Abstract
Bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) kommt es nach Infektion mit dem FSME-Virus über einen Zeckenstich zunächst zu grippeähnlichen Symptomen und im Verlauf zu neurologischen Ausfällen. Zu Beginn der Erkrankung erfolgt der direkte Virusnachweis mittels PCR, im Verlauf kann ein Antikörpernachweis wegweisend sein. Eine kausale Therapie existiert nicht; neben der Expositionsprophylaxe zur Vermeidung von Zeckenstichen wird vor Reisen in entsprechende Risikogebiete eine Impfung empfohlen.
Ätiologie
- Erreger: Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus (FSME-Virus), Gattung: Flavivirus
- Infektionsweg
- Zecke (Ixodes ricinus) ist Vektor für FSME-Virus, Übertragung durch Zeckenstich
- Saisonalität: April bis November (insb. Juni/Juli und September/Oktober) in bestimmten Risikogebieten (vor allem Süddeutschland)
- Risikogebiete in Deutschland [1]
- Baden-Württemberg
- Bayern
- Hessen (Landkreis Odenwald, Bergstraße, Darmstadt-Dieburg, Groß Gerau, Offenbach, Main-Kinzig-Kreis, Marburg-Biedenkopf, Stadtkreis Darmstadt)
- Niedersachsen (Landkreis Emsland)
- Rheinland-Pfalz (Landkreis Birkenfeld)
- Saarland (Landkreis Saar-Pfalz-Kreis)
- Sachsen (Landkreis Vogtlandkreis, Erzgebirgskreis, Bautzen, Zwickau, Sächsische Schweiz-Osterzgebirge)
- Thüringen (Landkreis Jena, Gera, Saale-Holzland-Kreis, Saale-Orla-Kreis, Saalfeld-Rudolstadt, Hildburghausen, Sonneberg, Greiz, Ilm-Kreis, Suhl)
Symptome/Klinik
- Inkubationszeit: 7–14(–28) Tage [2]
- Bei bis zu 90% der Infizierten asymptomatischer Verlauf
- Bei etwa 10% der Infizierten biphasischer Verlauf
- Grippeähnliche Symptome
- (Nach fieberfreiem Intervall) Temperaturanstieg und Zeichen einer
- Isolierten Meningitis
- Meningoenzephalitis oder
- Meningoenzephalomyelitis
- Bei Kindern i.d.R. mildere Verläufe
Diagnostik
- Allgemein: Klinik und Zeckenstich-Anamnese
- Labordiagnostik
- 1. Krankheitsphase: Direkter Erregernachweis im Blut mittels PCR
- Ab 2. Krankheitsphase
- FSME-Virus-spezifischer Antikörper-Nachweis (IgM- und IgG‑) in Serum oder Liquor
- oder Antikörperanstieg zwischen 2 Proben (im Abstand von 2–4 Wochen) mittels ELISA oder Immunfluoreszenz
Auch FSME-Impfungen können zu erhöhten FSME-IgM-Antikörpertitern führen.
Therapie
-
Symptomatisch: Analgetika/Antipyretika mit Ibuprofen oder Paracetamol
- Siehe auch: Medikamentöse Antipyrese bei Kindern
- Passive Immunisierung mit Immunglobulinen prinzipiell post-expositionell möglich (wird in Deutschland aber nicht mehr durchgeführt)
Prognose
- Prognose abhängig vom Verlauf [3]
- Isolierte Meningitis: Meist folgenlose Ausheilung
- Meningoenzephalitis: Ca. 20% Defektheilung
- Meningoenzephalomyelitis: Ca. 30% Mortalität
Prävention
- Allgemeine Maßnahmen: Vor Zeckenstichen schützen, bspw. mit Insektenspray und Bedecken der Haut [4]
- FSME-Impfung [5]
- Impfstoff: Monovalenter Totimpfstoff (siehe auch: FSME-Impfstoff)
- Nebenwirkungen: Insb. bei Kindern im Alter von 1–2 Jahren Fieberreaktionen >38 °C (15%)
- Indikations-/Reiseimpfung
- Zeckenexposition in Endemiegebieten, bspw. Aufenthalt in freier Natur
- Regionen: Insb. nordöstliches Europa, Teile Deutschlands [6]
- Weitere reisemedizinische Empfehlungen: Siehe DTG-Reiseimpfungen-FSME
- Berufsbedingte Impfung
- Laborpersonal
- Forstpersonal und Landwirte in Endemiegebieten
- Grundimmunisierung (Indikations-/Reise-/berufsbedingte Impfung): 3 Impfdosen
- 1. Impfdosis Tag 0
- 2. Impfdosis nach 1–3 Monaten
- 3. Impfdosis 5–12 Monate nach 2. Impfdosis (je nach Hersteller)
- Schnellimmunisierungsschema verfügbar; siehe auch: FSME-Impfstoff
- Auffrischungsimpfung
- 3 Jahre nach Grundimmunisierung
- Danach bis <50 J. bzw. <60 J. alle 5 Jahre (je nach Hersteller, siehe: FSME-Impfstoff)
- ≥50 J. bzw. ≥60 J. alle 3 Jahre (je nach Hersteller, siehe: FSME-Impfstoff)
- Impfstoff: Monovalenter Totimpfstoff (siehe auch: FSME-Impfstoff)
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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2022
- A84.-: Virusenzephalitis, durch Zecken übertragen
- Inklusive: Virusmeningoenzephalitis, durch Zecken übertragen
- A84.0: Fernöstliche Enzephalitis, durch Zecken übertragen [Russische Frühsommer-Enzephalitis]
- A84.1: Mitteleuropäische Enzephalitis, durch Zecken übertragen
- Zentraleuropäische Frühsommer-Meningoenzephalitis [FSME]
- A84.8: Sonstige Virusenzephalitis, durch Zecken übertragen
- Louping-ill-Krankheit [Spring- und Drehkrankheit]
- Powassan-Enzephalitis
- A84.9: Virusenzephalitis, durch Zecken übertragen, nicht näher bezeichnet
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2022, DIMDI.