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Lungenkarzinom

Letzte Aktualisierung: 23.11.2023

Abstracttoggle arrow icon

Bösartige Neubildungen der Lunge bzw. des Bronchialsystems gehören bei beiden Geschlechtern weltweit zu den häufigsten Krebsneuerkrankungen und -todesursachen. Wichtigster Risikofaktor ist das Rauchen, wobei Menge und Dauer des Konsums das Krebsrisiko bestimmen. Symptome der Erkrankung sind erst bei stärkerem Tumorwachstum und damit spät zu erwarten. Insbesondere bei Rauchern sollten somit therapieresistenter Husten (später auch Hämoptysen) und Gewichtsverlust an eine Karzinomerkrankung denken lassen.

Radiologisch zeigt sich meist zunächst eine typische unscharf begrenzte Läsion im Röntgenbild der Lunge. Zur Diagnosesicherung muss je nach Lage des Tumors der Befund bronchoskopisch, durch CT-gesteuerte Punktion oder seltener offen thorakoskopisch histologisch gesichert werden. Eine Heilungsaussicht besteht allein in frühen Stadien durch operative Resektion eines oder mehrerer Lungenlappen. Mehr als zwei Drittel der Patienten sind jedoch aufgrund von Metastasierung oder einer schlechten Funktion der Lunge inoperabel. Es verbleibt nur noch eine palliative Chemotherapie und/oder Bestrahlung, die das Überleben um Monate oder wenige Jahre verlängern können. Die Prognose des Lungenkarzinoms hat sich in den letzten Jahren kaum verbessert: Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt bei Diagnosestellung circa 15%!

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Definitiontoggle arrow icon

Es werden kleinzellige von nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen unterschieden. Grundlage für diese Unterteilung ist die Zellteilungsrate, die sich in diesen beiden Subgruppen unterscheidet: Kleinzellige Lungenkarzinome haben eine deutlich höhere Zellteilungs- und damit Wachstumsrate als nicht-kleinzellige Lungenkarzinome. Dieser Unterschied hat vor allem therapeutische Konsequenzen und wirkt sich auf die Prognose aus. Histologisch betrachtet gehören zu den nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen vor allem das Plattenepithelkarzinom und das Adenokarzinom, während das kleinzellige Karzinom histologisch in die Gruppe der neuroendokrinen Tumoren fällt.

Siehe auch: Pathologie der Lungenkarzinome

Nicht-kleinzellige Lungenkarzinome

Kleinzelliges Lungenkarzinom

Epidemiologietoggle arrow icon

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

Ätiologietoggle arrow icon

Klassifikationtoggle arrow icon

TNM-Stadien für SCLC und NSCLC nach IASLC 2017

TNM-Klassifikation von SCLC und NSCLC (2017)
Kategorie Kriterium
Tis

Carcinoma in situ

T1

Größter Durchmesser <3 cm, umgeben von Lungengewebe oder viszeraler Pleura, Hauptbronchus nicht beteiligt

  • T1a(mi): Minimal invasives Adenokarzinom
  • T1a: Größter Durchmesser ≤1 cm
  • T1b: Größter Durchmesser >1 bis ≤2 cm
  • T1c: Größter Durchmesser >2 bis ≤3 cm
T2

Größter Durchmesser >3 bis ≤5 cm und/oder

T2a: Größter Durchmesser >3 bis ≤4 cm

T2b: Größter Durchmesser >4 bis ≤5 cm

T3

Größter Durchmesser >5 bis ≤7 cm und/oder

T4

Größter Durchmesser >7 cm und/oder

N1

Lymphknotenmetastase ipsilateral: Peribronchial, hilär und/oder intrapulmonal

N2

Lymphknotenmetastase ipsilateral: Mediastinal und/oder subcarinal

N3

Lymphknotenmetastase kontralateral: Mediastinal, hilär oder tief zervikal, und/oder

Lymphknotenmetastase ipsilateral: Tief zervikal und/oder supraklavikulär

M1

Fernmetastasen

  • M1a: Separater Tumorknoten in einem kontralateralen Lungenlappen, Pleura mit knotigem Befall, maligner Pleuraerguss, maligner Perikarderguss
  • M1b: Isolierte Fernmetastase in einem extrathorakalen Organ
  • M1c: Mehrere Fernmetastasen (>1) in einem oder mehreren Organen

Symptome/Kliniktoggle arrow icon

Symptome

Meist treten Symptome erst in fortgeschrittenem Tumorstadium auf.

