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Kolonpolypen

Letzte Aktualisierung: 8.11.2023

Abstracttoggle arrow icon

Bei etwa einem Drittel aller über 60-jährigen Menschen lassen sich Schleimhautvorwölbungen im Bereich des Kolons finden - unabhängig von der Ätiologie werden diese als "Polypen" bezeichnet. Es werden je nach Genese nicht-neoplastische (bspw. entzündliche oder hamartöse) von neoplastischen Polypen (bspw. Adenome, Karzinome) unterschieden. Mit Abstand am häufigsten (70%) lassen sich Adenome nachweisen, bei denen die Wahrscheinlichkeit einer malignen Entartung (Adenom-Karzinom-Sequenz) vom Wachstumsverhalten abhängt: Das Vorliegen villöser Adenome sowie Größe (>1cm) und Anzahl der Wucherungen erhöhen das Entartungsrisiko. Aufgrund der makroskopisch nicht eindeutig beurteilbaren Dignität sollten Adenome grundsätzlich endoskopisch oder bei größeren Befunden auch operativ entfernt werden.

Zusätzlich finden sich in dieser Lernkarte vererbliche Krankheiten mit multiplen Polypen, bspw. die familiäre adenomatöse Polyposis (FAP) und das Peutz-Jeghers-Syndrom. Da einige dieser Erkrankungen mit einem massiv erhöhten Risiko für die Entwicklung eines Karzinoms (Lebenszeitrisiko für die Entwicklung eines Kolonkarzinoms bei FAP: 100%) einhergehen, ist eine engmaschige Überwachung und in manchen Fällen sogar die prophylaktische Proktokolektomie empfohlen.

Definitiontoggle arrow icon

  • Jede unklare Schleimhautvorwölbung in das Lumen des Kolons

Epidemiologietoggle arrow icon

  • Bei ca. 30% der Menschen >60 Jahren
  • Kolorektale Polypen sind zu 70% Adenome

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

Ätiologietoggle arrow icon

  • Neoplastisch
  • Nicht-neoplastisch
    • Bspw. hamartöser oder entzündlicher Polyp

Klassifikationtoggle arrow icon

Histologische Unterteilung der Kolonpolypen

Häufigkeit der Adenome (tubulär>tubulovillös>villös) Entartungsrisiko (villös>tubulovillös>tubulär) Charakteristika
Tubuläres Adenom
  • Ca. 60-65%
  • Ca. 4%
  • Drüsig-schlauchförmige Wucherungen, die sich makroskopisch häufig als gestielte Tumoren präsentieren
Tubulovillöses Adenom
  • Ca. 20-25%
  • Ca. 10%
  • Mischform
Villöses Adenom
  • Ca. 5-10%
  • Ca. 50%
  • Breitflächige, feinzottige Oberfläche, mutet makroskopisch wie ein Rasen an

Das villöse Adenom ist zwar seltener als das tubuläre Adenom, hat aber ein deutlich höheres Entartungsrisiko!

"Je villöser desto böser!"

  • Entzündlicher Polyp
    • Benigne Schleimhautveränderung
    • Auftreten bspw. bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
  • Hyperplastischer Polyp
    • Benigne Schleimhautveränderung mit unterschiedlichem neoplastischen Risiko
    • Sägezahnartige Oberfläche (Serratierung)
    • Meist kleine, sessile Läsionen unter 5mm im Rektum
  • Sessiles serratiertes Adenom
    • Ähnliche Morphologie wie hyperplastischer Polyp, hohes Entartungsrisiko
    • Typischerweise größer als 5mm, Lokalisation meist im rechtsseitigen Kolon
    • Kann direkt in Adenokarzinom übergehen
  • Hamartom
    • Atypische Ausdifferenzierung von Keimmaterial
    • Angeboren, evtl. Syndrom-assoziiert

Symptome/Kliniktoggle arrow icon

Verlaufs- und Sonderformentoggle arrow icon

Sonderformen: Hereditäre gastrointestinale Polyposis-Syndrome

Vorwiegend adenomatös

Familiäre adenomatöse Polyposis (FAP)

MUTYH-assoziierte Polyposis

Vorwiegend hamartomatös

Peutz-Jeghers-Syndrom

Familiäre juvenile Polyposis

Cowden-Syndrom

Diagnostiktoggle arrow icon

Nachweis eines Adenoms → Absuchen des gesamten Kolons!

Therapietoggle arrow icon

Präventiontoggle arrow icon

Zur Nachsorge: Siehe Darmkrebsvorsorge

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

  • K63.-: Sonstige Krankheiten des Darmes
    • K63.5: Polyp des Kolons
      • Hyperplastischer Polyp
      • Polyp o.n.A.
      • Exklusive: Adenomatöser Polyp des Kolons (D12.6); Polyposis coli (D12.6)

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Siegenthaler, Blum: Klinische Pathophysiologie. 9. Auflage Thieme 2006, ISBN: 978-3-134-49608-6.
  2. Aretz:Differenzialdiagnostik und Früherkennung hereditärer gastrointestinaler Polyposis-SyndromeIn: Deutsches Ärzteblatt Online. Band: 107, Nummer: 10, 2010, doi: 10.3238/arztebl.2010.0163 . | Open in Read by QxMD p. 163-73.
  3. Koop: Gastroenterologie compact. 3. Auflage Thieme 2013, ISBN: 978-3-131-26313-1.
  4. S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom.Stand: 14. Juni 2013. Abgerufen am: 17. Oktober 2017.

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