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Polyzystisches Ovarialsyndrom

Letzte Aktualisierung: 2.12.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS), auch Stein-Leventhal-Syndrom genannt, ist eine endokrine Störung der Frau, die mit mind. zwei der folgenden drei Symptome einhergeht: Hyperandrogenismus/Hyperandrogenämie, ovulatorische Dysfunktion mit Zyklusstörungen und polyzystische Ovarien und/oder erhöhte AMH-Konzentration im Serum. Pathophysiologisch wird eine Insulinresistenz mit daraus resultierender Hyperinsulinämie und konsekutiv gesteigerter Androgenbiosynthese vermutet. Klinisch ersichtlich wird die Erkrankung häufig aufgrund des Hyperandrogenismus, der sich u.a. durch Virilisierung und Zyklusstörungen präsentiert. Bei vielen PCOS-Patientinnen liegt ein metabolisches Syndrom mit Adipositas, Glucosetoleranzstörung, arterieller Hypertonie und Dyslipidämie vor. Zurzeit ist das PCOS eine Ausschlussdiagnose. Therapiert wird abhängig von BMI und Familienplanung mit Metformin, kombinierten oralen Kontrazeptiva oder follikelstimulierenden Medikamenten.

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Definitiontoggle arrow icon

Rotterdam-Kriterien (modifiziert nach DGE) [1]

Definition der Konferenz der „European Society of Human Reproduction and Embryology“ (ESHRE) und der „American Society for Reproductive Medicine“ (ASRM) 2003 in Rotterdam. Bei Vorliegen von mind. zwei der drei Kriterien darf die Diagnose PCOS gestellt werden. Andere Ursachen irregulärer Blutungen und Androgenerhöhungen müssen vorher ausgeschlossen werden (siehe dazu: Differenzialdiagnosen des PCOS).

  1. Klinischer und/oder biochemischer Hyperandrogenismus
  2. Ovulatorische Dysfunktion
  3. Polyzystische Ovarien im Ultraschall (PCOM) und/oder hohe AMH-Konzentration mit Ausschluss relevanter Differenzialdiagnosen

Eine Diagnosestellung ist auch ohne polyzystische Ovarien möglich!

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Manifestationsalter: I.d.R. 20.–30. Lebensjahr
  • Prävalenz: 8–13% der geschlechtsreifen Frauen [1]

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Pathophysiologietoggle arrow icon

Pathophysiologisch wird ein gestörter Insulinstoffwechsel als Ursache des Syndroms vermutet. [2][3][4][5]

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Symptomatiktoggle arrow icon

Ovarielle Hyperandrogenämie [3][8]

Metabolisches Syndrom [8][10]

Weitere Symptome/Komplikationen [1][12]

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Diagnostiktoggle arrow icon

Diagnosestellung

Hyperandrogenismus und/oder Hyperandrogenämie [1]

Ovulatorische Dysfunktion [1]

  • Anamnestisch
    • Wiederholte Zyklusdauer <21 Tage oder ≥35 Tage und/oder
    • <8 Zyklen pro Jahr
  • Laborchemisch (bei klinischem Verdacht): Luteales Progesteron↓ oder normal

Polyzystische Ovarmorphologie (PCOM) [1]

Diagnostische Phänotypen [1]

Diagnostische Phänotypen (anhand der Rotterdam-Kriterien)
Klinisches Gesamtbild Rotterdam-Kriterien
Phänotyp Hyperandrogenismus/Hyperandrogenämie Ovulatorische Dysfunktion PCOM
A Ja Ja Ja
B Ja Ja Nein
C Ja Nein Ja
D Nein Ja Ja
  • Konsequenz
    • Phänotyp A–C: Assoziation mit ausgeprägterer Insulinresistenz und schweren metabolischen Störungen
    • Einzelne Phänotypen unterscheiden sich genetisch

Ausschlussdiagnostik (Differenzialdiagnosen) [1]

Ausschlussdiagnostik bei V.a. PCOS
Differenzialdiagnose Leitsymptome Labordiagnostik
Prolaktinom (Hyperprolaktinämie) Amenorrhö, Galaktorrhö (seltener) Prolactin
Hypo-/Hyperthyreose Wärme-/Kälteintoleranz, Tachykardie/Bradykardie TSH, fT4
Prämature Ovarialinsuffizienz Amenorrhö (Erhöhtes) FSH
Nicht-klassisches AGS Hirsutismus, Akne, Zyklusstörungen 17-OH-Progesteron (während Follikelphase), ggf. ACTH-Stimulationstest für 17-Hydroxyprogesteron
Cushing-Syndrom Striae rubrae, Müdigkeit, Muskelschwäche Cortisol, ACTH, niedrigdosierter Dexamethason-Kurztest mit 1 mg
Androgensezernierende Tumoren Hirsutismus Niedrigdosierter Dexamethason-Kurztest mit 1 mg
Schwangerschaft Amenorrhö β-hCG

Bestimmung der Insulinresistenz

Die Bestimmung der Insulinresistenz mittels HOMA-Index ist im Rahmen der Diagnostik des PCOS nicht mehr vorgesehen, gehört aber der Vollständigkeit halber mit dazu.

