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Restless-Legs-Syndrom

Letzte Aktualisierung: 3.7.2023

Abstracttoggle arrow icon

Das Restless-Legs-Syndrom ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen und geht mit vermehrt in Ruhe auftretenden (also meist nächtlichen) Missempfindungen und Bewegungsdrang einher. Die Beschwerden bessern sich bei Bewegung. Es werden primäre Formen mit genetischer Prädisposition und sekundäre Formen (z.B. durch Eisenmangel oder Urämie) unterschieden. Der neurologische Untersuchungsbefund ist unauffällig. Bei Therapiebedürftigkeit erfolgt eine Behandlung mit L-Dopa und Dopaminagonisten, bei sekundären Formen muss die Grunderkrankung behandelt werden. Die Erkrankung weist eine gute Prognose auf: Pharmaka lindern die Beschwerden, müssen allerdings tlw. lebenslang eingenommen werden, sekundäre Formen sind bei kausaler Behandlung meist regredient.

Epidemiologietoggle arrow icon

  • Prävalenz: 10% der über 65-Jährigen
  • Geschlecht: > (2:1)
  • Alter: Manifestation in jedem Lebensalter möglich, Prävalenz mit Lebensalter zunehmend

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

Ätiologietoggle arrow icon

Pathophysiologietoggle arrow icon

Die Pathophysiologie des Restless-Legs-Syndroms ist nicht eindeutig geklärt. Veränderungen in der dopaminergen Neurotransmission im ZNS werden vermutet.

Symptome/Kliniktoggle arrow icon

Typische Befunde und Diagnosekriterien des Restless-Legs-Syndroms

  • Minimalkriterien (obligat) [1]
    • Bewegungsdrang der Beine, i.d.R. ausgelöst durch oder zusammen mit
      • Unruhegefühl
      • Sensiblen Störungen (Missempfindungen, Kribbeln, Schmerzen) in den betroffenen Extremitäten
    • Auftreten und Verstärkung der Symptomatik in Ruhe (bspw. im Sitzen oder Liegen)
    • Besserung oder vollständige Rückbildung der Symptome bei Bewegung
    • Periodische Rhythmik mit Verstärkung der Symptomatik abends und nachts
    • Symptome sind nicht anders erklärbar (bspw. durch Beinödeme, Myalgie)
  • Supportive Kriterien (nicht obligat)
  • Häufig assoziierte Befunde
    • Schlafstörungen
    • Initial fluktuierender Verlauf, der später kontinuierlich voranschreitet
    • Unauffälliger neurologischer Untersuchungsbefund

Diagnostiktoggle arrow icon

Die Diagnose wird klinisch anhand der Diagnosekriterien des Restless-Legs-Syndroms gestellt. [1]

Klinisch-neurologische Untersuchung

  • Unauffälliger Befund
  • Bei begleitender Polyneuropathie: Vorliegen entsprechender Symptome wie etwa distale Sensibilitätsstörungen, Areflexie und andere Defizite
  • Selbsteinschätzung des Patienten: Standardisierte Befragung nach der International RLS Severity Scale (IRLS)
    • Siehe auch: Tipps & Links – ILRS

Labordiagnostik

Der Nachweis ätiologischer Faktoren für das Vorliegen eines RLS ermöglicht ggf. deren Behandlung und einen positiven Effekt auf die Symptomatik und den Verlauf des RLS.

Optionale Zusatzdiagnostik

  • Polysomnografie
    • Indikation: Zur Abgrenzung gegenüber einem Schlafapnoe-Syndrom und assoziierten Bewegungsstörungen, insb. wenn die RLS-Therapie nicht anspricht sowie bei jungen Patienten vor Beginn einer Dauertherapie
      • Atypisches RLS (kein Ansprechen auf dopaminerge Therapie, Schlaflosigkeit unter Therapie)
      • Junge Patienten mit schwerer Symptomatik vor Beginn einer Dauertherapie
      • Ausgeprägte Tagesmüdigkeit ohne deutliche RLS-Symptomatik
      • Verdacht auf schlafbezogene Atmungsstörungen, ggf. begleitend zum RLS
    • Befunde beim RLS
      • Verlängerte Einschlafdauer
      • Fragmentiertes Schlafprofil mit häufigem Wechsel der Schlafphasen
      • Erhöhter Anteil an Schlafstadium I
      • Häufige Wachphasen
  • Elektrophysiologie: Zur Bestätigung bzw. zum Ausschluss einer (begleitenden) Neuropathie
  • L-Dopa-Test

Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Therapietoggle arrow icon

Restless-Legs-Syndrom - Allgemeine Therapieprinzipien [1]