Metastasierung

Paraneoplastische Syndrome bei Lungenkarzinom

Paraneoplastische Syndrome sind besonders häufig beim kleinzelligen Lungenkarzinom zu beobachten. Die Zellen des kleinzelligen Lungenkarzinoms entstammen nämlich dem diffusen neuroendokrinen System (DNES) und können Hormone produzieren.

Verlaufs- und Sonderformentoggle arrow icon

Pancoast-Tumor

Bronchioloalveoläres Karzinom (veraltet: Alveolarzellkarzinom)

  • Heute verstärkt als „minimal invasives Adenokarzinom“ oder „Adenokarzinom in situ“ bezeichnet
  • Pathologie
    • Adenokarzinom
    • Ausbreitung „tapetenartig“ entlang der Alveolar- und Bronchialwände
    • Nicht oder kaum invasiv!
    • Langsam wachsend
  • Radiologischer Befund: Solitärer Rundherd oder Befund ähnlich einer chronischen Pneumonie
  • Therapie: Nach Möglichkeit OP, alternativ Kombinationschemotherapie
  • Prognose: Gut

Lymphangiosis carcinomatosa

  • Strangförmige Ausbreitung von Tumorzellen entlang der Lymphbahnen
  • Radiologisch streifig-retikuläre Zeichnung

Stadientoggle arrow icon

Stadieneinteilung des Lungenkarzinoms nach UICC8

Stadieneinteilung des Lungenkarzinoms nach UICC8
TNM
Stadium 0

Tis (Carcinoma in situ)

Stadium I

Geringe Tumorausbreitung

  • IA: T1, N0
  • IB: T2, N0
Stadium II

Tumorausbreitung auf Lunge begrenzt

  • IIA: T2b, N0
  • IIB: T1–T2, N1 oder T3, N0
Stadium III

Tumorausbreitung über Lunge hinaus, aber noch auf den Hemithorax beschränkt

  • IIIA: T1–T2, N2 oder T3, N1 oder T4, N0–N1

Tumorausbreitung über Lunge hinaus und nicht mehr auf den Hemithorax beschränkt

  • IIIB: T1–T2, N3 oder T3–T4, N2
  • IIIC: T3–T4, N3
Stadium IV

Fernmetastasierung bzw. Tumorausbreitung über Lunge hinaus (jedes M+ unabhängig von N)

  • IVA: Einzelne Fernmetastase
  • IVB: Mehrere Fernmetastasen

Sobald ein zweiter Tumor im kontralateralen Lungenflügel oder eine Fernmetastasierung besteht, liegt ein Stadium IV vor!

Alternative Einteilung des SCLC

Heute ist insb. die differenziertere Klassifikation nach UICC/TNM entscheidend. Die gröbere Aufteilung in „Very Limited“, „Limited“ und „Extensive Disease“ basiert vor allem auf der Frage nach Durchführbarkeit einer Strahlentherapie, die von der lokalen Ausdehnung des Tumors bzw. dem Vorhandensein von Metastasen abhängig ist.

Alternative Einteilung des SCLC
Stadium Zuordnung TNM und Befundsituation Prozentuale Verteilung

Very Limited Disease (VLD)

  • T1–T2, N0–N1
  • Weitere definierende Ausbreitungsmerkmale
    • Lediglich ipsilateraler hilärer Lymphknotenbefall
    • Maximal partielle Atelektasenbildung
    • Bei kleinem Pleuraerguss (Winkelerguss) kein Nachweis maligner Zellen
  • Ca. 5%

Limited Disease (LD)

  • Ca. 20%

Extensive Disease (ED)

  • M1 (jedes T, jedes N)
  • Weitere definierende Ausbreitungsmerkmale
  • Ca. 75%

Ausführliche Darstellung der UICC8-Stadientoggle arrow icon

Stadieneinteilung des Lungenkarzinoms nach IASLC /UICC8 (Seit 1.1.2017 gültig)

Stadieneinteilung des Lungenkarzinoms nach IASLC
Stadien nach UICC 8 Stadien nach IASLC TNM-Klassifikation
Stadium 0 Tis (Carcinoma in situ)

