Abstract
Im Medikamentendschungel gibt es nur wenige Medikamente, die auch in der Schwangerschaft verabreicht werden dürfen. Die Informationen hierzu sind zumeist empirischer Art und auf Einzelfälle zurückzuführen, da bei Schwangeren generell keine randomisierten Studien erlaubt sind. Eine Auswahl relevanter Medikamente ist folgend dargestellt, einige andere dürfen bei vitaler Relevanz unter strenger Indikationsstellung auch in der Schwangerschaft gegeben werden.
Wichtige Medikamente in der Schwangerschaft
Substanzklasse | Zu bevorzugende Substanzen | CAVE: Zu vermeidende bzw. kontraindizierte Substanzen |
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Antihypertensiva |
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Antikoagulantien |
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Analgetika |
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Antiemetika |
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Antiallergika |
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Antidiabetika |
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Thyreostatika |
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Weitere Substanzen | ||
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Antibiotika in der Schwangerschaft/Stillzeit
Überblick [1] [2]
- Es gibt keine ausreichenden kontrollierten Studien beim Menschen zur Frage, ob ein erhöhtes fetales Risiko bei Antibiotika-Anwendung in der Schwangerschaft besteht [3]
- Jede antibiotische Therapie bei Schwangerschaft und in Stillzeit bedarf einer strengen Nutzen-/Risikoabwägung, indiziert bspw.
- Bei Sectio caesarea: Prophylaktisch zur Minimierung des mütterlichen Risikos von Hautinfektionen und Endometritis
- Subpartal: Bei vaginaler Kolonisation mit B-Streptokokken zum Schutz des Fötus
- Ausgehend von Tierversuchen und Erfahrungen beim Menschen werden Substanzen als risikoärmer bzw. risikoreicher gewertet
- Es besteht häufig eine Diskrepanz zwischen der Fachinformation des Herstellers und den Erfahrungsberichten aus der Anwendungsbeobachtung
- Im deutschsprachigen Raum bietet das Portal EMBRYOTOX [2] des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin eine der umfassendsten Zusammenstellungen des Risikopotenzials von Arzneimitteln in Schwangerschaft und Stillzeit
Risikoärmere Substanzen
- Risikoeinschätzung
- Besser erprobte Substanzen: Vorzugsweise anzuwenden, wann immer möglich
- Penicilline: Ampicillin, Amoxicillin, Flucloxacillin, Penicillin V, Propicillin
- Cephalosporine
- Erythromycin und Azithromycin aus der Gruppe der Makrolide
- Mittel der 2. Wahl
Risikoreichere Substanzen
- Cotrimoxazol bzw. Trimethoprim: Mögliche Teratogenität
- Fluorchinolone
- Rifampicin
- Linezolid
Bekanntes erhöhtes fetales Risiko beim Menschen
- Aminoglykoside (kontraindiziert in der Schwangerschaft; unter strenger Indikationsstellung zugelassen in Stillzeit und bei Kindern)
- Tetracycline (z.B. Doxycyclin)
- Tigecyclin