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Primäre Giftelimination - AMBOSS-SOP

Letzte Aktualisierung: 30.7.2024

Allgemeinestoggle arrow icon

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Gabe spezifischer Antidote bei bekannter Noxetoggle arrow icon

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Nach äußerer Expositiontoggle arrow icon

Kein Versuch, ätzende Substanzen zu neutralisieren (abgesehen vom Einsatz spezifischer medizinischer Spülflüssigkeiten)!

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Dekontamination der Hauttoggle arrow icon

  • Ggf. Entfernung kontaminierter Kleidung
  • Bei lipophilen Noxen: Seife oder spezifische Lösungsvermittler verwenden (niemals andere Stoffe wie Benzin oder Alkohol!)
  • Wunden (nach Spülung) steril abdecken
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Dekontamination der Augentoggle arrow icon

  • Geeignete Flüssigkeiten
    • Wasser
    • Spezielle Pufferlösungen
    • Im Notfall: Alle trinkbaren alkoholarmen/alkoholfreien, maximal leicht sauren Flüssigkeiten
  • Durchführung
    • Spülung bei seitlich gedrehtem Kopf und weit gespreizten Lidern
    • Spülrichtung von medial nach lateral
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Nach Ingestiontoggle arrow icon

Die Gabe von Aktivkohle oder von spezifischen Antidota (inkl. Sauerstoff) kann/sollte bereits am Ereignisort geschehen – die restlichen Maßnahmen sind dagegen der klinischen Versorgung vorbehalten!

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Gabe von Aktivkohletoggle arrow icon

  • Indikation
  • Kontraindikationen
  • Dosierung
    • Bei bekannter Giftdosis: Mind. 10-facher Überschuss (Einmaldosis max. 50 g)
    • Bei nicht bekannter Giftdosis: 0,5–1 g/kgKG (Einmaldosis max. 50 g)
  • Anwendung
    • Aktivkohle steht in Form von gepressten Tabletten („Kompretten“), Granulat oder Pulver zur Verfügung → Aufschlämmung vorzugsweise in (stillem) Wasser → Gabe oral als wässrige Lösung
    • Wiederholte Gabe
      • Gabe der Einmaldosis in Intervallen von je 4 h über 24 h (ggf. auch Kürzung der Intervalle auf bis zu 1 h möglich, dann entsprechende Verdünnung)
      • Kontrolle bzw. Sicherstellung einer ausreichenden Darmmotilität und Magenentleerung
  • Kombinationen
    • Kombination mit Laxantien nur in spezifischen Ausnahmefällen
      • Verabreichung von Polyethylenglykol-Elektrolytlösungen zeitversetzt (Abstand von 2 h) zur Gabe von Aktivkohle
  • Nebenwirkungen/Komplikationen: Im Rahmen des Einsatzes bei akuten Intoxikationen selten und i.d.R. nur bei hohen Dosierungen bzw. wiederholter Gabe
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Induziertes Erbrechentoggle arrow icon

Erbrechen sollte nur in Ausnahmefällen bei potenziell lebensgefährlichen Intoxikationen herbeigeführt werden, im Allgemeinen nach Rücksprache mit einem Giftnotruf!

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Magenspülungtoggle arrow icon

  • Indikation: Intoxikationen, bei denen Aktivkohle nicht sinnvoll oder ausreichend ist
  • Kontraindikationen
    • Gefahr eines epileptischen Anfalls
    • Z.n. Ingestion ätzender Noxen, großstückiger Noxen sowie organischer und/oder tensidhaltiger flüssiger Noxen mit niedriger Viskosität
    • Bei drohenden oder bestehenden Bewusstseinseinschränkungen: Durchführung nur unter Intubationsschutz!
  • Anwendung
    • Innerhalb 1 h nach Ingestion des Gifts
    • Lagerung des Patienten in Linksseiten- und Kopftieflage (Neigungswinkel = 20°)
      1. Einführen des Magenschlauchs (befeuchtet mit einem Gleitgel auf Zellulose-Basis)
        • Bei Widerstand keine Anwendung starker Kraft!
        • Dimensionen des Magenschlauchs (bei Erwachsenen)
          • Äußerer Durchmesser: Ca. 12–13,3 mm (entspricht 36–40 French/Charrière)
          • Länge: (Strecke von der Nasenwurzel bis zum Xiphoid des Patienten) + (1 Handbreite des Patienten)
      2. Lagekontrolle durch Instillation von 50–100 mL Luft → Bei korrekter Lage Auskultation eines Blubbergeräusches über dem Epigastrium
      3. Spülen mit Portionen von je 200–300 mL körperwarmem Wasser oder isotoner NaCl-Lösung bis der Rückfluss wasserklar bleibt ; Asservierung einer Probe aus dem ersten Rückfluss zur toxikologischen Analyse
      4. Falls möglich endoskopische Kontrolle und ggf. Entfernung von Resten
      5. Instillation von Aktivkohle (1 g/kgKG suspendiert in 500 mL Wasser)
      6. Abklemmen des Schlauchs, dann rasches Herausziehen ohne Unterbrechung
  • Nebenwirkungen/Komplikationen
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Anterograde Darmspülungtoggle arrow icon

  • Indikationen
    • Lebensgefährliche Vergiftungen, bei denen andere Verfahren zur primären Giftelimination nicht ausreichend effektiv sind (insb. bei Ingestion von Giften, die nicht oder nicht ausreichend an Aktivkohle adsorbieren, Giften, die zur Verklumpung neigen oder von lebensgefährlichen Mengen eines Retardpräparats)
    • Ingestion von kleinen rundlichen Fremdkörpern oder verpackten Drogen
  • Kontraindikationen
    • Instabile Vitalfunktionen
    • Heftiges Erbrechen
    • Perforationen/Blutungen im Gastrointestinaltrakt, Ileus
    • Gefahr eines epileptischen Anfalls
    • Bei drohenden oder bestehenden Bewusstseinseinschränkungen: Durchführung nur unter Intubationsschutz!
  • Anwendung
    1. Lagerung des Patienten in Sitzposition bzw. in Kopfhochlage (mind. 45°)
    2. Anlage einer nasogastralen Sonde (äußerer Durchmesser: 4 mm, entspricht 12 French/Charrière)
    3. Verabreichung von isotoner Polyethylenglykol-Elektrolytlösung über die Sonde (1500–2000 mL/h, bis rektal eine klare Flüssigkeit ausgeschieden wird, max. Anwendung von 10 L)
  • Nebenwirkungen/Komplikationen
    • Aspirationsgefahr
    • Erbrechen
    • Abdominelle Krämpfe, Meteorismus
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Nach Inhalationtoggle arrow icon

Primäre Giftelimination nach Inhalation
Inhalierte Noxe Maßnahmen
Reizgase vom Soforttyp
Reizgase vom Latenztyp
Kohlenstoffmonoxid
  • Gabe von Sauerstoff mit FiO2 = 1 bis zu Symptomfreiheit und normwertigem COHb-Anteil (< 3%)
Kohlenstoffdioxid
Blausäure
  • Gabe von Hydroxocobalamin i.v. (Antidot)
    • Die Gabe von Methämoglobinbildnern (bspw. 4-DMAP) ist im Rahmen von Rauchgasvergiftungen kontraindiziert!
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