Stadium I

Geringe Tumorausbreitung

IA

Tumorgröße bis max. 3 cm

Keine Lymphknotenmetastasen

T1

N0

IB

Tumorgröße >3 bis max. 4 cm

Keine Lymphknotenmetastasen

T2a

N0

Stadium II

Tumorausbreitung begrenzt auf Lunge

IIA

Tumorgröße >4 bis max. 5 cm

Keine Lymphknotenmetastasen

T2b

N0

IIB

Tumorgröße bis max 5 cm

Ipsilaterale Lymphknotenmetastasen peribronchial, hilär und/oder intrapulmonal

T1–T2

N1

Tumorgröße bis max. 7 cm

Infiltration umliegender Strukturen

Oder zusätzlicher Tumorknoten im selben Lungenlappen

Keine Lymphknotenmetastasen

T3

N0

Stadium III

Tumorausbreitung über Lunge hinaus

IIIA

Tumorausbreitung über Lunge hinaus, aber noch auf den Hemithorax beschränkt.

Also Tumorgröße bis max. 5 cm

Lymphknotenmetastase ipsilateral: mediastinal und/oder subcarinal

T1–T2

N2

Tumorgröße bis max. 7 cm

Infiltration umliegender Strukturen

Oder zusätzlicher Tumorknoten im selben Lungenlappen.

Ipsilaterale Lymphknotenmetastasen peribronchial, hilär und/oder intrapulmonal

T3

N1

Tumorgröße über 7 cm

Oder mit direkter Infiltration von umliegenden Organen

Oder zusätzlicher Tumorknoten in einem anderen, ipsilateralen Lungenlappen

Keine oder Ipsilaterale Lymphknotenmetastasen peribronchial, hilär und/oder intrapulmonal

T4

N0–N1

IIIB–IIIC

Tumorausbreitung über Lunge hinaus und nicht mehr auf den Hemithorax beschränkt.

IIIB

Tumorgröße bis max. 5 cm

Lymphknotenmetastasen kontralateral: Mediastinal, hilär oder tief zervikal bzw. Lymphknotenmetastasen ipsilateral: Tief zervikal und/oder supraklavikulär

T1–T2

N3

Jegliche Tumorgröße und Infiltration umliegender Strukturen

Lymphknotenmetastasen ipsilateral: Mediastinal und/oder subcarinal

T3–T4

N2

IIIC

Jegliche Tumorgröße und Infiltration umliegender Strukturen

Lymphknotenmetastase kontralateral: Mediastinal, hilär oder tief zervikal bzw. Lymphknotenmetastase ipsilateral: Tief zervikal und/oder supraklavikulär

T3–T4

N3

Stadium IV

(Fern‑)Metastasierung

IVA
Einzelne Fernmetastasen

Unabhängig von Tumorgröße und Lymphknotenmetastasen:

Separater Tumorknoten in einem kontralateralen Lungenlappen, Pleura mit knotigem Befall, maligner Pleuraerguss, maligner Perikarderguss

Isolierte Fernmetastase in einem extrathorakalen Organ

Jedes T

Jedes N

M1a–M1b

IVB

Mehrere Fernmetastasen

Unabhängig von Tumorgröße und Lymphknotenmetastasen:

Mehrere Fernmetastasen (>1) in einem oder mehreren Organen

Jedes T

Jedes N

M1c

Subklassifikation des Stadiums IIIA N2 bei NSCLC (nach Robinson)

Subklassifikation des Stadiums IIIA N2 bei NSCLC (nach Robinson)
Subklasse Beschreibung

Stadium IIIA, N2

  • IIIA1
  • Inzidentelle Lymphknotenmetastasen nach postoperativer Aufarbeitung im Präparat
  • IIIA2
  • Intraoperativer Nachweis von Lymphknotenmetastasen in einer Lymphknotenstation
  • IIIA3
  • Präoperativer Nachweis von Lymphknotenmetastasen in einer oder mehreren Lymphknotenstationen (PET, Mediastinoskopie, Biopsie)
  • Klinisch weitere Unterteilung in
    • IIIA3u für unilevel
    • IIIA3m für multilevel
  • IIIA4
  • Ausgedehnte („Bulky“) oder fixierte N2-Metastasen oder
  • Metastasen in mehreren Lymphknotenstationen (mediastinale Lymphknoten >2–3 cm) mit extrakapsulärer Infiltration
  • Befall mehrerer N2-Lymphknotenpositionen
  • Gruppen multipler befallener, kleinerer (1–2 cm) Lymphknoten

Diagnostiktoggle arrow icon

Körperliche Untersuchung und Blutuntersuchung

Tumormarker haben für die Diagnostik des Lungenkarzinoms keine und für die Verlaufsbeurteilung auch nur eine begrenzte Bedeutung!

