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Halluzinogene (Intoxikation und Abhängigkeit)

Letzte Aktualisierung: 21.11.2023

Abstracttoggle arrow icon

Unter den Halluzinogenen werden psychotrope Substanzen unterschiedlicher Stoffgruppen zusammengefasst, deren Hauptwirkung das Auslösen von Halluzinationen ist. Lysergsäurediethylamid (LSD) und halluzinogene Pilze stellen die am häufigsten konsumierten Halluzinogene dar. Während der durch sie ausgelösten Intoxikationspsychosen sind mehrstündige panikartige Zustände mit einem Verlust der Ich-Kontrolle, ängstigenden Halluzinationen und paranoiden Wahninhalten möglich. Postakut können halluzinogeninduzierte Psychosen oder Flashback-Phänomene auftreten.

Epidemiologietoggle arrow icon

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

Wirkstoffe und Wirkmechanismustoggle arrow icon

  • Wirkstoffe
  • Wirkmechanismus
    • Je nach Substanz unterschiedlich, da es sich um chemisch sehr unterschiedliche Strukturen handelt
    • LSD: Partialagonist am Serotoninrezeptor 5HT2A und am D2-Rezeptor
    • Viele Halluzinogene besitzen auch cholinerge, GABAerge und opioiderge Wirkungen

Wirkungen und Nebenwirkungentoggle arrow icon

Wirkungen

Nebenwirkungen [1]

Akut

  • Intoxikationspsychose (sog. „Bad Trips“/„Horror-Trips“): Mehrstündiger Verlust der Ich-Kontrolle mit panikartigen Zuständen, ängstigenden Halluzinationen und paranoiden Wahninhalten
    • Therapie
      • Beruhigende Ansprache, Reizabschirmung
      • Monitoring von Vitalzeichen
      • Wenn Beruhigung nicht anders möglich, ggf. intermittierende Gabe eines Benzodiazepins
      • Antipsychotika sind kontraindiziert und können die Symptomatik sogar verschlimmern!
  • Weitere akute Nebenwirkungen: Je nach Wirkstoff vegetative Wirkungen wie Hypertonie und Tachykardie oder Entwicklung eines anticholinergen Delirs

Postakut

  • Halluzinogeninduzierte Psychose: Schizophrenieähnliche über Wochen oder Monate anhaltende Psychose nach Konsum von Halluzinogenen [2]
  • Flashback-Phänomene [3][4]
    • Charakteristika
      • Intermittierendes Wiederauftreten insb. optischer Halluzinationen nach einem drogenfreien Intervall (bis zu Wochen, Monaten oder Jahren nach letztem Halluzinogenkonsum)
      • Entsprechen in ihrer Form den Wahrnehmungsveränderungen vergangener Halluzinogenintoxikationen
      • I.d.R. wenige Sekunden anhaltend
      • Keine wahnhafte Interpretation der Halluzinationen → Realitätsbezug erhalten
    • Medikamentöse Therapie bei starkem Leidensdruck [1][3][4]

Abhängigkeit und Entzugtoggle arrow icon

  • Psychische und körperliche Abhängigkeitsentwicklung untypisch
  • Suchtspezifische Mitbehandlung eher im Rahmen psychischer Grunderkrankungen

Rechtsmedizinischer Nachweistoggle arrow icon

  • LSD
    • Im Blut: Ca. 12 h
    • Im Urin: Bis 5 Tage

Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

LSD

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

F16.-: Psychische und Verhaltensstörungen durch Halluzinogene

T40.-: Vergiftung durch Betäubungsmittel und Psychodysleptika [Halluzinogene]

  • Exklusive: Intoxikation im Sinne von Rausch (F10-F19)
  • T40.8: Lysergid [LSD]
  • T40.9: Sonstige und nicht näher bezeichnete Psychodysleptika [Halluzinogene]

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Batra, Bilke-Hentsch: Praxisbuch Sucht. Thieme 2016, ISBN: 978-3-131-49202-9.
  2. Blanchard et al.:Substance use disorders in schizophrenia: review, integration, and a proposed model.In: Clinical psychology review. Band: 20, Nummer: 2, 2000, p. 207-34.
  3. Martinotti et al.:Hallucinogen Persisting Perception Disorder: Etiology, Clinical Features, and Therapeutic PerspectivesIn: Brain Sciences. Band: 8, Nummer: 3, 2018, doi: 10.3390/brainsci8030047 . | Open in Read by QxMD p. 47.
  4. Hermle et al.:Halluzinogen-induzierte Persistierende Wahrnehmungsstörung (HPPD) und Flashback-Phänomene – Differenzialdiagnose und ErklärungsmodelleIn: Fortschritte der Neurologie · Psychiatrie. Band: 83, Nummer: 09, 2015, doi: 10.1055/s-0035-1553717 . | Open in Read by QxMD p. 506-515.

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