Restless-Legs-Syndrom - Medikamentöse Therapie

Mittel der 1. Wahl

Dopaminagonisten [1]

Gabapentinoide (Off-Label Use) [1]

Mittel der 2. Wahl

Opioide [1]

L-Dopa (+ Decarboxylasehemmer) [1]

  • Früher: Mittel der 1. Wahl
  • Hohes Risiko für Augmentation
  • Einsatz
    • Nur intermittierend, nicht als Dauerbehandlung
    • Max. 100 mg/d

Nebenwirkungen

  • Augmentation: Verschlechterung der Symptomatik durch dopaminerge Wirkstoffe, wichtige, ggf. therapielimitierende Nebenwirkung [1]
    • Symptome: Zunahme, Ausbreitung und/oder früherer tageszeitlicher Beginn der Krankheitssymptome
    • Vorkommen: Häufiger bei Therapie mit L-Dopa, seltener auch bei Therapie mit Dopaminagonisten
    • Prävention
      • Verwendung der kleinsten, aber ausreichend wirksamen Dosis
      • Therapiedauer limitieren: Mit zunehmender Therapiedauer erhöht sich das Risiko für das Auftreten einer Augmentation
      • Eisensubstitution: Bei Eisenmangel verbessert die Eisensubstitution auch die Wirksamkeit der dopaminergen Therapie
    • Therapeutisches Management [1]
      • Indikation für Eisensubstitution überprüfen
      • Bei Auftreten unter Dopaminagonisten
        • 1. Schritt: Dosisreduktion oder -aufteilung (auf mehrere Gaben am Tag)
        • Bei Bedarf: Umstellung auf
          • Langwirksame Substanz (bspw. Rotigotin) oder
          • Gabapentinoid
      • Bei Auftreten unter L-Dopa-Therapie: Umstellung auf
      • Letzte Option: Einsatz eines Opiats
        • In Monotherapie oder
        • Zusätzlich zu Gabapentinoid oder Dopaminagonist
  • Weitere Nebenwirkungen siehe: Parkinson-Medikamente

Restless-Legs-Syndrom - Nicht-medikamentöse Therapie [1]

Die Verfahren können alleinstehend oder additiv eingesetzt werden.

  • Bewegungstraining
  • Infrarotlicht-Behandlung
  • tsDCS (transkutane spinale Gleichstromstimulation)

Prognosetoggle arrow icon

  • Gutes Ansprechen auf Pharmakotherapie
    • Dosisreduktion bzw. Auslassversuche bei Fluktuationen im frühen Krankheitsverlauf möglich
    • Aufgrund langsamer Progredienz häufig lebenslange Therapie nötig
  • Sekundäre Formen

Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Restless-Legs-Syndrom

Periodic Limb Movement Disorder (PLMD)

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

Patienteninformationentoggle arrow icon

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. S2k-Leitlinie Restless-Legs-Syndrom.Stand: 25. Juni 2022. Abgerufen am: 14. Juni 2023.
  2. Brandt et al.: Therapie und Verlauf neurologischer Erkrankungen. 6. Auflage Kohlhammer 2012, ISBN: 3-170-21674-0.
  3. Hufschmidt et al.: Neurologie compact. 6. Auflage Thieme 2013, ISBN: 978-3-131-17196-2.
  4. Trenkwalder et al.:Restless legs syndrome associated with major diseases: A systematic review and new concept. In: Neurology. Band: 86, Nummer: 14, 2016, doi: 10.1212/WNL.0000000000002542 . | Open in Read by QxMD.
  5. Trenkwalder et al.:Restless legs syndrome-current therapies and management of augmentationIn: Nature Reviews Neurology. Band: 11, Nummer: 8, 2015, doi: 10.1038/nrneurol.2015.122 . | Open in Read by QxMD.
  6. Silber et al.:Willis-Ekbom Disease Foundation Revised Consensus Statement on the Management of Restless Legs SyndromeIn: Mayo Clinic Proceedings. Band: 88, Nummer: 9, 2013, doi: 10.1016/j.mayocp.2013.06.016 . | Open in Read by QxMD.
  7. Bertisch:In the Clinic. Restless Legs Syndrome.In: Annals of Internal Medicine. 2015, doi: 10.7326/AITC201511030 . | Open in Read by QxMD.
  8. Berger et al.:Sex and the risk of restless legs syndrome in the general population.In: JAMA Internal Medicine. Band: 164, Nummer: 2, 2004, doi: 10.1001/archinte.164.2.196 . | Open in Read by QxMD.
  9. Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie 2016.

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