Bildgebende Untersuchungen

  • Basisdiagnostik: Röntgenthorax
  • Weitere Bildgebung
  • Merkmale karzinomverdächtiger Befunde: Insb. bei Patienten >40 Jahre mit ausgeprägter Rauchanamnese besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit für Malignität
    • Unscharf begrenzt
    • Ohne Verkalkung
    • Spicula: Tumorausläufer, die vom Rand aus in das Lungenparenchym einstrahlen
    • Größenzunahme im Vergleich zu einer Voraufnahme

Jeder Lungenrundherd bei einem Patienten >40 Jahre gilt bis zum Beweis des Gegenteils als Lungenkarzinom!

Es soll kein CT-Screening für Lungenkrebs bei Patienten mit einem niedrigen Risiko durchgeführt werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Pneumologie)

Sicherung der Diagnose: Bioptisch-histologische Untersuchung

Bei Verdacht auf Lungenkarzinom in der Bildgebung ist für die definitive Diagnose der bioptische Beweis obligat und für die Therapieentscheidung essenziell.

  • Bronchoskopie mit transbronchialer Biopsie: Bei zentraler Raumforderung bzw. mediastinalen Lymphknoten
  • Transthorakale, CT-gesteuerte Biopsie: Bei peripheren Raumforderungen
  • Thorakoskopie bzw. Mediastinoskopie: Bei unzureichender Sicherung bzw. Fragestellung nach genauer intrathorakaler Ausbreitung

Staging bei Lungenkarzinom (Ausbreitungsdiagnostik)

Molekulare Diagnostik bei NSCLC [7][8][9]

  • Indikation: Insb. in der palliativen Therapie des multipel metastasierten Stadiums IVB des NSCLC
  • Zielgruppe:
    • Bei allen nicht-plattenepithelialen NSCLC, unabhängig von Raucheranamnese
    • Bei Nichtrauchern oder Wenigrauchern und plattenepithelialen NSCLC
  • Molekulare bzw. immunologische Therapie-Targets: Neue Chemo-/Immunotherapeutika sind vor allem bei NSCLC vermehrt in klinischer Prüfung oder bereits zugelassen

Diagnostik vor thoraxchirurgischem Eingriff

Scrollbares CTtoggle arrow icon

Pathologietoggle arrow icon

Histologische Typen nach WHO

Histologisch erfolgt die Einteilung der Lungenkarzinome anhand der Morphologie und der Immunhistochemie. Dabei können zusammenfassend die folgenden Entitäten unterschieden werden.

Plattenepithelkarzinom der Lunge

Adenokarzinom [9][9][11]

Großzelliges Karzinom [12]

  • Erläuterung: Mithilfe der neuen immunhistochemischen Färbungen lassen sich viele der vormals als „großzellig, ohne weitere Spezifikation“ (NOS) eingeteilten Tumore nun entweder den Adenokarzinomen, den Plattenepithelkarzinomen oder den neuroendokrinen Karzinomen zuordnen
  • Begriffserklärung
    • Großzelliges Karzinom: Wird nur bei Untersuchung ganzer Tumorresektate (nicht für Biopsien oder Zytologien) vergeben, die keine weitere immunhistochemische Zugehörigkeit aufweisen
    • NSCC NOS (non other specified): Wird für Tumoren verwendet, bei denen Biopsie- und Zytologiematerial keine Zuordnung zu einem anderen Subtyp zulassen

Neuroendokrine Tumoren

Die neuroendokrinen Tumoren der Lunge gehen von den neuroendokrinen Zellen der Bronchialmukosa aus. Folgende Subtypen werden dabei unterschieden.

