle arrow icon

Röteln in der Schwangerschaft

Röteln bei Schwangeren gleichen im Wesentlichen der Erkrankung bei nicht-schwangeren Frauen, gehen allerdings mit der Gefahr einer vertikalen Transmission auf das Kind einher (konnatales Röteln-Syndrom). Im Folgenden wird lediglich auf besondere Aspekte während der Schwangerschaft eingegangen.

Insb. bei einer Primärinfektion während der Frühschwangerschaft besteht ein hohes Risiko für einen letalen Verlauf oder eine schwere Embryofetopathie!

Meldepflichttoggle arrow icon

Patienteninformationentoggle arrow icon

Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Röteln

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

  • B06.-: Röteln [Rubeola] [Rubella]
  • P35.-: Angeborene Viruskrankheiten
  • Z20.-: Kontakt mit und Exposition gegenüber übertragbaren Krankheiten
    • Z20.4: Kontakt mit und Exposition gegenüber Röteln

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Röteln, RKI-Ratgeber für Ärzte.Stand: 5. August 2021. Abgerufen am: 14. Juli 2022.
  2. Röteln, RKI-Ratgeber für Ärzte.Stand: 7. September 2017. Abgerufen am: 9. Oktober 2017.
  3. Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut 2021.
  4. Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen.Stand: 31. März 2014. Abgerufen am: 20. Oktober 2020.
  5. Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen.Stand: 1. Oktober 2021. Abgerufen am: 21. Juli 2022.
  6. Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses über die ärztliche Betreuung während der Schwangerschaft und nach der Entbindung („Mutterschafts-Richtlinien“).Stand: 16. Februar 2023. Abgerufen am: 9. Juni 2023.
  7. Koletzko: Pädiatrie. 13. Auflage Springer 2007, ISBN: 978-3-540-48632-9.
  8. Lentze et al.: Pädiatrie Grundlagen und Praxis. 2. Auflage Springer 2003, ISBN: 3-540-43628-6.
  9. Speer, Gahr: Pädiatrie. 3. Auflage Springer 2009, ISBN: 978-3-540-69479-3.
  10. Bühling, Friedmann: Intensivkurs Gynäkologie und Geburtshilfe. Elsevier 2009, ISBN: 978-3-437-42401-4.

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