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Luxation des Akromioklavikulargelenks

Letzte Aktualisierung: 7.11.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die Luxation des Akromioklavikulargelenks (ACG-Luxation) ist eine der häufigsten Verletzungen des Schultergürtels und meist Folge eines Sturzes direkt auf die Schulter oder auf den ausgestreckten Arm. Die Einteilung erfolgt nach Rockwood und richtet sich u.a. nach der Luxationsrichtung der Clavicula. Am häufigsten tritt eine Rockwood-III-Verletzung auf, bei der die Clavicula nach kranial disloziert. Diagnostisch sind meist konventionelle Röntgenaufnahmen ausreichend, eine MRT kann jedoch insb. bei V.a. intraartikuläre Begleitverletzungen zusätzliche Informationen liefern. Die konservative Therapie besteht in der kurzfristigen Ruhigstellung (bspw. in einer Armschlinge oder einem Gilchrist-Verband), operativ gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher offener und arthroskopischer Methoden. In den letzten Jahren gewann das arthroskopische Vorgehen zunehmend an Bedeutung, jedoch gibt es momentan noch keine endgültige Empfehlung für ein Verfahren.

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • 18–20/100.000 Personen/Jahr in der erwachsenen Allgemeinbevölkerung
  • Altersgipfel: 20–39 Jahre
  • >
  • 9–12% aller Verletzung des Schultergürtels
  • Häufigste Verletzung: Rockwood III

Zu den Risikofaktoren zählen ein männliches Geschlecht sowie ein junges Alter!

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

  • Meist direkte Krafteinwirkung durch Sturz auf die Schulter
  • Seltener indirekte Krafteinwirkung durch Sturz auf den ad- oder abduzierten Arm [1][2][3]
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Klassifikationtoggle arrow icon

Rockwood-Klassifikation [3][4][5]

Rockwood-Klassifikation der ACG-Luxation [3][4][5]
Typ Lig. acromioclaviculare AC-Gelenkkapsel Lig. coracoclaviculare Deltotrapezoidale Faszie Dislokation des AC-Gelenks (Röntgen)
I
  • Zerrung
  • Intakt
  • Intakt
  • Intakt

II
  • Ruptur
  • Ruptur
III
  • Ruptur
IV
  • Ruptur
V
VI
  • Intakt

Veraltet: Tossy-Klassifikation

  • Tossy I–III entspricht Rockwood I–III
  • Im klinischen Alltag nicht mehr gebräuchlich
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Pathophysiologietoggle arrow icon

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Symptomatiktoggle arrow icon

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Vorgehen in der Notaufnahmetoggle arrow icon

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Diagnostiktoggle arrow icon

Klinische Untersuchung

Röntgen [6][8][9][10]

  • Schulter in zwei Ebenen: True-a.p. und axiale Aufnahme der Schulter
  • Alexander-Aufnahme im Seitenvergleich [11]
    • Durchführung
      • Aufnahme in stehender oder sitzender Haltung
      • Outlet-Aufnahme mit Cross-Body-Manöver
    • Befund: Stellung der distalen Clavicula zum vorderen Acromionrand
  • AC-Gelenk Zielaufnahme nach Zanca im Seitenvergleich
    • Durchführung
      • Aufnahme in stehender oder sitzender Haltung
      • Wenn möglich mit 10 kg Belastung
      • Einfallswinkel des Röntgenstrahls um 10–15° nach kranial gerichtet
    • Normwerte
      • Mittlerer Abstand des coracoklavikulären Zwischenraums = 1,1–1,3 cm
      • Mittlerer Abstand des akromioklavikulären Gelenkspaltes = 0,6–0,7 cm
    • Befund: Erweiterung des akromioklavikulären Gelenkspaltes und des coracoklavikulären Zwischenraumes
  • Ggf. Belastungsaufnahme
    • Nach Frakturausschluss durch vorangegangene Röntgendiagnostik
    • Mit 5–10 kg pro Seite im Seitenvergleich
  • Panoramaaufnahme: Wegen Strahlenexposition der Schilddrüse umstritten
    • Alternativ: Beidseitige Einzelaufnahmen

Fakultative Diagnostik

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Konservative Therapie [6][8][10][13][14]

  • Indikation: Rockwood I–II, evtl. Rockwood III [15]
  • Ziel der Therapie: Rasche Schmerzfreiheit und Wiedererlangung der Funktion
  • Durchführung
    • Initial: Symptomatische Ruhigstellung in Armschlinge oder Gilchrist-Verband (i.d.R. ca. 1–2 Wochen), Kühlen und schmerzadaptierte Analgesie (z.B. mit Ibuprofen )
    • Physiotherapie: Sukzessiver Ausbau von Bewegungsausmaß und Kraft
    • Fakultativ: Tapeverband zur schnelleren Schmerzreduktion
  • Verhaltensempfehlung: Vermeidung von starken Belastungen und Kontaktsportarten bis zur Symptomfreiheit (ca. 6 Wochen)
  • Wechsel auf sekundäre Operation: Bei Beschwerdepersistenz >3 Monate erwägen

Operative Therapie

  • Indikation: Rockwood III (junge Betroffene <35 Jahre, überwiegende Überkopfarbeit, Sportler:innen) und Rockwood IV–VI
  • Ziel der Therapie: Reposition und stabile Retention