Zum Vergleich: Normalbefunde

Immunhistochemische Marker

Therapietoggle arrow icon

  • Komplexe Behandlungsoptionen: Umfangreiche Leitlinien (siehe: Quellen bzw. Tipps & Links) und insb. die Behandlung vieler Patienten in Studien erschweren die Übersicht
  • Grundsätze der Therapie
    • Interdisziplinäre Tumorkonferenz: Besprechung der Befunde, ggf. mit Konsensbildung bezüglich erforderlicher weiterer Diagnostik und Therapieauswahl
    • Studieneinschluß prüfen: Bei vielen Formen des Lungenkarzinoms laufen Studien, in die geeignete Patienten eingeschlossen werden können. Es bestehen regionale und überregionale Studienkoordinationszentren, bspw. im Kölner Raum die „Lung Cancer Group Cologne“ (siehe: Tipps & Links). Patienten können, insb. wenn individualisierte Therapiekonzepte infrage kommen, von einer Vorstellung in Studienzentren profitieren.
    • Bei NSCLC: Kurative Therapiekonzepte umfassen in frühen Stadien die Operation, ggf. adjuvante Chemotherapie und Strahlentherapie
    • Bei SCLC: Nur in sehr begrenzten Stadien („Very Limited“) kommt eine Operation infrage, im Stadium der „Limited Disease“ kann eine kombinierte Radiochemotherapie erfolgen, in höheren Stadien ist eine Chemotherapie mit multiplen Zytostatika als palliative Therapie möglich.
    • Therapieaggressivität und Allgemeinzustand: Aggressive Therapieoptionen, insb. bei Diagnose in späten Stadien und bei Rezidiven nach Erstlinientherapie erfordern einen ausreichend guten Allgemeinzustand des Patienten – ambitionierte Konzepte sind i.d.R. bis ECOG 2 möglich.
    • Frühe Anbindung an Palliativmedizin: Auch wenn es in fortgeschrittenen Stadien häufig noch Therapiemöglichkeiten gibt, verbleibt den Patienten im Fall eines Scheiterns der Therapien oder eines Progresses nach erstem Ansprechen häufig sehr wenig Lebenszeit, die dann nicht mit der Organisation der Versorgung verbracht werden muss.

Therapie des NSCLC

Therapie des NSCLC
Tumorstadium Therapieansatz Maßnahmen

Alle Stadien bis IIIA3

Ab Stadium IIIA4
Pancoast-Tumoren bis Stadium IIIB
  • Neoadjuvante Radiochemotherapie (Kombination aus simultaner Radiatio und Kombinationschemotherapie), dann OP

Therapie des SCLC

Therapie des SCLC
Tumorstadium Therapieansatz Maßnahmen
Very Limited Disease (5%)
  • OP + adjuvante Chemotherapie + prophylaktische Schädelbestrahlung
  • Alternativ: Simultane Radiochemotherapie + prophylaktische Schädelbestrahlung
Limited Disease (20%)
  • Simultane Radiochemotherapie
  • Prophylaktische Schädelbestrahlung
Extensive Disease (75%)

Das kleinzellige Lungenkarzinom wächst rasant, spricht aber initial gut auf eine Chemotherapie an. Es kann nur in Ausnahmefällen operiert und damit geheilt werden. Bei Inoperabilität sollte die Indikation einer palliativen Chemotherapie gegenüber „Best Supportive Care“ kritisch abgewogen und mit dem Patienten besprochen werden!

Operative Therapietoggle arrow icon

Die Lobektomie (ggf. Bilobektomie, Pneumonektomie) inkl. systematischer, mediastinaler Lymphknotendissektion ist die Therapie der Wahl und Hauptmodalität bei kurativem Therapieansatz.

Medikamentöse Therapie und Strahlentherapietoggle arrow icon

Medikamentöse Therapie des NSCLC [13]

Medikamentöse Therapie des NSCLC im Stadium IV – Abhängig von Treibermutationen

Die individuelle Therapieentscheidung hängt von der pathologisch nachgewiesenen Tumorentität und der Expression von möglichen Targets ab.