HOMA-Index: Nüchternblutzucker (mg/dL) × Insulin nüchtern (mIE/L) / 405
HOMA-Index Auswertung
<2 Insulinresistenz unwahrscheinlich

2–2,5

Hinweis auf Insulinresistenz
2,6–5 Insulinresistenz wahrscheinlich
>5

Durchschnittswert bei Diabetes mellitus Typ 2

Besonderheiten in der Adoleszenz [1]

Jugendliche, die nur eines der beiden Kriterien erfüllen, gelten als Risikopatientinnen und sollten 3 und 8 Jahre nach der Menarche reevaluiert werden (Risikopatientinnen)!

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Risikoabklärung bei gesichertem PCOStoggle arrow icon

Zusätzliche Risikoabklärung von häufigen Komorbiditäten bei gesichertem PCOS [1]

Risikoabklärung von häufigen Komorbiditäten bei gesichertem PCOS [1]
Komorbidität Diagnostik Therapie
Diabetes mellitus
Adipositas
Fettstoffwechselstörung

Arterielle Hypertonie

Metabolische Dysfunktion-assoziierte steatotische Lebererkrankung (MASLD)
  • Siehe: MASLD
  • Gastroenterologisch-fachärztliche Betreuung
Schlafbezogene Atmungsstörungen
Endometriumkarzinom
Autoimmunthyreoiditis Hashimoto
Psychische Erkrankungen
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Pathologietoggle arrow icon

Nachfolgend zu sehen sind ein Präparat des Ovars mit subkapsulären polyzystischen Veränderungen und ein Anschnitt einer Follikelzyste in H.E.-Färbung.

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Alle Störungen, die mit Zyklusveränderungen und Virilisierungserscheinungen einhergehen, sind mögliche Differenzialdiagnosen und müssen vor Diagnosestellung ausgeschlossen werden. [1]

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Multimodale Basistherapie bei PCOS [1]

  • Allgemeines
    • Die Kommunikation sollte neutral, frei von Stigmatisierung und faktenbasiert sein
    • Kommunikationsstrategien und Konzepte der kognitiven Verhaltenstherapie empfehlen
  • Ernährung
  • Körperliche Aktivität: Regelmäßige Integration in Alltag, Beruf und Freizeit, inkl. Ausdauer- und Krafttraining (individuelle Intensität)
  • Gewichtsreduktion (auch präkonzeptionell)
    • Bei Adipositas
      • Initiale Gewichtssenkung von mind. 5% anstreben
      • Moderat hypokalorische Kost (Energiedefizit ca. 500–600 kcal/Tag) in Kombination mit gesteigerter körperlicher Aktivität und Verhaltensmodifikation
      • Ggf. Pharmakotherapie erwägen (siehe auch: Therapie der Adipositas)
      • Bei unzureichendem Ansprechen auf konservative Maßnahmen (und BMI ≥35 kg/m2): Bariatrische OP erwägen
    • Bei Normalgewicht (MONW)
      • Überprüfung und ggf. Umstellung der Ernährung auf mediterrane Ernährung
      • Moderate Gewichtssenkung von 3–5% im Einzelfall

Pharmakotherapie [1]

  • Allgemeine Behandlungsprinzipien
    • Zusammen mit Edukation, multimodaler Basistherapie und ggf. kosmetischer Therapie als ganzheitlichem Konzept
    • Partizipative Entscheidung für ein Medikament
    • Aufklärung über Nutzen, Nebenwirkungen und Kontraindikationen und (i.d.R.) Off-Label Use

Medikamentöse Therapie des PCOS mit Metformin

GLP1-Rezeptor-Agonisten

SGLT2-Inhibitoren

Hormonelle Kontrazeptiva

Antiandrogene

Symptomatische dermatologische Therapie

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Besondere Patientengruppentoggle arrow icon

Patientinnen mit Kinderwunsch [1]

Schwangerschaft [1]

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Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Polyzystisches Ovarialsyndrom

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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