Vorgehen [3][16][17]

Nachbehandlung

Die Nachbehandlung sollte grundsätzlich unter Berücksichtigung der klinikinternen Standards erfolgen und immer auch an den individuellen Operations- und Heilungsverlauf angepasst werden. Für die generelle operative Nachsorge siehe auch: Nachsorge in der Orthopädie und Unfallchirurgie

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Komplikationentoggle arrow icon

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Nachsorgetoggle arrow icon

Folgende Nachbehandlungsvorschläge basieren auf den Empfehlungen der DGOU [19]. Diese Schemata der physiotherapeutischen Nachbehandlung sind jedoch an den individuellen Heilungsverlauf anzupassen und sollten grundsätzlich auch unter Berücksichtigung der klinikinternen Standards erfolgen.

Für das allgemeine postoperative stationäre Management inkl. durchzuführender ärztlicher Verlaufskontrollen sowie für Empfehlungen zur Schmerztherapie und Thromboseprophylaxe siehe: Nachsorge in der Orthopädie und Unfallchirurgie

Nachbehandlungsschema bei osteosynthetischer Versorgung

Phase 1 – Ziel: Wundheilung und Abschwellung

Phase 2 – Ziel: Passive und aktive Beweglichkeit

  • Tag 4–Woche 12 postoperativ
    • Aktiv assistierte Bewegung der Schulter unter physiotherapeutischer Anleitung
      • Flexion und Abduktion bis zu 90°
      • Rotation schmerzadaptiert
    • Keine Stützbelastung
  • Ca. 12. Woche postoperativ
    • Röntgenkontrolle
    • Metallentfernung in Abhängigkeit vom Röntgenbefund

Phase 3 – Ziel: Reintegration in den Alltag

Phase 4 – Ziel: Volle Belastbarkeit

  • Ab 15./16. Woche postoperativ: Übergang zur Trainingsstabilität
    • Funktionstraining, ggf. Rehasport und -nachsorge
  • Ab 4. Monat postoperativ
  • Ab 7. Monat postoperativ
    • Wiederaufnahme von Kontaktsport des sportartspezifischen Trainings für azyklische Sportarten, inkl. Wurf- und Ballsportarten

Nachbehandlungsschema bei Versorgung mittels Bandnaht (z.B. TightRope®-System)

Phase 1 – Ziel: Wundheilung und Abschwellung

Phase 2 – Ziel: Passive und aktive Beweglichkeit

  • Tag 3–Woche 3 postoperativ: Bewegungsstabilität
  • 3.–6. Woche postoperativ
    • Tragen des Schulter-Abduktionskissens nur in der Nacht
    • Aktiv assistierte Bewegung der Schulter bis 60° unter physiotherapeutischer Anleitung
    • Keine Stützbelastung
  • Ca. 6. Woche postoperativ
    • Röntgenkontrolle
  • 6.–8. Woche postoperativ
    • Aktiv assistierte Bewegung der Schulter bis 90° unter physiotherapeutischer Anleitung
      • Abduktion/Adduktion: 90°/0°/0°
      • Flexion/Extension: 90°/0°/0°
      • Rotation schmerzadaptiert frei
    • Keine Stützbelastung

Phase 3 – Ziel: Reintegration in den Alltag

  • 8.–12. Woche postoperativ: Komplette Bewegungsstabilität
    • Freie Beweglichkeit der Schulter in alle Richtungen
    • Muskelaufbautraining
    • Dehnungsübungen

Phase 4 – Ziel: Volle Belastbarkeit

  • 12.–16. Woche postoperativ: Belastungsstabilität
    • Individuelle Belastungssteigerung bis zur Vollbelastung
    • Stütztraining
  • Ab 16. Woche postoperativ: Übergang zur Trainingsstabilität
    • Funktionstraining, ggf. Rehasport und -nachsorge
  • Ab 4. Monat postoperativ
  • Ab 7. Monat postoperativ
    • Wiederaufnahme von Kontaktsport und sportartspezifischen Trainings für azyklische Sportarten, inkl. Wurf- und Ballsportarten
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Prognosetoggle arrow icon

  • I.d.R. gutes funktionelles Ergebnis (sowohl nach operativer als auch nach konservativer Therapie)
  • Vollbelastung der Schulter nach ca. 3–4 Monaten möglich
  • Posttraumatische AC-Gelenkarthrose in ca. 30% der operativ bzw. 50% der konservativ behandelten Fälle [13]
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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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3D-Anatomietoggle arrow icon

In Kooperation mit Effigos bieten wir dir die Möglichkeit, Anatomie auch in 3D zu erfahren. Die Inhalte sind vielfach auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend. Neben Komplettmodellen bieten wir dir auch sprach- oder textgeführte Exkurse zu einzelnen Themen. In allen Versionen hast du die Möglichkeit mit den Modellen individuell zu interagieren, z.B. durch Schneiden, Zoomen oder Aus- bzw. Einblenden bestimmter Strukturen. Eine Übersicht über alle Inhalte findest du in dem Kapitel Anatomische 3D-Modelle. Die unterschiedlichen Pakete zu den 3D-Modellen findest du im Shop.

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Exkurs

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