Medikamentöse Therapie des NSCLC im Stadium IV
Tumorentität Erstlinientherapie Zweitlinientherapie
Nicht-Plattenepithelkarzinom ohne Treibermutation

Erhaltungstherapie: Weiterführen der begonnenen Bevacizumab-Therapie, bei Adenokarzinomen weiterführen der Pemetrexed-Therapie

Mehrere Optionen

Mögliche Erhaltungstherapie: Nintedanib bzw. Ramucirumab als Monotherapie

Plattenepithelkarzinom ohne Treibermutation

Erhaltungstherapie: Fortsetzung einer begonnenen Necitumumab-Therapie

Mehrere Optionen, sofern keine EGFR-Expression immunhistochemisch vorliegt

Alle NSCLC mit Treibermutation

Medikamentöse Therapie des SCLC

  • Indikation
    • Bei Extensive Disease (bzw. Stadium IV): Als palliative Chemotherapie, i.d.R. 4–6 Zyklen
    • Bei Limited Disease: Als definitive simultane Radiochemotherapie (s.u.)
    • Bei Very Limited Disease: Als adjuvante Chemotherapie nach primärer Operation
  • Therapieschemata: Bei „fitten“ Patienten (ECOG 0–1): Kombinationstherapie mit Cisplatin und Etoposid; die Remissionsraten betragen ca. 70%
    • Modifikationen: Weniger „fitten“ Patienten (ECOG 2) können dosisreduzierte Regime mit Carboplatin + Etoposid bzw. Carboplatin + Paclitaxel angeboten werden
    • Alternativen: Nicht-platinbasierte Regime sind i.d.R. anthrazyklinhaltig
    • Erhaltungstherapie: Beim SCLC nicht vorgesehen
    • Rezidivtherapie: Topotecan-Monotherapie als Standard, bei Spätrezidiv nach >6 Monaten ist bei „fitten“ Patienten (ECOG 0–1) auch eine Kombinationstherapie wie in der ersten Linie möglich
    • Ansätze für Targeted Therapies: Geprüft werden die PD-1-Antikörper Nivolumab und Pembrolizumab sowie der Antikörper Rovalpituzumab-Tesirine (RovaT®); eine abschließende Beurteilung steht aus.

Strahlentherapie der Lungenkarzinome

Supportive Therapietoggle arrow icon

Komplikationentoggle arrow icon

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Prognosetoggle arrow icon

5-Jahres-Überlebensraten bei NSCLC [4]

5-Jahres-Überlebensraten bei NSCLC
Stadium 5-Jahres-Überlebensrate
IA
  • 75–80%
IB
  • 55–60%
IIA
  • 45–55%
IIB
  • 35–45%
IIIA
  • 15–40%
IIIB
  • 5–10%
IV

5-Jahres-Überlebensraten bei SCLC [5]

5-Jahres-Überlebensraten bei SCLC
Stadium 5-Jahres-Überlebensrate
VLD
  • N0: 50–70%
  • N1: 35–40%
LD
  • 20–30%
ED
  • 5-Jahres Überleben nur in Einzelfällen
  • 2-Jahres-Überlebensrate 5–10%

Präventiontoggle arrow icon

Vorbeugung

  • Nichtrauchen bzw. Rauchstopp, Vermeiden von Passivrauchen
  • Berufliche Exposition gegenüber Risikofaktoren vermeiden (Arbeitsschutz!)
  • Körperliche Aktivität
  • Siehe auch: Raucherentwöhnung

Screening

Es gibt zwar zahlreiche Studien zu verschiedenen Screening-Methoden (Sputumzytologie, Röntgenaufnahmen des Thorax und Low-Dose-CT), jedoch konnte das Überleben von Patienten mit Bronchialkarzinomen bisher trotzdem nicht verbessert werden. Es zeigte sich bspw. bei der CT-Untersuchung eine sehr hohe Rate an falsch-positiven Ergebnissen, die weitere invasive Diagnostik (Biopsie) erforderten, um dann als gutartige Befunde gewertet zu werden. Bisher werden deshalb in Deutschland keine flächendeckenden Vorsorgeuntersuchungen/Screenings empfohlen. Es ist aber durchaus denkbar, dass bei besserer Identifizierung von Hochrisikogruppen zukünftig ein Screening durchgeführt wird.

Studientelegramme zum Thematoggle arrow icon

  • One-Minute Telegram (aus unserer englischsprachigen Redaktion)

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In Kooperation mit Meditricks bieten wir dir durchdachte Merkhilfen zum Einprägen relevanter Fakten, dies sind animierte Videos und Erkundungsbilder. Die Inhalte sind vielfach auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend. Viele Meditricks gibt es in Lang- und Kurzfassung, oder mit Basis- und Expertenwissen, Quiz und Kurzwiederholung. Eine Übersicht über alle Inhalte findest du in dem Kapitel Meditricks. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – welche, siehst du im Shop.

Lungen-CA Teil 1/3

Lungen-CA Teil 2/3

Lungen-CA Teil 3/3

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. n.a.:Zulassung für PD-L1-Antikörper: Secondline bei NSCLCIn: Dt. Ärzteblatt, Supplement: Perspektiven der Onkologie. .
  2. GLOBOCAN 2012: Estimated Cancer Incidence, Mortality and Prevalence 2012.. Abgerufen am: 15. Januar 2018.
  3. Sterbefälle (absolut, Sterbeziffer, Ränge, Anteile) für die 10/20/50/100 häufigsten Todesursachen (ab 1998). Gliederungsmerkmale: Jahre, Region, Alter, Geschlecht, ICD-10.. Abgerufen am: 15. Januar 2018.
  4. Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland 2016.Stand: 29. November 2016. Abgerufen am: 12. Oktober 2017.
  5. Leitlinie Lungenkarzinom, nicht-kleinzellig (NSCLC).Stand: 1. April 2017. Abgerufen am: 12. Oktober 2017.
  6. Leitlinie Lungenkarzinom, kleinzellig (SCLC).Stand: 1. April 2017. Abgerufen am: 12. Oktober 2017.
  7. Hammerschmidt, Wirtz:Lungenkarzinom – Aktuelle Diagnostik und TherapieIn: Deutsches Ärzteblatt. Band: 106, Nummer: 49, 2009, doi: 10.3238/arztebl.2009.0809 . | Open in Read by QxMD p. 809-20.
  8. Lungenkarzinom-Diagnostik.. Abgerufen am: 27. Oktober 2017.
  9. Treibermutationen.Stand: 24. Oktober 2017. Abgerufen am: 27. Oktober 2017.
  10. Lungenkarzinom.Stand: 24. Oktober 2017. Abgerufen am: 27. Oktober 2017.
  11. Siegmund-Schultze:Lungenkrebs: vor Therapie auf EGFR-Mutation testenIn: Deutsches Ärzteblatt. Band: 108, Nummer: 23, 2011, .
  12. Lungenkarzinom - Aktuelle histologische Klassifikation.. Abgerufen am: 27. Oktober 2017.
  13. Travis et al.:The 2015 World Health Organization Classification of Lung Tumors - Impact of Genetic, Clinical and Radiologic Advances Since the 2004 ClassificationIn: Journal of Thoracic Oncology. Band: 10, Nummer: 9, 2015, doi: 10.1097/jto.0000000000000630 . | Open in Read by QxMD p. 1243-1260.
  14. Dietel et al.: Harrisons Innere Medizin (2 Bände). 16. Auflage ABW Wissenschaftsverlagsgesellschaft 2005, ISBN: 978-3-936-07229-7.
  15. Matthys, Seeger: Klinische Pneumologie. Springer 2008, ISBN: 978-3-540-37682-8.
  16. S3-Leitlinie Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms.Stand: 1. Februar 2018. Abgerufen am: 19. März 2018.
  17. Böcker et al.: Pathologie. 4. Auflage Urban & Fischer 2008, ISBN: 978-3-437-42382-6.
  18. Preiß et al.: Taschenbuch Onkologie - Interdisziplinäre Empfehlungen zur Therapie 2016/17. W. Zuckschwerdt 2016, ISBN: 978-3-863-71203-7.
  19. Travis et al.:International association for the study of lung cancer/american thoracic society/european respiratory society international multidisciplinary classification of lung adenocarcinomaIn: Journal of Thoracic Oncology. Band: 6, Nummer: 2, 2011, doi: 10.1097/JTO.0b013e318206a221 . | Open in Read by QxMD p. 244-85.
  20. Hien: Praktische Pneumologie. 2. Auflage Springer 2011, ISBN: 978-3-642-10209-7.
  21. Petersen:Morphologische und molekulare Diagnostik des LungenkarzinomsIn: Deutsches Ärzteblatt. 2011, doi: 10.3238/arztebl.2011.0525 . | Open in Read by QxMD.

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